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Veröffentlicht am 19.08.2024

Tragischer Familienroman

Das Haus der Wiederkehr
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Nachdem Lottie während des Krieges von London nach Merham evakuiert wurde, findet sie in der Tochter der Familie Holden, Celia, eine Schwester im gleichen Alter. Am Strand von Merham steht eine Villa, ...

Nachdem Lottie während des Krieges von London nach Merham evakuiert wurde, findet sie in der Tochter der Familie Holden, Celia, eine Schwester im gleichen Alter. Am Strand von Merham steht eine Villa, die von Künstlern gemietet wurde. Die beiden jungen Frauen zieht es magisch dorthin und sie freunden sich mit den Künstlern an. Doch Celia verlässt Merham und geht an eine Schule nach London und als sie zurückkehrt, wird sie von einem Mann begleitet, bei dem Lottie sofort spürt, dass es die große Liebe ist.
Es vergehen 50 Jahre, bis Daisy beauftragt wird, die alte Villa zu restaurieren und in ein Hotel umzubauen. Dabei lernt sie die alte Mrs. Bernhard kennen, die sie um Hilfe bittet, um rekonstruieren zu können, wie das Haus einst aussah, doch diese weigert sich.
Ich liebe die Bücher von Jojo Moyes, denn die Autorin hat einen unheimlich schönen Schreibstil, der meistens dafür garantiert, tief in die fremden Welten abtauchen zu können. Das Haus der Wiederkehr erschien bereits im Jahr 2003, bzw. wurde da geschrieben und nun neu veröffentlicht.
Das Haus der Wiederkehr wird auf zwei Zeitebenen erzählt, zum einen befinden wir uns mit den Ziehschwestern Lottie und Celia in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, zum anderen mit Daisy in der Gegenwart. Das machte den Einstieg noch etwas verwirrend, aber dank des tollen Stils der Autorin blieb ich hier am Ball.
Die Atmosphäre des kleinen, englischen Küstenortes wurde wunderbar eingefangen und versetzt den Leser regelrecht in Raum und Zeit.
Es tauchen hier eine Menge Personen auf, sowohl im ersten als auch im zweiten Teil des Buches. Ab einem gewissen Punkt bekommt die Handlung dann aber deutlich mehr Tempo und die Geschichte konnte mich dann doch noch in ihren Bann ziehen.
Die Geschichte dreht sich um die Liebe, die hier ganz schön kompliziert wird. Dabei werden nicht nur die Leben der drei jungen Menschen, sondern auch die der Familie beeinflusst. Wie das alles miteinander zusammenhängt wird erst nach und nach aufgeklärt.
Celia und Lottie könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Lottie die Stille der Beiden ist, die sich durchaus bewusst ist, an welcher Stelle sie bei der Familie Holden steht, ist Celia temperamentvoll und wenig zu bremsen.
Ansonsten gibt es hier einige interessante Nebenfiguren, die Moyes lebendig werden lässt. Mir haben die Charaktere gut gefallen und sie erhalten eine authentische Darstellung.
Mein Fazit: eine tragische Liebesgeschichte, die mit für Jojo Moyes typischen, emotionalen und atmosphärischen Schreibstil die Dramatik der Handlung spürbar werden lässt. Auch wenn es zu Beginn kleinere Längen und Verwirrungen gab, hat mir die Geschichte letzten Endes wieder sehr gut gefallen. Tolle Geschichte für alle Moyes Fans und solche, die es noch werden wollen.

Veröffentlicht am 07.08.2024

Kurzweilige Unterhaltung

Das Retreat
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Viele Jahre ist es her, dass auf der Insel Cary Island mehrere Jugendliche brutal getötet wurden. Seitdem gilt die Insel, die ironischerweise die Form eines Sensenmannes hat, als verflucht. Nichtsdestotrotz ...

Viele Jahre ist es her, dass auf der Insel Cary Island mehrere Jugendliche brutal getötet wurden. Seitdem gilt die Insel, die ironischerweise die Form eines Sensenmannes hat, als verflucht. Nichtsdestotrotz wurde hier nun ein Luxusretreat gebaut und Influencerin Jo reist gemeinsam mit ihrer Schwester Hana, ihrem Freund Seth und dem Verlobten ihrer Schwester Bea an. Gemeinsam wollen sie den Luxus der Insel genießen, doch schnell hat das Idyll ein Ende, als am Felsen die Leiche einer Frau gefunden wurde. Gemeinsam mit ihrem Kollegen beginnt DS Elin Warner zu ermitteln. War es ein Unfall, Mord oder ist die Insel wirklich verflucht?

