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Veröffentlicht am 17.07.2024

Die Familie Kölln und ihr Haferflocken-Imperium während des 1. Weltkriegs

Das Haus Kölln. Große Hoffnung
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Der zweite Band der Kölln-Saga beginnt im Jahr 1912. Es ist bereits die nächste Generation der Familie am Start. Wir treffen "alte Bekannte" wieder, und es kommen einige interessante Charaktere neu dazu. ...

Der zweite Band der Kölln-Saga beginnt im Jahr 1912. Es ist bereits die nächste Generation der Familie am Start. Wir treffen "alte Bekannte" wieder, und es kommen einige interessante Charaktere neu dazu. Die Zeiten sind nicht einfach, und als der erste Weltkrieg vor der Tür steht und so gut wie alle arbeitstauglichen Männer eingezogen werden, müssen die Frauen sehen, wie sie zurecht kommen. Es ist sehr fesselnd, mitzuerleben, was sich Bertha Kölln und ihre Schwiegertochter Else einfallen lassen, um die Firma über diese schwere Zeit zu retten. Auch Berthas Schwägerin Marie geht neue Wege.
Ein weiterer Erzählstrang dreht sich um die Apothekertochter Caroline. Auch sie kennen wir bereits aus dem ersten Band, und sie erfährt etwas, das ihr komplettes Leben durcheinanderwirbelt.
Nach dem Krieg, als Claus Kölln wieder nach Hause kommt, sollen die Frauen plötzlich das Zepter wieder aus der Hand geben. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen und behaupten sich gegenüber dem "starken Geschlecht", denn die Zeiten, wo sie nichts zu sagen hatten, sind endgültig vorbei. Als Else ihre Ehe mit Peter in Gefahr sieht, handelt sie klug und entschlossen und findet eine gute Lösung, die ihr ganz nebenbei jede Menge Freiheit einbringt, und sie kann endlich ihren Lebenstraum verwirklichen.
Im Lauf der Handlung werden auch Begegnungen mit damaligen berühmten Zeitgenossen geschildert. So hat beispielsweise Sigmund Freud eine Gastrolle im Roman, und auch die Malerin Roswitha Bitterlich ist dabei, denn sie hat im Bezug auf die Haferflocken, die nun abgepackt verkauft werden, eine starke Bedeutung. Bei ihr hat sich die Autorin jedoch einen dramaturgische Änderung erlaubt, um sie passend in die Handlung mit einbinden zu können. Mehr dazu erfährt man im ausführlichen Nachwort.
Auch dieser zweite Band hat mich fasziniert und mir sehr gefallen. Es gab ein paar kleine Szenen, vor allem um Caroline, da hatte ich den Eindruck, dass der Zufall doch ziemlich bemüht wurde. Klar, es ist ein Roman und kein Tatsachenbericht, aber mir hat es insgesamt gut gefallen, wie die Autorin hier Realität und Fiktion gekonnt verwoben und den Spannungsbogen hoch gehalten hat. Nun bin ich sehr gespannt auf Teil 3, der quasi schon in den Startlöchern steht, und ich werde ihn in Kürze lesen.

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Erbitterter Kampf um Rauklands Thron

Raukland Trilogie
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Dies ist der zweite Band der Raukland-Trilogie, und gerade bei Fortsetzungsbänden ist es gar nicht so einfach, eine Rezension zu verfassen, ohne dabei zu viel zu verraten. Ich werde versuchen, meine wichtigsten ...

