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Veröffentlicht am 29.07.2024

Berührender Auftakt der Lakeland Love-Trilogie

Nanny über Nacht - Lakeland Love
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„Nanny über Nacht“ ist der Auftakt von Alexandra Zöbelis Lakeland Love Trilogie.

Ausgerechnet an ihrem freien Tag führt der Weg Rettungssanitäterin Harriet an einem Autounfall vorbei. Natürlich eilt ...

„Nanny über Nacht“ ist der Auftakt von Alexandra Zöbelis Lakeland Love Trilogie.

Ausgerechnet an ihrem freien Tag führt der Weg Rettungssanitäterin Harriet an einem Autounfall vorbei. Natürlich eilt sie dem verletzten Tom sofort zur Hilfe und verspricht ihm sogar, sich um seine Tochter Poppy zu kümmern. Obwohl Harriet normalerweise stets eine professionelle Distanz zu ihren Patienten wahrt, freundet sie sich schnell mit Poppy an und fühlt sich auch von ihrem Vater unwiderstehlich angezogen. Doch Tom traut niemandem und hat durchaus seine Gründe mit seiner Tochter ein sehr zurückgezogenes Leben zu führen.

Alexandra Zöbelis Roman lässt sich so wunderbar locker-leicht lesen, dass die Seiten nur so dahingehen. Anschauliche Beschreibungen der idyllisch-ländlichen Wohnsituationen, wechseln sich mit dramtischen Szenen aus Harriets Berufsalltag ab. Durch die Erzählperspektive in der 3. Person erfährt der Leser eine Menge sowohl über Harriets als auch Toms Gefühle. Lediglich einige Wiederholungen in der Ausdrucksweise fallen auf, stören das Lesevergnügen aber kaum.
Zentrale Themen des Romans sind vor allem Familie und Hilfsbereitschaft, ganz nebenbei wird hier aber auch Inklusion vorgelebt. Daher verwundert es auch nicht, dass als Nebenfiguren vor allem Harriets Familienmitglieder in Erscheinung treten. Allesamt recht charakterstark und in ihrer Hilfsbereitschaft stets zuverlässig, mischen sie sich auch gern mal ungefragt ein, wenn es um ihre Lieben geht. Die Neugierde auf die nächsten beiden Bände, in denen es um die zerstrittenen Brüder geht, wird dabei zweifelsfrei geschürrt. Ein paar fiese Gestalten kommen natürlich auch zum Vorschein. Allen voran der deutsche Nachbar Kai-Uwe und sein Mitarbeiter Mick, was vielleicht ein wenig klischeehaft wirkt. Die 12 jährige Poppy hat das Down-Syndrom, kämpft aber sehr entschlossen und ziemlich diszipliniert dafür, ein ganz normales Kind zu sein und auch als solches behandelt zu werden. Leicht hat sie es damit nicht. Aufgeben ist für Poppy aber keine Option. Tom ist auf den ersten Blick ein sehr liebenswerter und sympathischer Mann. Wenn es um seine Tochter geht, wird er allerdings schnell zum Übervater und lässt kaum bis gar nicht mit sich reden. Er lebt sehr zurückgezogen und es fällt ihm schwer Vertrauen zu seinen Mitmenschen zu fassen. Trotzdem geht Harriet ihm wirklich unter die Haut, obwohl sie immer wieder an seinem wunden Punkt ansetzt. Harriet liebt ihre anspruchsvolle Arbeit als Rettungssanitäterin und hat sich geschworen Job und Privates streng voneinander zu trennen. Dass Tom und seine liebenswerte Tochter diesen Grundsatz gefährlich ins Wanken bringen, ist ihr eigentlich gar nicht recht. Auch die Geheimnisse, die er mit sich herumträgt missfallen ihr sehr. Ihrem Herz ist das aber leider vollkommen egal.
Wie es für einen absoluten Wohlfühlroman so üblich ist, zeigt der Spannungsbogen zwar hier und da mal einen deutlichen Aufschwung, bleibt aber im Großen und Ganzen auf einem soliden und überwiegend berechenbaren Niveau. Das heißt allerdings keinesfalls, dass in dem Roman durchgängig eitel Sonnenschein herrscht. Einige dramatische und nachdenklich stimmende Momente halten die Geschichte sehr authentisch.
Insgesamt gesehen ist „Nanny über Nacht“ eine wirklich sehr lesenswerte Wohlfühllektüre. Mit viel Herz, romantischen Momenten und vor idyllischer Kulisse lassen sich mit diesem Roman überaus behagliche Lesestunden verbringen.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Luxus, Leidenschaft und ein tragisches Familiengeheimnis

Northern Sky (Rosenborg-Saga, Band 3)
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„Northern Sky“ ist der dritte und damit abschließende Teil der Rosenborg-Saga, in der Autorin Inga Schneider ihre Leser mitnimmt in die dänische High-Society. Auch ohne Kenntnis der ersten beiden Teile ...

