Eine authentische Zeitreise an die dunklen Orte unser Vergangenheit aus Sicht einer Kinderheimleiterin, die mich in der Überzeugung zurückließ, dass sich die Geschichte auf keinen Fall wiederholen darf.
Handlungsüberblick:
»Die karierten Mädchen« ist der erste Band der Heimkehr-Trilogie.
Die 90-jährige und inzwischen erblindete Klara hält ihr bewegtes Leben auf Kassetten fest: Mit 20 Jahren tritt sie ...
Handlungsüberblick:
»Die karierten Mädchen« ist der erste Band der Heimkehr-Trilogie.
Die 90-jährige und inzwischen erblindete Klara hält ihr bewegtes Leben auf Kassetten fest: Mit 20 Jahren tritt sie mitten in der Weltwirtschaftskrise eine Stelle als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim an, in dem bald darauf ein jüdisches Baby abgegeben wird, zu dem sie eine ganz besondere Bindung aufbaut. Während sich ein paar Jahre später die finanzielle Lage des Heims zusehends verschlechtert und sich die politischen Verhältnisse ändern, sucht Klara, die inzwischen Heimleiterin ist, Hilfe bei den neuen Machthabern. Viel zu spät erkennt sie, in welche Gefahr sie sich dabei begibt...
Mein Bucheindruck:
Das Cover schürt durch seine Uneindeutigkeit Neugier. Als Betrachter:in will man ergründen, was es genau mit dem Titel und dem auf dem Cover abgebildeten Kreuz auf sich hat. Auch nach der Lektüre lädt das Kreuz auf dem Buchcover noch zu vielen Überlegungen ein. Einerseits passt es zu dem Titel, andererseits könnte es auch einen Hinweis auf das Hakenkreuz sein, das zu der im Buch behandelten Zeit passt. Außerdem erinnert es auch an eine Kreuzung, an der man sich entscheiden muss, wie es weiter geht. Auch dort lässt sich eine Parallele zum Inhalt des Buches ziehen, da die Protagonistin im Laufe der Handlung mehrere schwerwiegende Entscheidungen zu treffen hat.
Mein Leseeindruck:
Mir fiel es super schwer, das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn im Verlaufe des Buches zusehends Gefahr zwischen den Seiten lauerte. Ich war sehr gefesselt von der Erzählung und fühlte mich richtig in der Zeit zurückversetzt. Ich bin natürlich keine Zeitzeugin, empfand die Schilderungen aber als sehr authentisch und sehr viel nachfühlbarer, als es die Quellen in Lehrbüchern für mich im Geschichtsunterricht waren, was mit Sicherheit zu einem großen Teil an den großmütterlichen Zeitzeuginnenberichten liegt, auf die die Autorin zurückgreifen konnte, um sich mit ihrer Familiengeschichte literarisch auseinanderzusetzen. Die von Alexa Hennig von Langes Großmutter aufgenommenen Kassetten bilden den Ausgangspunkt für das Buch und sind ein wahrer Schatz.
Der Struggle zwischen persönlicher Überzeugung und finanziell-gesellschaftlichen Zwängen und wie schwer es manchmal ist, richtig und falsch auseinander zu halten, werden in dem Buch gut deutlich. Klaras Geschichte hat mich tief bewegt und mir noch einmal bewusst gemacht, dass sich so eine Schreckensherrschaft nicht wiederholen darf. In dieser Hinsicht leistet das Buch einen wichtigen politischen Beitrag.
Übrigens kann ich es kaum erwarten, mich zurück an Klaras Seite zu begeben und hoffe natürlich, dass die weiteren Bände ein Happy-End für uns bereithalten.
Mein Eindruck vom Schreibstil:
»Die karierten Mädchen« wird durchgehend in der dritten Person erzählt, besitzt aber zwei Zeitebenen. Ich mochte die Zeitsprünge zwischen der Aufnahmesituation und dem Eintauchen in die Erinnerungen von Klara, die ein komplexes Bild von ihr zeichneten und ihre Vielschichtigkeit unterstrichen.
Auch fand ich es super spannend, wie unterschiedlich die junge Klara und die gealterte Klara auf mich wirkten. Auf diese Weise wurde sehr gut deutlich, wie prägend die geschichtlichen Ereignisse für die Menschen waren und wie sehr sie durch sie verändert wurden.
Mein Abschlussfazit:
»Die karierten Mädchen« ist eine authentische Zeitreise an die dunklen Orte unser Vergangenheit aus Sicht einer Kinderheimleiterin, die mich in der Überzeugung zurückließ, dass sich die Geschichte auf keinen Fall wiederholen darf.