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Veröffentlicht am 17.07.2024

Bernstein im Glas

Mitternachtsschwimmer
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Bernstein im Glas

Zwei unterschiedliche Charaktere, zwei unterschiedliche Leben und doch treffen sie mitten in einer Pandemie aufeinander. Ein Plott der sicher erstmal nicht neu erscheinen mag, doch hat ...

Bernstein im Glas

Zwei unterschiedliche Charaktere, zwei unterschiedliche Leben und doch treffen sie mitten in einer Pandemie aufeinander. Ein Plott der sicher erstmal nicht neu erscheinen mag, doch hat die Autorin Roisin Maguire es geschafft das Grundgerüst zu nehmen und eine ruppige und dennoch eingehende Geschichte zu schreiben.

Neben den beiden Hauptfiguren begegnen uns mit der Zeit weitere Personen, die wichtig für die Geschichte sind. Sie erreichen harte Herzen und lassen zu, dass Gespräche geführt werden, die dafür sorgen, dass das Leben weiter gehen kann.

Doch um was geht es? Evan muss Abstand nehmen. Gezwungenermaßen. Daher fährt er an die Küste in das Ferienhaus von Grace. Die lebt zurück gezogen außerhalb des Dorfes und lebt von den Mieteinnahmen und dem Verkauf von Seetang und Quilts. Wie es kommen muss, gibt es ein Ereignis - die Pandemie - die Evan dazu zwingt länger als die geplante Woche zu bleiben...

Ich mag die Schreibweise sehr. Auf der einen Seite ruppig und sehr direkt, auf der anderen Seite sehr poetisch. Wir erfahren vom hässlichen Hund und gleichzeitig von Sonnenstrahlen die es sich im Haus gemütlich machen. Eine interessante Mischung, die das Buch zu etwas besonderem macht.

Die Figuren sind leicht überzeichnet, dennoch immer so, dass ich glauben würde, dass es sie doch irgendwo so geben könnte. Grace ist direkt und sagt was sie denkt. Sie wird für etwas sonderbar gehalten und hat doch ihre Geschichte. Sie geht nur eben anders mit ihr um. Ich habe fast alle in mein Herz geschlossen - nur John fand ich arschig. Vielleicht können manche Leser es nachvollziehen, wenn sie dieses wundervolle Buch gelesen haben.

Ach ja und diesmal auch etwas zum Cover - ich will es die ganze Zeit anfassen. Die Schrift ist vertieft und passt mit dem leuchtendem gelb perfekt zum Meer. Gegensätze die sich perfekt ergänzen.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Wer sind wir?

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Wer sind wir?

Was für ein Buch. Ich habe es geliebt zu lesen.
Ein Roman, der mich noch lange begleiten wird.

Juno hat viele Aufgaben. Sie kümmert sich um ihren kranken Mann, der auf den Rollstuhl angewiesen ...

Wer sind wir?

Was für ein Buch. Ich habe es geliebt zu lesen.
Ein Roman, der mich noch lange begleiten wird.

Juno hat viele Aufgaben. Sie kümmert sich um ihren kranken Mann, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Sie scammt Scammer zurück und nebenbei ist sie Schauspielerin und geht sechs Mal die Woche zum tanzen.

Auch wenn es sich erstmal nach keine “krassen” Twist anhört, hat die Geschichte mich mitgenommen. Obwohl die Erzählweise an sich recht kühl ist. Wir begleiten zwar Juno, doch habe ich auch nach dem Ende des Buches das Gefühl, sie ist weit weg. Sie lässt nicht viel an sich heran. Sie erfindet für die Scammer, mit denen sie schreibt, verschiedene Geschichten und verliert sich in ihrer eigenen.

“Eigentlich schauspielerte sie nur dann, wenn sie nicht auf einer Bühne stand.
An den normalen Tagen.
Da spielte sie, ein normaler Mensch zu sein.
Eine normale Juno.”

