Tuga,eine Insel am anderen Ende der Welt
Willkommen auf TugaWillkommen auf Tuga von Francesca Segal
Das Cover und der Klappentext haben mich sehr angesprochen und neugierig auf die Geschichte gemacht. Farbintensiv in geradliniger Form ziert ein Inselausschnitt ...
Willkommen auf Tuga von Francesca Segal
Das Cover und der Klappentext haben mich sehr angesprochen und neugierig auf die Geschichte gemacht. Farbintensiv in geradliniger Form ziert ein Inselausschnitt das Cover. Höhe Bäume und Palmen umgeben ein einfaches Blockholzhaus, die rote Sonne am Himmel und Hibiskusblüten am sandigen Weg. Eigentlich perfekt für einen Sommerinselurlaub.
Auf den ersten Seiten des Buches werden dem Leser die handelnden Personen vorgestellt, die jeweils in den unterschiedlichsten Situationen und Szenen vorkommen und zum Teil eine wesentliche Rolle in der Geschichte spielen. Unterteilt in die Hauptprotagonistin Charlotte Walker, einer Londoner Tierärztin und Herpetologin, die Insulaner (die auf Tuga de Oro leben), deren Berufe und wie sie mit und untereinander verwandt, verheiratet usw., sind und Sonstige, die nicht auf der Insel beheimatet sind. Mir hilft diese Vorstellung, um bei den vielen Mitwirkenden einen Überblick zu haben, zumal im Buch dann weitere Erklärungen nicht unbedingt nötig sind und wie hier die Personen in ihre Rollen schlüpfen.
Die Hauptprotagonistin Charlotte Walker, eine zurückhaltend und eher schüchtern wirkende, etwas introvertierte Wissenschaftlerin und Tierärztin aus London, bewirbt sich auf ein Stipendium, um auf Tuga, einer Insel auf der anderen Seite der Welt, das Leben der Goldmünzschildkröten zu erforschen. Sie ist Wissenschaftlerin durch und durch, die sich ihrer Arbeit gewidmet hat und auch durch ihre Erziehung leider keine sozialen Kontakte aufgebaut hat. Deshalb fällt ihr auch der Umgang mit anderen schwer. Trotzdem wagt sie sich hinaus in dieses Abenteuer, nimmt eine sehr lange Überfahrt auf einem Frachtschiff und eine nicht endende Seekrankheit in Kauf, um nach Tuga zu kommen. Schließlich soll nicht nur die Forschung im Vordergrund stehen, sondern auch die Suche nach der eigenen Identität. Sie ist überzeugt, dass ihr Vater, den sie nie kennengelernt hat, von dieser Insel stammen muss.
In dem Buch lernt der Leser eine faszinierende tropische Insel mit deren Bewohnern kennen. Tuga gehörte einst zu Großbritannien, ist mittlerweile unabhängig und selbstständig, aber das Leben zeigt noch ausreichend Züge vergangener Zeiten. Es gibt ausreichend „Überbleibsel“ wie alte Gerätschaften, alte Autos, die Insel ist auf die Versorgungsschiffe aus England, die auf Grund der territorialen Lage und den Wetterbedingungen nur zweimal im Jahr anlanden können, angewiesen. Die Insel ist arm, aber reich an der Erfahrung der Menschen, alle sind aufeinander angewiesen und können nur gemeinsam das Inseldasein stemmen. Jeder Gast, der auf Tuga landet, muss sich mit einbringen und hat seine Aufgaben. So wird auch Charlotte nicht nur ihrer Forschungsarbeit nachgehen können, sondern muss ihre Fähigkeiten als Tierärztin unter Beweis stellen.
Emotional kommt die Geschichte auch nicht zu kurz. Als Leser fühlt man sich manchmal inmitten der Insulaner und möchte ihnen am liebsten helfen. So nimmt man auch an schweren Schicksalsschlägen teil, kann Insulaner verstehen, die wegwollen, um etwas anderes im Leben zu erreichen, aber wieder kommen, weil die Insel ihr Leben ist. Auch das Gefühlsleben von Charlotte wird heftig durcheinandergeschüttelt.
Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, es ist eine Mischung aus Fernweh, aus den tagtäglichen Sorgen der Inselbewohner, aber auch der Fröhlichkeit und des Charmes dieser Menschen. Dazwischen kommen die Forschungsarbeiten von Charlotte, die auch wissenswertes dem Leser vermitteln und einen über das Ökosystem der Erde nachdenken lassen. Was mir persönlich etwas fehlte, war das gewisse Etwas am Schreibstil. Ich fand es irgendwie etwas altmodisch auch wenn es witzige Momente gab, bei denen ich schmunzeln musste. Wenn ihr das Buch lest, wird euch Taxi auffallen, der Mann namens Taxi, der das einzige Taxi auf der Insel fährt (sonst stehen genug Esel als Transportmittel herum) und gleichzeitig Radiomoderator und witzig ist.
Das Buch endete mit so einigen offenen Fragen. Ich denke, da es eine Buchreihe werden wird, bekomme ich meine Antworten noch und ich kann mehr von den liebenswerten Inselbewohnern lesen.