Mit Das Retreat erschien nun der zweite Band der Reihe um DS Elin Warner und ich habe im Vorfeld schon diverse Stimmen zum Buch gehört, die eher durchwachsen waren, doch wie immer gilt auch hier: besser eine eigene Meinung bilden.

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht, der Schreibstil ist schnörkellos und prägnant. Aus wechselnden Perspektiven zwischen Elin und Hana wird die Geschichte rund um das Geschehen auf Reaper's Rock geschildert. Dadurch erhält man als Leser Einblick in die Ermittlungen, aber auch in die Gefühlswelt der betroffenen Gruppe im Retreat. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und dadurch wird man verlockt, immer ein Kapitel noch lesen zu wollen.

Die Atmosphäre ist recht gruselig, die Insel in Sensenmann Form gut vorstellbar und sorgt dadurch für den nötigen Gänsehautmoment, den man meiner Meinung nach ruhig noch etwas mehr hätte herausarbeiten können. Trotzdem ist der Thriller spannend und kurzweilig und einige Plottwists nicht vorhersehbar. Wobei ich doch ab einem gewissen Punkt eine Ahnung hatte, wohin die Reise gehen wird.

DS Elin Warner ist sehr sympathisch, aber man spürt durchweg, dass sie mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Doch sie ist hartnäckig und entschlossen und ich habe sie gerne bei den Ermittlungen begleitet. Auch die Nebencharaktere, vor allem Hana, die ebenfalls mit ihrer Vergangenheit kämpft, wurde gut ausgearbeitet und authentisch gezeichnet. Weitere Charaktere verhalten sich recht vorhersehbar und einen großen Bezug zu ihnen konnte man nicht herstellen.

Mein Fazit: Das Retreat ist ein sehr kurzweiliger Thriller, der etwas vorhersehbar ist, aber trotzdem gute Unterhaltung bietet. Vor allem die Ermittlerin Elin Warner ist sehr sympathisch und lässt mich mit der Erwartung auf weitere spannende Fälle zurück. Wer einen Thriller für zwischendurch sucht, der ist hier genau richtig, für mich war es perfekt für einen entspannten Lesetag in der Sonne.

Veröffentlicht am 28.07.2024

Von Freundschaft und Zusammenhalt

Das Licht in den Birken
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Zwanzig Jahre ist es her, dass Thea aus dem Norden Deutschlands nach Portugal ausgewandert ist. Jetzt ist sie Mitte fünfzig und kehrt nach Hause zurück. Gemeinsam mit ihren beiden Ziegen will sie in der ...

Zwanzig Jahre ist es her, dass Thea aus dem Norden Deutschlands nach Portugal ausgewandert ist. Jetzt ist sie Mitte fünfzig und kehrt nach Hause zurück. Gemeinsam mit ihren beiden Ziegen will sie in der Lüneburger Heide noch einmal von vorne beginnen. Ihr Nachbar und Vermieter Benno hat einen Gnadenhof für Tiere, doch kämpft er regelrecht ums Überleben, denn die Schulden drohen ihn aufzufressen. Als eine junge Frau namens Juli sich bei einer Wanderung am Fuß verletzt, bleibt sie kurzerhand bei Thea und Benno, um ihren Fuß auszukurieren.
Ich kenne und liebe die Krimireihe der Autorin Romy Fölck, weshalb ich neugierig auf die Umsetzung in einem Roman war.
Der Einstieg fällt leicht, dank des unheimlich bildlichen und fesselnden Schreibstils der Autorin. Ausserdem starten wir ohne große Umwege mitten in der Handlung und begleiten Thea bei ihrer Abreise aus Portugal.
Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven zwischen Thea, Juli und Benno, so dass man alle Charaktere mit ihren Sorgen und Eigenheiten kennenlernen kann. Mir haben diese unterschiedlichen Gedanken und Gefühle sehr gut gefallen, da es intensiv und auch emotional erzählt wird.
Die Geschichte wird von ihren Charakteren getragen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ein gemeinsames Ziel haben, nämlich den Hof zu retten. Dabei wird die Geschichte ruhig und unaufgeregt erzählt und trotzdem wird es nicht langweilig. Ich habe die Charaktere sehr gerne begleitet.
Thea ist mutig in ihrem Versuch noch einen Neuanfang zu wagen, man erfährt recht schnell, was einer ihrer Gründe dafür war. Benno ist ein bärbeißiger Typ, der zunächst sehr grumpy scheint, doch allein sein Umgang mit den Tieren zeigt sein großes Herz. Auch Juli versucht etwas aus ihrem Leben zu verdrängen und kommt aber aufgrund ihrer Verletzung auch eher zur Ruhe. Trotz aller Unterschiede haben sie ein gemeinsames Ziel, das sie zusammenschweißt und mit viel Engagement und Mut und neuen Ideen entsteht eine besondere Freundschaft.
Mein Fazit: Eine zwar ruhige Geschichte, die aber einfach wunderschön erzählt wird und nicht langweilig wird. Vor allem Benno ist mir schnell ans Herz gewachsen, weil einfach so viel in und hinter ihm steckt. Eine Geschichte zum Wohlfühlen und Abschalten.

