«Es gibt Bücher, die lange nachhallen. Dieses ist so eines. Steht auf meiner persönlichen Bestsellerliste jetzt ganz oben.» (Christine Westermann)
Linda ist fünfzehn und würde am liebsten vor ein Auto laufen. Doch noch halten zwei Menschen sie davon ab: ihr einziger Freund Kevin, der daran verzweifelt, dass die Welt am Abgrund steht. Und Hubert, sechsundachtzig Jahre alt, ein Bademeister im Ruhestand, der seine Wohnung kaum mehr verlässt, Karotten toastet und auf seine Frau wartet, die vor sieben Jahren verstorben ist. Dreimal wöchentlich verbringt Linda den Nachmittag bei Hubert, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten, die mit durchaus eigenwilligen Mitteln ihren Beruf ausübt. Feinfühlig und spielerisch begegnet Linda Huberts fortschreitender Demenz und versucht, den alten Bademeister im Leben zu halten. Bis das Schicksal ihre Pläne durchkreuzt …
Petra Pellini erzählt mit Wärme und Humor vom Erwachsenwerden und Vergessen und von einer einzigartigen Freundschaft.
Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen
Die 15-jährige Linda kümmert sich um ihren dementen Nachbarn und hat einen guten Weg gefunden, mit ihm umzugehen. „Eigentlich ist es simpel. Entweder man taucht ein in seine Welt oder man lässt es bleiben. ...
Die 15-jährige Linda kümmert sich um ihren dementen Nachbarn und hat einen guten Weg gefunden, mit ihm umzugehen. „Eigentlich ist es simpel. Entweder man taucht ein in seine Welt oder man lässt es bleiben. Gegen ihn zu arbeiten ergibt keinen Sinn, ihm etwas aufzudrängen, erst recht nicht.“ So erschafft sie in seinen vier Wänden Schwimmbadszenarien, um Huberts Zeit als Bademeister wiederaufleben zu lassen.
Der Roman spiegelt die Themen verschiedener Lebensphasen wider: Lindas Hadern mit der Schule oder ihre Freundschaft mit dem Nachbarsjungen, das Suchen ihrer Mutter nach der Liebe oder der Spagat der polnischen Pflegerin zwischen ihrer Arbeit und einem Privatleben. Ewa ist übrigens eine großartige Figur, die durch ihre Ausdrucks- und Denkweise zur Erheiterung beiträgt.
In erster Linie handelt es sich also um ein fröhliches Buch, denn die Protagonisten schaffen es ziemlich gut, mit den Herausforderungen im Alltag mit einem Pflegebedürftigen umzugehen. Zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht! Doch es liegt darin so viel Zärtlichkeit und Nächstenliebe verborgen, die die Auseinandersetzung mit dem Alter in ein positives Licht rücken und die trotz der schwierigen Momente Hoffnung machen. Der Autorin ist es gelungen, lebendige Charaktere zu schaffen und die Wolken vom Himmel zu pusten.
Das Cover des Buches passt unglaublich gut zum Inhalt. Der Blick von unten auf einen schwimmenden Mann erzeugt einen guten Eindruck von Hubert und was ihn auch noch während seiner Demenz-Krankheit ausmacht. ...
Das Cover des Buches passt unglaublich gut zum Inhalt. Der Blick von unten auf einen schwimmenden Mann erzeugt einen guten Eindruck von Hubert und was ihn auch noch während seiner Demenz-Krankheit ausmacht. Zudem vermittelt es ein gewisses Sommerfeeling, was ebenfalls durchaus zu der Geschichte passt.
