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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2024

Bewegende Geschichte

Die alte Villa auf den Klippen
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„...Der Schotter knirschte unter den Reifen, als sie ihren Weg auf der breiten Auffahrt fortsetzte, die in einem Kreisel vor den Haus endete...“

Ashley ist angekommen. Wird es ihr gelingen, in Hope Harbor ...

„...Der Schotter knirschte unter den Reifen, als sie ihren Weg auf der breiten Auffahrt fortsetzte, die in einem Kreisel vor den Haus endete...“

Ashley ist angekommen. Wird es ihr gelingen, in Hope Harbor ihren Traum zu verwirklichen nach den Enttäuschungen der letzten Zeit?
Die Autorin hat eine tiefgründigen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist gut ausgearbeitet.
Die 80jährige Rose hat Ashley die Teilhaberschaft an ihrer viktorianischen Villa angeboten. Nach notwendigen Umbauten sollen dort exklusive Hochzeiten und Empfängen stattfinden. Allerdings legt Rose wert darauf, im Hintergrund zu bleiben. Wegen eines heftigen Schicksalsschlags hat sie sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Im Ort lernt Ashley den Künstler und Tacokoch Charley kennen. Dessen Menschenkenntnis ist legendär. Seine Lebensweisheiten treffen den Punkt:

„..Glückliche Erinnerungen sind ein Schatz, der schwere Tage leichter erträglich macht. Und sie helfen, die Bitterkeit zu vertreiben...“

Für die Gestaltung der Außenanlagen gibt Ashley den Auftrag an den Landschaftsgärtner Jon. Der erlaubt Fremden nur selten einen Blick auf sein Gesicht. Wird es Ashley gelingen, hinter die Fassade zu schauen?
An vielen Stellen wird deutlich, wie sehr Ashleys Vater ihre Lebenseinstellung geprägt hat. Sein Erbe ist es, das ihr jetzt die Zukunft ermöglicht.

„...Ashley, lass dir nie von irgendjemanden deine Träume rauben. Sie sind wertvoller als Gold. Denk an Thoreaus Worte: Wenn du Luftschlösser gebaut hast, dann reiß sie nicht ein. Sondern errichte ein Fundament darunter...“

Ashleys Mutter ist mit ihrer Tochter nicht zufrieden. Ihre Welt ist die Welt des Geldes und des Managements.
Das Leben in Hope Harbor sorgt immer wieder für humorvolle Momente. Dazu gehören auch die gekonnten und fast liebevollen Streitgespräche zwischen dem katholischen Pastor und dem evangelischen Pfarrer. Wer andere Bücher der Reihe kennt, trifft viele alte Bekannte wieder.
Nicht vergessen möchte ich die beiden Möwen Floyd ud Gladys, die erstaunlicherweise immer dort auftauchen, wo sich eine neue Beziehung anzubahnen scheint.
Das Buch hat mit ausgezeichnet gefallen. Hier werden wichtige Themen angesprochen. Es geht um innere Schönheit und Einsamkeit, um Selbstachtung und Erniedrigung. Es ist eine Geschichte des Neubeginns und der Hoffnung, nicht nur für Ashley und Jon.

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Fesselnd bis zu letzten Zeile

Bellevue
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„...Plötzlich und ohne Vorwarnung fiel ein Körper wie aus dem Nichts krachend auf die Tischplatte. Kaffeetassen wurden zu Boden geschleudert und zerbrachen klirrend in ihre Einzelteile...“

Die Szene spielt ...

„...Plötzlich und ohne Vorwarnung fiel ein Körper wie aus dem Nichts krachend auf die Tischplatte. Kaffeetassen wurden zu Boden geschleudert und zerbrachen klirrend in ihre Einzelteile...“

Die Szene spielt in der Universität Zürich. Spielt ist der richtige Ausdruck, denn dort wird gerade eine Folge des Tatorts gedreht.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil sorgt für den jeder Zeit hohen Spannungsbogen. Außerdem zeichnet er sich durch gut ausgearbeitete Gespräche aus.
Hauptmann Armand Muzaton und sein Freund Professor Philipp Humboldt sind zum Abschlussessen nach den Dreharbeiten eingeladen. Sie haben ihre eigene Ansicht über den Film.

