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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2024

Komplex, ausgewogen und sehr interessant

Wallis Simpson
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Das knallrote Cover des Buches ist genauso auffällig wie die Frau, über dies berichtet: Wallis Simpson. Geliebte Edwards VIII. und die seiner Zeit die berühmteste Frau der Welt.
Michaela Lindinger ist ...

Das knallrote Cover des Buches ist genauso auffällig wie die Frau, über dies berichtet: Wallis Simpson. Geliebte Edwards VIII. und die seiner Zeit die berühmteste Frau der Welt.
Michaela Lindinger ist hier ein umfassendes, interessantes und ausgewogenes Porträt von Wallis Simpson gelungen. Der Stil wechselt dabei zwischen sachlich nüchtern und erzählend. Das ergibt eine gut zu lesende Mischung, die trotz vieler Details nicht langweilig wird. Es sind viele Fotos abgebildet, die die beiden in verschiedenen Phasen ihres Lebens zeigen. Einige kann man als weltbekannt bezeichnen, andere sind eher nicht so prominent.

Ich habe das Porträt als unvoreingenommen empfunden. Ich hatte zunächst in wenig die Befürchtung, dass das Buch eine Art "Verteidigungsschrift" wird. Aber die Autorin zeichnet hier wirklich das Bild einer schillernden, komplexen und schon auch als kompliziert, fast schon anstrengenden Frau.
Sie entzaubert das Märchen von der "Liebe des Jahrhunderts" und zeigt die Beziehung als das, was sie vermutlich letztlich war: verdammt anstrengend und harte Arbeit für Wallis, um den Ex-König bei Laune zu halten. Die Einblicke über Edward fand ich dabei sehr interessant und es erschließt sich jetzt für mich viel eher, warum in der Welt der Eindruck entstanden ist, Wallis sei an allem Schuld.
Mit dem zeitlichen Abstand zu heute weiß man natürlich, dass dem nur bedingt so ist und auch Edward eine gehörige Portion dazu beigetragen hat, dass seine Abdankung für das britische Königreich unumgänglich war. Aus heutiger Sicht sind auch solche Sachen wie ein lebenslanger Streit um eine Anrede eine Art Kindertheater unter Erwachsenen, auf denen sich beide Seiten bockig verhalten und wo einem beim Lesen durchaus Parallelen zum Fall Harry und Meghan in den Sinn kommen.

Insgesamt fand ich es interessant und unterhaltsam zu lesen, nicht verstaubt oder langweilig; auch wenn ich Wallis Simpson während der Lektüre oft schrecklich unsympathisch fand. Aber auf ihre eigene Art hat sie die Welt eine Weile auf den Kopf gestellt und es geschafft, noch lange nach ihrem Tod Gesprächsthema zu sein.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Berührende Geschichte

Als wir nach den Sternen griffen
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Das habe ich gerne gelesen. Die Geschichte ist gut erzählt, man findet leicht einen Zugang zur Handlung den Figuren. Die Personen empfinde ich als realistisch gezeichnet und ich konnte mich in die Gefühle ...

Das habe ich gerne gelesen. Die Geschichte ist gut erzählt, man findet leicht einen Zugang zur Handlung den Figuren. Die Personen empfinde ich als realistisch gezeichnet und ich konnte mich in die Gefühle hineinversetzen und habe mich an so einigen Stellen gefragt, wie ich mich wohl gefühlt oder gehandelt hätte. Die Liebesgeschichte zwischen Tobias und Judith hat durchaus gefallen. Weder hat sie zu viel Platz eingenommen, noch wurde hier überstürzt erzählt. Sie entwickelt sich vorsichtig und berücksichtigt auch die komplizierte Situation in der sich beide befinden. Gleichzeitig dient sie auch ein wenig dazu, die "Zwischenräume" zu füllen, die über so einen längeren Zeitraum in der Handlung ergeben. Die Geschichte wurde an den richtigen Stellen gerafft, um trotzdem ein gutes Erzähltempo beizubehalten und ohne zu viel wegzulassen.
Auch die Nebenfiguren fand ich sympathisch dargestellt. Vom charmant verschmitzten Pförtner bis zum empathisch und zupackenden Botschafter.
Das Schicksal von Tobias und seiner kleiner Tochter hat mich sehr berührt. Gerade bei ihrer Flucht habe ich zwischendurch immer mal wieder die Luft angehalten und, ob auch alles wirklich gelingen wird.

