Cover-Bild Unter Dojczen
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kjona Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783910372276
Mia Raben

Unter Dojczen

Roman.»Ein eindringliches, einfühlsames Buch in wunderbar klarer Sprache.« Welt am Sonntag
Über die besondere Freundschaft zwischen einer hanseatischen Matriarchin und ihrer polnischen Pflegekraft.
Ausgebrannt und doch voller Hoffnung sitzt Jola in einem Minibus, der aus Polen kommt und in Deutschland Pflegekräfte abliefert wie Pakete. Über Ursula »Uschi« von Klewen, Matriarchin einer Hamburger Arztfamilie, hat Jola von ihrer Vermittlungsagentur nur Gutes gehört. Die Erfahrung lehrt sie, sich anzupassen, um ihrer deutschen Chefin zu gefallen. Doch als die temperamentvolle Uschi ihr mit Respekt und Wertschätzung begegnet, kommt Jola langsam wieder zu Kräften. Die beiden Frauen erleben in ihrem Alltag einige Abenteuer miteinander. Und schließlich vertraut Jola Uschi sogar ihr größtes Geheimnis an.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2024

Unter Deutschen

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Unter Deutschen

Wir begleiten die Polin Jola auf ihrem Weg in eine Familie, in der sie eine ältere Dame pflegen soll. Gefahren in einem Minibus mit vielen anderen Gastarbeitern. Schon viele Familien hat ...

Unter Deutschen

Wir begleiten die Polin Jola auf ihrem Weg in eine Familie, in der sie eine ältere Dame pflegen soll. Gefahren in einem Minibus mit vielen anderen Gastarbeitern. Schon viele Familien hat sie als Altenpflegerin begleitet und war nicht immer gern gesehen. Doch jetzt soll sich das ändern. Denn sie soll Ursula »Uschi« von Klewen, Matriarchin einer Hamburger Arztfamilie, pflegen. Auch wenn Uschi zu Beginn niemanden an sich ranlassen möchte, schafft Jola es, einen Weg zu finden, bei dem sich beide öffnen können. Sie reden viel miteinander. Über die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft.
So erfährt auch der Leser viel über Jolas Vergangenheit. Und diese war nicht immer rosig. Oft wollte ich sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen, dass irgendwann alles gut werden wird.

Vieles von den Arbeitsbedingungen - die eben wirklich vorherrschen, und nicht nur für das Buch beschrieben wurden - war furchtbar zu lesen und zu verstehen, dass außerhalb der eigenen, kleinen privilegierten Welt noch andere Zustände herrschen.

Ich selbst bin an der deutsch-polnischen Grenze aufgewachsen und daher hat mich das Buch sehr interessiert. Zwei Länder direkt aneinander- und doch herrscht so viel Unterschied.

Die Autorin Mia Raben hat es geschafft, mich damit auseinanderzusetzen und schon bei so kleinen Dingen anfangen, wie einen Namen korrekt auszusprechen.

Die Recherche rund um das Thema muss ziemlich aufreibend gewesen sein, wenn man all diese unglaublichen Geschichten zu hören bekommt. Doch hat es sich in meinen Augen gelohnt. Denn das Buch ist sehr gut und einfühlsam geschrieben. Es lässt einen in die Welt von Jola eintauchen und man bekommt die Augen geöffnet für ein Thema, das an einem selbst bisher vorbeigegangen ist.

Vielen Dank für dieses tolle Buch. Ich hoffe sehr, dass bald etwas Neues von ihr veröffentlicht wird.

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Eine Geschichte über Care Arbeit, Ausbeutung und menschliches Brückenschlagen

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Mia Raben hat hier ein vielschichtiges und unterhaltsames Debüt geschrieben, welches sich ganz besonders mit der Ausbeutung polnischer Arbeiterinnen in der Pflege beschäftigt.

Jola reist zum wiederholten ...

Mia Raben hat hier ein vielschichtiges und unterhaltsames Debüt geschrieben, welches sich ganz besonders mit der Ausbeutung polnischer Arbeiterinnen in der Pflege beschäftigt.

Jola reist zum wiederholten Male nach Deutschland, um dort nun für die wohlhabende Seniorin Uschi zu arbeiten. Da ihre Tätigkeiten so vielfältig sind und sich in kein Berufsfeld so richtig einordnen lassen, bezeichnet sie sich selbst als Betreuerin. Und als eine solche hat sie, ebenfalls in Deutschland, eine so traumatische Erfahrung gemacht, dass sie vorübergehend arbeitsunfähig war. Dies brachte sie in eine schwierige Situation mit ihrer Tochter Magda, zu der sie seither keinen Kontakt hat.

Die Autorin möchte ganz klar Einblicke geben in die Welt der vor allem osteuropäischen „betrojerinki“ und das gelingt ihr eindrücklich. Lesende lernen etwas über erpresserische Agenturen, die sich an den Pflegerinnen bereichern. Und über wohlhabende Deutsche, die bei fehlenden Arbeitsverträgen nur zu gern wegschauen. Dabei schafft Mia Raben es jedoch, Uschi nicht zu einer eindimensionalen Ausbeuterin werden zu lassen und gibt ihr stattdessen eine lange nur angedeutete, gewichtige Vergangenheit.