Sie ist für viele da - nur vergisst sie manchmal sich selbst. Solche Phasen im Leben hatten wir sicher alle schon einmal. Auch wenn ich keinen schwer kranken Menschen pflegen muss, habe ich doch des Öfteren an mich selbst gedacht. Was gebe ich für andere und was für mich selbst? Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Wie schon erwähnt ist der Schreibstil an sich recht kühl und direkt. Ohne Umschweife oder Beschönigungen erzählt Juno uns von ihrem Leben. Dennoch hat man die Orte und Gegebenheiten immer vor dem Auge und kann sich die beschriebenen Szenen gut vorstellen.

Für mich persönlich noch eine kleine Anmerkung - da ich selbst in Leipzig, in der die Geschichte spielt, studiert habe, waren die Beschreibungen der Stadt ein bisschen wie nach Hause kommen. Sicher ist das eine sehr individuelle Sicht, doch für mich selbst hat es die Bindung zu der Geschichte noch einmal verstärkt.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Familiendynamiken

In den Augen meiner Mutter
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Familiendynamiken

Was passiert, wenn man in jungen Jahren ein Elternteil verliert? Nicht, weil es verstorben ist und man zumindest einen Ort zum Trauern hat - nein, wenn es einfach aus deinem Leben verschwindet ...

Familiendynamiken

Was passiert, wenn man in jungen Jahren ein Elternteil verliert? Nicht, weil es verstorben ist und man zumindest einen Ort zum Trauern hat - nein, wenn es einfach aus deinem Leben verschwindet und du weißt nicht einmal warum.

Jo Leevers hat mit "In den Augen meiner Mutter" einen beeindruckenden und emotionalen Roman über genau dieses Thema geschrieben. Denn Nancy, die Mama von Georgie und Dan, geht - und kommt nicht zurück.

Georgie könnte aktuell nicht glücklicher sein. Sie steht kurz vor der Geburt, hat einen tollen Mann und lebt in einem großen Haus. Doch dann entdeckt sie in einem Artikel ihre Mutter. Die, die vor vielen Jahren verschwunden ist und keiner wusste, was passiert ist. Zusammen mit ihrem Bruder gehen sie dem nach und wollen ihre Mutter aufspüren.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven (Georgie und ihre Mutter Nancy) und verschiedenen Zeitebenen erzählt. Denn das war für mich ein besonderes Highlight - die Art und Weise, wie Leevers die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verwebt.

Das zentrale Thema des Romans – die Frage nach der wahren Identität und den unausgesprochenen Geheimnissen innerhalb einer Familie – wird mit großer Sensibilität behandelt. Leevers zeigt, wie Erinnerungen und Missverständnisse das Leben und die Beziehungen formen können. Unausgesprochenes lässt tiefe Wunden zurück, obwohl das nicht hätte sein müssen. Wenn man miteinander geredet hätte.

"In den Augen meiner Mutter" ist ein wundervoller Roman rund um eine Familiengeschichte. Es ist ein intensives Porträt über die Suche nach Wahrheit und Vergebung. Über die Kraft der Erinnerungen und wie wichtig Kommunikation ist.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Die Welt der Philosophinnen

Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft
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Die Welt der Philosophinnen

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist eine tolle Anthologie rund um die bedeutenden Philosophinnen der Geschichte. Sie stellt uns das intellektuelle ...

Die Welt der Philosophinnen

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist eine tolle Anthologie rund um die bedeutenden Philosophinnen der Geschichte. Sie stellt uns das intellektuelle Schaffen und die Einflüsse von bedeutenden Philosophinnen aus verschiedenen Epochen vor.

Die Sammlung deckt eine breite zeitliche und thematische Palette ab und umfasst sowohl klassische als auch moderne Philosophinnen. Sie sind in ihrem jeweiligen Kapitel nach ihrem Geburtsjahr geordnet. Das finde ich eine gute Entscheidung - so hat man nicht das Gefühl, dass sie nach Bekanntheit oder ihrer Wichtigkeit geordnet wurden.

