Als ich dieses Buch zum ersten Mal in die Hand genommen habe, war ich skeptisch. Der Titel klang einfach so wahnsinnig kitschig! Der Klappentext konnte mich deutlich mehr begeistern und die Leseprobe hat mich schlussendlich überzeugt, den Roman zu lesen. Ich muss sagen: Zum Glück! Denn die Geschichte war ganz wunderbar.
Handlung
Die Cellistin Grace starte gerade in eine vielversprechende Karriere, als ihr Traum plötzlich zerplatzt. Stattdessen gehört ihr nun ein Instrumentengeschäft, in dem sie eigens gebaute und reparierte Streichinstrumente verkauft. Jahrelang wartet sie darauf, dass ihr Leben eine Wendung nimmt; dass ihr Freund David wie versprochen seine Frau verlässt, von Frankreich nach England zieht und sie sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Plötzlich steht David nicht nur in ihrem Mittelpunkt und Grace’ Leben droht zu zerbrechen. Sie merkt, dass sie kaum jemanden hat, an den sie sich wenden kann. Doch da sind noch ihre Mitarbeiterin Nadia und Lieblingsstammkunde Mr Williams – was können die drei im Leben der anderen bewirken?
Meine Meinung
Der Roman hat mir unerwartet gut gefallen! Er war nicht halb so kitschig wie erwartet – anstatt sich auf eine romantische Liebe zu konzentrieren, ging es viel mehr um zwischenmenschliche Beziehungen, Vertrauen, Vergebung und wie man manchmal einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen muss, um weitermachen zu können.
Die Autorin schreibt dabei sehr flüssig und nachvollziehbar. Es gab keine unerwarteten Brüche in der Geschichte oder seltsame Formulierungen, die mich an der Geschichte haben zweifeln lassen. Der Roman war so gut geschrieben, dass ich ihn in weniger als 24 Stunden durchgelesen habe.
Außerdem merkt man, dass sich die Autorin genauestens mit dem Thema Instrumente bauen und spielen auseinandergesetzt hat. Im Anschluss an diese Rezension werde ich recherchieren, ob sie tatsächlich selbst Cello spielt, oder ob sie die Informationen nur für das Buch zusammengetragen hat. Ich fand es wirklich beeindruckend, wie detailliert Anstey Harris die Art und Weise, wie man ein Streichinstrument baut und spielt, beschrieben hat! Dadurch wurde Grace’ Leidenschaft für eben dieses Thema greifbar und glaubwürdig. Es gibt leider nur wenige Autoren, die bei so speziellen Themen so sehr ins Detail gehen, aber ich finde, dass es einen sehr positiven Einfluss darauf hat, wie schnell ich mich in ein Buch hineindenken und in dessen “Welt” leben kann.
Die Charaktere
Ich fand die Charaktere sehr interessant, da sie so verschieden waren und dennoch super zusammengepasst haben.
Grace, die Hauptfigur, lebt sehr zurückgezogen und fokussiert sich auf ihre Instrumente – und David. Leider können beide ihr nicht den Halt geben, den sie braucht und so lässt sie sich schlussendlich auf andere Menschen ein. Was ich daran besonders spannend fand, war, dass Grace’ es sich selbst nicht zugetraut hat. Man hat somit eine deutliche Entwicklung der Figur beobachten können.
David fand ich ebenfalls interessant, da er zunächst so schwer zu fassen war. Auf der einen Seite kann man sich gar nicht vorstellen, dass ein Mann, der zwar mit seiner Familie in Frankreich wohnt, aber eine Liebesbeziehung in England führt, ein guter Mensch sein kann. Eine Heldentat ließ mich jedoch schon zu Beginn der Geschichte daran zweifeln. Wie er wirklich ist, behalte ich an dieser Stelle lieber für mich, da es eine wichtige Rolle für den Ausgang der Geschichte spielt.
Auch die anderen Figuren, z.B. Nadia und Mr Williams, waren sehr gut ausgearbeitet. Obwohl ich am Ende immer noch nur Bruchstücke über die einzelnen Figuren wusste, hat sich herauskristallisiert, dass ihr Leben sie geprägt hat und jede*r von ihnen einen Grund dafür hat, so zu sein, wie er/sie ist.
Das Cover
Obwohl ich das Cover an sich nicht hässlich finde, muss ich sagen, dass es leider nichts mit dem Buch zu tun hatte. Genau wie der Titel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Grafikdesigner das Buch jemals gelesen haben. Eine “freie” Frau auf einer Blumenwiese mit Feuerwerk… Hm. Auch wenn es im weitesten Sinne um die “innere Befreiung” ging, finde ich dieses Bild sehr unpassend. Aber wie gesagt, immerhin sieht es ganz nett aus.
Fazit
Ich kann dieses Buch definitiv weiterempfehlen! Man spürt beim Lesen genau, mit wie viel Liebe und Arbeit diese Geschichte geschrieben wurde. Und dabei wirkt sie überhaupt nicht schwerfällig! Mir hat das Buch wirklich gut gefallen.