Profilbild von JessicaImReihenhaus

JessicaImReihenhaus

Lesejury Profi
offline

JessicaImReihenhaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JessicaImReihenhaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2023

Ein packendes Drama über drei starke Frauen

Alligatoren
0

Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke ...

Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke Beute, die auf der Hut ist, wird allerdings einem Alligator immer einen Schritt voraus sein…

South Carolina 1921. Es ist ein brütend heißer Sommer, die Baumwollernte ist größtenteils dem Baumwollkapselkäfer zum Opfer gefallen und es herrschen Hunger und Armut vor. In dieser Sitation lernen wir Getrude, Annie und Retta kennen und sie alle stehen einem Alligator gegenüber. Gertrude lebt in bitterer Armut und ist zudem noch der Gewalt ihres Mannes ausgeliefert. Während sie es zu Beginn des Buches mit einem echten Alligator zu tun hat, trifft dies bei Annie und Retta nur im übertragenen Sinne zu. Aber auch sie sehen einem Feind in die Augen. Die Sklaverei ist zwar Vergangenheit, aber Retta hat als person of color weiterhin mit Rassismus zu kämpfen, Annie ist zwar gutsituiert, aber leidet unter dem Verlust von gleich mehreren ihrer Kinder.
Doch alle drei Frauen sehen sich nicht als Beute und geben sich ihrem Schicksal geschlagen. Sie werden selbst zum Jäger und nehmen ihr Leben in die eigene Hand.

Die Geschichte wird aus Sicht der drei Frauen erzählt, wodurch wir tief in ihre Gefühlswelt und Beweggründe eintauchen. Es kommt hier wirklich viel Leid zu Tage, was mich, zusammen mit der Erzählweise, sehr bewegt hat.
Es ist ein packendes und berührendes Buch, das ich allen empfehlen möchte, die gerne über starke und besondere Frauen lesen, die ‚Vom Winde verweht‘ mochten und in das Leben in den Südstaaten der USA eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine etwas andere Gauner Gang

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
0

Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit ...

Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit bunten Häusern von denen jedes seinen eigenen Bootsanlegesteg hat. Klingt toll, oder? Das Feeling kommt auf jeden Fall rüber, beim Lesen sieht man das türkisene Meer vor seinem inneren Auge glitzern und man kann das Salzwasser förmlich riechen.

Die Geschichte ist schnell zusammengefasst; Guillaume Lipaire arbeitet als Hausmeister für die reichen Hausbesitzer und kümmert sich um deren Immobilien während diese nicht vor Ort sind. Dabei hat sich ein kleiner Nebenverdienst ergeben - die vorübergehend leerstehenden Häuser vermietet Lipaire ohne Wissen der Eigentümer unter. Bis er eines Tages in einem Haus eine Leiche findet und das ganz große Geld wittert.

Die Geschichte ist solide und witzig, nur zeitweise etwas holprig und die Gauner rund um Lipaire zeichnen sich mehr durch Schusseligkeit als Cleverness aus. Der Coup an sich basiert eher auf glücklichen Zufällen als auf Können ihrerseits. Der Plot ist an manchen Stellen etwas zu konstruiert und erscheint mir getreu dem Motto „ach, das lassen wir jetzt so, mir fällt auch nichts besseres ein.“ Da hilft es auch nicht, dass die Figur des Krimibuchautors einwirft, dass die Wendung so unglaubwürdig ist, dass ihm das in seinen Krimis niemand abnehmen würde. Kann ich aber drüber hinweg sehen, da ich sonst gut unterhalten wurde.

Kommen wir zum Minuspunkt und den Grund, warum ich anfänglich mit dem Buch nicht warm geworden bin; Monsieur Lipaire selbst. Er war mir einfach unsympathisch. Ein alter weißer Mann, der andere zu seinem Vorteil ausnutzt, sich dabei für Arsène Lupin hält und mit Dilettantismus glänzt. Aber: innerhalb der Geschichte macht er einen deutlichen Wandel durch, was mir wiederum ausgesprochen gut gefallen hat. Die anderen Figuren konnte ich relativ schnell in mein Herz schließen.
Schlussendlich bleiben einige Fragen offen, sodass eine Fortsetzung zwangsläufig folgen muss.

Fazit: Solide gute Unterhaltung. Für alle Fans einer schönen Komödie. Ein halbes Sternchen möchte ich fast schon alleine nur für das Setting vergeben und dafür, dass ich Port Grimaud kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 18.07.2024

Interessant aber nicht überwältigend

Die Bestatterin von Kilcross
0

Jeanie Masterson soll die Bestattungsfirma ihres Vaters übernehmen, als dieser sich zur Ruhe setzen will um das Familienunternehmen fortzuführen. Sie hat ein besonderes Händchen für die Toten, da sie mit ...

