Profilbild von LeserinLu

LeserinLu

Lesejury Profi
offline

LeserinLu ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LeserinLu über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2024

Süßer als erwartet

Romantic Comedy
0

"Romantic Comedy" von Curtis Sittenfeld ist eine charmante Romcom, die nicht zu klischeehaft ist und mich gut unterhalten hat. Ich hatte jedoch mehr Biss und mehr Feminismus erwartet - es gibt jedoch deutlich ...

"Romantic Comedy" von Curtis Sittenfeld ist eine charmante Romcom, die nicht zu klischeehaft ist und mich gut unterhalten hat. Ich hatte jedoch mehr Biss und mehr Feminismus erwartet - es gibt jedoch deutlich weniger Kritik am Patriarchat als gedacht.

Das Buch gliedert sich in drei deutlich unterschiedliche Teile, die jeweils ihre eigene Atmosphäre und Erzählweise mitbringen. Der erste Teil sticht besonders hervor: Mit witzigen und kurzweiligen Dialogen hat er mich schnell in die Welt der Hauptfiguren gezogen: Man bekommt Einblicke hinter die Kulissen von Late Night Shows wie SNL (hier: TNO), wo die Protagonistin Sally als Autorin Sketche schreibt und sich während der Dreharbeiten in den Gaststar Noah verliebt. Aufgrund seiner Berühmtheit und seiner Attraktivität scheint er ihr jedoch unerreichbar zu sein. Der zweite Teil spielt dann während der Pandemie und erinnert ein wenig an den Filmklassiker "Email für dich". Die Charaktere kommunizieren über Emails, was einen intimen und persönlichen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle ermöglicht. Der dritte Teil ist dann vielleicht sogar ein bisschen cheesy (Achtung Insider). Hier wird es definitiv konventioneller und klischeehafter.

Insgesamt ist "Romantic Comedy" eine süße, wenn auch nicht überraschende Lektüre. Wer eine leichte, unterhaltsame Liebesgeschichte sucht, die sich durchaus bemüht, den typischen Klischees zu widersprechen oder sie zumindest zu thematisieren, wird hier fündig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2024

Sommerlich

kali orexi - Deutscher Kochbuchpreis 2024 Gold
0

„Kali Orexi“ ist ein gelungenes vegetarisches Kochbuch, das die griechische Küche in all ihrer frischen und farbenfrohen Pracht präsentiert. Es eignet sich hervorragend für den Sommer, da es eine Vielzahl ...

„Kali Orexi“ ist ein gelungenes vegetarisches Kochbuch, das die griechische Küche in all ihrer frischen und farbenfrohen Pracht präsentiert. Es eignet sich hervorragend für den Sommer, da es eine Vielzahl von Rezepten bietet, die leicht, lecker und gleichzeitig sättigend sind.

Die liebevolle Gestaltung des Buches sticht sofort ins Auge. Jedes Gericht wird von ansprechenden Bildern begleitet, die Lust aufs Kochen machen. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass die Gerichte gut gelingen und geschmacklich überzeugen. Ich habe drei Rezepte ausprobiert und war jedes Mal mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch die Salate, die in diesem Buch zu finden sind, machen richtig gut satt.
Ein kleiner Kritikpunkt sind jedoch die teilweise langen Zutatenlisten. Zudem sind einige spezifische griechische Käsesorten hierzulande schwer zu bekommen. In meinem Fall musste ich diese durch gängigere Käsearten ersetzen, was zwar funktionierte, aber vermutlich nicht ganz dem Originalgeschmack entsprach.

Insgesamt ist „Kali Orexi“ ein Kochbuch für alle, die die vegetarische griechische Küche entdecken oder vertiefen möchten. Trotz kleinerer Herausforderungen bei der Zutatenbeschaffung bietet es eine Fülle an leckeren und gelingsicheren Rezepten, die den Sommer auf den Teller bringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2024

Intensiv

Das Lied des Propheten
0

„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch zeichnet ein bedrückendes und intensives Bild von Irland, das sich unter der Gewalt einer zunehmend tyrannischen Regierung befindet. Der Roman begleitet Eilish und ...

„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch zeichnet ein bedrückendes und intensives Bild von Irland, das sich unter der Gewalt einer zunehmend tyrannischen Regierung befindet. Der Roman begleitet Eilish und ihre Familie durch die alptraumhafte Realität einer kollabierenden Gesellschaft, in der unsichtbare Kräfte das Leben kontrollieren und bedrohen. Die verzweifelten Versuche von Eilish, ihre Familie zu schützen und zusammenzuhalten, stehen im Mittelpunkt dieses düsteren Romans.

Die Erzählweise von Lynch ist bemerkenswert intensiv und hat mich tief in die beklemmende Atmosphäre des Romans gezogen. Allerdings macht die schwere Thematik das Buch schwer in einem Zug lesbar. Die ständige Konfrontation mit Diktatur, Bürgerkrieg, Flucht und den damit verbundenen Traumata kann erdrückend wirken, daher brauchte ich Pausen zum Durchatmen.

Ein Kritikpunkt von mir betrifft die Ankündigung des Buches: Die Beschreibung als „Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe“ ist irreführend. Tatsächlich ist die Katastrophe längst eingetreten, und der Roman befasst sich mit den realen Folgen von Unterdrückung und Gewalt. Die Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Zerrüttung geht weit über eine bloße Andeutung einer bevorstehenden Katastrophe hinaus.
Auch die Aussage, das Buch sei ein „Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen“, trifft nicht ganz den Kern des Romans. Lynch konzentriert sich mehr auf die Auswirkungen des Bürgerkriegs und weniger auf den Aufstieg der tyrannischen Regierung. Somit bleibt der Aspekt der Warnung und des Appells eher implizit.

Trotz dieser Punkte ist „Prophet Song“ ein bedeutendes Buch, das wichtige Themen der Gegenwart anspricht. Es zwingt, sich mit den düsteren Realitäten von Tyrannei, Krieg, Flucht und sozialem Zerfall auseinanderzusetzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2024

Abgründe der Hamptons

Die Einladung
0

Mit Alex, der Protagonistin, kann man sich kaum identifizieren: Sie lebt in den Tag hinein, begeht immer wieder zwischenmenschliche Fehler, wodurch sich ihre Lebenssituation weiter verschlechtert, geht ...

Mit Alex, der Protagonistin, kann man sich kaum identifizieren: Sie lebt in den Tag hinein, begeht immer wieder zwischenmenschliche Fehler, wodurch sich ihre Lebenssituation weiter verschlechtert, geht aber gleichzeitig sehr berechnend mit ihren Mitmenschen um und knüpft nur Kontakte, um die Menschen auszunutzen. Trotzdem ist Alex faszinierend, ich wollte immer weiterlesen, um zu sehen, ob sie noch bekommt, was sie will: das Leben der Reichen und Schönen, endlich dort nicht mehr nur zu Gast sein. Nie erfährt man dabei etwas Wichtiges über sie. Mit ihren eigenen Emotionen setzt sie sich lieber nicht auseinander. So richtig scheint das die Reichen um sie herum aber auch nicht zu stören, die sind nämlich auch viel zu sehr mit sich selbst und den künstlich erzeugten Problemen beschäftigt. Menschen, die offensichtlich nicht dazu gehören, werden von ihnen kategorisch ausgeschlossen. Alex schafft es allerdings, sich ihnen so anzupassen, dass die fehlende Zugehörigkeit oft nicht bemerkt wird. Bis zum Schluss wird das Lesen von Fragen begleitet, die dafür sorgen, dass man durch die Seiten eilt: Fliegt Alex auf? Entkommt sie Dom, dem sie Geld schuldet? Lebt sie einfach immer so weiter im Dunstkreis der reichen Leute?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2024

Melancholisch und schön

Das erste Licht des Sommers
0

Das erste Licht des Sommers“ ist eine Fortsetzung des Romans „An den Ufern von Stellata“, wobei der Roman auch ohne den ersten Band gelesen werden kann, denn er führt die Leser:innen dieses Mal durch das ...

Das erste Licht des Sommers“ ist eine Fortsetzung des Romans „An den Ufern von Stellata“, wobei der Roman auch ohne den ersten Band gelesen werden kann, denn er führt die Leser:innen dieses Mal durch das Leben von Norma, einer Protagonistin, deren Lebensgeschichte von Schmerz und Verlust geprägt ist, die aber auch immer wieder Glück findet.

Im Vergleich zum ersten Band, der die epische Geschichte der Familie Casadio über 200 Jahre hinweg erzählt und durch die verschiedenen Generationen hindurch immer wieder Hoffnung und Happy Ends bietet, ist die Fortsetzung melancholischer. Dies liegt hauptsächlich daran, dass „Das erste Licht des Sommers“ sich auf das einzelne Leben von Norma konzentriert, das von Traurigkeit und Enttäuschungen durchzogen ist. Die Geschichte springt zwischen Normas Gegenwart, in der sie das Sterben ihrer Mutter Elsa begleitet, und ihrer Vergangenheit, die durch die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, den Selbstmord der besten Freundin und Enttäuschungen in der Liebe geprägt ist. Dennoch gibt es auch immer wieder Lichtblicke, wie die gute Beziehung zur Großmutter und den kleinen Jungen aus dem Dorf, den sie kennenlernt.

Der Roman hat in der Mitte ein paar Längen, da Normas anhaltende Traurigkeit und die ständigen Rückschläge das Tempo der Geschichte verlangsamen. Dennoch schafft es die Autorin, die inneren Konflikte und emotionalen Turbulenzen von Norma eindrucksvoll darzustellen. Raimondi ist einfach eine großartige Geschichtenerzählerin und ich werde sicher auch alle weiteren Romane von ihr lesen.

Insgesamt ist „Das erste Licht des Sommers“ ein intensives Leseerlebnis, welches Fans des ersten Bands sicher nicht verpassen sollten. Denjenigen, die „An den Ufern von Stellata“ noch nicht gelesen haben, würde ich aber zuerst den ersten Band ans Herz legen. Für mich hatte der erste Band noch mehr Magie, noch mehr Wärme und noch mehr Sogwirkung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere