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Veröffentlicht am 17.07.2024

Ein fesselnder Thriller

Das Baumhaus
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Inhalt: Henrik und Nora reisen mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn nach Västernorrland, um den Alltag hinter sich zu lassen. Während Henrik Inspiration für sein neues Kinderbuch sucht, möchte Nora Abstand ...

Inhalt: Henrik und Nora reisen mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn nach Västernorrland, um den Alltag hinter sich zu lassen. Während Henrik Inspiration für sein neues Kinderbuch sucht, möchte Nora Abstand gewinnen. Denn: Sie hat einen Fehler begangen, von dem niemand erfahren soll. Anderswo in Västernorrland gibt sich Rosa Lundqvist ihren forensischen Forschungen hin, um sich davon abzulenken, dass sie ihren Bruder pflegen muss. Bei einer Grabung entdeckt sie unvermittelt das Skelett eines Kindes. Als Fynn plötzlich verschwindet, wird Rosa von der Polizei als Ermittlerin eingesetzt, um den Fall zu lösen. Denn: Nur sie kennt sich wirklich in den Wäldern Schwedens aus.

Persönliche Meinung: „Das Baumhaus“ ist ein Thriller von Vera Buck. Erzählt wird der Thriller aus mehreren Ich-Perspektiven: So wird neben den Perspektiven Henriks, Noras und Rosas auch die Sichtweise von Marla, einem jungen Mädchen, das in einem Baumhaus lebt, eingenommen. Der Thriller ist durchweg spannend: Das Haus, in dem Henrik und Nora den Urlaub verbringen möchten, sowie die Wälder Västernorrlands werden atmosphärisch dicht beschrieben und weisen eine gewisse Bedrohlichkeit auf. Zusätzlich gibt es mehrere potentielle Täterfiguren, die für die Entführung Fynns verantwortlich sein könnten, wodurch man mehrmals auf falsche Fährten geführt wird. Daneben erweist Henrik sich als unzuverlässiger Erzähler: Mehrfach dichtet er seine Erlebnisse aus, lügt offen und scheint Erinnerungslücken zu besitzen. Zuletzt finden sich innerhalb der Handlung auch einige richtig überraschende Wendungen, die einen eiskalt erwischen. Der Schreibstil von Vera Buck ist sehr lebendig und anschaulich, sodass während der Lektüre ein schönes Kopfkino entsteht. Insgesamt ist „Das Baumhaus“ ein spannender sowie rätselhafter Thriller, in dem wenig so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Ein spannender und vielversprechender Reihenauftakt

Die Sehenden und die Toten
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Inhalt: Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel möchte es ruhiger angehen – auch für ihre hochsensible Tochter Lana. Deshalb hat sie sich von Hamburg ins Wendland versetzten lassen, wo sich, im Vergleich ...

Inhalt: Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel möchte es ruhiger angehen – auch für ihre hochsensible Tochter Lana. Deshalb hat sie sich von Hamburg ins Wendland versetzten lassen, wo sich, im Vergleich zum trubeligen Hamburg, Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch mit der Ruhe ist es plötzlich vorbei: Ein 18-jähriger junger Mann, Sohn eines lokalen Geldadeligen, wird tot aufgefunden; die Augen durch Spiegelscherben ersetzt. In der Schule sowie innerhalb der Familie galt der junge Mann als unauffällig, doch je weiter Carla ermittelt, desto mehr erfährt sie über die dunkle Seite des Mannes…

Persönliche Meinung: „Die Sehenden und die Toten“ ist ein Kriminalroman mit Lokalbezug von Sia Piontek. Es handelt sich um den Auftakt einer neuen Krimireihe, die sich um die Ermittlerin Carla Seidel dreht. Erzählt wird die Handlung des Romans aus zwei personalen Perspektiven: Carlas Perspektive bildet die Hauptperspektive, daneben findet sich aber in einzelnen Kapiteln auch die Sichtweise von Lana, die ihre Mutter bei dem Fall unterstützt. „Die Sehenden und die Toten“ ist insgesamt eine fesselnde Lektüre: Der Fall ist spannend konstruiert, es passiert ziemlich viel (sodass es wirklich kein Längen gibt) und das Erzähltempo ist hoch. Zusammen mit dem anschaulichen sowie lebendigen Erzählstil ist „Die Sehenden und die Toten“ daher ein Schmöker der besten Art, den man gar nicht weglegen möchte. Die Auflösung des Falls mit einem überraschenden Twist rundet dabei das Lektüreerlebnis ab. Sehr gut hat mir auch die Gestaltung der Figuren gefallen: Die Bandbreite der Figuren ist groß – vom schusseligen Polizeichef, über wichtigtuerische Lokalprominenz zur hochsensiblen Tochter, die über sich hinauswächst. Dabei sind alle Figuren – trotz leichterer Überzeichnungen – lebensnah. Insgesamt ist „Die Sehenden und die Toten“ ein vielversprechender, spannender Reihenauftakt, der neugierig auf die Folgebände macht.