Linda ist 15 Jahre alt und möchte am liebsten sterben. Die einzigen Personen, die sie davon abhalten, sich vor ein Auto zu werfen, sind ihr bester Freund Kevin und ihr Nachbar Hubert. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein, während Kevin sehr viel intelligenter ist als man ihm das auf den ersten Blick zutraut, verliert Hubert durch seine Demenz zunehmend sein Gedächtnis. Linda verbringt Stunden bei dem ehemaligen Badmeister, um ihm seine Leidenschaft für Schwimmkurse immer wieder in Erinnerung zu bringen, selbst wenn er sie nicht mehr erkennt. Gemeinsam mit seiner polnischen Pflegerin Ewa tut sie alles, um dem alten Mann ein angenehmes restliches Leben zu ermöglichen. Mit ihrem Gespür für den alten Mann versucht sie, ihn davon abzuhalten, die komplette Küche umzuräumen, seine seit vielen Jahren verstorbene Frau zu suchen oder zum 100. Mal seine Zähne zu verlegen. Doch noch während Linda versucht, ihren Platz in der Welt zu finden, passiert etwas, dass sie nachdenklich werden lässt, ob sterben der richtige Weg ist.
Der Schreibstil von Petra Pellini ist wirklich besonders. Sie schreibt eher nüchtern und ruhig, gleichzeitig aber auch eindringlich und einfühlsam. Die Geschichte hat mich von Anfang an extrem gefesselt und mich erst zum Ende wieder losgelassen.
Das liegt aber auch, vielleicht sogar vor allem an den Charakteren des Buches. Linda ist in mancher Hinsicht wie ein typischer Teenager, in vielerlei Hinsicht aber gleichzeitig auch nicht. Ihre Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter und das Schule schwänzen fand ich gar nicht so ungewöhnlich, sie fühlt sich oft einfach nicht so richtig wohl mit ihrem Leben im Allgemeinen. Ich verstehe sie in vielerlei Hinsicht recht gut, auch wenn ihre Fokussierung auf das Sterben mir manchmal etwas unverständlich vorkam. Allerdings denken Teenager oft ganz anders und Depressionen sind eben niemals zu unterschätzen. Bei Linda war ich mir auch nie so richtig sicher, wie ernst sie es meint, ob sie wirklich plant, zu sterben oder sich nur sehr intensiv vorstellt, was nach ihrem Tod mit ihrem Umfeld passieren würde und wer sie wie vermissen würde. Ihre Mutter spielt dabei eine große Rolle, obwohl sie gar nicht so eine präsente Rolle in der Geschichte einnimmt, aber sie unterstützt ihre Tochter wirklich wenig dabei, dass sie sich um Hubert kümmert, obwohl Linda das freiwillig macht. Sie fiebert zum Teil richtig auf die Tage hin, die sie mit dem alten Mann in seiner Wohnung verbringen kann, selbst wenn er sie nicht erkennt oder sie ihm immer wieder das gleiche erzählen muss. Zu Beginn wusste ich nicht immer, ob sie Hubert wirklich mag oder ob sie sein Vergessen eher faszinierend findet. Mit der Zeit allerdings wird deutlich, wie wichtig er und auch seine Pflegerin Ewa ihr sind. Es wirkte fast so, als würde je mehr Hubert vergisst, desto weniger versteckt Linda ihre wahren Gefühle und Emotionen. Außerdem wird sie dadurch immer wieder dazu gezwungen, sich mit dem Ende des Lebens und dem Sterben auseinanderzusetzen. Ich mochte auch deswegen gerne, wie viele verschiedene Personen sie in ihrem Leben hat, die sie alle auf die ein oder andere Art beeinflussen und dafür sorgen, dass Linda ihr Leben nochmal in einem anderen Licht sieht. Vor allem Ewa habe ich mit der Zeit immer mehr ins Herz geschlossen. Zu Beginn dachte ich, dass sie Linda nur dazu benutzt, dass sie selbst einen Tag frei nehmen kann, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Vielmehr setzt sie sich immer sehr für Hubert, aber auch für das Mädchen ein und tut deutlich mehr, als sie als Pflegerin tun müsste. Ihre herzliche, aufrichtige Art steht außerdem im Gegensatz zu Lindas Mutter und sorgt dafür, dass sie nochmal eine andere Unterstützung außerhalb ihrer Familie erhält.
