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Veröffentlicht am 29.07.2024

Ein Leben für die Berggorillas

Die Tierforscherin
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Bei Aufbau Taschenbuch erscheint Claudia Seidels Roman "Die Tierforscherin". Das Buch trägt den Untertitel: Sie sucht das Abenteuer und rettet die Tiere der Wildnis.

Die 31-jährige Ava bekommt die Chance ...

Bei Aufbau Taschenbuch erscheint Claudia Seidels Roman "Die Tierforscherin". Das Buch trägt den Untertitel: Sie sucht das Abenteuer und rettet die Tiere der Wildnis.

Die 31-jährige Ava bekommt die Chance ihres Lebens, sie reist in den Kongo, um die bedrohten Berggorillas zu erforschen. Dort angekommen wird sie mit der harten Realität des Lebens im Busch konfrontiert. Die Bewohner am Virunga-Gebirge bringen Ava Feindseligkeit entgegen. Sie sind arm und auf den Anbau von Pflanzen angewiesen, die Fläche wird ständig erweitert und sie roden immer mehr Waldflächen, die auch den Gorillas als Lebensraum dienen. Schon bald wird Avas Lager überfallen. Doch Ava ist stark und der direkte Kontakt zu den Menschenaffen stärkt alle Kräfte in ihr. Der Tierfotograf Jack hilft ihr aus einer brenzlichen Lage und sie verlieben sich ineinander. Aber Jack ist verheiratet...


Ava ist eine eigenwillige und mutige Frau und widmet sich vollen Herzens den Gorillas. Sie erforscht das Verhalten und die Laute der Tiere und bemüht sich, verletzte Tiere aufzupäppeln und die Wilderer von den Tieren fernzuhalten. Sie trotzt den Widrigkeiten des Dschungels und der Menschen, für die das Fleisch der Gorillas auch Nahrung bedeutet. Doch in gewisser Weise ist Ava auch recht naiv, denn sie begibt sich ohne Kenntnis der Gewohnheiten und politischen Situation in den Ländern und nur mit rudimentären Sprachkenntnissen nach Afrika. Zum Glück trifft sie auf Jack und als Helfer für die Suche nach den Standorten der Gorillas weisen ihr Guides den Weg. Diese Figuren sind im Roman meine Lieblingsfiguren, denn sie verkörpern genau das, was man sich unter einem Tierfreund und Ranger vorstellt. Sie lesen aus dem Dung der Tiere, finden ihre Schlafplätze und wissen die Stimmung der Tiere richtig einzuschätzen.


Mit großem Interesse habe ich Avas besondere Lebensumstände im Wald verfolgt, ich war gefesselt von der Suche nach den wandernden Gorillas, war begeistert von den Begegnungen mit den einzelnen Tieren und ihren Gewohnheiten. Claudia Seidel hat ihren Lesern auf ausführliche und authentische Weise die Verhaltensweisen der Tiere nahe gebracht und auch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Tutsi und Hutu bekommen ihren Stellenwert in der Handlung. So kann man sich die schwierigen Zustände gut vorstellen und erlebt an Avas Seite die aufregende Zeit mit den Berggorillas.

Claudia Seidel wandert ein wenig auf den Spuren Dian Fosseys und lässt ihre Ava ähnliche Forschungen durchführen.

Ein fesselnder Roman über ein Leben nach dem Vorbild von Dian Fossey!

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Auf der Suche nach den Wurzeln

Die Taucherin
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Im Kanon Verlag erscheint der Roman "Die Taucherin" von Verena Boos.

Amalia Faller ist seit Kindertagen eng berfreundet mit Marina in Valencia. Als Marina verschwindet, reist Amalia vom Schwarzwald ...

Im Kanon Verlag erscheint der Roman "Die Taucherin" von Verena Boos.

Amalia Faller ist seit Kindertagen eng berfreundet mit Marina in Valencia. Als Marina verschwindet, reist Amalia vom Schwarzwald nach Valencia und beginnt mit der Suche nach ihrer Freundin. Die toughe Kletterin Amalia entdeckt bei ihrer Recherche Spuren, die sie ihre eigenen Erinnungen in Frage stellen lässt. Sie stösst auf ein Geheimnis, das beide Frauen eng verbindet, aber auch Zustände aufdeckt, die ein dunkles Kapitel in Spanien und Deutschland sichtbar machen.