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Noch nachhallender als "22 Bahnen"

Windstärke 17
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Achtung: „Windstärke 17“ baut auf der Handlung von „22 Bahnen“ auf. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu „22 Bahnen“.

Inhalt: Ida sitzt im ICE nach Hamburg, wo Tilda jetzt wohnt. Dort ...

Achtung: „Windstärke 17“ baut auf der Handlung von „22 Bahnen“ auf. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu „22 Bahnen“.

Inhalt: Ida sitzt im ICE nach Hamburg, wo Tilda jetzt wohnt. Dort kommt sie allerdings nicht an: Die Beziehung zwischen Ida und Tilda ist abgekühlt – Ida kommt nicht mit Tildas Art klar, will sie nicht sehen, sodass sie sich kurzfristig dazu entscheidet, nach Rügen zu fahren. Dort versucht sie zu vergessen: Sie stürzt sich ins Meer, kämpft bis zur Erschöpfung mit Wind und Wellen. Eher zufällig trifft sie auf das Ehepaar Marianne und Knut, das sie bei sich aufnimmt – wodurch sie in ruhigere Gewässer geführt wird. Doch gerade, als Ida sich bei Marianne und Knut eingewöhnt hat, gerät ihre Welt wieder aus den Fugen…

Persönliche Meinung: „Windstärke 17“ ist ein Coming of Age-Roman von Caroline Wahl. Der Roman spielt einige Jahre nach der Handlung von „22 Bahnen“: Tilda lebt mittlerweile mit ihrer Familie in Hamburg, Ida, aus deren Ich-Perspektive die Handlung erzählt wird, ist wegen ihrer Mutter in Berlin geblieben (bis ein Schicksalsschlag, der sie massiv aus der Bahn wirft, eingetreten ist). Da alle nötigen Informationen zu „22 Bahnen“ in „Windstärke 17“ benannt werden, kann man letzteren auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen. Insbesondere für ein tieferes Verständnis der Beziehung zwischen Tilda und Ida (und in Bezug auf die Beziehung der beiden zu ihrer Mutter) ist es aber sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen. Die Handlung von „Windstärke 17“ folgt einem ähnlichen Grundmuster wie „22 Bahnen“ (geht aber zugleich auch darüber hinaus; tatsächlich hat mir „Windstärke 17“ noch einen Tick besser gefallen als der Vorgänger): Ähnlich wie Tilda musste Ida früh lernen, erwachsen zu werden; auch muss Ida mit einem Schicksalsschlag aus der Vergangenheit klarkommen. Die Gefühle und Gedanken von Ida, ihre gesamte (laute) Zerrissenheit, werden dabei sehr intensiv dargestellt; mehrfach finden sich tragische, hochemotionale Szenen, zugleich aber auch Situationen voller Hoffnung. Diese werden sogar noch nachhallender beschrieben, als dies bereits in „22 Bahnen“ der Fall war. Der Erzählstil, der sich ausgesprochen flüssig lesen lässt, ist meist lakonisch, oft allerdings auch mit einer Prise Humor gewürzt. Insgesamt ist „Windstärke 17“ ein starker Coming of Age-Roman – noch tragischer, intensiver, bittersüßer und nachhallender als „22 Bahnen“.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Ein abwechslungsreicher Abenteuer-/Schelmenroman

König von Albanien
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Inhalt: Salzburg 1913. Otto Witte ist in die städtische „Heilanstalt für Gemütskranke“ eingewiesen worden. Der Grund: Otto ist fester Überzeugung, er sei der König von Albanien. Professor Meyring, Leiter ...

Inhalt: Salzburg 1913. Otto Witte ist in die städtische „Heilanstalt für Gemütskranke“ eingewiesen worden. Der Grund: Otto ist fester Überzeugung, er sei der König von Albanien. Professor Meyring, Leiter der Heilanstalt, ist nicht dieser Meinung; er ist sich absolut sicher, dass Otto an Demenz erkrankt sein muss. Der junge Doktorand Alois Schilchegger sieht diesen Befund differenzierter: Abgesehen von Ottos Überzeugung, König von Albanien zu sein, verhält er sich völlig unauffällig, sodass Schilchegger unschlüssig ist, wie er Otto behandeln soll. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Schilchegger auf Ottos Geschichte ein – was nicht nur Folgen für ihn und Otto hat, sondern die gesamte Anstalt auf den Kopf stellt…