Mein größtes Problem an der Geschichte war vermutlich, dass der Verlauf für mich (bis auf wenige Ausnahmen) sehr vorhersehbar und dadurch manchmal ein wenig monoton war. Obwohl ich es genossen habe, die Zeit zusammen mit Linda und Hubert zu verbringen, fehlte mir manchmal ein bisschen der Sog der Geschichte. Natürlich ist es sehr passend, dass lange gar nichts passiert und die Tage immer auf eine ähnliche Art ablaufen, aber zwischendurch hätte ich gerne mehr von Lindas restlichen Alltag erlebt, selbst wenn sie nicht immer zur Schule geht, ist man erst zum Ende hin bei einer Stunde dabei und erlebt sie dort, was mir etwas zu spät war. So lernt man sie einfach immer nur teilweise kennen.
Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, auch weil der Schreibstil wirklich gelungen war und ich die Charaktere sehr ins Herz geschlossen habe. Allerdings hat sich die Story hin und wieder ein bisschen gezogen, weil sich vieles wiederholt hat, andersrum passte das aber auch grundsätzlich zur Story.
Die zu Beginn des Buches noch fünfzehnjährige Linda nennt zwei Menschen in ihrem Leben, die ihr wichtig sind: ihren besten Freund Kevin und den dementen Nachbarn Hubert. Während Hubert sich nicht mehr ...
Die zu Beginn des Buches noch fünfzehnjährige Linda nennt zwei Menschen in ihrem Leben, die ihr wichtig sind: ihren besten Freund Kevin und den dementen Nachbarn Hubert. Während Hubert sich nicht mehr um das Weltgeschehen sorgt, blickt Kevin pessimistisch in die Zukunft der Menschen. Die polnische Pflegerin von Hubert jedoch, hat großes Gottvertrauen und gehört auch zu den Menschen, die Linda Halt geben.
Der Schreibstil wird von kurzen Sätzen und kurzen Kapitel geprägt. Es ist die einseitige Sicht einer Teenagerin, die viel älter wirkt, als sie ist. Es sind Gedanken über Alltägliches, Zukunftszsenarien und Erinnerungen, die Linda beschäftigen. Dabei hat sie einen ganz eigenen Humor, der sich auch in den vielen Dialogen zeigt.
„Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung.“
Der Umgang mit Demenz ist inspirierend. Linda beweist ein feines Gespür und begegnet Hubert einfühlsam, würdevoll und aufrichtig interessiert. Sie nimmt Anteil, versetzt sich in Hubert hinein und richtet keine Erwartungen an diese Freundschaft, deren Gespräche sie sehr genießt. „An solchen Nachmittagen ergibt nichts, was wir tun, einen Sinn und ehrlich gesagt: Ich mag das. Menschen wollen immer ein Ergebnis sehen. Wir nicht.“
Lindas Entwicklung bildet den Rahmen der Geschichte. Der Lebenswille und der Glaube, es zu schaffen, „taucht auf und unter und weg“, während das Leben passiert. Es ist eine unaufgeregt poetische Geschichte, in der gar nicht so viel passiert und trotzdem liest man sie gern.
Ich war sehr gespannt auf "Der Bademeister ohne Himmel" von Petra Pellini, da dieser Roman in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Doch obwohl meine Erwartungen hoch waren, hatte ich anfangs ...
Ich war sehr gespannt auf "Der Bademeister ohne Himmel" von Petra Pellini, da dieser Roman in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Doch obwohl meine Erwartungen hoch waren, hatte ich anfangs einige Probleme, in die Geschichte hineinzufinden.
Die Handlung verlief für mich etwas holprig und ich hatte Schwierigkeiten, mich auf die Erzählweise einzulassen. Besonders die Charaktere Hubert und Ewa blieben für mich lange Zeit wenig greifbar, was es mir erschwerte, eine Verbindung zur Geschichte aufzubauen. Ihre Rollen und Entwicklungen wirkten zu Beginn unscharf und ließen mich als Leser etwas ratlos zurück.