Für diesen Roman braucht man etwas Geduld, anfangs konnte ich nicht gänzlich in die Geschichte eintauchen, zuviele Fragen blieben offen und die Handlung dreht sich um eine Kletterpartie in ungängigen Felsen. Wer sich fürs Klettern interessiert, wird in die Beschreibungen einzelner Handgriffe und die Funktion der Füße gut eintauchen können. Für mich ist das eine völlig fremde Welt, die sich mir nicht erschliesst. Doch dann stellt die Handlung unterschiedliche Figuren vor, die mit ihren Hintergründen sehr interessant zu verfolgen sind und sogar dunkle Geheimnisse offenbahren.

Bei diesem Roman brauchte ich eine Weile, bis mich die Geschichte wirklich fesseln konnte. Die Lektüre ist nicht einfach, es gibt intensiv erzählte Szenen, die aber erst zum Ende hin eine klare Aussage bekommen.

Verena Boos Erzählstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mir gefällt ihre ausführliche und bildhafte Beschreibung von Handlungsorten, Stimmungen und Situationen, die die Geschichte klarer machen und mich als Leserin tief in das Geschehen eintauchen lassen. Die Szenen ihrer Figuren leben von Dialogen und Handlungen, in die spanische Sätze eingebaut werden. Protagonistin Amalia legt mit ihren offen gestellten Fragen den Finger auf die Probleme, auf die das Buch inhaltlich abzielt.

Verena Boos erzählt mittels der engen Freundschaft zweier Frauen eine berührende Familiengeschichte, die zwischen dem Schwarzwald und Valencia eng verknüpft ist. Man mus sich auf diese Geschichte einlassen und ihr Zeit geben, bis sie ihren Sog entfaltet. Doch das Durchhalten lohnt sich definitiv, im letzte Drittel konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wurde mitgerissen von der Suche nach den Gründen von Marinas Verschwinden. Marina, die Taucherin, ist für Amalia wie eine Schwester. Als Marina verschwindet, macht sich Amalia auf die Suche und findet Tatsachen heraus, die ihre Welt auf den Kopf stellt. Sie taucht in Marinas Welt ein und entdeckt was diese herausgefunden haben muss. Anfangs sind die Spuren, Enthüllung und Beweise nur Verdachtsfälle, doch dann stellt sich heraus, es geht um reale Fälle verschleppter Kinder und Adoptionen gegen den Willen der Mutter, oftmals als Todesfall getarnt. Die Tatsache, dass hier Verbrechen stattgefunden haben, liest sich dramatisch und man mag sich die Tragweite der Folgen für Kinder und Eltern kaum ausmalen. Es wird hier die Entdeckung von Verbrechen an Menschenrechten angeprangert, die auch von Kirchenoberen mitgetragen wurden. Offiziell zum Wohle der Kinder, aber es war auch eine Geschäftsidee und sollte auch eine Umerziehung bewirken.

Eine bewegende Geschichte, die ein dunkles Kapitel zwischen Deutschland und Spanien sichtbar macht.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Wenn Raben den Weg kreuzen, liegt Zauberei in der Luft!

Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie
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Johanna Lindemanns Bilderbuch "Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie" enthält Illustrationen von Stefanie Klaßen und erscheint im Carlsen Verlag.

Aylin ist mit ihrer Mama Layla gerade wieder umgezogen, ...

Johanna Lindemanns Bilderbuch "Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie" enthält Illustrationen von Stefanie Klaßen und erscheint im Carlsen Verlag.

Aylin ist mit ihrer Mama Layla gerade wieder umgezogen, wie so oft, denn Mama hat einen sehr wichtigen Job, mit ständig wechselnden virtuellen Videokonferenzen und ist beruflich sehr engagiert. In ihrer Freizeit entspannt Layla bei französischer Musik und sie liebt die französische Küche. Finanziell geht es ihnen gut, doch reicht das aus, um glücklich zu sein?

Durch die häufigen Wohnortwechsel fällt es Aylin schwer, neue Kontakte zu Freunden aufzubauen und so spielt sie lieber allein in ihrer eigenen Welt, in der sie am Tablett als Zoodirektorin imaginäre Zoowelten aufbaut und das Ziel hat, bestmögliche Besucherrekorde zu erreichen.