Persönliche Meinung: „König von Albanien“ ist ein Roman von Andreas Izquierdo, der sich mit der historischen Persönlichkeit Otto Witte beschäftigt (Otto Witte (1872 – 1958) war ein Schausteller, der mit Nachdruck behauptete, im Balkankrieg fünf Tage lang König von Albanien gewesen zu sein. Seine Geschichte schrieb er in zwei Büchern auf). Erzählt wird der Roman in zwei, sich abwechselnden Handlungssträngen. Der erste, kürzere Handlungsstrang ist die Rahmenhandlung um Alois Schilchegger. Schilchegger erzählt hier aus Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen mit Otto sowie von seinen Versuchen, das Leben der Patienten in der Heilanstalt zu verbessern. Eingebettet in diese Rahmenhandlung ist Ottos Geschichte, in der von unterschiedlichen personalen Erzählern berichtet wird, wie Otto zum König von Albanien wird. Roman und Handlung lassen sich schwerlich einem Genre zuordnen: Besonders in Albanien/im Osmanischen Reich geraten Otto und sein Freund Max Hoffmann (meist selbst verschuldet) in einige risikoreiche Situationen, sodass „König von Albanien“ Elemente eines Abenteuerromans besitzt. Aus diesen Situationen befreien sie sich meist mit Witz; zudem sind sie auch für die ein oder andere Hochstapelei zu haben, weshalb sich auch Anklänge an die Gattung Schelmenroman finden. Eingebettet in die Abenteuer/Schelmereien ist zudem eine feine Liebesgeschichte. Daneben findet sich in der Rahmenhandlung zudem eine Portion Gesellschaftskritik, wenn dargestellt wird, wie – vor Schilcheggers Veränderungsbemühungen – mit den Patienten der Heilanstalt umgegangen wird. So ergibt sich insgesamt eine abwechslungsreiche, meist humorvolle Lektüre, die trotz kleinerer Längen viel Spaß macht. Erhöht wird das Lesevergnügen noch durch Andreas Izquierdos Schreibstil: Izquierdo schreibt anschaulich, detailverliebt und mit einem Augenzwinkern, sodass sich der Roman sehr flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „König von Albanien“ ein abwechslungsreicher und humorvoller Schelmen-/Abenteuerroman mit einem schillernden Protagonisten.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein fesselnder Regiokrimi

Im Eichtal
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Inhalt: Kommissar Wim Schneider, der gerade erst in seine alte Heimat Braunschweig zurückgekehrt ist, sieht sich mit mehreren Verbrechen konfrontiert: Zuerst wird nahe der Oker eine bis zur Unkenntlichkeit ...

Inhalt: Kommissar Wim Schneider, der gerade erst in seine alte Heimat Braunschweig zurückgekehrt ist, sieht sich mit mehreren Verbrechen konfrontiert: Zuerst wird nahe der Oker eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche gefunden; kurze Zeit später würgt eine Schlange im Naturhistorischen Museum eine Fingerkuppe hervor. Zudem geht eine Vermisstenanzeige bei der Polizei ein: Die honorige Vorsitzende einer Förderstiftung ist verschwunden. Als wäre die Klärung der Verbrechen allein nicht schon kompliziert genug, wird die Situation für Wim Schneider und seine Teampartnerin Rosalie Helmer noch durch einen weiteren Faktor erschwert: Yves Degenhardt, der neue Vorgesetzte von Wim und Rosalie, der ihnen genaustens auf die Finger schaut…

Persönliche Meinung: „Im Eichtal“ ist nach „Gaußberg“ und „Hinter Liebfrauen“ der dritte Band um den Kriminalhauptkommissar Wim Schneider. Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, sodass man die Krimis nicht zwangsläufig der Reihe nach lesen muss. In der Reihe spielt allerdings auch die Entwicklung der Figuren (z. B. Liebesbeziehungen, Freundschaften, Erkrankungen) eine große Rolle, sodass es sinnvoll ist, die Reihe chronologisch zu lesen, um besser mit den Figuren fühlen zu können (im 3. Band wird beispielsweise eine Freundschaft stark auf die Probe gestellt – welche dies ist, soll hier allerdings nicht gespoilert werden). Erzählt wird die Handlung aus unterschiedlichen personalen Perspektiven. Ankerpunkte dabei bilden Wim, Rosalie und Wims (ehemalige) Arbeitskollegin Biggi. Mit den Perspektivwechseln geht häufig ein Wechsel des Schauplatzes einher, sodass die Handlung einerseits ein schönes Tempo erhält, andererseits die Fälle immer wieder neu – aus einer anderen Sicht – betrachtet werden (Keine Angst: Mario Bekeschus tariert die Perspektiven stimmig aus, sodass man immer genau weiß, wer gerade wo erzählt/ist). Zur Handlung selbst möchte ich gar nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Sie ist fesselnd, besitzt die ein oder andere überraschende Wendung und wird stimmig aufgelöst. Eine zusätzliche – über die Krimihandlung hinausgehende – Tiefe erhält der Roman durch die bereits angesprochene Thematisierung des Privatlebens der Figuren. Hier geschehen ebenfalls Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte – und die eine potentielle Sprengkraft für zukünftige Krimis rund um Wim Schneider besitzen. Der Schreibstil von Mario Bekeschus ist anschaulich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Im Eichtal“ ein fesselnder Niedersachsen-Krimi, der sich stimmig in die Reihe fügt und sehr gespannt auf den nächsten Teil macht.

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