Absolutes Wohlfühlbuch, noch besser als Band 1!
Schreibstil:
Ich bin total schnell in die Geschichte gesogen worden, denn der Schreibstil ist unheimlich einnehmend und schlagfertig. Zudem ist er bildgewandt und die Autorin schafft es immer, die richtigen ...
Schreibstil:
Ich bin total schnell in die Geschichte gesogen worden, denn der Schreibstil ist unheimlich einnehmend und schlagfertig. Zudem ist er bildgewandt und die Autorin schafft es immer, die richtigen Worte zu finden. So werden ernste Szenen unheimlich tiefgreifend und andere Szenen sprühen nur so vor Liebe.
Eine Besonderheit des Schreibstils ist außerdem, dass einige Easter Eggs zu Disneymotiven eingearbeitet wurden und die Autoren auch eigene Motive geschaffen hat, die sich hier zeigen. Dazu gehört auch, dass sie die Location der Geschichte, Wakan, geradezu zu einer Figur gemacht hat. Das war nicht nur interessant, sondern auch mal was Neues und gut gemacht. Für mich passte es perfekt zur Story und hat die richtige Portion „Magie“ hineingebracht, ohne es unglaubwürdig klingen zu lassen.
Zur Geschichte allgemein:
Alexis kannte ich schon aus „Truly Yours“ — hier lernt man sie endlich richtig kennen und ich habe sie sofort gemocht. Die Anfangssituation ist sehr spontan und hält sich nicht mit Erklärungen auf. Stattdessen lernen wir Alexis so in der Handlung kennen und das gefiel mir sofort. Sie ist sehr Leidenschaft, äußerst nett und hilfsbereit, weiß die kleinen Dinge zu schätzen und kann sich gut in andere Menschen hineinversetzen. Und gleichzeitig tappt sie ziemlich unbedarft durch die Welt. Ganz dem Trope Poor vs. Rich entsprechend, prallen hier Gegensätze aufeinander. Statt dass Alexis aber arrogant und über den anderen stehend auf andere zugeht, ist sie offen und herzlich und so konnte man gar nicht anders, als sie zu mögen.
Abwechselnd wird dann auch aus der Perspektive von Daniel erzählt. Auch für ihn ist alles, was anfangs passiert sehr spontan. Während Alexis aber aus ihrer üblichen Welt ausbricht, verhält er sich so, wie er sich immer verhält. Er ist noch herzlicher als Alexis, wenn das denn überhaupt geht. Er kümmert sich um alle, ist gütig und großzügig und sehr bodenständig. Ein Traumprinz wie er im Buche steht quasi, nur ohne Geld. Naja, jedenfalls wenn wir es aus der Sicht von Alexis‘ Freundinnen betrachten, denn eigentlich hat er genug zum Leben und ist ansonsten mit seinem Umkreis, also mit Menschen, die ihn lieben und unterstützen, sehr reich beschenkt.
Das Besondere an den beiden und gleichzeitig eine Gemeinsamkeit: Beide „müssen“ die Ehre und Tradition ihrer Familie weitertragen und opfern dafür vieles.
Es sind also zwei recht gegensätzliche Charaktere, die aber der gleichen Verantwortung unterliegen und beide im Herzen einfach nur gut sind.
So wird aus einer spontanen Gegebenheit eine Liebesgeschichte, die weit weg ist von Slow Burn. Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, was ich von einem One-Night-Stand als Einstieg halten sollte. Von einem One-Night-Stand, der noch nichtmal beschrieben wurde. Es wurde aber ziemlich schnell klar, dass Alexis‘ und Daniels Geschichte sich auf einer ganz anderen Ebene abspielt und vermutlich nicht an das Klischee anschließen wollte. Stattdessen ist beiden gleich klar, dass es nicht bei einem Mal bleiben wird.
Das war wirklich das absolut Schönste für mich an der Geschichte: die beiden sind durchgehend ehrlich miteinander und sprechen über alles, auch wenn es ungemütlich wird. Zwar entstehen manchmal immer noch Missverständnisse oder Ängste nehmen die Überhand, aber das ist normal und authentisch. Auf künstliches Drama dagegen wird hier verzichtet, was ich einfach nur großartig fand.
Im Vergleich zu anderen Geschichten dieses Genres werden die Sexszenen hier außerdem stark gekürzt oder nur erwähnt. Also keine ausufernden Bettszenen. Anfangs war das für mich wie erwähnt etwas befremdlich. Ziemlich bald habe ich es jedoch schätzen gelernt, denn so hatten die beiden mehr Zeit, sich und Wakan kennenzulernen, schöne Momente miteinander zu teilen und Gefühle entstehen zu lassen. Ihre Anziehung ist dabei dennoch groß und wird uns Leser:innen auch ohne viele Worte deutlich. Tatsächlich fand ich dieses Umgangsweise am Ende so gut, dass ich gerne bei einigen Büchern die Sexszenen kürzen würde. Denn letztlich ist es doch manchmal auch ganz schön, die eigene Fantasie etwas herauszufordern.