Auch Leon ist gerade umgezogen, sein Vater Pascal konnte die Miete der alten Wohnung nicht mehr bezahlen und die finanziellen Nöte machen Pascal schwer zu schaffen. Er ist oft traurig und deprimiert und das merkt auch Leon sehr deutlich. Pascal hatte mal ein französisches Restaurant und trauert diesem nun hinterher. Leons Lieblingstiere sind Raben und aus einem schlauen Buch weiß er sehr viel über diese Vögel.

Sowohl Leon als auch Aylin werden von einem mysteriösen "Klack, Klack, Klack" am Fenster hinaus gelockt. Beide entdecken ein niedliches Vogeljunges und überlegen, wie sie dem Küken helfen können. Darüber entsteht eine enge Freundschaft, die sich für beide positiv entwickelt.

Die Geschichte wird sehr kindgerecht und verständlich erzählt und erreicht mit den beschriebenen Alltagssorgen viele Kinder, die diese Situationen selbst täglich erleben. Beschrieben werden Themen wie fehlende Freunde, Umzug in eine fremde Stadt, Armut und sozialer Abstieg, alleinerziehende Elternteile, die kaum Zeit für ihre Kinder haben oder in einer Depression nicht in der Lage sind, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern. Außerdem geht es um ein Leben mit Tablett und Handy anstatt Toben im Freien und Spielen mit Freunden.

Die gezeigten Probleme überlagen die Geschichte nicht, viel mehr wird die Story mit Fantasie, etwas Magie und jeder Menge Wissen über Raben spannend aufgelockert. Außerdem sorgen Stefanie Klaßens farbenfrohe und liebenswürdige Illustrationen dafür, dass man die Geschichte sehr gut vor Augen hat und in diese Story gut eintauchen kann. Und die Rabenmagie verleiht dem Ganzen einen besonderen Zauber, der sehr schön über dieser wundervollen neuen Freundschaften liegt und einen schönen Neuanfang einläutet.

Dieses Kinderbuch dreht sich um Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt und bringt wissenswerte Informationen über Raben mit, die mit einer Spur Magie zu einer Geschichte versponnen werden.


Veröffentlicht am 13.07.2024

Eine zauberhafte Liebesgeschichte in Paris mit viel Flair!

Sommerfarben in der Stadt der Liebe
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"Sommerfarben in der Stadt der Liebe" ist der zweite Roman aus Lily Martins Paris-Reihe, die im Rowohlt Verlag erscheint. Lily Martin ist das Pseudonym von Anne Stern.

Paris gilt weltweit als die Stadt ...

"Sommerfarben in der Stadt der Liebe" ist der zweite Roman aus Lily Martins Paris-Reihe, die im Rowohlt Verlag erscheint. Lily Martin ist das Pseudonym von Anne Stern.

Paris gilt weltweit als die Stadt der Liebe, doch daran glaubt Kunststudentin Marie nach einer enttäuschten Beziehung nicht mehr. Sie hat nur ein Ziel von Augen, ihre Doktorarbeit zu schreiben und sich mit ihrem Aushilfsjob im Museum finanziell über Wasser zu halten. Während einer ihrer Führungen durch die Welt der Kunst lernt sie den Lehrer Jan kennen, der Französisch spricht und in Paris gelebt hat. Beide entdecken ihre Vorliebe für die «Seerosen» von Claude Monet. Sie unternehmen einen Ausflug nach Giverny in der Normandie, um dem Flair von Monets Wohnort und dem Entstehungsort seiner einzigartigen Bilder nachspüren zu können. Bei dieser Reise entdecken Jan und Marie ihre Gefühle füreinander. Wird Marie wieder an die Liebe glauben?

Mit Paris hat Lily Martin die perfekte Kulisse für romantische Geschichten ausgewählt. In ihrem wunderschön erzählten Roman bekommt man durch die zahlreichen Ansichten, die kulinarischen Häppchen und das gezeigte Leben ein charmantes Porträt der Stadt geboten und fühlt sich wie mitten in Paris.

Mittelpunkt der Geschichte ist Marie, die sich enttäuscht von der Liebe, nur noch ihrem Studium und ihrer Doktorarbeit widmet, die von Monets Seerosen handeln soll. Sie lebt zurückgezogen, die einzigen Begegnungen und Erlebnisse verdankt sie ihren Freundinnen und ihrer Arbeit als Führerin von Touristengruppen in der Orangerie, einem Museum im Jardin des Tuileries. Ihre Doktorarbeit bereitet ihr Kummer, sie kommt nicht voran und entdeckt schliesslich, dass auch die Frauen in Monets Leben großen Einfluss auf seine Bilder hatten.