Veröffentlicht am 24.07.2024

Sehr aufwühlend und stark erzählt

Unter dem Moor
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Drei Geschichten, drei unterschiedliche Generationen von Frauen und doch hängt ihre Geschichte auf tragische Weise zusammen. Im Jahr 1936 wird die vierzehnjährige Gine aus Berlin von ihrer Klassenlehrerin ...

Drei Geschichten, drei unterschiedliche Generationen von Frauen und doch hängt ihre Geschichte auf tragische Weise zusammen. Im Jahr 1936 wird die vierzehnjährige Gine aus Berlin von ihrer Klassenlehrerin auserwählt, an einem Camp, das sogenannte Landjahr im Stettiner Haff, teilzunehmen. Hier werden junge, deutsche Mädchen dazu ausgebildet, linientreu und ergeben zu sein. Doch Gine muss hier etwas schreckliches erleben, für das sie Rache schwört.
1979 lebt die junge Siggi gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn ebenfalls am Stettiner Haff. Die Gängelungen der DDR sind für die junge Frau nur schwer zu ertragen und sie träumt davon, frei zu sein.
In unserer Gegenwart reist die Ärztin Nina, die an einem Burn Out leidet, ebenfalls ins Stettiner Haff. Zuvor hatte sie sich in einen Straßenhund verliebt, den sie nun mit auf die Reise genommen hat. Bei einem Spaziergang gräbt die Hündin einen Knochen aus, der offensichtlich von einem Menschen stammt.
Dieses düstere, aber schlichte Cover sprach mich sofort an und da ich generationsübergreifende Geschichten immer absolut spannend finde, war ich auch auf Tanja Webers Roman Unter dem Moor sehr gespannt.
Die Autorin hat einen sehr bildhaften, flüssigen Schreibstil, mit dem es ihr gelingt, ein wirklich klares Bild von den Gegebenheiten zu zeichnen. Dabei lässt sie auch die Landschaften rund um das Stettiner Haff lebendig werden, was mir wirklich gut gefallen hat. Für meinen persönlichen Lesegeschmack war es hin und wieder zu weit ausschweifend, aber durch die ruhige Sprache konnte ich trotzdem gut dranbleiben.
Richtig interessant war es zu lesen, wie es der Autorin gelang, die Probleme der jeweiligen Zeiten hervorzuheben, in denen die drei Frauen leben. Die schlimmen Gängeleien der Nazis, das Gefühl des Eingesperrtseins in der DDR oder unsere schnelllebige Zeit, in der man kaum zur Ruhe kommt. Jedes einzelne dieser Jahrzehnte wurde richtig gut dargestellt.
Die Autorin wechselt hier kapitelweise, wobei die Kapitel echt lang sind, die Perspektive zwischen den drei Frauen. Zu Beginn hatte ich keine Ahnung, wohin das alles führen würde, doch die Verknüpfung ist unglaublich gut gelungen.
Die drei Frauencharaktere Gine, Siggi und Nina sind wirklich facettenreich und authentisch gezeichnet. Jede der drei schafft es, gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen, wobei es die noch sehr junge Gine am schwersten hatte. Ihren Part fand ich sehr berührend und aufwühlend und ihr Schicksal nur schwer zu ertragen. Aber auch die beiden anderen Frauen werden nach und nach greifbarer und die wahren Stärken hinter ihnen im Laufe der Erzählung greifbar.
Mein Fazit: Mit Unter dem Moor ist es Tanja Weber gelungen, einen wirklich emotionalen und aufwühlenden Roman zu schreiben, der mich fesseln konnte. Es geht um Freiheit, um selbstbestimmtes Leben und wie Frauen in unterschiedlichen Zeiten jeweils damit umgingen. Ein Buch, dass sich trotz des sehr ruhigen Erzählstils richtig spannend liest und das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Stiller, nachdenklicher Roman

