Profilbild von CynthiaM94

CynthiaM94

Lesejury Star
offline

CynthiaM94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit CynthiaM94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2024

Spannendes Konzept

Ferryman
0

Ich habe Bücher von Justin Cronin zuletzt als Teenager gelesen, trotzdem hat es direkt klick gemacht, als ich „Ferryman“ im Buchladen gesehen habe. Und ich fand auch sofort alles an dieser Geschichte ansprechend. ...

Ich habe Bücher von Justin Cronin zuletzt als Teenager gelesen, trotzdem hat es direkt klick gemacht, als ich „Ferryman“ im Buchladen gesehen habe. Und ich fand auch sofort alles an dieser Geschichte ansprechend. Mein Fazit nach diesem Buch: muss sofort recherchieren, ob Cronin seit meiner Jugend noch was anderes geschrieben hat, denn dieses Buch war genauso genial, wie ich seine Werke in Erinnerung hatte. Bin jetzt wieder angefixt und brauche unbedingt Nachschub.

Zum Inhalt: Proctor ist Fährman auf Prospera, das heißt er ist für die Überfahrt der Iterationen von und nach Nursery zu Beginn und zum Ende ihres Lebens zuständig. Ein Job der ihn immer mit einem gewissen Stolz erfüllt hat, doch zuletzt fühlt er sich zunehmend nicht mehr wie er selbst. Bis eine Überfahrt ihn in den Grundfesten erschüttert und sein gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Und plötzlich muss Proctor alles hinterfragen, was er zu wissen glaubte.

Die Geschichte ist in größere Abschnitte aufgeteilt, die sich so ein bisschen nach den jeweiligen Handlungsorten bzw. Lebensetappen richten. Ich fand das Konzept der drei abgelegenen Inseln und der sie umgebenden Unwissenheit total spannend zu verfolgen. Denn die Insel Prospera ist ein perfektes Idyll, das ein paradiesisches, privilegiertes Leben ermöglicht. Alles sind schön, gesund, erfolgreich. Und ignorieren das Elend und die Armut auf Annex, wo normale Menschen Leben. Als Proctor beginnt die Risse in der Fassade des schönes Lebens auf Prospera wahrzunehmend, enthüllen sie zunehmend das ganze Ausmaß dessen, was hinter der Inselkonstellation steckt.

Der Handlungsverlauf war für mich schockierend und mitreißend zugleich, ein paar der Wendungen hatte ich mir bereits vage zusammengereimt, trotzdem hat mich die Geschichte immer wieder überrascht und war super temporeich zu lesen. Die Verstrickungen der einzelnen Inseln offenbaren sich erst nach und nach, da Proctor sich die verborgenen Wahrheiten selbst erst erarbeiten muss. Aber diese Unübersichtlichkeit macht das ganze für mich sehr authentisch. Denn wer fragt sich schon selbst, ob er wirklich ist?

Dieses Buch bewegt sich irgendwo zwischen Sci-Fi und Dystopie, ist absolut packend geschrieben und gespickt mit Geheimnissen und düsteren Enthüllungen. Ich habe es absolut verschlungen und konnte es nicht weglegen., weil ich unbedingt wissen musste, wie diese Geschichte ausgeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2024

Starke weibliche Hauptfigur mit Fitzgerald-Flair

Ex-Wife
0

Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger ...

Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger geprägt hat.
Besonders spannend, da dieses Buch erstmals in den 1920ern veröffentlicht wurde und als Skandalroman galt.

Zum Inhalt: Pat ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Mann ein ausschweifendes Leben in New York. Das Geld ist knapp, der lockere Lebensstil schlaucht und nach nur vier Jahren Ehe will ihr Mann die Scheidung. Er sei in eine andere Frau verliebt. Pat, immer noch verliebt, kämpft zunächst um die Ehe, während sie versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen.

Anfangs habe ich mich mit der Protagonistin etwas schwergetan. Sie ist jung und naiv, bedient die Gesellschaftsklischees der damaligen Zeit von Verschwendungssucht, Alkoholkonsum und einem lockeren Lebensstil. Erstmal nichts neues. Aber dann der Bruch, das Eheaus und das Suchen nach einer neuen, selbstbestimmte Rolle. Da begann es für mich wirklich interessant und spannend zu werden.

Pat muss nicht nur am eigenen Leid erfahren, dass ihr Status als geschiedene Frau sie zum Zielobjekt von Spott, männlicher Begierde und Neid macht, sie baut sich aus eigener Kraft auch eine Karriere auf und sucht nach einer neuen, beständigen Liebe, die der Wehmut des Verlorenen entgegentreten kann. Vor dem Hintergrund eines ausschweifenden Lebens in New York gar nicht so einfach, aber durch den glamourösen Flair doch recht catchy.