„Northern Sky“ ist der dritte und damit abschließende Teil der Rosenborg-Saga, in der Autorin Inga Schneider ihre Leser mitnimmt in die dänische High-Society. Auch ohne Kenntnis der ersten beiden Teile kann man sofort und problemlos in das Leben des jüngsten Bjerregaard Sprosses Frederik und der Journalistin Camilla eintauchen.

Frederik Bjerregaards Leben gleicht einer Party: Feiern, Alkohol und Frauen bis zum Abwinken und bloß keine Verbindlichkeiten eingehen. Doch als er unerwartet Camilla, die beste Freundin seiner Zwillingschwester wiedertrifft und die Geschwister ihm gemeinsam mit dem verhassten Vater auch noch einen Job aufs Auge drücken wird Frederiks Lebenswandel gehörig durcheinander gewirbelt. Ob er Camilla, die als Journalistin einen Artikel über das Jubiläum des Rosenborg-Imperiums seiner Familie schreiben soll, wohl anvertrauen kann, was sein Innerstes bewegt?

Inga Schneider lässt das Geschehen dank ihres wunderbar flüssigen und detailverliebten Schreibstils beim Lesen sehr lebendig erscheinen. Über den Großteil des Romans ist es eine regelrechte Freude diese präzisen Beschreibungen zu genießen. Einige weniger handlungsrelevanten Textstellen hätten für meinen Geschmack aber auch etwas kürzer abgehandelt werden können. Erzählt wird der Roman in der 3. Person, wodurch der Leser deutliche Einblicke sowohl in Camillas, als auch Frederiks Gefühls- und Gedankenwelt erhält.
Das Cover lässt schon einen ersten Einblick in die gesellschaftlichen Dimensionen des Romans erahnen. Da es sich um den dritten Band einer Familiensaga handelt, fehlt mir hier jedoch ein wenig der Bezug zur Familie. Dennoch passt das Cover hervorragend zu den beiden Vorgängern.
Obwohl Frederik Bjerregaard nach außen hin den verwöhnten, lebenslustigen Sunnyboy verkörpert und einen luxuriösen und eher oberflächlichen Lebenswandel pflegt, gibt es in seinem Leben doch so einige wunde Punkte. Ganz oben anzuführen ist dabei seine zerrüttete Familie und das miserable Verhältnis zu seinem Vater. Frederik ist durchaus bereit alles auf’s Spiel zu setzen, um sich an seinem Vater zu rächen und ihn in den Abgrund stürzen zu sehen. Von diesen Gefühlen besessen, lässt er sich zu einer ebenso unbeherrschten wie ungerechten Reaktion hinreißen, die nicht leicht verzeihlich ist. Andererseits zeigt Frederik sich aber auch immer wieder ausgesprochen einfühlsam und nimmt die Stimmung in seinem Umfeld sehr feinfühlig wahr. Journalistin Camilla hat einen gewaltigen inneren Konflikt auszutragen: Um ihre Lebenshaltungskosten zu begleichen, muss sie im Leben der Bjerregaards einen Skandal aufstöbern und darüber berichten. Doch Louise Bjerregaard ist ihre beste Freundin und Frederik gerade dabei ihr Herz zu erobern. Gefangen zwischen dem Vertrauen ihrer Freunde und ihrer prekären Finanzlage trifft Camilla eine folgenschwere Entscheidung, die ein lange verschwiegenes Familiengeheimnis ans Licht bringt und auch ihr eigenes Glück gefährdet.
Der Roman startet sehr unterhaltsam und legt einen deutlichen Fokus auf das Verhältnis von Camilla und Frederik. Mit zunehmender Kontroverse zwischen Frederik und seinem Vater und der zugespitzten Situation für Camilla nimmt auch die Spannung zu. Bis kurz vor Schluss bleibt die Frage um Camillas möglicherweise hochexplosiven Artikel ebenso offen, wie der Familienzwist. Auch zwischen Frederik und Camilla wird es noch einmal spannend. Hinzu kommt, dass die Familiengeschichte einen gesellschaftlich sehr relevante Hintergrund hat und durch diesen folgenschwer beeinflusst wurde, sodass die Handlung zum Schluss noch einmal deutlich an Tiefgang gewinnt.
Northern Sky vereint in einem hervorragenden Schreibstil Luxus, Leidenschaft und Tiefgang miteinander. Zum Abschluss der Saga wird nun auch endlich das alles beherrschende Familiengeheimnis gelüftet.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Familiäre Mordermittlungen mit einem Hauch von Hollywood

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
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Mit dem Krimi TÖDLICHE TIDE IN ST. PETER-(M)ORDING ist bereits der dritte Band der St. Peter-(M)Ording-Reihe aus der Feder von Tanja Janz erschienen. Wer die ersten beiden Bände bereits kennt, ist schon ...