Jeanie Masterson soll die Bestattungsfirma ihres Vaters übernehmen, als dieser sich zur Ruhe setzen will um das Familienunternehmen fortzuführen. Sie hat ein besonderes Händchen für die Toten, da sie mit ihnen nach dem Tod noch eine kurze Weile kommunizieren kann und mit dieser Gabe den Hinterbliebenen noch letzte Worte, Wünsche und andere Dinge, die nie ausgesprochen wurden, übermitteln kann.
Auch wenn sich Jeanie vor Jahren bewusst für das Leben in Kilcross, eine Kleinstadt in Irland, und die Arbeit im Bestattungsinstitut entschieden hat, stellt sie sich ob des nahenden Umbruchs die Frage, ob sie in ihrem Leben die richtigen Entscheidungen getroffen hat.

Jeanie erzählt in der ersten Person über ihr Leben, beginnend im Teenager-Alter, als sie Fionn, ihre erste große Liebe kennenlernt und endend mit dem drohenden Bruch zwischen ihrem Ehemann Niall. Stets fragt man sich was vorgefallen ist, dass sie nun mit Niall und nicht mit Fionn verheiratet ist und auf was die Geschichte hinauslaufen wird. Es gibt, soviel sei verraten, einen überraschenden Plottwist, der die Aufmerksamkeit der Geschichte nochmal in eine andere Richtung lenkt, was mir sehr gut gefallen hat, auch wenn dieser reichlich spät (vielleicht einen Hauch zu spät sogar) kommt

Das etwas mystische Element der Zwiegespräche mit den Toten findet in einem sehr passenden Rahmen Platz und hält die Erzählung auf einer nahezu realen Ebene und schweift kaum in das Fantastische ab. Es geht mehr um Selbstfindung, Selbstverwirklichung und die große Liebe. Bei letzterem Punkt war mir leider die emotionale Abhängigkeit zu Fionn dann doch too much, was die sonst gelungene Geschichte für mich etwas runtergezogen hat.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Country Musik meets Teeniefilm (oder so ähnlich)…

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
0

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine ...

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine bekannte Countrysängerin auf sie aufmerksam.

Erinnert dich an Coyote Ugly? Ja, mich auch. Nur halt mit Country Musik. AnnieLee bleibt leider etwas oberflächlich, sie vertraut sich niemandem an und erst ganz zum Schluss erfahren wir wovon sie wegrennt. Für mich vom Plot her einfach ein schlechter Teeniefilm.

Ich finde Dolly Parton ist eine beeindruckende Frau, weshalb ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Wer Country Fan ist, der wird hier ganz sicher auf seine Kosten kommen. Es gibt ein passendes Album von Dolly Parton (das auch Run Rose Run, wie das Buch, heißt) was ich eine wundervolle Idee und sehr clever finde. So kann man mit der Musik in die Welt von AnnieLee und Ruthanna eintauchen und bekommt zu 100% dieses Südstaaten-Country-Feeling. Das tröstet ein wenig über die eher flache Geschichte hinweg.

Eine breite Empfehlung kann ich daher nicht wirklich aussprechen. Es ist sicherlich eher ein special interest Buch, was man aber aufgrund der Co-Autorschaft von James Patterson vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte.

Veröffentlicht am 26.12.2023

Unaufgeregter Cosy Crime

Der Wintermordclub
0

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit treffen sich ehemalige Ermittler - von Interpol bis Gerichtsmedizin ist jede kriminalistische Sparte vertreten - um gemeinsam eine Woche in Erinnerungen zu schwelgen. Dieses ...

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit treffen sich ehemalige Ermittler - von Interpol bis Gerichtsmedizin ist jede kriminalistische Sparte vertreten - um gemeinsam eine Woche in Erinnerungen zu schwelgen. Dieses Jahr bleibt es jedoch beim Krimidinner nicht bei einem gespielten Mord, sondern es stirbt ein Mitglied aus ihren Reihen. Nun wollen die Rentner beweisen, dass sie mehr drauf haben als die Polizei.

Die Story erinnert doch sehr an den Donnerstagsmordclub. Allerdings fehlt hier einfach der Witz und vor allem der Charme. Ich konnte den Charakteren nicht wahnsinnig viel abgewinnen. Vielleicht sticht Kasimir, der ehemalige Gerichtsmediziner noch am ehesten bevor, alle anderen sind irgendwie nicht sonderlich sympathisch. Dabei ist die Geschichte genau das, was man sich von einem „slow and cosy“ Krimi wünscht: ein Hotel, das bis auf die Teilnehmer des Treffens leer steht und die Liste der Verdächtigen entsprechend kurz ist, es wird getrunken und Bingo gespielt und das Ganze in einem vorweihnachtlichen Ambiente.
Das größte Versagen der Truppe in der Vergangenheit bietet die Grundlage für den aktuellen Erzählstrang; überraschend war hier aber nichts.

Als einen gemütlichen und unaufgeregten Krimi, der einen für ein paar Stunden gut unterhalten kann, ist die Geschichte durchaus geeignet. Wer sich eine lustige Krimigeschichte (für mich hat sich der Klappentext genau danach angehört) mit rüstigen Rentnern erhofft, der wird hier etwas enttäuscht sein.