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Veröffentlicht am 26.07.2024

Niveauvolle Unterhaltung der besonderen Art

Sobald wir angekommen sind
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"Sobald wir angekommen sind" hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Zur Geschichte:
Der Protagonist Ben Oppenheimer ist Ende 40, lebt in Zürich mit seiner Familie im Nestmodell, seine Noch-Ehefrau Marina ...

"Sobald wir angekommen sind" hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Zur Geschichte:
Der Protagonist Ben Oppenheimer ist Ende 40, lebt in Zürich mit seiner Familie im Nestmodell, seine Noch-Ehefrau Marina und er wohnen abwechselnd in der gemeinsamen Wohnung mit den Kindern. Er hat eine jüngere ebenfalls von ihrem Partner getrennt lebende Freundin, Julia, mit 4 jährigem Sohn. Seine Karriere als Schriftsteller und Drehbuchautor stockt schon länger und ihn plagen Rückenschmerzen und Geldsorgen (so steht es auch im Klappentext). Zudem befürchtet er den Ausbruch des 3. Weltkriegs, eine Sorge, die Marina teilt. Sie reisen daher mit den schulpflichtigen (!) Kindern in einer Nacht-und Nebel-Aktion nach Brasilien, um sich vor dem sicherlich bald ausbrechenden Krieg in Sicherheit zu bringen.
Die Geschichte ist ausschließlich aus Bens Sicht geschildert, was für mich manchmal schwer erträglich war, denn Ben ist definitiv kein "Held" oder Sympathieträger. Träge, passiv, ohne Empathie, antriebslos, unorganisiert, unordentlich, vollkommen auf sich bezogen und voller Komplexe regt er mich streckenweise richtig auf und besonders seine Interaktionen mit den Frauen in seinem Leben sind für mich als Frau echt schwer erträglich gewesen.
Mehrmals dachte ich, was ist los mit dir? Reiß dich zusammen und TU ENDLICH mal was, statt immer nur andere Menschen für dich entscheiden zu lassen. Auch seine Einstellung zur Sexualität ist wirklich fragwürdig und ich musste sehr lachen, als Marina ihm an einer Stelle vorwirft, mit ihm sei es wirklich am allerschlechtesten von allen im Bett.
Der Autor schafft es aber, bei mir dennoch Empathie für Ben zu wecken und das liegt daran, wie er geschickt die Gedanken Bens mit seinen Handlungen oder auch Nicht-Handlungen verknüpft. So erinnert sich Ben an seine Kindheit, in der er, immerhin einziges Kind seiner Eltern, von seinen Eltern nur am Rande wahrgenommen wurde und nie nach seinen Gefühlen, Freunden usw gefragt wurde. Er vermutet, dass seine Ex-Frau gerne mehr Aufmerksamkeit von ihm hätte und nimmt Anlauf, ihr eine persönliche Frage zu stellen. Und als sie ihn erwartungsvoll und gespannt anschaut, fragt er - wie sie sein neues Drehbuch findet! Solche Stellen findet man einige im Roman und auch, wenn es eigentlich traurig ist, wie wenig Ben versteht und wie unfähig er sich anstellt - die Lektüre macht das auf jeden Fall sehr unterhaltsam!
Ich würde sagen, Ben ist ein absolut ehrlicher Anti-Held. Er reflektiert durchaus, dass er im Grunde ein Loser ist und sich mitnehmen lässt, statt selbst zu handeln. Sei es, wenn seine Agentin ihm Themen vorgibt, über die er schreiben soll und seine eigenen Ideen abbügelt, sei es, wenn seine Ex-Frau ihn und die Kinder einpackt und sich auf den Weg zum Flughafen macht oder - eine sehr starke Szene! - der Moment, als sein Sohn in Brasilien im Hotelzimmer eine Vogelspinne sieht und Ben als Familienvater sich als Retter sehen möchte, dann aber am Ende alleine auf dem Bett sitzt und zittert, während seine Familie die Spinne beobachtet und eine Hotelmitarbeiterin das Tier mit Insektizid tötet. Auch bei seiner Freundin Julia ist er definitiv der Passive und zu ihrem Sohn, der ihn ablehnt, versucht er nicht mal, eine Beziehung aufzubauen. Sein bester Freund ist derzeit in stationärer Therapie wegen einer Angststörung. Wenn die beiden sich unterhalten, fühlt Ben sich verstanden, wenn er auch immer mal wieder argwöhnt, dass sich verstanden fühlen von einem traumatisierten Angststörungspatienten vielleicht nicht wirklich gut ist. Zu seinen Eltern hat er noch immer keine echte Bindung - er schafft es lange nicht, seinem Vater von der Trennung von Marina und seiner neuen Freundin zu erzählen und seine Mutter ignoriert ihn am Telefon.
Ben fühlt sich irgendwie als Jude, lebt es aber nicht und hat auch seine Kinder nicht mal ansatzweise im jüdischen Glauben erzogen, obwohl seine Frau ebenfalls Jüdin ist. Im "Exil" gibt es dann eine skurrile Szene, in der er mit seinem Sohn in einer Synagoge die Toilette aufsucht und sich schämt, dass sein Sohn nicht beschnitten ist. Auch hier - er erwähnt, dass Marina und er sich bewusst gegen die Beschneidung entschieden haben, aber jetzt zweifelt er wieder daran.