Mit dem Krimi TÖDLICHE TIDE IN ST. PETER-(M)ORDING ist bereits der dritte Band der St. Peter-(M)Ording-Reihe aus der Feder von Tanja Janz erschienen. Wer die ersten beiden Bände bereits kennt, ist schon bestens mit Schauplätzen und Charakteren vertraut. Die Lektüre des dritten Bandes ist jedoch auch ohne diese Kenntnisse problemlos möglich.

Der Inhalt:
Im sonst so beschaulichen Urlaubsparadies an der Nordsee herrscht Hollywood-Stimmung. Eine bekannte Krimiproduktion hat ihre Zelte in St. Peter Ording aufgeschlagen. Schon bald geht es drunter und drüber: Der bekannte Filmstar Titus Frank wird tot in der Sauna seines abgebrannten Ferienhauses aufgefunden. Doch während die Ursache schnell klar ist - es war Mord – verlaufen die Ermittlungen der beiden Gemeindepolizisten Ernie und Fred eher schleppend. Gut, dass Ernies Schwester Ilva und ihre Kollegin Ute sich beinahe ebenso eifrig in die Ermittlungen einmischen, wie Freds Vater Ede, seines Zeichens Kommissar a. D. aus dem tiefsten Gelsenkirchen. Trotz vereinter Bemühungen stoßen sie bei ihren Nachforschungen jedoch auf viele widersprüchliche Spuren.

Tanja Janz gelingt es mit ihrem Schreibstil die besondere Atmosphäre der Küstenregion sehr bildhaft darzustellen. In Anbetracht des sehr ansprechenden Covers hätte ich mir indes etwas mehr Witz erwartet. Spannend ist hingegen der Wechsel der Erzählperspektiven innerhalb des Krimis. Während Tanja Janz den Großteil ihres Romans aus Sicht eines neutralen Erzählers darstellt, gibt es immer wieder für kurze Sequenzen einen Wechsel zum Ich-Erzähler und damit ins Innerste des Mörders. Eine wirklich spannende Idee.
Trotzdem kommt die Handlung zunächst noch etwas schleppend in Gang. Ein möglicher Grund dafür sind die vielen, nahezu gleichermaßen bedeutsamen Figuren. Entgegen üblicher Lesegewohnheiten, darf man sich in diesem Krimi nicht auf einen Hauptcharakter bzw. eine Identifikationsfigur festlegen und diese Umstellung braucht ein wenig Zeit. Dabei hilft allerdings die Tatsache, dass die Charaktere durchweg sympathisch und überaus authentisch erscheinen, obwohl die Polizisten auf charmante Art ein wenig einfältig wirken und das eine oder andere Klischee bedient wurde. Auch der feste familiäre Zusammenhalt bei den Feddersens und den Glabotkis wirkt absolut natürlich und sehr gefällig. Überhaupt ist die Zusammenstellung der Ur-Nordfriesen und der Ruhrpottler äußerst gelungen. Die beiden Welten hätten allerdings ruhig noch ein wenig deutlicher aufeinanderprallen dürfen.
Mit einem gewaltigen Spannungsbogen kann dieser Krimi sicher nicht aufwarten. Trotzdem bleibt die Mördersuche bis zum Schluss spannend. Es gibt schließlich so einige heiße Spuren, die im wahrsten Sinne im Sande verlaufen.

Insgesamt wird meine Erwartungshaltung auf einen humorigen Krimi mit Nordseeflair zwar nur teilweise erfüllt, das Buch liefert aber zweifelsfrei unterhaltsam-leichtes Lesevergnügen mit teils ulkigen Figuren. Ein ideales Buch für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 04.12.2024

Humorvoll, lockerer Regency-Roman

Der Viscount und das unerwartete Glück
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„Der Viscount und das unerwartete Glück“ ist der sechste Teil von Freda MacBrides Regency-Reihe. In diesem, von der Reihe unabhängig zu lesenden Band geht es dieses Mal um die junge Charlotte und den Viscount ...