Die im Klappentext angesprochene Entführung ist allerdings schnell abgearbeitet. Aus meiner Sicht hätte es die gar nicht gebraucht, die Geschichte hat auch so genug zu bieten. Dafür hätte ich mir gewünscht, dass etwas mehr auf Tobias (Ex)Frau Doreen eingegangen wird. Im Gegensatz zu anderen Nebenfiguren blieb sie mit ihren Beweggründen eher blass und wirkte ein bisschen wie eine Anti-Figur.

Die berühmte Balkonszene mit Genscher hat mir dann wirklich eine Gänsehaut beschert. Ein denkwürdiger und geschichtsträchtiger Moment, der seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher hat. Ob die Autorin das Leben in der DDR authentisch geschildert hat, kann ich leider nicht beurteilen. Ich bin nur auf dem Papier eine geborene DDR-Bürgerin, faktisch war ich beim Fall der Mauer in Jasmins Alter. Das Buch war aber ein guter Anlass um in der eigenen Familie mal zu fragen, wie z.B. meine Eltern und Großeltern diesen Moment empfunden haben.
Also ein Buch, das gute Unterhaltung bietet und gleichzeitig auch einen Anstoß gibt zu fragen: "Wie war das damals eigentlich?"

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Spannend und hoch emotional

Letzte Lügen
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Karin Slaughter hat es mal wieder geschafft und eine Geschichte aufs Papier gebracht, die mich absolut fesselt und am Ende sprachlos zurücklässt.
Das Buch ist großartig erzählt. Eine klassische Locked-Room-Geschichte, ...

Karin Slaughter hat es mal wieder geschafft und eine Geschichte aufs Papier gebracht, die mich absolut fesselt und am Ende sprachlos zurücklässt.
Das Buch ist großartig erzählt. Eine klassische Locked-Room-Geschichte, eingebettet in aktuelle Themen. Abstriche zwischen Spannung und Handlung gibt es für mich nicht. Jede Menge Verdächtige, so gut wie jeder ein hat einen plausiblen Grund für den Mord. Es lädt regelrecht dazu ein, ebenfalls zu ermitteln und eigene Überlegungen über den Mörder, das Motiv und den Ablauf anzustellen. Plottwists haben es extra spannend gemacht. Das Ende hat mich völlig überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Im Nachhinein war mir tatsächlich auch ein wenig übel. Was aber ehrlicherweise mehr meinem regen Kopfkino geschuldet ist, denn einer expliziten Beschreibung. Aber ich liebe es, wenn ein Buch soweit geht und eine körperliche Reaktion bei mir auslöst.

Mich begeistert immer wieder, wie die Autorin eine ganze Geschichte um ein einzelnes, komplexes Thema, aufbauen kann. Das zentrale Thema ist familiäre Gewalt bzw. Missbrauch in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen. Mir ging das zeitweise unheimlich an die Nieren. Da wurde bei mir auf der ganzen Klaviatur an Gefühlen gespielt, ich war manchmal den Tränen nahe und dann wieder schockiert. So manches Mal musste ich das Buch zwischendurch weglegen und erst einmal tief durchatmen. Die vielen Details waren für mich unglaublich faszinierend. Wie sich aus so vielen kleinen Puzzlestücken ein furchtbares Gesamtbild ergibt, das einem wirklich die Luft wegbleiben lässt.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Tolle Familiengeschichte

Im Nordwind
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Ich liebe historische Familiengeschichten, die in Hamburg angesiedelt sind. Hamburg ist für mich einfach die schönste Großstadt Deutschlands. Und mit ein wenig Ortskenntnissen macht es auch gleich doppelt ...

