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Veröffentlicht am 09.08.2024

Viel mehr als "nur" ein Roman

Wären wir Vögel am Himmel
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Das ausführliche Vorwort weist den Leser auf die historischen Tatsachen hin. Es geht um die teilweise blutigen Unruhen zwischen Polen und Ukrainern. Die Feindschaft zwischen den beiden Völkern. Bis heute ...

Das ausführliche Vorwort weist den Leser auf die historischen Tatsachen hin. Es geht um die teilweise blutigen Unruhen zwischen Polen und Ukrainern. Die Feindschaft zwischen den beiden Völkern. Bis heute können Außenstehende es nicht nachvollziehen. Aber, wer mag beurteilen. was damals geschah? Wenn er selbst noch nicht geboren oder dabei war?

Lilija war erst 15 Jahre alt, als zunächst ihre Brüder und kurz danach ihre Mutter starb. Ermordet von Soldaten. Es waren Deutsche und Sowjets, so hat sie es erlebt. Dabei träumte sie von einer unbeschwerten Zukunft. Davon, dass sie studieren kann. Kunst oder Biologie, das wäre es. Beim Zeichnen träumt sie sich weg von den Grausamkeiten ihres Alltags.

Das Buch berührte mich sehr. Diese grausam präzise Darstellung des Feuersturms auf Dresden lässt mich nicht los. So viel Leid mussten Menschen durchleben und warum? Weil ein größenwahnsinniger Despot an die Macht kam.

In angenehmer und bildhafter Sprache schildert die Autorin die Erlebnisse ihrer Vorfahren. Sie wurden in der Ukraine geboren und die Schilderungen in dem Roman beruhen auf Tatsachen. Im Anhang gibt es Hinweise auf weiterführende Literatur, die belegt, dass aus Hass Freundschaft werden konnte. Zwischen Polen und Ukrainern. Das gibt Hoffnung für die Zukunft, die leider nicht immer rosig aussieht.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Im Krieg gibt es keine Helden

Frühling 1940
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Es war die sogenannte „Saarabstimmung“ im Jahr 1935, welche die Teilnehmer des 1. Weltkriegs voller Hoffnung in die Zukunft schauen ließ. Sie waren der Ansicht, und das durchaus berechtigt, dass es keine ...

Es war die sogenannte „Saarabstimmung“ im Jahr 1935, welche die Teilnehmer des 1. Weltkriegs voller Hoffnung in die Zukunft schauen ließ. Sie waren der Ansicht, und das durchaus berechtigt, dass es keine Grund geben könnte, jemals wieder Krieg zu führen. Die Streitfragen zwischen Frankreich und Deutschland schienen geklärt. Wie falsch sie damit lagen zeigte sich leider schon bald. Am 01. September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg. Wieder waren es die einfachen Soldaten, die ihr Leben für Volk und Vaterland lassen mussten.

Wenn ich mir vor Augen führe, dass der 2. Weltkrieg im Jahr 1945 beendet wurde, fühle ich nur noch Dankbarkeit. Nein, es ist keineswegs selbstverständlich, dass wir in Deutschland seit 80 Jahren im Frieden leben dürfen. „Frühling 1940“ bestätigt mich noch einmal eindringlich in meiner Meinung. Der Historiker Raffael Scheck gibt Zeitzeugen eine Stimme. Im Frühling 1940 blickten sie zurück auf das Kampfgeschehen. Soldaten erinnerten sich an ihre verwundeten oder gefallen Kameraden und die Zivilbevölkerung fürchtete sich vor den Plünderungen der Deutschen.

Es war 20 Jahre ein „glücklicher Traum“, dass das Leben ohne Blutvergießen weiter geht. Dem war nicht so und Herr Scheck recherchierte und fand teil unveröffentlichte Tagebücher, Briefe und Berichte. Diese waren Grundlage für dieses zuweilen erschütternde Buch, das sich mühelos lesen lässt. Für mich ein Highlight im Jahr 2024 und eine ausdrückliche Leseempfehlung gebe ich ebenfalls.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Wenn Friede mit Gott ....

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
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Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio ...

Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio von starken Regenfällen und Hochwasser an der Ahr, konnten sich das Ausmaß der Katastrophe aber nicht vorstellen. Viviens Eltern wohnen nicht direkt am Fluss. Sie haben allerdings weder Strom noch Wasser. Alle Versorgungsleitungen sind unterbrochen. Und dennoch, hier ahnt niemand, welchen Weg die kleine Familie noch gehen muss.

Es gibt einige Bücher von Zeitzeugen, die über das „Jahrhunderthochwasser“ berichten.
„Der Tag an dem der Sommer zu Ende ging“ unterscheidet sich dabei gravierend. Hier schreibt eine junge Frau, deren Schwiegereltern und auch der Schwager bei der Flut ums Leben kamen. Sie schildert, wie die ersten Tage nach dem Ereignis abliefen. Ihr Mann Harry, der sich um sein Elternhaus kümmerte und sie, die ihre kleine Tochter zu versorgen hatte. Die Tage der Ungewissheit über den Verbleib von Eltern und Franky. Aber auch die Hilfe beim Räumen und Entkernen des Hauses.