„...Der Mensch ist ständig auf der Suche nach etwas Höherem und Besserem. Was also könnte das Ziel für jemanden sein, der schon alles hat? Vermutlich Unsterblichkeit und ewige Jugend...“

Schnell aber werden beide wieder in die Niederungen des Verbrechens geführt. Professor Heegel, dessen Buch die Vorlage für den Krimi war, meldet seine Assistentin Rahel Studer bei Philipp als vermisst. Eine Lösegeldforderung ist schon eingegangen. Vor einem Einschalten der Polizei wird gewarnt. Das aber sieht Philipp anders und wendet sich an Armand.
Mir gefällt, wie genau die Hintergründe der Figuren beleuchtet werden. Hegels Frau stammt aus einem adligen Haus. Das lässt man ihn spüren. Hier kommt auch ein feiner Humor zum Tragen.

„...Wie du vielleicht weißt, haben meine Schwiegereltern adlige Wurzeln und residieren in einer schlossähnlichen Villa in Mecklenburg: altes Geld, ein Stammbaum länger als der Ferienstau vor dem Gotthard, das volle Programm. Die Verwandtschaft meiner Frau deckt alle Präpositionen ab: von, mit, zu...“

Die Ermittlungen und das Verhalten bei der Lösegeldübergabe werden akribisch geplant. Dann aber ist das Geld weg und von Rahel fehlt jede Spur. An einer anderen Situation geht Priya, einer jungen Polizistin, ein Gedanke durch den Kopf, der auch hier passt.

„...Doch wie der Wunsch die Mutter des Gedanken, so ist die Enttäuschung der böse Bruder der Realität...“

Am Ende erwartet den Leser eine handfeste Überraschung.
Gut gefällt mir die lokale Verortung der Geschichte. Nicht nur der Schweizer Dialekt, auch Begriffe aus der Appenzeller Gegend sind gekonnt in die Handlung eingeflossen. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über Intrigen und Kompetenzgerangel im Universitätsbetrieb.
Die Geschichte hat mich prima unterhalten. Sie hat alles, was ich von einem fesselnden Krimi erwarte: eine nachvollziehbare Handlung, sympathische Ermittler und Raum für private Befindlichkeiten.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Was ist Traum, was Wirklichkeit?

Das Haus hinter Midnight - Eine merkwürdige Begebenheit
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„...Alles, was wir sehen oder scheinen, ist nichts als ein Traum in einem Traum...“

Dieses Zitat aus dem Buch bringt das Geschehen auf den Punkt. Der Roman bewegt sich zwischen Traum und Realität.
Die ...

„...Alles, was wir sehen oder scheinen, ist nichts als ein Traum in einem Traum...“

Dieses Zitat aus dem Buch bringt das Geschehen auf den Punkt. Der Roman bewegt sich zwischen Traum und Realität.
Die Autorin hat eine spannende Handlung verfasst. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Dazu gehört auch, dass er an vielen Stellen mehr verschweigt als zu erkennen gibt.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihr Handeln.
Hope steht gerade vor ihre Abschlussprüfung an der Universität. Dass zum Prüfungsteam genau die Professorin gehört, mit der sie nicht zu Rande kommt, macht die Sache nicht einfacher. Da kann sie die nächtlichen Alpträume nicht gebrauchen. Sie würde gern wieder einmal eine Nacht durchschlafen. Außerdem gehen ihr die letzten Worte ihrer Großmutter nicht aus dem Kopf.