Wir begleiten die politische Theoretikerin Hannah Arendt, die Existentialistin Simone de Beauvoir bis hin zur Pionierin der Frauenrechte, Mary Wollstonecraft. Um nur drei der beschriebenen Frauen zu nennen. Das Buch bietet interessante Einblicke in das Leben und Denken dieser tollen Frauen.

Jedes Kapitel widmet sich einer der Philosophinnen und beleuchtet ihre zentralen Werke und Ideen. Gleichzeitig werden sie historisch und kulturell eingeordnet, damit die Leser:innen verstehen, wie die Herausforderungen und Barrieren zu verstehen sind, denen diese Frauen gegenüberstanden.

Die Biografien sind detailliert und gut recherchiert. Für mich als Laie in diesem Gebiet waren die Erklärungen und Beschreibungen fast immer nachvollziehbar und verständlich. Ich konnte mir die Arbeit der Frauen gut vorstellen und werde sicher die ein oder andere noch ein bisschen weiter verfolgen.
Was ich mir persönlich noch gewünscht hätte - ein Bild oder eine Zeichnung der jeweiligen Philosophin. Sicher kann man diese selbst suchen, aber direkt zu Beginn eines jeden Kapitels wäre das noch einmal eine kleine, optische Unterstützung gewesen. Das ist jedoch mein einziger Kritikpunkt.

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist ein spannendes Buch für alle, die sich für Philosophie, Geschichte und feministische Theorie interessieren.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Der falsche Vermeer
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Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Patrick van Odijk hat mit "Der falsche Vermeer" einen spannenden Kunstthriller geschrieben. Es wurde die wahre Begebenheit rund um den Fälscher Han van Meegeren ...

Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Patrick van Odijk hat mit "Der falsche Vermeer" einen spannenden Kunstthriller geschrieben. Es wurde die wahre Begebenheit rund um den Fälscher Han van Meegeren (1889 -1947) zugrunde gelegt.

Das Buch dreht sich um die Entdeckung eines vermeintlich echten Gemäldes des niederländischen Meisters Johannes Vermeer. Wir begleiten zwei verschiedene Protagonisten. Zum einen die Reporterin Meg van Hettema und der Kunstfälscher Jan van Aelst. Mir waren beide direkt sympathisch. Obwohl Jan erstmal als eher abgehoben durch seine Partys beschrieben wird, hat man nur ein paar Sätze später verstanden, warum er diese in solch harten Zeiten gegeben hat. Damit seine Gäste Essen mitnehmen konnten und es so nicht auffiel, dass sie damit Menschen,die sie versteckt haben, Essen geben zu können. Darüber musste ich tatsächlich lange nachdenken. Etwas so offensichtlich unpassendes erweist sich als eine große Geste.

Und diese Gedanken zogen sich durch das Buch. Für mich war es eine große Freude es zu lesen und in die Welt einzutauchen. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt ab und an und selbst als Leser hat man sich manchmal gefragt, was nun die Wahrheit sein könnte. Doch das hat mich hier nicht gestört. Ich fand es sogar ganz gut, dass es etwas unklar bleibt.

Natürlich ist ein großes Thema des Buches die Authentizität und der Betrug in der Kunstwelt. Wir erleben hautnah mit wie dünn die Grenze zwischen Original und Fälschung sein kann und welche weitreichenden Konsequenzen dies für Sammler, Museen und Experten hat.

Zusammenfassend ist "Der falsche Vermeer" ein hervorragend recherchierter und spannend erzählter Roman, der Kunstliebhaber und Thrillerfans gleichermaßen begeistern wird. Patrick van Odijk hat mit diesem Werk eine überzeugende Mischung aus Kunstgeschichte und Kriminalroman geschaffen, die lange nachhallt und zum Nachdenken anregt.

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