Vivien schreibt, dass sie am Donnerstag, also einen Tag nach der Flut, auf dem Weg nach Hause waren. Sie begegneten einer Schlange an Autos, etwa 90 km lang. Alles Helfer, die auf dem Weg ins Ahrtal waren. THW, Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und viele weitere Fahrzeuge. Die Zahl der Helfer war unfassbar groß und tröstend. Für alle Betroffenen und auch Harry war so unendlich dankbar dafür.

Da ich selbst betroffen war und die Situation von Helfern und Geschädigten verfolgte, kann ich mich sehr gut an das Schicksal der Familie Neufeld erinnern. Nicht nur, dass die Eltern erst Wochen nach der Flut gefunden wurden. Nein, das Auffinden des Bruders Franky beschäftigt mich bis heute. Welch eine Show von unbeteiligten Leuten. Ja, für mich war es eine Inszenierung. Wie gut, dass das Ehepaar Neuburg sich nicht damit aufhielt und seinen Weg ging. Ich habe Achtung vor Vivien und ihren Mut, dieses Buch zu schreiben. Dass sie klar zu erkennen gibt, wie sehr ihr Glaube sie durch diese dunklen Tage und Wochen führte und sie keinen Groll gegen Menschen hegt. Am Ende steht für Vivien und ihren Mann der Satz: „Nun ist es aber Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Dieses Lied, das sie in dem Buch erwähnte „Wenn Friede mit Gott..“ begleitet auch mich seit vielen Jahren.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein ganz wunderbares Buch

Der Bademeister ohne Himmel
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Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen ...

Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen Schulweg alleine nicht schaffte. Aber nicht nur Kevin ist ein wichtiger Mensch in ihrem Leben. Auch Hubert gehört dazu. Ihr Name ist Linda und sie ist die Hauptperson in dem Buch „Der Bademeister ohne Himmel“.

Die 15jährige Linda ist meiner Meinung nach sehr reif für ihr Alter. Das liegt wohl an den traumatischen Erlebnissen mit ihrem Vater. Die Eltern trennten sich vor etlichen Jahren und die Mutter hat immer mal wieder Männer, die sich als künftige Stiefväter bei ihr vorstellen. Wie gut, dass sie diesem Wirrwarr entkommen kann. Wohin? Zu ihrem besten Freund Hubert. Er ist 86 Jahre alt und dement.

Wie geht es Menschen, die ihre nächsten Angehörigen nicht mehr erkennen und nur noch in ihrer eigenen Welt leben? Sie sind zufrieden und glücklich. Ihre engsten Familienmitglieder und Freunde leiden viel mehr. Der Umgang mit dementen Menschen ist nicht immer einfach und Linda ist eine perfekte Betreuerin. Unterstützt wird sie von einer sehr lieben polnischen Pflegekraft.

Das Buch ist trotz seines ernsten Themas humorvoll geschrieben. Die Charaktere werden so lebhaft geschildert, dass sie mir direkt sympathisch waren. Also ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Unbedingt.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Tana French gefällt mir immer besser

Feuerjagd
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Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London ...

Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London kennen und jeder, der Johnny kennt weiß, dass sie nichts Gutes im Schilde führen. Was dieses Ungute ist, wird den Dorfbewohnern schnell klar. Auch Cal weiß das und er sorgt sich um die Tochter Johnnys. Trey heißt sie und ist ihm ans Herz gewachsen.

Obwohl schon einige Jahre vergangen sind, Trey trauert noch immer um ihren Bruder. Die Pläne ihres Vaters samt Freund lassen sie nicht mehr ruhig schlafen und sie entwickelt einen Plan. Sie will endlich ihren Bruder rächen. Cal ahnt es und versucht alles, um sie vor Schaden zu bewahren.

„Feuerjagd“ ist bereits das zweite Buch, das ich von Tana French las. Beim ersten tat ich mich noch schwer aber bei diesem konnte ich rasch der Geschichte folgen. Ja, Frau French schreibt langatmig und es fordert zuweilen Geduld. Dafür werden Leser mit einer sehr guten Story „belohnt“. Es gibt Charaktere, die gut dargestellt sind und ihr Verhalten ist nachvollziehbar. Die wenigen Wendungen machen das Buch spannend und der Schluss war so nicht vorhersehbar.

Sehr gut gefiel mir die Schilderung über die typischen Bewohner der Insel. Aber auch die perfekte Beschreibung der Landschaft nahm mich mit. Aus dem Grund gebe ich eine Leseempfehlung und das ohne Abstriche.

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