Das Grundproblem der beiden ist es, dass sie aus unterschiedlichen Welten stammen. Und das bald wortwörtlich, denn Wakan liegt zwei Stunden von Minneapolis entfernt. Wenn Alexis zu Daniel fährt, dann verlässt sie ihre eigene Welt und begibt sich in die Herzlichkeit dieses Ortes. So ist es kein Wunder, dass der größte Teil der Handlung dort spielt. Genau wie ich, werdet ihr das lieben. Die Menschen werden alle sehr herzlich und mit vielen Eigenarten beschrieben, es gibt spezielle Dinge, die es nur in Wakan gibt und es passieren erstaunlich viele Situationen in der Stadt, dafür, dass es eigentlich eine Wochenendbeziehung ist. Ich denke, das liegt auch daran, dass einfach mehr Wörter für sowas übrig blieben. Rundum also ein absoluter Wohlfühlort, der euch sofort verzaubern wird!
Die andere Welt ist Minneapolis, das Krankenhaus, in dem Alexis arbeitet, und ihre Familie sowie ihre Freunde und ganz wichtig: ihr Ex. Hier kommt die Tiefe ins Spiel, denn Alexis‘ Ex lässt nicht von ihr ab, sondern drängt sie dazu, wieder mit ihr zusammenzukommen — ebenso wie ihre Eltern. Die Situation ist unheimlich belastend für Alexis und wir erfahren viel über ihre Vergangenheit und leider auch noch Gegenwart, das es zu verarbeiten gilt. Es ist der Part, der die Triggerwarnungen erfordert und ich fand es unheimlich gut umgesetzt. Ich konnte alles super nachvollziehen, mich in Alexis hineinversetzen und fand auch, dass ihr Handeln im Umgang mit Daniel dazu passte. Der Turning Point beispielsweise resultiert daraus, dass sie etwas begreift, was sie vorher gar nicht mehr als Problem angesehen hat. Das bewies mir nur, wie exakt und ausführlich sich die Autorin mit dieser Thematik auseinandergesetzt und sie bei Alexis umgesetzt hat.
Die hauptsächliche Figurenentwicklung findet also bei Alexis statt, aber auch Daniel trägt seinen Teil dazu bei und beide zusammen beweisen sehr schön, welche Auswirkungen Liebe haben kann. Ich fand es so schön, wie ihre Beziehung zueinander beschrieben wurde. Wie sie den anderen bedingungslos unterstützen, wie Alexis Parallelen zu ihrem Exfreund suchte und keine fand, weil es geradezu ein Prozess der Befreiung war. Dadurch konnte man sich einfach von der Geschichte treiben lassen, ohne unbedingt die Schwere der Situation die ganze Zeit über ertragen zu müssen und dennoch hat man live miterlebt, wie Alexis ihr Trauma immer weiter verarbeitet hat.
Neben der Haupthandlung und ihren Protagonisten hat mir alles drumherum auch super gefallen. Briana, um die es in „Truly Yours“ geht, taucht hier auf und beweist, was für eine gute Freundin sie ist. Derek, Alexis Bruder, macht neugierig auf einen dritten Band, in dem es hoffentlich um ihn geht, und die anderen Figuren beweisen ihre Vielschichtigkeit durch Probleme, Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Hauptfiguren.
Das Ende war die perfekte Symbiose. Ich weiß, man will oft nicht das glatte Happy End, aber dafür, dass die Situation der beiden so ausweglos schien, fand ich es einfach nur perfekt. Denn die Autorin hat eine kluge Lösung für das Dilemma gefunden, hat allen ihren Freiraum geschaffen, jeder Figur ihre Entwicklung zugestanden und alle glücklich hinterlassen. Eben so, wie sie es verdient haben. Okay, einer kommt nicht gut dabei weg, aber auch das ist authentisch und mehr als realistisch:)
Mein Fazit:
Ich habe diesen Band noch viel mehr geliebt als Band 1, denn er ist durchweg spannend, verbindet tiefe Traumata mit einer wunderbaren Liebesgeschichte und entführt uns an einen absolut herzlichen Ort mit der richtigen Portion Magie. Der Schreibstil hat all dies nur noch unterstrichen und die Figuren will ich bitte im nächsten Disneyfilm sehen!
5 von 5 Sterne von mir!