Die Erzählung war für mich sehr stimmungsvoll, die Ausschweifungen und Begegnungen teilweise sehr bildhaft und Pat durch ihre direkte Art erfrischend unterhaltsam. Ein schönes Sittengemälde über die Fesseln der sogenannten Freiheit geschiedener Frauen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2024

Roadtrip auf den Spuren von Elvis

Graceland – Die Geschichte eines Sommers
0

Ich weiß nicht genau woran es liegt, dass um Elvis immer noch ein derartiger Hype gemacht wird, ich weiß aber, dass er mitreißend ist. Und letztlich ist diese Geschichte so viel mehr als eine Fahrt nach ...

Ich weiß nicht genau woran es liegt, dass um Elvis immer noch ein derartiger Hype gemacht wird, ich weiß aber, dass er mitreißend ist. Und letztlich ist diese Geschichte so viel mehr als eine Fahrt nach Graceland, es ist eine Geschichte über Familie, Freundschaft, Liebe, Verlust und den wunderbaren Wahnsinn des Lebens. Sehr bejahend, sehr ergreifend, sehr schön.

Zum Inhalt: Graces Mutter Loralynn will sich zu ihrem 70. Geburtstag endlich den Traum von einer Reise nach Graceland- dem Anwesen von Elvis erfüllen. Und da Grave gerade verlassen wurde und irgendwie versteckt, beschließt sie mitzufahren. Unwissend, dass diese Reise absolut alles verändern wird.

Props an die Autorin: am Ende wird die Route der Protagonistin nochmal aufgeschlüsselt, ich mag diese kleinen Extras immer sehr gern, die die Geschichte realer und authentischer machen.

Am Anfang steht für Grace eigentlich erstmal Unmut, bestenfalls Gleichgültigkeit. Aber ich mochte die Entwicklung, die die Protagonistin im Verlauf der Handlung durchmacht. Wie sie nicht nur ihre Familiengeschichte aufarbeitet, sondern auch die Beziehung zu ihrer Mutter, zu sich selbst und ihrer Ehe.

Die Geschichte ist auf schräge Weise unterhaltsam, irgendwie nostalgisch und durch die Beschreibungen der einzelnen Etappen und der Begegnungen trotzdem nahbar und mitreißend. Der Autorin gelingt es auf dem schmalen Grad zwischen leichter, humorvoller Unterhaltung und wehmütig ergreifender Emotionalität zu wandeln.

Ich hätte nicht gedacht, dass mich dir Geschichte derart abholen würde, aber ich hab total mitgefühlt und mitgefiebert bei dieser sehr besonderen Reise.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2024

Und täglich grüßt das Murmeltier

Death. Life. Repeat.
0

Ich finde die Vorstellung einen einzigen Tag wieder und wieder zu erleben gleichwohl erschreckend als auch spannend. Denn man fragt sich ja doch manchmal das berühmte „was wäre wenn“ und ob es wirklich ...

Ich finde die Vorstellung einen einzigen Tag wieder und wieder zu erleben gleichwohl erschreckend als auch spannend. Denn man fragt sich ja doch manchmal das berühmte „was wäre wenn“ und ob es wirklich möglich ist, dem eigenen Schicksal zu entkommen. Dieses spannende Konzept finde ich hier sehr aufsehenerregend umgesetzt. Vor allem überzeugt hat mich aber, wie das sensible Thema der sexuellen Gewalt hier angegangen wird, da es sich ja tendenziell auch um ein Jugendbuch handelt und ich es wichtig finde besonders in dieser Altersgruppe schon früh Aufklärungsarbeit zu leisten.

Zum Inhalt: als Clara Hart, eine klassische Außenseiterin an ihrer Highschool, auf einer Party vergewaltigt wird und im Anschluss tödlich verunglückt, macht ihr Mitschüler Spencer sich schwere Vorwürfe. Als er also denselben Tag erneut erlebt, versucht er das Unglück anzuwenden, aber er kann den Ausgang nicht verhindert. Schnell merkt Spencer, dass er in einer Art Zeitschleife steckt und ist sich sicher, dass er eine Aufgabe zu erfüllen hat, wenn er dieser entkommen will.