Was mich jedoch am Lesen gehalten hat, war die Protagonistin Linda. Ihre Präsenz und Tiefe haben die Geschichte für mich getragen und ihr Charakter war von Anfang an stark und authentisch gezeichnet. Linda brachte die nötige emotionale Tiefe in den Roman und machte die Lektüre letztlich lohnenswert.
Ein großes Plus des Romans ist der sensible und eindrucksvolle Einblick in das Leben mit einem Demenzkranken. Pellini gelingt es, dieses schwierige Thema mit großer Feinfühligkeit darzustellen, und gibt dem Leser ein Verständnis für die Herausforderungen und Emotionen, die damit einhergehen.
Insgesamt ist "Der Bademeister ohne Himmel" ein berührender Roman, der trotz anfänglicher Schwierigkeiten eine tiefgehende und bedeutungsvolle Geschichte erzählt. Auch wenn der Einstieg für mich etwas holprig war, hat sich das Durchhalten gelohnt, vor allem dank der starken Protagonistin Linda und der einfühlsamen Darstellung des Lebens mit Demenz. Petra Pellini bietet einen wertvollen Einblick in dieses Thema und hat damit einen lesenswerten Roman geschaffen.
42 Jahre lang war Hubert Raichl Bademeister im Strandbad in Bregenz. Nun ist er 86 Jahre alt und dement. Ewa, die polnische Pflegekraft, kümmert sich um ihn. Und dann gibt es noch Linda (15), die ihn an ...
42 Jahre lang war Hubert Raichl Bademeister im Strandbad in Bregenz. Nun ist er 86 Jahre alt und dement. Ewa, die polnische Pflegekraft, kümmert sich um ihn. Und dann gibt es noch Linda (15), die ihn an drei Tagen in der Woche stundenweise betreut. Eigentlich würde die Jugendliche gerne sterben. Aber da ist nicht nur Hubert, der sie braucht, sondern auch noch ihr Freund Kevin….
„Der Bademeister ohne Himmel“ ist ein Roman von Petra Pellini.
Der Roman umfasst 67 kurze Kapitel, an die sich ein Epilog anschließt. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Linda.
Auf den ersten Blick wirkt der Schreibstil authentisch, flott und dank vieler Dialoge lebhaft. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman bei genauerem Hinsehen jedoch nicht überzeugt: Die Mischung aus dem fehlerhaftem Deutsch der Polin, den österreichischen Begriffen und Formulierungen sowie den telegrammartigen Sätzen ist auf Dauer kein Genuss.
Die Zusammenstellung der ungewöhnlichen Figuren ist reizvoll und birgt viel Humor. Zwar schrammt die Darstellung der Charaktere an wenigen Stellen nahe an Stereotypen vorbei. Dennoch ist die Ausarbeitung der Personen im Großen und Ganzen gelungen.
Aus inhaltlicher Sicht sticht vor allem das Thema Demenz hervor. Dass die Autorin auf diesem Gebiet Expertise hat, kommt immer wieder zum Ausdruck. Diese Krankheit macht die Geschichte zusammen mit Aspekten wie Freundschaft, Familie und Erinnerungen berührend. Nicht ganz schlüssig dargestellt werden für mich Lindas Suizidgedanken, weshalb mich diese Passagen leider nur wenig bewegen konnten.
Auf den rund 300 Seiten ist die Geschichte unterhaltsam und kurzweilig. Das Ende ist allerdings wenig überraschend.
Der Titel des Romans gefällt mir sehr, denn er ist kreativ und passend. Auch das Cover fügt sich gut ein.
Mein Fazit:
Obwohl mich Petra Pellini nicht in allen Punkten begeistert hat, ist ihr Roman „Der Bademeister ohne Himmel“ durchaus eine lohnenswerte Lektüre.