Dies ist der zweite Band der Raukland-Trilogie, und gerade bei Fortsetzungsbänden ist es gar nicht so einfach, eine Rezension zu verfassen, ohne dabei zu viel zu verraten. Ich werde versuchen, meine wichtigsten Eindrücke wiederzugeben, ohne dabei allzu sehr zu spoilern.
Ronan kehrt aus dem Exil nach Raukland zurück. Eigentlich ist er der Thronanwärter, aber da ergeben sich einige Probleme. Zum einen ist da auch Ronans Bruder Broghan, der ebenfalls auf den Thron spekuliert und sich beim Vater stets in den Vordergrund drängt. Rauklands König, ein harter Mann, der anscheinend kein Gefühl für seine Söhne aufbringt, lässt sich immer wieder gerne von Broghan einwickeln, denn der findet alle möglichen Argumente und Gründe, wieso er der bessere Nachfolger sei. Um die Nachfolge von Rauklands Herrscher antreten zu können, soll Ronan auf seine große Liebe verzichten und aus politischen gründen die Prinzessin von Angent heiraten. Wird er sich dieser Herausforderung stellen?
Es geschehen einige Dinge, die Ronan stark erschüttern und seine Pläne völlig durcheinanderbringen. Die Entwicklungen sind dramatisch und fesselnd, und der Ausgang dieses Abenteuers ist ungewiss. An einigen von Ronans Reaktionen merkt man, dass er noch recht jung ist und schnell überreagiert. Aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck, was man immer wieder im Umgang mit den Menschen spürt, die er liebt oder schätzt. Und doch musste ich manchmal mit dem Kopf schütteln, weil seine Entscheidungen nicht immer gut überlegt waren. Stellenweise war ich mir unsicher, ob Rauklands Thron nun ein Fluch oder ein Segen für Ronan wäre. Aber was ist die Alternative? Und was würde aus Raukland und seinen Bewohnern, sollte Ronan den Thron nicht erben? Einen Vorgeschmack, wie es unter Broghans Regentschaft aussehen würde, bekommen wir schon hier im Buch.
Bei dieser Trilogie kann ich nur sehr dazu raten, die Bücher der Reihe nach zu lesen, denn die Zusammenhänge werden nur richtig deutlich, wenn man die Vorgeschichte kennt. Apropos Vorgeschichte, ich habe Ronans Freund Liam und die Bewohner von Lannoch vermisst. Die Stimmung war in diesem zweiten Band härter und aggressiver, was auch am Fehlen lieb gewonnener Charaktere aus dem ersten Band liegt. Auf jeden Fall lernt man aber auch diesmal faszinierende Persönlichkeiten kennen, unter anderem Hannah, die tapfere und feinfühlige Prinzessin von Angent, die mir auf Anhieb sympathisch war.
Das Ende ist offen und doch auch in gewisser Weise zufriedenstellend, zumindest für den Moment! Aber natürlich geht Ronans Abenteuer weiter, und ich bin sehr gespannt darauf.

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Fesselnder Auftakt einer historischen Trilogie, die zur Kaiserzeit in Elsaß-Lothringen spielt

Töchter des Aufbruchs
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Der erste Band dieser neuen Trilogie führt uns nach Elsaß-Lothringen, in die kleine Stadt Diedenhofen (frz. Thionville) an der Mosel. Die junge Lehrerin Pauline Martin führt dort ein Mädchenpensionat, ...

Der erste Band dieser neuen Trilogie führt uns nach Elsaß-Lothringen, in die kleine Stadt Diedenhofen (frz. Thionville) an der Mosel. Die junge Lehrerin Pauline Martin führt dort ein Mädchenpensionat, das Erbe ihrer Patentante, mit großem Engagement. Sie liebt die Freiheit und möchte auch ihre Schülerinnen zu kritischen, selbständigen und selbstbewussten Frauen erziehen. Das gefällt nicht allen in ihrer Umgebung, denn die Rolle der Frau zur damaligen Zeit war sehr eingeschränkt und festgefahren. Einigen Einwohnern von Diedenhofen ist das Mädchenpensionat darum ein Dorn im Auge. Eines Tages erfährt Pauline von einer heimlichen Liebschaft ihrer Schülerin und zugleich entfernten Verwandten Suzette mit einem Soldaten aus dem preußischen Regiment. Als das Mädchen plötzlich verschwindet, wendet sich Pauline an Hauptmann Erich von Pliesnitz, mit der Bitte, ihr in dieser prekären Angelegenheit beizustehen. Der Hauptmann, ein Eigenbrötler und Jungeselle, der "Frauenzimmern" gegenüber größere Vorurteile hegt, ist zuerst wenig erfreut, denn er fühlt sich angesichts Paulines weiblicher Autorität unsicher, und Pauline muss auch zuerst einige Vorwürfe einstecken, sie hätte ihre Schülerinnen nicht im Griff. Aber mit der Zeit entwickelt sich ein gewisses Verständnis und sogar so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden so ungleichen Menschen. Pauline möchte ihren Schützlingen ein gutes Rüstzeug für die Zukunft mitgeben, was ihr auch weitgehend gut gelingt. Nur Suzette erweist sich als störrisch und uneinsichtig und bringt sich dadurch in große Gefahr.
Etwa zur gleichen Zeit stellt Pauline einen neuen Gärtner ein. Vincent verrichtet gute Arbeit, gibt sich aber, was seine Vergangenheit angeht, sehr verschlossen. Er trägt anscheinend ein Geheimnis mit sich herum. Nach Suzettes Verschwinden beginnt eine Zeit der Verdächtigungen und Schuldzuweisungen. Wie sich letztendlich alles fügt, wird hier natürlich nicht verraten.