„Der Viscount und das unerwartete Glück“ ist der sechste Teil von Freda MacBrides Regency-Reihe. In diesem, von der Reihe unabhängig zu lesenden Band geht es dieses Mal um die junge Charlotte und den Viscount Timothy Hornible.
Das Cover zeigt die Rückansicht der Protagonistin im weißen Kleid, die in einem parkähnlichen Anwesen steht und auf ein hochherrschaftliches Gebäude im Hintergrund blickt. Eigentlich ein wirklich hübsches Cover, dass in meinen Augen aber nicht gänzlich zum Roman passen mag. Zum einen erscheinen mir die Farben für einen Regency-Roman viel zu kräftig, zum anderen spielt der Roman in London, also den Stadthäusern der feinen Gesellschaft.
Die ersten Begegnungen zwischen Charlotte und Timothy stehen unter keinem guten Stern, doch als ihre verwitweten Elternteile Gefallen aneinander finden, verbindet die beiden plötzlich ein gemeinsames Ziel: Die ältere Generation soll keinesfalls heiraten. Doch das Vorhaben die Eltern auseinander zu bringen ist einfacher gesagt als getan und Charlotte muss nebenbei auch noch selbst nach einem passenden Ehemann Ausschau halten. Obwohl zwischen Charlotte und Timothy zunächst die Fetzen fliegen, kommen die beiden sich bei ihrer gemeinsamen Mission überraschend näher.
Die Handlung des Romans ist nicht unbedingt sonderlich originell. Auf Bällen und bei gesellschaftlichen Verpflichtungen geht es immer wieder darum die jungen, heiratsfähigen Mädchen möglichst gut und schnell unter die Haube zu bringen. Alles schicklich und im Rahmen der vorherrschenden Konventionen versteht sich. Erfrischend finde ich, dass auch in der älteren Generation Liebe und Heirat eine Rolle spielen. In Anbetracht des offensichtlichen Titels bleibt die große Spannung im Handlungsverlauf allerdings aus. Zu deutlich ist es einfach, wie die Situation für die beiden Protagonisten endet. Lediglich die Frage nach Lady Hornible, Timothy Mutter und Lord Dallingham, Charlottes Vater bringt dem Buch ein wenig unterschwellige Spannung ein. Trotzdem ist der Roman ein echter Pageturner und ich konnte ihn nur schwer aus der Hand legen. Die Kapitel sind abwechselnd aus Charlottes und Timothys Sicht erzählt, wodurch beide Blickwinkel und Handlungen wunderbar nachvollziehbar sind. Der Schreibstil ist sehr flüssig, ausgesprochen anschaulich und mitunter ziemlich amüsant. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich bei Regency-Romanen eigentlich doch einen eher veralteten Sprach- bzw. Schreibstil. Auch wenn dieser sich oft nicht ganz so flüssig lesen lässt, gehört es für mich einfach dazu und macht Roman dieser Ära authentischer.
Die besondere Stärke des Romans liegt meiner Ansicht nach in den Charakteren. Beide Hauptfiguren sind ausgesprochen direkt und ehrlich, zumindest soweit es die gesellschaftlichen Konventionen zulassen. Vor allem für eine junge Frau der feinen Gesellschaft wie Charlotte ist diese forsche Art eher ungewöhnlich, sodass sie aus der breiten Masse heraussticht. In Anbetracht der Kürze des Romans gelingt es der Autorin Freda MacBride vergleichsweise vielschichtige Protagonisten zu erschaffen, deren Charakterzüge sie mal bei gesellschaftlichen Anlässen, mal im privaten Umfeld zum Vorschein bringt.
Insgesamt eine sehr gefällig zu lesende locker-leichte Lektüre mit einer interessanten Protagonistin und (fast) allem, was ein Regency-Roman braucht.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Heilsamer Neubeginn in der Idylle Cornwalls

Der Strickladen am Meer - Hollywell Hearts 3
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„Der Strickladen am Meer“ ist der dritte Teil der „Hollywell Hearts“-Reihe von Jennifer Wellen. Das gut zwölf Stunden dauernde Hörbuch wird von Lisa Rauen gelesen.
Grace, die nach dem Tod ihres Mannes ...