Getragen wird die Geschichte vor allem von einer sehr authentischen Jola, die sich selbst zu behaupten weiß und im Laufe der Handlung trotzdem noch weiter wächst. Sie ist gleichermaßen sanft wie stark und ich wünsche mir deutlich mehr Wertschätzung (und Geld) für genau diese Menschen in der Pflege. Sprachlich ist die Protagonistin so echt, dass sie beim Lesen nahezu neben mir saß. Ganz besonders die polnischen Einsprengsel haben mich begeistert, weil sie so natürlich daherkommen und stets ohne Übersetzung verständlich waren.

Ich mochte Jola und Uschi sehr gern, da beide Figuren ihre Makel haben und in Konflikte geraten, sich dabei jedoch stets mit einem Grundmaß an Respekt begegnen. Durch Uschis Öffnen und Jolas Selbstbehauptung kann die Beziehung der beiden wachsen. Ich hätte jedoch gern einen viel größeren Fokus auf diese Dynamik gehabt, zumal laut Klappentext auch jene besondere Freundschaft im Zentrum stehen sollte. Im letzten Drittel driftet mir die Handlung leider zu sehr ab. Jola besucht da nämlich ihre Tochter Magda, doch die konnte ich emotional gar nicht fassen, weshalb ich die Geschichte an diesen Stellen etwas banal fand. Und auch die Enthüllung von Uschis Geheimnis kam mir am Ende zu plötzlich, obwohl es in meinen Augen ein doch nicht unwichtiges Element ist und der Figur weitere Tiefe gegeben hätte.

Grundlegend ein unterhaltsam-ernster Roman rund um Care Arbeit und die Ausbeutungsstrukturen darin, der mit einer äußerst sympathischen Protagonistin überzeugt. Die Freundinnenschaft hätte ich gern noch ausführlicher genossen, denn die Beziehung ist auf eine gute Art besonders. Trotz kleiner Schwächen am Ende habe ich „Unter Dojczen“ sehr gern gelesen.
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CN: physischer und psychischer Missbrauch in Anstellungsverhältnissen, Obdachlosigkeit

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Einfühlsames Debüt zum Thema Ausbeutung

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Jolanta Maria Szczerbic ist ein beliebtes Importprodukt aus Polen. Sie kommt mit anderen aus ihrer Heimat im Bus nach Deutschland, um bei Familien zu arbeiten. Sie macht Pflegearbeit für alte Menschen, ...

Jolanta Maria Szczerbic ist ein beliebtes Importprodukt aus Polen. Sie kommt mit anderen aus ihrer Heimat im Bus nach Deutschland, um bei Familien zu arbeiten. Sie macht Pflegearbeit für alte Menschen, putzen, einkaufen, Hausarbeit, schafft aber auch Leute vom Bett in den Rollstuhl und dann in den Garten.

Als es bei der Familie Weiß in den bayrischen Voralpen besonders schlimm gewesen war, der alte immer Jooohhla und sie, immer neue Forderungen, hatte der Blick auf die Berge sie beruhigt. S. 8

Die Zeit hat sie zermürbt. Jola hat ein so großes Herz, dass sie schlecht nein sagen kann und dann wird immer mehr verlangt.

Jola wusste, was manche leisteten, um in Deutschland Geld zu verdienen. Zusammengepfercht in stinkenden Räumen, schmutzige Matratzen, Unterkünfte, wie Schweineställe. Zigaretten und Menschen waren in Polen billiger als in Deutschland. Jola machte sich keine Illusionen.

Dieses Mal hat die Agentur sie nach Hamburg vermittelt und als der Fahrer sie im Villenviertel aussteigen lässt, traut sie kaum ihren Augen. Die Frau, die sie empfängt, ist jünger als sie, wahrscheinlich die Tochter. Während sie mit Jola spricht, entschlüpft ihr mehrfach ein kieksender Lacher. Sie stellt sich als Bea vor und warnt Jola vor der eigensinnigen sturen Schwiegermutter, aber Jola traut sich das zu, sie hat schon einige alte Leute kennengelernt.

Fazit: In Mia Rabens Debüt geht es um Menschen aus Polen, die in ihrem Land keine Arbeit finden, aber von irgendetwas leben müssen. Sie lassen sich von polnischen Agenturen an deutsche Agenturen vermitteln und verdienen für harte und teils unzumutbare Arbeit einen Bruchteil dessen, was andere an ihnen verdienen. Es ist gut und wichtig, dass die Autorin die gegebenen Umstände thematisiert hat und es lädt zum Fremdschämen ein. Wer kennt sie nicht, die Nachbarn in der Doppelhaushälfte, die allein nicht mehr zurechtkommen. Statt die Eltern in ein Heim für betreutes Wohnen zu geben, engagiert man günstiges „Personal“ aus Polen, Rumänien oder der Ukraine, dann bleibt am Ende noch was vom Eigenheim für die Kinder. Die Geschichte ist außerdem unterhaltsam. Die Protagonistin ist eine kompakte kleine Frau, mit großem Herzen und Empathiefähigkeit. Die neue Familie bezahlt sie gut und schätzt ihr Dasein. Hier erfährt sie eine Wertschätzung, die sie auch in Polen nie kennengelernt hat und entfaltet sich und es tut gut ihr dabei zuzusehen.

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