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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was weiß Jean wirklich?

Die Witwe
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Jean Taylor kämpft seit vier Jahren gegen die Anfeindungen an, die sie ertragen muss, seit ihr Mann unter dem Verdacht steht, ein kleines Mädchen entführt und getötet zu haben. Sie hielt all die Jahre ...

Jean Taylor kämpft seit vier Jahren gegen die Anfeindungen an, die sie ertragen muss, seit ihr Mann unter dem Verdacht steht, ein kleines Mädchen entführt und getötet zu haben. Sie hielt all die Jahre zu Glen, wurde immer einsamer – und dann überfährt ein Bus ihren Mann. Jean ist nun völlig allein und die Reporter stürzen sich geradezu auf sie. Kate Waters gelingt es, Jeans Vertrauen zu gewinnen. Sie logiert sich mit Jean in ein edles Hotel ein und möchte deren Seite der Geschichte erfahren. Auch DI Bob Sparkes möchte endlich die Wahrheit erfahren. Er ist vom Fall abgezogen worden, ermittelt aber heimlich weiter. Jean beginnt zu erzählen …

Fiona Barton hat mich von der ersten Seite an für die Geschichte gewonnen. Kaum ein Charakter in ihrem Roman ist „normal“, alle sind auf ihre Weise besonders, ausgefallen, extrem, speziell – anders, eben. Das ist nicht negativ gemeint, denn ich finde, das Buch lebt davon. Mir sind auch die unsympathischen Protagonisten irgendwann ans Herz gewachsen, denn man kann ihre Motivation verstehen, ihre Probleme nachvollziehen und hat auch Mitleid mit ihnen, weil sie mit allem völlig allein dastehen – alle, nicht nur Jean.

Der Stil liest sich flüssig, die Perspektivwechsel sind sehr gelungen. Man kommt nicht aus dem Lesefluss, auch wenn die Sicht wechselt. Teils vervollständigt genau das auch das Bild und sorgt für Verständnis für die jeweilige Situation. Besonders Jean beschäftigt den Leser und fordert ihn auch.

Als Außenstehender fragt man sich immer und immer wieder, wo Bella ist, wie es ihr geht, ob sie gerettet werden kann. Man neigt dazu, jeden einzelnen Protagonisten schnell zu verurteilen, denn alle agieren völlig anders, als „man“ sollte. Und genau das hat bei mir das Gegenteil ausgelöst: ich habe über diese Reaktion der Menschen nachdenken müssen und versucht, von einem anderen Standpunkt aus die Sache zu sehen. Und da kippte dann vieles und ich fand eine ganze Reihe Schuldiger.

Fiona Barton ist nicht nur eine gute Beobachterin, sie schafft es auch, Journalismus von einer anderen Warte aus zu zeigen. Die Spannung bleibt die ganze Zeit über gleich, um ganz am Ende noch eine echte Explosion zu liefern. Wer aber erwartet, dass „etwas passiert“, wird enttäuscht werden. Die Spannung entsteht hier nämlich durch all das, was eben nicht passiert.

An keiner Stelle wird irgendetwas zu brutal, zu bildhaft dargestellt. Das finde ich besonders gut, da eins der Hauptthemen des Buches Pädophilie ist. Auch die Informationen rundum sind so gehalten, dass man versteht, was gesagt werden muss, aber nichts wirklich ausgesprochen oder übertrieben dargestellt wird. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Das mag bei manchen die Spannung etwas beschneiden, für mich erhöht sie es.

Nur der Schluss ist für mich nicht ganz so rund und gelungen. Hier hätte ich mir ein wenig mehr „danach“ gewünscht (wenn ich deutlicher werde, spoilere ich und das mag ich nicht). Deshalb vergebe ich für diesen ansonsten herrlich gelungenen Erstling der Autorin vier Sterne. Und ich bin gespannt, was sie sonst noch für die Leser auf Lager hat. Ihr nächstes Buch lese ich definitiv auch!

Veröffentlicht am 13.09.2023

Wenig Spannung, viel Wiederholung durch vier Perspektiven

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Emily Brandt liebt ihren William Nihlzén abgöttisch und freut sich auf die fulminante Hochzeitsfeier im Schloss. Dass ihre Mutter Annika William nicht ausstehen kann und ihr Bruder Erik schon seit Jahren ...