Ich finde es großartig, wie hier jugendrelevante Themen aufgegriffen werden, die von Drogenkonsum, über Mobbing und sexueller Belästigung bis zu sexueller Gewalt reichen. Dabei wird aber sehr feinfühlig mit diesen Themen umgegangen und der Leser allmählich auf die Konfrontation mit diesen Themen hingeführt. Spannend war für mich vor allem auch die Auseinandersetzung des Protagonisten Spencer mit seinem moralischen Dilemma zwischen Loyalität und gezieltem Wegsehen: denn die vermeintlichen Täter sind seine Freunde, er selbst ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es darum geht abwertende Kommentare über Mitschüler zu machen. Aber wann hört es eigentlich auf „Spaß“ zu sein und zu einem ernstzunehmenden Problem zu werden?

Spencers Bemühungen das Schicksal zu verändern sind spannend zu verfolgen, weil er so absolut unterschiedliche Ansätze wählt, die auf den ersten Blick auch erstmal zu greifen scheinen, bis er eben doch wieder in seiner Schleife erwacht. Aber mit jeder weiteren Wiederholung fällt ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz während Spencer beginnt, die betroffene Schülerin Clara tatsächlich zu mögen und sie besser kennenzulernen, wobei er auch über seinen eigenen Tellerrand hinausschaut.

Das war vermutlich einer der Aspekte des Buches, der mir mit am besten gefallen hat: durch seine Zeitschleife beginnt Spencer auch Schüler außerhalb seines unmittelbaren Freundeskreises kennenzulernen, vor allem die Mädchen, und stellt fest, dass viele seiner Annahmen über sie einfach falsch waren. Statt weiterhin einfach nur Mitläufer zu sein bildet er sich eigene Meinungen, schließt neue Freundschaften und verhindert im Verlauf seiner Versuche die Zeitschleife zu durchbrechen sogar einige Eskalationen einer Mitschüler.

Das Thema der toxischen Freundschaften hätte für meinen Geschmack sogar noch vertieft werden können, denn es wird zwar angerissen, aber eine richtige Konfrontation gibt es nicht. Ansonsten fand ich das Buch hochgradig interessant umgesetzt, es wird ein guter Ton gewählt um schwierig Themen nahbar zu vermitteln und Spencer ist ein authentischer Protagonist, der sich durch seine soziale Position in der Schule geschickt durch die Ereignisse bewegt. Ich denke er ist jemand, mit dem sich viele auch identifizieren können.

Sehr lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2024

Am Wendepunkt

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
0

Ich lese inzwischen Romane japanischer Autoren total gern, weil ich den Schreibstil und die kleinen Eigenheiten der Kultur so besonders finde und mich in den Geschichten immer wahnsinnig gut verlieren ...

Ich lese inzwischen Romane japanischer Autoren total gern, weil ich den Schreibstil und die kleinen Eigenheiten der Kultur so besonders finde und mich in den Geschichten immer wahnsinnig gut verlieren kann. So auch hier: ich fand die kleinen Episoden der einzelnen Begegnungen sehr ansprechend, jede auf ihre ganz eigene Art und mochte, wie sie sich zu einer Geschichte zusammensetzten.

Zum Inhalt: nach einer Trennung fühlt Buchhändlerin Nanako sich verloren und einsam. Sie hat keine Wohnung, keine Freunde und ihr Job macht ihr auch zunehmend keine Freude mehr. Als die auf die Dating-App 30 Minutes stößt, holt diese sie aus ihrem Schneckenhaus und zeigt ihr neue Möglichkeiten auf.

Ich fand die Idee mit der Plattform und den 30Minuten-Treffen total interessant und ansprechend und mochte auch die Gedanken, die sich die Protagonistin Nanako dazu macht. Ich habe ihre Gedanken und Gefühle als sehr nahbar erzählt empfunden und konnte mich gut in sie und ihre Situation hineinversetzen.

Die unterschiedlichen Begegnungen waren gleichwohl unterhaltsam wie eindringlich. Die Protagonistin, die sich selbst am Scheidepunkt ihres Lebens befindet, kreiert sich selbst für die Plattform neu, probiert sich aus und reflektiert sich selbst im Lichte der Begegnungen. Ich habe es als sehr bejahende, ermutigende Geschichte empfunden.

Ich finde es mehr als beeindruckend und mutig, dass dies ein autobiografisches Werk ist. Die Autorin offenbart sich hier nicht nur selbst, sie kreiert das Bild einer Kultur, einer Stadt, einer Generation.
Den buchigen Aspekt der Geschichte fand ich einfach nur wundervoll, Nanakos Empfehlungen klangen alle sehr ansprechend und feinsinnig gewählt und ich hatte direkt Lust mir ebenfalls ein Buch empfehlen zu lassen. Eine feinsinnige, pointierte Erzählung, die in mir noch lange nachklang.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere