Auch das oberösterreichische Mühlviertel bleibt von Korruption, Immobilienspekulationen, Freunderlwirtschaft und Mord nicht verschont.
Nicht nur, dass die Mutter von Inspektor Gerhard Grinninger ein Seminar bei einem halbseidenen Guru besucht und er deshalb auf die gewohnten Mahlzeiten verzichten muss, soll er, ausgerechnet an seinem freien Tag, Mercedes Brettschneider, die Nichte des aktuellen Innenministers Kaputtnig, die seit zwei Wochen spurlos verschwunden ist, suchen. Und sie wird nicht die einzige Person sein, die verschwunden ist.
Auf seiner Suche nach Mercedes bekommt er es mit dem schmierigen Fleischhauer Erich Eder und seinen Produkten, unsauberen Grundstücksgeschäften, einem recht eigenwiligen Pfarrer sowie mit Karl King, einem abgehalfterten Elvis-Darsteller zu tun. Ausgerechnet auf dessen Misthaufen findet Grinninger menschliche Knochen.
Dass an Grinningers Ermittlungen, die ihn nicht nur in Lebensgefahr bringen sondern auch eine Suspendierung durch seinen Chef, nach sich ziehen, decken ein Komplott innerhalb der Innenpolitik auf, das sich gewaschen hat.
Meine Meinung:
Wie schon aus den Vorgängern bekannt, sind weder Grinninger noch sein Schöpfer Christian Hartl, Meister der feinen ironische Klinge. Wie es sich für einen g’standenen Mühlviertler gehört, wird Tachles geredet und auf eventuelle politische Befindlichkeiten wenig Rücksicht genommen. Das beschert Grinninger zwar eine hohe Aufklärungsquote, aber nicht immer das Wohlwollen seiner Vorgesetzten.
Wieder spart Hartl nicht mit Gesellschaftskritik. Wie schon die anderen Fälle für Inspektor Gerhard Grinninger ist der Schreibstil auch diesmal ein wenig derb. Alkoholiker taumeln genauso durch das Buch wie verhaltensauffällige Dorfbewohner und in Slimfit-Anzüge gekleidete Politiker.
„Wähler ließen sie im Glauben, die wahren Patrioten zu sein, und sie verscherbelten - als sie an der Macht waren - Allgemeingut, Staatsbetriebe, Menschenrechte und demokratische Grundsätze in Bausch und Bogen. Wer die Nutznießer waren, lässt sich leicht erahnen.“
Auch die katholische Kirche kommt nicht sehr gut weg. Weder ihr Personal in Rom noch jenes im Mühlviertel. Denn neben einer Wunderquelle, die - gegen eine Spende versteht sich - Krampfadern verschwinden lassen soll, gibt es allerlei Gerüchte um den Pfarrer mit dem klingenden Namen Pius „Kistus“ Thorwartl.
Dass der eine oder andere Dörfler entfernt an lebende Personen erinnert, liegt wohl daran, dass auch dieses Dorf ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Die Charaktere sind gut beschrieben, aber kaum sympathisch. Auch Grinninger hat diesmal kaum liebenswerte Eigenschaften. Sein sonst übliches Bauchgefühl meldet nur Hunger statt möglicher Hypothesen. Er stolpert eher irgendwie durch die Geschichte, als er ermittelt.
Am besten hat mir das den Medien zugespielte Video eines Treffens in einer Villa am Moldaustausee gefallen, wo Grinningers Chef, der Bezirkspolizeikommandant Stefan Schlager, der örtliche Immobilienmogul Eisner sowie der Innenminister Harald Kaputtnig mit einem indischen Investor in trauter alkoholgeschwängerter Luft zusammensitzen, und der sattsam bekannte Satz “Mei, is de schoarf“ fällt. Damit ist aber weder der Senf noch ein gut gewürztes Erzeugnis des Fleischhauers Eder gemeint.
Fazit:
In Zeiten, in denen die reale Politik Steilvorlagen für Krimi-Plots liefert, ist es mitunter schwierig Spannung in einem Kriminalroman zu erzeugen und diese hoch zu halten. Aber, Elvis lebt! Diesmal gebe ich diesem Mühlviertel-Krimi 4 Sterne.