Cascadia
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Im Nordwesten der USA, auf der kleinen Insel San Juan, sind die Schwestern Elena und Sam aufgewachsen. Hier machen die Reichen Urlaub, die Einwohner jedoch kommen so gerade über die Runden. Für die beiden ...

Im Nordwesten der USA, auf der kleinen Insel San Juan, sind die Schwestern Elena und Sam aufgewachsen. Hier machen die Reichen Urlaub, die Einwohner jedoch kommen so gerade über die Runden. Für die beiden Schwestern kommt erschwerend hinzu, dass sie sich um ihre schwer erkrankte Mutter kümmern müssen. Doch das hat die beiden jungen Frauen noch mehr zusammengeschweißt. Bedingt durch die schwere Krankheit der Mutter häufen sich die Schulden der Schwestern immer mehr und während Sam noch ihren Träumen vom Verlassen der Insel nachhängt, verändert sich Elena immer mehr und dann tritt auch noch ein Bär in ihr Leben.

Meine Meinung

Das Cover ist wirklich wunderschön und da ich doch schon einige unheimlich berührende Bücher aus dem Verlag gelesen habe, war ich sehr neugierig auf Julia Phillips neuen Roman Cascadia.
Die Autorin hat einen sehr nüchternen, ruhigen, fast schon sanften Schreibstil, wodurch die Widrigkeiten, in denen die Schwestern leben ein noch viel traurigeres Bild hinterlassen. Ich habe beim Lesen schnell intensiv mitfühlen können.
Durch diesen sanften Schreibstil bleibt die Geschichte auch sehr ruhig, sehr malerisch und doch auf ihre Art eindringlich. Durch Rückblicke wird nach und nach die Beziehung der Schwestern aufgearbeitet und dadurch auch immer klarer, wie diese sich zueinander verändert. Allerdings wird diese Veränderung erst mit dem Auftreten des Bären so richtig deutlich. Für mich war dieser Bär einfach das große Zeichen für die Veränderungen zwischen den Schwestern, auch wenn ich diesen Symbolcharakter nicht völlig greifen konnte.
Die Landschaft und die gesamte Welt war sehr gut beschrieben. Gerade diese Lücke zwischen den reichen Urlaubern und den Einwohnern ist vorstellbar da es auch einfach der Realität entspricht. Dadurch wird auch die Unzufriedenheit der Protagonistin Sam, die hier auch im Vordergrund der Geschichte ist, absolut deutlich.
Sam steht hier eigentlich für eine breite Schicht der Menschen, egal wieviel sie arbeitet, das Geld reicht einfach nie. So wie ihr geht es vielen und das stimmt nachdenklich. Beide Schwestern wollen mehr vom Leben und können doch nicht aus ihren Rollen ausbrechen.
So richtig sympathisch ist Sam nicht, soll sie meiner Meinung nach aber auch nicht sein. Ihr wirklicher Mittelpunkt im Leben ist ihre Schwester Elena, aber dass sie schon seit Jahren immer weiter auseinanderdriften, ist ihr gar nicht so bewusst.

Mein Fazit

Cascadia ist ein stiller Roman, der aber nachdenklich stimmt. Es ist ein Buch über unerfüllte Träume, über Wünsche nach Veränderung und über gefangen sein in seiner eigenen Welt. Lediglich dich Sache mit dem Bären hätte für mich noch deutlicher zu Tage gebracht werden können, auch wenn ich mir sicher bin, verstanden zu haben, was die Autorin ausdrücken wollte. Lesenswert.