Es gibt so viele gute Stellen in dem Roman, die ich jetzt nicht erwähnen möchte, um nicht zu spoilern. Man muss das wirklich er"lesen", ehrlich, es ist ein Genuss! An vielen Stellen dachte ich daran, wie Ben am Anfang der Geschichte darüber sinniert, dass er keine Komödien schreiben kann, weil ihm die Protagonisten immer Leid tun und er nicht erträgt, wie sie sich lächerlich machen. Und genau das macht der Autor des Romans mit Ben!

Der Schreibstil des Autoren, das muss ich unbedingt hervorstreichen, hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen. Die Sprache ist niveauvoll und sehr gut lesbar und der Aufbau des Textes insgesamt sehr gut gemacht bis hin zu einem für mich sehr guten Ende!

Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gerne niveauvolle zeitgenössische Literatur lesen und eine wirklich perfekte Sommerlektüre schon allein aufgrund der Szenen in Brasilien, finde ich.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Unfassbar guter Thriller

Das Gebot der Rache
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John Niven ist wirklich ein sehr vielseitiger Autor - ich habe bereits mehrere Bücher von ihm gelesen und alle sind anders.
Das Gebot der Rache ist ein Thriller - und was für einer!
Der sehr gute Schreibstil ...

John Niven ist wirklich ein sehr vielseitiger Autor - ich habe bereits mehrere Bücher von ihm gelesen und alle sind anders.
Das Gebot der Rache ist ein Thriller - und was für einer!
Der sehr gute Schreibstil des Autoren führt die erste Hälfte des Buches relativ entspannt durch die Seiten. Okay, der Hund der Familie wird brutal getötet, aber obwohl ein bisschen Anspannung dadurch entsteht und der Prolog und Klappentext klarmachen, dass uns noch einiges erwartet, war ich dann doch nicht auf den Turn vorbereitet, der mich echt kalt erwischt hat!
Die Rückblenden waren schon schlimm, aber was dann kam, das hat echt alles übertroffen. Der 2. Teil des Thrillers liest sich streckenweise wie ein Action-Film und die Spannung lässt bis zum Ende nicht nach, so dass ich wirklich atemlos zu Ende lesen musste und leicht sprachlos das Buch zugeklappt habe. Das passiert mir nicht oft, ehrlich! Die nun eingestreuten Rückblenden sind nochmal heftiger und lassen eine Vergangenheit vor dem inneren Auge entstehen, mit der ich nicht gerechnet hatte....

Ein absolutes Plus ist, dass ich wirklich mit jedem Charakter mitgefühlt habe und gleichzeitig die Taten, die verübt wurden, natürlich total verurteilt habe.

Der Autor wagt sich zudem an ein leider durchaus aktuelles Thema - "Kinder", die schreckliche Taten verüben (die Täter im Buch sind 13 und 14 Jahre alt und damit in Schottland im Jahr 1982 strafmündig, in Deutschland wären sie es nicht) und wie damit umgegangen werden kann.
Alkoholismus wird thematisiert und der Schmerz über den Verlust eines Kindes so brutal beschrieben, dass es für mich als 3fache Mutter wirklich heftig zu lesen war.

Oh, und es wurde eine absolut abartige Art von Folter beschrieben, die mich echt fertig gemacht hat, auf gute Art und Weise (ich liebe es, wenn ich von der Lektüre schockiert werde) - der Scaphismus. Krass!

Ich bin vollkommen begeistert von dem Buch und empfehle es uneingeschränkt - aber man braucht wirklich gute Nerven!!!

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Absolut packender Thriller

Die Todesbeigaben: Thriller
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Mein 2. Buch der Autorin und es gefiel mir nochmal besser als das andere (Der Ehemann).
In Tu Buße erleben wir eine Mordserie eines Psychopathen, dessen Sicht dem Leser regelmäßig geschildert wird während ...

Mein 2. Buch der Autorin und es gefiel mir nochmal besser als das andere (Der Ehemann).
In Tu Buße erleben wir eine Mordserie eines Psychopathen, dessen Sicht dem Leser regelmäßig geschildert wird während der aktuellen Erzählzeit, sowie der ihn prägenden schlimmen Kindheit vor 35 Jahren.

Es beginnt mit dem schrecklichen Erlebnis eines jungen Paares, das sich einen Lost Place anschaut - Döllersheim in Österreich. Sie stoßen auf eine Leiche. Die Mutter des jungen Mädchens ist eine leitende Ermittlerin der Wiener Polizei und nimmt sich des Falles an.

Und nur so viel - diese Leiche ist nicht die Einzige, auf die wir stoßen werden!
Drea Summer lässt die Personen realistisch handeln und den Leser auch sehr mit fühlen. Es war streckenweise wirklich atemberaubend spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie sich alles auflösen wird.

Klare Leseempfehlung für diesen wirklich gut geschriebenen Thriller mit einem perfekten Schluss, der sich durchaus mit Werken anderer großer Namen im Genre messen lassen darf!

Ich habe die Neuauflage als e-Book gelesen, mit dem Titel Tu Buße.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Zeitschleife mit Tiefgang

Death. Life. Repeat.
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Ich war sehr auf Death. Life. Repeat.: Das ewige Leben der Clara Hart gespannt und meine Erwartungen haben sich nicht nur erfüllt, nein, sie wurden übertroffen.
Das Zeitschleifenthema ist für mich, wenn ...

Ich war sehr auf Death. Life. Repeat.: Das ewige Leben der Clara Hart gespannt und meine Erwartungen haben sich nicht nur erfüllt, nein, sie wurden übertroffen.
Das Zeitschleifenthema ist für mich, wenn es gut umgesetzt wird, immer ein gutes und spannendes Grundmotiv, weil durch die Wiederholung eines Tages die Möglichkeit besteht, mit Varianten der Handlung zu spielen, den Butterfly Effekt zu zeigen und die Personen vielschichtiger und tiefer wirken zu lassen, das Setting aber immer ähnlich bleibt.
Hier passiert es James Spencer - er ist in einer Zeitschleife gefangen. Ein schrecklicher und für ihn persönlich auch bedeutsamer Tag, ein Freitag, wiederholt sich wieder und wieder - insgesamt 10 Mal, was man anhand der Kapitel direkt sehen kann.
James oder Spence, wie er von seinen Freunden genannt wird, rastet nicht so aus, wie man das aus anderen Geschichten kennt, und die 10 Tage, die wir erleben, sind fast alle auch relativ genau geschildert, es gibt nur 2 kurze Kapitel, die aber auch sehr passend sind. Er lernt in den 10 Tagen nicht nur viel über sich selbst, sondern sieht auch sein ganzes Umfeld bald mit anderen Augen (und er verliebt sich, auch wenn er das bis zum Ende nicht so richtig zugeben wird).
Die Gedankenwelt des Protagonisten fasziniert mich von Anfang an. Er wirkt eigentlich wie ein typischer nicht so netter Charakter, der beste Freund des klaren "Antihelden" in der Geschichte, eher Mitläufer als Täter und mit einem sehr traurigen Erlebnis in seinem Leben, was ihn stark beeinflusst, noch immer.
Als Mitglied des Rugby Teams und offensichtlich Schüler einer (Privat-?) Schule wirkt er privilegiert, einer der beliebten Schüler auf jeden Fall.
Was er aber durch die vielen Wiederholungen des Tages erlebt und erfährt, wie sehr es ihn verändern wird und was dann die wirklich sehr gute Auflösung ist, das habe ich in weniger als einem Tag gelesen, ich konnte das Buch buchstäblich nicht aus der Hand legen.
Einziger, winziger Kritikpunkt - in meiner Ausgabe sind noch recht viele Druckfehler zu bemängeln - es fehlen Buchstaben oder Wörter sind ohne Trennung geschrieben. Aber ich hoffe, das wird noch redigiert.
Ich gebe eine so was von eindeutige Leseempfehlung und der Roman ist jetzt schon eins meiner Highlights 2024!

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Minnie heißt jetzt Minerva - Minnie Maus topmodern

Minnie Minerva Maus
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Minnie heißt jetzt Minerva 

 
... Minnie Maus als Minerva war ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen. Minnie nennt sich MINERVA und ein running gag des Comics ist, dass der Freund ihrer Tante und ihre Gegenspielerin ...

Minnie heißt jetzt Minerva 

 
... Minnie Maus als Minerva war ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen. Minnie nennt sich MINERVA und ein running gag des Comics ist, dass der Freund ihrer Tante und ihre Gegenspielerin im Schulwettbewerb sie die ganze Zeit "falsch" mit Minnie ansprechen. 

Die Geschichte ist lustig und abgedreht - Minnie und Serena bewerben sich um den Schulwettbewerb "Unsere Schule soll grüner werden". 

Das moderne Thema wird sehr lustig umgesetzt, die Figuren sind optisch sehr verjüngt und ebenfalls deutlich moderner gestaltet - und die Zielgruppe scheint klar eine eher weibliche zu sein. Donald, Mickey und Goofy sind nämlich nicht dabei, statt dessen die jungen Versionen von Minnie (MINERVA), Daisy und Klarabella. 

Mir haben die Bilder besonders gut gefallen. Sie rücken die wirklich haarsträubenden Ideen von Minerva nochmal mehr in den Fokus - und obwohl ich eine Arachnophobikerin bin, muss ich ehrlich zugeben, die Comic-Spinnen sehen unfassbar niedlich aus! 
Also volle Punktzahl für vollen Genuss und Leseempfehlung für alle Fans von Minnie und Co., die wie ich die weiblichen Figuren gerne mehr im Mittelpunkt sehen! 

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