„Der Strickladen am Meer“ ist der dritte Teil der „Hollywell Hearts“-Reihe von Jennifer Wellen. Das gut zwölf Stunden dauernde Hörbuch wird von Lisa Rauen gelesen.
Grace, die nach dem Tod ihres Mannes in ein tiefes Loch gefallen ist, wird von ihren Freundinnen zu einem ausgedehnten Aufenthalt in Cornwall ermuntert. Zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter kehrt sie den quälenden Erinnerungen in London den Rücken und findet auf der Ziegenfarm der Freundinnen neue Hoffnungen und Ziele. In Cornwall trifft Grace auch wieder auf Elliot, der ihre Gefühle bereits bei ihrem ersten stürmischen Zusammentreffen in London verwirrt hat. Doch es gibt einen Zusammenhang zwischen Elliot und dem verstorbenen Joe. Etwas, dass Grace auf keinen Fall erfahren soll.
Bereits das Cover vermittelt den paradiesischen Eindruck ländlicher Idylle, was trotz verschiedener Spannungsmomenten ausgesprochen gut zum Inhalt des Romans passt.
Auf die Lesung und Stimme von Lisa Rauen konnte ich mich nach kurzer Zeit gut einstellen. Etwas gestört hat es mich allerdings, dass sie den verschiedenen Charakteren manchmal ziemlich übertriebene Stimmlagen gegeben hat.
Der Schreibstil von Jennifer Wellen ist sehr ansprechend und flüssig. In ihrem Buch spricht sie viele Themen an, wie Familie und Freundschaft, Trauer, Hoffnung und Neubeginn, Nachhaltigkeit, Medizin und Gesundheit, Häkeln und natürlich die Liebe. Die Kapitel sind abwechselnd aus Graces und Elliots Sicht erzählt, was dem Leser bzw. Hörer einen guten Einblick in die Gefühle und Beweggründe der beiden Hauptcharaktere liefert. Es gibt einige wenige Situationen, z. B. Jennas plötzlicher Charakterumschwung, die nicht gänzlich logisch oder authentisch wirken, der Freude an dem Roman aber keinen Abbruch tun. Der Spannungsbogen bleibt die meiste Zeit über auf einem eher typischen Feel-Good-Niveau. Einige spannungsgeladene Höhepunkte hat das Buch beim Konkurrenzkampf um das Cottage, der Beinahe-Katastrophe um Charly und der Krise zwischen Grace und Elliot jedoch auch zu bieten.
Die beiden Hauptcharakter Grace und Elliot kommen beide aus London, wo sie auf einer Hochzeit bereits einen aufrührenden Moment geteilt haben.
Grace findet in Cornwall immer mehr zu ihrem Lebensmut zurück und plant ihre Leidenschaft fürs Häkeln und nachhaltige Bioprodukte zu ihrem Beruf zu machen. Sie knüpft schnell neue Kontakte und auf ihre Freundinnen und ihre Eltern in London kann Grace sich jeder Zeit verlassen. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist aber Charly, ihre dreijährige Tochter. Fairness ist Grace sehr wichtig, selbst wenn andere Menschen sich unfair verhalten. In einigen Momenten erscheint sie mir ihren Mitmenschen gegenüber ein wenig zu belehrend, was sie aber authentischer und menschlicher macht. Ihre unternehmerischen Pläne wirken dagegen auf mich eher ein wenig blauäugig, zumal sie als Ergotherapeutin aus einer ganz anderen Branche kommt.
Elliot ist als Neurochirurg von seiner Arbeit vollkommen überlastet und ausgelaugt. Auch seine Affäre mit seiner Arbeitskollegin Paige ist mittlerweile für ihn zum Störfaktor geworden und in seinen Augen quasi beendet. Leider „vergisst“ er Paige dies mitzuteilen und verletzt damit nur umso mehr. Mit seiner eher konfliktscheuen und manchmal ziemlich feigen Art lässt er eben einiges unausgesprochen oder verdreht ein wenig die Wahrheit. Dabei ist nicht nur seine schlitzohrige Tante Martha sehr daran interessiert ihn endlich unter die Haube zu bringen. Dass Elliot in seinem so dringend benötigten Urlaub plötzlich aus reiner Gutmütigkeit die komplette Vertretung für einen, ihm unbekannten Kollegen übernimmt, erscheint mir ein wenig weit hergeholt. Ein paar Stunden täglich hätte ich eher nachvollziehen können. Trotz einiger kleiner Fehler wirkt Elliot überaus sympathisch, hilfsbereit und gutmütig. Bei seinen Mitmenschen hat er dementsprechend schnell einen Stein im Brett. Nur bei Grace beißt er auf Granit – zumindest vorerst.
Insgesamt ist „Der Strickladen am Meer“ ein schöner Wohlfühlroman der Mut macht einen Neubeginn zu wagen. In der idyllischen Kulisse Cornwalls und der Ziegenfarm wirkt zwar nicht alles authentisch, aber nach ihrer schweren Zeit dürfen die Charaktere mich gern ins Paradies mitnehmen.

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