„...Jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben eine Aufgabe zu erfüllen. Eine Aufgabe, die nur er allein erfüllen kann, die ihn zu etwas Besonderen macht...“

In ihrem Traum sieht sie immer ein besonderes Haus, weiß aber weder, wo es sich befindet, noch, was es damit auf sich hat. Sie hat nur den Eindruck, dass sie dort erwartet wird, um eine Tragödie zu verhindern.
Normalerweise ist Hope Realistin. Deshalb versucht sie auch für alles, was ihr ungewöhnlich vorkommt, eine logische Erklärung zu finden.
Die Autorin hat im Buch geschickt einige Genre vermischt. Die Handlung in der Gegenwart ist mit einer Prise Magie versetzt. Gleichzeitig schicken Hopes Träume sie auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Hier hat die Autorin gekonnt Anregung aus der Märchenwelt mit eingeflochten.
Für mich als Leser bleibt lange verborgen, was die Phänomene der Gegenwart zu bedeuten haben. Dadurch entsteht ein extrem hoher Spannungsbogen und es gibt immer wieder neue Überraschungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Berührende Geschichte

Highland Happiness - Die Schmiede von Kirkby
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„...Es war ein kalter, aber trockene Märznachmittag, als Charly am Westufer des Loch Ness entlang in Richtung Norden zuckelte...“

Charly hat eine Anstellung als Hufschmiedin in Kirkby. Dummerweise hat ...

„...Es war ein kalter, aber trockene Märznachmittag, als Charly am Westufer des Loch Ness entlang in Richtung Norden zuckelte...“

Charly hat eine Anstellung als Hufschmiedin in Kirkby. Dummerweise hat Marlin aber bisher nicht mitbekommen, dass seine Nachfolgerin eine Frau ist.
Die Autorin hat erneut eine abwechslungsreiche Geschichte im kleinen schottischen Ort Kirkby angesiedelt. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das zeigt sich schon in dem gekonnten ersten Schlagabtausch zwischen Charly und Marlin.

„...Bei allem Respekt, Sir, Sie machen mir nicht den Eindruck, als würden Sie so viel mehr Körpergewicht als ich auf die Wage bringen...“

Charly hat ein heftiges Päckchen mit an ihre neue Arbeitsstelle gebracht. Bisher war sie als Hufschmiedin in verschiedenen Ländern tätig, obwohl ihr großer Clan sich der Seefahrt verschrieben hat. Doch das Meer ist Charly suspekt. Es dauert seine Zeit, bis ich die Ursache erfahre.
Sehr ausführlich wird an passenden Stellen Charlys Arbeit als Hufschmiedin beschrieben, die von Marlin kritisch beäugt wird. Charly kann und will sich nicht unterbuttern lassen.

„...Ich verstehe Ihr Problem nicht, Mr. Fraser. Ich will Ihnen weder Ihr Förmchen wegnehmen noch Ihnen eins mit dem Rechen über den Schädel ziehen...“

Na gut, nach letzterem wäre ihr gerade! Als Charly einen Spaziergang mit ihrer Eselin Penny unternimmt, rettet sie zwei Hunde aus einem Fuchsbau. Die gehören dem Zahnarzt Brodie. Der schätzt die Situation völlig falsch ein. Er hält sie für eine Landstreicherin.
Natürlich macht das im Ort sofort die Runde. Es dauert, bis Brodie erkennt, in welch Fettnäpfchen er getreten ist. Dafür hat er übrigens ein Talent. Es sollte nicht das letzte sein.
Nach außen hin wirkt Brodie wie geleckt. Seine Anzüge sind maßgeschneidert. Aber auch er versteckt dahinter ein bitteres Erleben.
Wie immer ist in dem kleinen Ort eine Menge los. Das sorgt für den ausgezeichneten Unterhaltungswert des Buches. Fast alle Bewohner spielen im Laufe der Handlung eine Rolle. Dazu gehört dann auch der eine oder andere Blick in die Vergangenheit. Aber auch an der Zukunft wird gearbeitet. Isla und Ainslee sind hochschwanger. Dass gerade eine dramatische Geburt Charly und Brodie erkennen lässt, dass ihre Vorurteile auf keinen Fall zutreffen, war so nicht zu erwarten.
Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein original schottisches Rezept, eine Karte von Kirkby und einige Hintergrundinformationen vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin geht behutsam mit ihren Protagonisten um. Sie lässt ihnen Zeit, Vertrauen aufzubauen und sich zu finden.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Der Preis der Freiheit

Verstoßen für die Freiheit
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„...Deinen eigenen Weg? Du bist eine arabische Muslima! Du darfst nicht deinen eigenen Weg gehen!…

Diese Aussage der Mutter zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, einer Geschichte, die zeigt, ...