Mit viel Zeitkolorit erzählt die Autorin diese fesselnde Geschichte, die 1910 spielt, zu einer Zeit, als Frauen noch sehr eingeschränkt waren, sowohl in ihrer Berufswahl als auch in all ihren Entscheidungen. Die Charaktere der Hauptpersonen sind interessant und vielschichtig beschrieben. Man kann sich gut in die damalige Zeit und in Paulines Lage versetzen. Marie Pierre, den meisten eher als Maria W. Peter bekannt, kann selbst auf eine deutsch-französische Familiengeschichte zurückblicken und hat vermutlich das Leben ihrer Großtante, die selbst zur damaligen Zeit ein Mädchenpensionat in Bouzonville besuchte, in dieser fesselnden Trilogie verarbeitet. Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Kaiserzeit hat die Autorin sehr gründlich recherchiert und lebendig dargestellt.
Der Roman hat ein rundes, zufriedenstellendes Ende, aber ich bin natürlich trotzdem sehr neugierig darauf, wie Paulines Geschichte weitergeht, und so heißt es nun, auf das Erscheinen der Fortsetzung warten, auf die ich mich schon sehr freue.

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Es geht spannend weiter mit Isabella und Chris

Wie Spuren am See - Die Rückkehr
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Endlich gab es ein Wiedersehen mit Isabella und Chris. Sie sind nach wie vor frisch verliebt und wohnen in der alten Villa, die Isabella geerbt hat. Aber inzwischen hat sie der Alltag eingeholt. Isabella ...

Endlich gab es ein Wiedersehen mit Isabella und Chris. Sie sind nach wie vor frisch verliebt und wohnen in der alten Villa, die Isabella geerbt hat. Aber inzwischen hat sie der Alltag eingeholt. Isabella ist dabei, eine Ausstellung zu organisieren, und Chris muss sich mit seinem Buch sputen, um den Abgabetermin einhalten zu können. Dabei sehnen sich die beiden nach mehr gemeinsamer Zeit, um ihrer Liebe mehr Raum zu geben.
Doch eines Tages steht eine ältere Dame vor der Tür, die nach Ada, der früheren Besitzerin der Villa, fragt. Gudrun, eine gute alte Freundin von Ada, braucht Hilfe, denn sie ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann. Sehr dramatisch schildert sie ihre Situation, und das junge Paar nimmt sie spontan bei sich auf.
Die Zusammenhänge, die sich nach und nach ergeben, reichen weit in die Vergangenheit zurück, und Isabella ist überfordert, denn sie braucht ihre ganze Konzentration für die bevorstehende Ausstellung. Es gibt ein paar mysteriöse Ereignisse und Verwirrungen, und Isabella weiß nicht so recht, wie sie Gudrun helfen soll. Um die Veröffentlichung seines Sagen-Buches nicht zu gefährden, begibt sich Chris in Schreibklausur, und die Ereignisse wenden sich in eine ungeahnte Richtung.
Auch in der Fortsetzung ihrer Bodensee-Saga hat die Autorin wieder gut ausgearbeitete Charaktere, jede Menge Lokalkolorit und eine große Portion Spannung zu bieten. Es gibt einige Überraschungen in der Geschichte, manches war für mich aber auch vorhersehbar. Vor allem Isabella kommt mir hier ein wenig zu gutmütig und blauäugig vor, was aber wohl auch damit zusammenhängt, dass sie wegen der Galerieeröffnung im Stress ist und ihr Augenmerk sowie ihre ganze Kraft hauptsächlich auf die bevorstehende Eröffnung richtet. Sehr gut gefällt mir, dass Chris' Sagen immer eine Basis für die Geschichte liefern und ein wenig Mystik in die Handlung bringen. Man könnte durchaus auch gleich mit diesem Band beginnen, denn die Vorgeschichte wird immer wieder kurz angerissen, so dass man weiß, worum es geht und wie alles zusammenhängt. Allerdings empfehle ich doch, beim ersten Band zu beginnen, denn das bringt einfach noch mehr Lesevergnügen. Mir hat auch dieses Buch richtig gut gefallen, wenn es auch nicht ganz an den ersten Band heranreicht. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, was uns im dritten Band erwarten wird.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Sehr schöner Auftakt zu Elke Beckers neuer Familiensaga

Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten
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Dies ist der Auftakt zu einer neuen Familiensaga von Elke Becker, in der es um die Entstehungsgeschichte der Köllnflocken-Werke geht. Es beginnt im Jahr 1886 mit einer Grützmühle in Elmshorn. Als Charlotte ...

Dies ist der Auftakt zu einer neuen Familiensaga von Elke Becker, in der es um die Entstehungsgeschichte der Köllnflocken-Werke geht. Es beginnt im Jahr 1886 mit einer Grützmühle in Elmshorn. Als Charlotte Kölln die Nachricht erhält, dass ihr Mann Ferdi einen tödlichen Unfall in der Mühle hatte, bricht die Welt der Familie zusammen. Ferdi hatte so große Pläne, die nun alle zu scheitern drohen, denn Charlotte kann offiziell als Frau keine Firma leiten, und die Söhne sind noch in der Ausbildung. Es muss schnell eine Lösung her, und Charlotte Kölln ist nicht gewillt, die Zukunftsvision ihres Mannes aufzugeben. Zusammen mit ihrer Familie tut sie alles, um Ferdis Pläne umzusetzen. Das ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden, und es kommen weitere Schicksalsschläge auf die Familie zu.
Charlotte lernt man als harte, unnachgiebige Frau kennen, und vermutlich wurde sie durch die Erlebnisse und Verluste in der Vergangenheit zu der Person, wie sie im Buch dargestellt ist. Sie lässt keine Gefühle zu und macht damit nicht nur sich selbst sondern auch ihren Kindern das Leben noch schwerer. Die Söhne sind hin und her gerissen zwischen Pflicht und eigenen Interessen, und als Peter sich in Bertha, eine junge Frau aus der Arbeiterklasse, verliebt, stellt sich Charlotte gegen eine Heirat. Aber sie hat nicht mit Bertha gerechnet, die alles für ihre große Liebe tut, und letztendlich erweist sich die Verbindung mit ihr als Segen für die Familie. Alle Kölln-Kinder gehen ihren eigenen Weg, denn den Sturkopf haben sie wohl von ihrer Frau Mama geerbt.
Auch wenn dem Roman die Geschichte des Familienunternehmens Kölln zugrunde liegt, ist die Handlung doch fiktiv, und auch die Protagonisten haben nicht so gelebt wie es dargestellt wird, denn über das Privatleben der Köllns, vor allem über die Frauen der Familie, ist nicht allzu viel bekannt. Die Autorin hat hier aber Tatsachen und Fiktion sehr gekonnt zu einer fesselnden Saga verwoben, und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht, denn es sind am Ende doch einige Punkte offen, die wohl erst im zweiten Teil geklärt werden, der heuer im April erscheint. Ich fand alle Handlungsstränge sehr fesselnd, aber mein liebster Charakter im Buch ist Bertha, und ich habe ihr, als bekennender Haferflocken-Fan, bei ihren Experimenten in der Küche sehr gerne über die Schulter geschaut.
Schon die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen. Das Cover zeigt im Vordergrund eine attraktive Frau, von der ich vermute, dass es sich um Bertha handelt. Im Hintergrund ist das Kölln Werksgebäude zu sehen. In der vorderen Buchklappe gibt es noch eine besondere Spezialität, denn hier ist ein persönliches Rezept von Elke Becker abgedruckt, und ich werde diese Hafer-Knuspertaler ganz sicher ausprobieren.

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