Eine Liebe für die Ewigkeit
Der englische LiebhaberFederica DeCesco erzählt hier die Geschichte ihrer Tante, deren Liebe zu einem englischen Offizier und Geheimdienstler nach dem 2. Weltkrieg unter keinem guten Stern steht. Die Geschichte wird auf zwei ...
Federica DeCesco erzählt hier die Geschichte ihrer Tante, deren Liebe zu einem englischen Offizier und Geheimdienstler nach dem 2. Weltkrieg unter keinem guten Stern steht. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen und aus unterschiedlicher Sicht erzählt. Zum einen ist da Charlotte in der Gegenwart, die nach dem Tod ihrer Mutter Anna deren Tagebücher und Tonbandaufzeichnungen erhält. Die Tagebücher führen Charlotte in die Vergangenheit ihrer Mutter, die nach dem 2. Weltkrieg zur Geliebten des englischen Offiziers Jeremy Fraser wird. Anna wird schwanger, aber Jeremy Fraser verschwindet ohne ein Wort aus ihrem Leben. Briefe laufen ins Leere und Anna zieht ihre Tochter Charlotte alleine auf. Der Roman wechselt zwischen beiden Zeit- und Erzählebenen hin und her und offenbart eine traurige und tragische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der zerstörten Stadt Münster im Jahre 1945. Anna zieht ihre ganze Kraft aus den Erinnerungen an und ihre ungebrochene Liebe zu Jeremy Fraser. Dadurch wird der Roman sehr melancholisch und bisweilen sehr deprimierend, da es kaum Lichtblicke in ihrem Leben gibt.
Mir ist nicht klar, ob die Autorin so nah wie möglich an den wahren Aufzeichnungen von Anna bleiben wollte. Leider fehlten mir die Emotionen neben der unglücklichen Liebesgeschichte von Anna und Jeremy. Auch die Tatsache, dass Anna kein neues Leben mit ihrer Tochter Charlotte begonnen hat, sondern ihrer Liebe zum englischen Liebhaber ihr Leben lang nachhing, war mir zu eindimensional. Sie kommt kalt, distanziert und wenig liebenswert rüber. Gut, sie hat ihren Lebensunterhalt stets selbst bestritten und ihre Tochter groß gezogen. Was aber ist mit ihren Gefühlen zu Charlotte gewesen? Konnte sie ihr Kind wirklich lieben? Oder war es vielmehr die Erinnerung an Jeremy und die Verbundenheit mit ihm, der sie an diesem Kind festhalten ließ? Wenig verwunderlich finde ich, dass es zwischen Anna und Charlotte keine Mutter-Tochter-Bindung gibt. Da fehlen die Zuneigung und das in die Zukunft-Blicken und nicht nur Zurückschauen. Allerdings scheint Charlotte in den biestigen Kinderschuhen stecken geblieben zu sein. Ihre Wut auf die ganze Welt und im speziellen auf ihre Mutter bedürfte dringend der Reflexion. Mich hat sie meist genervt und ich konnte nichts Liebenswertes an ihr entdecken. Jeremy bleibt als Charakter sehr undurchsichtig und flach. Ich hatte bei ihm ganz oft das Gefühl, dass er nicht ehrlich ist und seine Gefühle seinem Beruf untergeordnet hat. Erst als es fast schon zu spät für eine Beziehung mit Anna ist, wird er plötzlich tätig. Dabei jammert er ihr auch noch die Ohren voll. Wie viel Fantasie steckt in diesem Roman? Ich bin hin- und hergerissen in meiner Beurteilung des Romans. Es handelt sich nicht alleine um einen klassischen Liebesroman, sondern spiegelt auch gekonnt die damaligen Verhältnisse nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte und die Alliierten versuchten, wieder eine gewisse Ordnung in den zerstörten Stäten aufzubauen. Es gibt sehr schöne Momente voller Glück, Hingabe und Hoffnung, jedoch auch die Angst der Menschen nach der vielen Gewalt. Ein Verhältnis zwischen einer Deutschen und einem Angehörigen der Besatzungsmacht – in diesem Fall der Engländer Fraser – war ein absolutes No-Go.
Den Vergleich mit dem Buch „Vom Winde verweht“ finde ich hier nicht passend und für nicht haltbar.