Von einem auf den anderen Tag verändert das unerwartete Treffen mit Jan Maries Gefühlswelt, beide entdecken ihre gemeinsame Vorliebe für den Impressionisten Monet und Maries Vorstellung von bedingungsloser Liebe verändert sich und macht neuen Gefühlen Platz.

Wer den Band "Sommertage im Quartier Latin" gelesen hat, trifft mit Lola, Fabien, Madame Simenon, Rose Caron und Lebkuchenverkäufer Pierre alte Bekannte wieder. Durch die Einbindung der Erlebnisse und schönen, romantischen und nachdenklich machenden Szenen dieser liebenswerten Nebenfiguren wird die Geschichte mit Leben und unterhaltsamen Momenten gefüllt. Bei der Liebesgeschichte habe ich auf ein glückliches Ende hingefiebert und wurde mit unerwarteten Schwierigkeiten und romantischen Aspekten konfrontiert. Diesen Roman habe ich mit dem Gefühl, selbst Pariser Luft zu schnuppern, und mit großem Vergnügen gelesen.


Eine herrlich leichte Liebesgeschichte mit Parisfeeling, jeder Menge liebenswerter Figuren und sommerlichen Farben der Blumen und Seerosen-Bilder Monets.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Mach doch kein Drama - hier kommt das Lama!

Schon wieder Drama mit dem Lama!
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Im arsEdition Verlag erscheint das Bilderbuch "Schon wieder Drama mit dem Lama!" von Anna Taube mit Illustrationen von Eefje Kuijl für Kinder ab zwei Jahren.

"Ob Schnief-, ob Schnaub-, ob Tobe-Dramas, ...

Im arsEdition Verlag erscheint das Bilderbuch "Schon wieder Drama mit dem Lama!" von Anna Taube mit Illustrationen von Eefje Kuijl für Kinder ab zwei Jahren.

"Ob Schnief-, ob Schnaub-, ob Tobe-Dramas, Blödlaune trifft nicht nur Lamas!" Zitat

Das kleine Lamamädchen Dana rennt weg, als es gekämmt werden soll und trifft auf Tiere, die sich unglücklich fühlen und ihre Gefühle laut rausheulen. Zum Beispiel der kleine Brillenbär Bill, der seinen Lolli verloren hat und ohne Brille nicht sehen kann. Oder wie der weinende Tapir Tohan, der sich verletzt hat und getröstet werden möchte. Und das Schakal-Mädchen Anda ist richtig traurig, sie möchte Freunde finden, dabei haben alle Angst vor ihr weil sie angeblich gefährlich sein soll. Aber Dramaexpertin Dana weiß Rat und hilft ihnen, schnell wieder fröhlich zu sein.

Die Welt von Kleinkindern ist voller Emotionen, bei denen sie auch mal übertreiben. Sie müssen erst lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Und wer möchte schon allein sein, da braucht man Zuspruch, Trost und die Nähe und Verlässlichkeit von Familie, aber auch die Freundschaft zu Gleichaltrigen. So gehen Kinder gestärkt durch ihre alltäglichen Sorgen und Nöte hindurch und entwickeln sich zu starken und selbstständigen Persönlichkeiten.

Mit seinen stabilen Seiten ist dieses Buch perfekt für Kleinkinderhände und die niedlichen Tierfiguren von Eefje Kuijl sind liebenswert und lustig anzusehen und verlocken mit kleinen Details zum Ansehen und Erzählen.

Die Texte sind recht kurz und in Reimform abgefasst. Als Erwachsene kann ich über solche Wortspielereien wie das "Jaulenzetermordio" richtig lachen und muss aufpassen, dabei die Reime auch gut zu betonen. Doch mit diesen fantasievollen Wortkreationen können kleine Kinder vielleicht nicht so viel anfangen. Beim "Tapir-Tumult-Toben" werden sie aber ganz sicher das Wort "Toben" heraus hören und kennen. Vor allem aber entdecken sie, jedes Kind macht mal aus einer Kleinigkeit ein Drama. Gefühle hat jeder und man muss damit umzugehen lernen.

Ein lustig gereimtes Bilderbuch über alltägliche kindliche Emotionen, die Kinder schon mal zu Dramaqueens und Dramakings mutieren lassen.