Ich liebe historische Familiengeschichten, die in Hamburg angesiedelt sind. Hamburg ist für mich einfach die schönste Großstadt Deutschlands. Und mit ein wenig Ortskenntnissen macht es auch gleich doppelt so viel Spaß. Sich vorzustellen, wie bestimmte Orte und Straßen vor sehr langer Zeit einmal ausgesehen haben, finde ich immer wieder spannend. Und genau dieses Vorstellen macht Miriam Georg mit ihrem Stil unheimliche einfach. Klar und schnörkellos, dabei aber trotzdem sehr bildhaft erschafft sie schnelle eine Atmosphäre. Egal ob auf dem Hamburger Dom, in einer ärmlichen Arbeiterwohnung oder der vornehmen Villa. Schon allein dadurch hat mir das Buch großen Spaß gemacht.

Die Geschichte ist unheimlich mitreißend. Schon nach wenigen Seiten war ich abgetaucht. Zuweilen lies es mich auch sprachlos zurück, ob er Zustände und den gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. Und dank des gefälligen Stils flogen die Seiten beim Lesen nur so dahin.
Die Figuren sind vielfältig und bieten Abwechslung. Gelegentlich fehlt es ihnen etwas an Tiefe, da bleiben die Dialoge und Handlung etwas oberflächlich und dann wird es auch etwas vorhersehbar. Weil für mich aber das Gesamtpaket stimmig ist, ich mich keine Sekunde lang gelangweilt habe und vollkommen mitgerissen war, hat mich das aber gar nicht so sehr gestört.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Großartig

Mein drittes Leben
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Auf das neue Buch von Daniela Krien habe ich mich sehr gefreut. Da mir bisher alles von der Autorin ausgesprochen gut gefallen hat, muss ich gestehen, dass ich da schon gewisse Erwartungen hatte. Glücklicherweise ...

Auf das neue Buch von Daniela Krien habe ich mich sehr gefreut. Da mir bisher alles von der Autorin ausgesprochen gut gefallen hat, muss ich gestehen, dass ich da schon gewisse Erwartungen hatte. Glücklicherweise wurde ich nicht enttäuscht. Ich habe es - wieder einmal - geliebt.

Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil steht Lindas Trauer im Vordergrund. Wie sie sich selbst von Familie, Freunden und dem Rest der Welt abkapselt, sich in eine selbstgewählte Einsamkeit zurückzieht. Im zweiten Teil erkämpft sie sich eine eigene, neue Realität. Zwar holt die Trauen sie auch hier immer wieder ein, aber sie entwickelt Strategien, um mit diesen Phasen besser umgehen zu können. Zudem findet sie einen Zugang zu ihrer eigenen Vergangenheit.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ich bin immer wieder hin und weg über den großartigen Stil der Autorin. Ich empfinde ihn als sehr gefühlvoll, einfühlsam und gleichzeitig sehr klar und filigran. Da fällt ein alltägliches Wort für "Hundescheiße" schon fast als unflätig auf. Sie schafft es, ein überaus trauriges und bedrückendes Thema so darzustellen, dass ich als Leserin jede Emotion nachvollziehen kann, ohne mich gleichzeitig von dem Geschehen bedrückt zu fühlen. Trotz all der Trauer, dem Verlust und durchaus auch Schwermütigkeit, hat der Text durchaus eine überraschende Leichtigkeit. Man fühlt wie Linda auf Distanz geht, ebenso wie sie Schritt für Schritt Veränderungen vornimmt, die langsame Öffnung, das Herantasten an das Leben und auch die Erkenntnis, dass manches nicht wieder aufgebaut werden kann oder gar nie so war, wie wahrgenommen.
Auch die Nebenfiguren fand ich sehr schön gestaltet. Sie haben der Hauptfigur in nichts nachgestanden, ich hatte auch hier das Gefühl an weiteren Leben teilzuhaben.

Dabei entstehen Sätze, die ich mehrfach lesen musste, weil ich sie als sehr stark und auch - für mich- wahr empfunden habe. Wie z.B. "All das Unerledigte, Unterlassene, Ungesagte in unserem Leben verschwindet nicht. Es sammelt sich in uns, gärt und brodelt, und manchmal bricht es heraus."
Sätze wie diese haben mich inne halten lassen und hallen auch nach dem lesen noch ziemlich intensiv in mir nach.

Für mich ein fantastisches Buch, dass mich sehr tief berührt und nachdenklich gemacht hat. Und es schürt auf jeden Fall meine Vorfreude auf das nächste Buch der Autorin.

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