„...Deinen eigenen Weg? Du bist eine arabische Muslima! Du darfst nicht deinen eigenen Weg gehen!…

Diese Aussage der Mutter zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, einer Geschichte, die zeigt, wie stark die kulturelle Identität selbst in Deutschland wirkt.
Die Autorin erzählt offen und ungeschönt ihr bisheriges Leben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Zada stammt aus einer palästinensischen Familie. Ihre Wurzeln liegen in Jordanien. Doch schon ihr Großvater kam nach Deutschland und baute sich hier eine Existenz auf. Er heiratete eine Deutsche. Drei seiner Kinder aus erster Ehe folgten ihm nach Deutschland, darunter auch Zadas Vater.

„...Man würde meinen, dass mein Opa, der ohne Zweifel das autoritäre Familienoberhaupt meiner Familie war, seine Toleranz und Weltoffenheit an sein Kinder weitergeben konnte. Er hat es immer wieder versucht...“

Zadas Vater lernt in Jordanien seine zukünftige Frau kennen. Er nimmt sie mit nach Deutschland. Vier Jahre nach Zadas Geburt kommt es zur Scheidung. Zada lebt bei der Mutter. Die hält die arabischen Werte hoch. Zada aber möchte so leben wie ihre Schulkameradinnen. Damit sind Konflikte vorprogrammiert.
Durch das Buch erhalte ich einen tiefen Einblick in die traditionellen Werte und Verhaltensweisen. Es ist erschütternd, wie umfassend die Rechte der Mutter gegenüber ihren Kindern sind.
Mit 18 Jahren lernt Zada ihren zukünftigen Mann kennen. Sie hat mittlerweile eines erkannt: Eine gute Ausbildung ist das Wichtigste, um ein eigenständiges Leben führen zu können. Christian hat dafür volles Verständnis.
Das Buch zeigt die tiefe Zerrissenheit von Zada zwischen ihrem starken Freiheitswillen und den Forderungen der Mutter. Deren psychische Beeinflussung ist heftig und nicht sehr subtil. Doch Zada geht ihren eigenen Weg. Sie weiß sich von ihrem Freund und dessen Familie unterstützt.
Eine Stelle des Buches hat mich besonders betroffen gemacht. Zada erfährt von den Problemen ihrer jüngeren Geschwister und möchte ihnen helfen. Da das Gespräch mit der Mutter nichts fruchtet, wendet sie sich ans Jugendamt. Die Vertreter erscheinen einmal bei der Mutter und sehen keinen Grund, einzugreifen. Ab dem Zeitpunkt wird von der Mutter jeglicher Kontakt der Geschwister zu Zada unterbunden. Sie überträgt ihren Hass auf die Tochter auf die anderen Kinder.

„...Zada, wir hassen dich! Wir wollen dich nie wiedersehen! Ruf uns nie wieder an!...“

Eines wird allerdings auch deutlich. Es gibt arabische Familien, in denen es wesentlich toleranter zugeht. Gleichzeitig erlebt Zada in ihrer großen Verwandtschaft, dass Väter zunehmend an einer umfassende Bildung für ihre Kinder interessiert sind. Wie man so schön sagt: Mann kann nicht alle über einen Kamm scheren.
Nachdem bei Zada sich alles positiv entwickelt hat und sie nach außen hin stark und selbstbewusst wirkt, zeigt sich, dass ihre Psyche die Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Doch selbst aus diesem Teil wird sie mit Hilfe von guten Freunden herausfinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen Einblick in eine Parallelwelt in Deutschland, die man so kaum wahrnimmt. Zada ist ein Beispiel dafür, wie schwer es Mädchen haben, sich daraus zu lösen.

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