Alles kommt anders
Die Unvollkommenheit des GlücksAuf den ersten Blick hatte ich bei diesem Buch die Befürchtung, dass das Thema Selbstfindung und Selbstliebe zu sehr im Mittelpunkt stehen könnte und weniger eine konkrete Handlung. Irgendwie haben die ...
Auf den ersten Blick hatte ich bei diesem Buch die Befürchtung, dass das Thema Selbstfindung und Selbstliebe zu sehr im Mittelpunkt stehen könnte und weniger eine konkrete Handlung. Irgendwie haben die Covergestaltung und der Titel bei mir diese Erwartung geweckt, aber ich wurde positiv überrascht.
Im Mittelpunkt eines der beiden Handlungsstränge steht der Ingenieur Lew, der sich zunächst freiwillig für den Kriegsdienst als Pilot meldet, aber dann schnell erkennt, wie viel Unrecht und unnötiges Leid auch er so mit verursacht. Die andere Protagonistin ist Ana, deren Wurzeln väterlicherseits auch in Lews Heimat liegen, die aber in einem friedlichen Land weiter im Westen Europas lebt. Sie hadert mit ihrer Trennung und damit, nun wohl endgültig kinderlos zu bleiben.
Inwiefern beide Handlungsstränge miteinander in Verbindung stehen könnten, lässt sich zunächst nur erahnen, bevor sich nach und nach alles ineinander fügt. Dabei wird teilweise auch sehr ungeschönt über die Grausamkeit des Kriegs und all das, was Menschen den Einwohnern ihres Nachbarlandes, die plötzlich ihre Feinde sind, berichtet. Gleichzeitig geht es aber auch darum, wie man trotzdem Mensch bleiben und noch irgendwie die Hoffnung behalten kann. Was Ana angeht, erkennt sie mehr und mehr, was ihr wirklich wichtig ist, für ihr Leben und, dass sich ursprüngliche Ziele auch mal ändern dürfen und man den Mut aufbringen sollte, das Alte hinter sich zu lassen.
Die Autorin beschreibt all das in einem sehr anschaulichen (was das Kriegsgeschehen angeht, zudem auch ungeschönt realistisch) und sprachgewaltigen Stil mit unzähligen sprachlichen Bildern und vielen weisen Worten, die das, was sie aussagen möchte, sehr gut auf den Punkt bringen. Dennoch ist der Roman gut und flüssig lesbar und bietet einige neue Perspektiven auf das Leben. Er ist sicher keine leichte Kost, lässt am Ende aber auch ganz viel Hoffnung zu.