Emily Brandt liebt ihren William Nihlzén abgöttisch und freut sich auf die fulminante Hochzeitsfeier im Schloss. Dass ihre Mutter Annika William nicht ausstehen kann und ihr Bruder Erik schon seit Jahren den Kontakt mit ihr meidet, wird schnell zum Problem. Doch mit dem, was dann passiert, konnte niemand rechnen. Oder doch?

Nach „Happy New Year“, das mich ziemlich enttäuscht hatte, wollte ich Malin Stehn noch eine Chance geben. Viel gebracht hat’s nicht, aber immerhin ein Sternchen mehr. Diesmal bekommt sie drei Sterne von mir. Woran liegt’s? Nun, für meinen Geschmack kommt die Story zu langsam in Fahrt und erst kurz vor Ende in die Puschen. Bis dahin tröpfelt es so vor sich hin. Wie schon im ersten Buch der Autorin so ist auch hier schon zu Beginn klar, dass es ein tiefes Geheimnis gibt. Um was es genau geht, erfährt man ebenfalls erst kurz vor Schluss.

Die zwei Zeit- und vier Perspektivwechsel könnten Spannung erzeugen, schaffen es aber leider nicht. Man bekommt einfach nur unterschiedliche Sichtweisen vorgesetzt, bekommt Fetzen aus der Vergangenheit serviert und kämpft mit einer alkoholkranken Mutter, die ziemlich schnell nur noch nervt.

Es ist ja schon schlimm genug, wenn Autoren sich an andere Autoren anlehnen, aber hier hat die Autorin auf gewisse Weise sich selbst kopiert. Zwar ist es ihr diesmal ein klein wenig besser gelungen, insgesamt ist es aber einfach nur eine andere Version des ersten Buches mit anderem Setting und anderen Familien, das Grundgerüst ist jedoch identisch.

Sehr schwierig ist für mich schon mal, dass ich niemanden wirklich sympathisch fand und heilfroh war, nicht auf dieser Hochzeit Gast gewesen zu sein. Zwar sind die Abschnitte kurz und strengen nicht so sehr an, dennoch ist der Lesegenuss nicht daran schuld, dass man relativ schnell durch ist. Das Ende lässt ein paar der Figuren dann doch noch ein bisschen sympathischer werden, dennoch reicht es insgesamt nur für drei Sterne, wenn auch Anne Düe, Christiane Marx, Oliver Kube und Peter Lontzek ihre Parts sehr gut und zur Stimmung passend eingelesen haben. Ich vermute, eine dritte Chance gebe ich der Autorin nicht mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2019

Die Toten und ihre Geschichte

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Kaum aus der Elternzeit zurück, bekommt Gina Angelucci einen neuen Cold Case auf den Tisch. Es wurden die Gebeine von zwei Toten entdeckt. Es stellt sich heraus, dass sie schon mehrere Jahrzehnte da gelegen ...

Kaum aus der Elternzeit zurück, bekommt Gina Angelucci einen neuen Cold Case auf den Tisch. Es wurden die Gebeine von zwei Toten entdeckt. Es stellt sich heraus, dass sie schon mehrere Jahrzehnte da gelegen haben. Wer sind die beiden und warum schleicht diese seltsame Frau immer in Ginas Nähe herum?

Dieses Buch lässt sich unabhängig von den anderen der Reihe lesen. Es beschäftigt sich mit der Zeit kurz vor Kriegsende und zeigt eine der vielen üblen Facetten jeder Zeit und Gesinnung auf. Stilistisch sehr schön und frisch angelegt erfährt der Leser aus einer neuen Sicht von den Gräueltaten, die so einige unter dem Deckmantel des Krieges begangen haben. Auch die Wendigkeit, mit der so manche direkt nach der Kapitulation vom Befürworter zum Gegner wurde. Sehr vieles, das zwischen den Zeilen steht, geht direkt unter die Haut.

Das Privatleben der Ermittlerin Gina Angelucci und ihrem Mann Tino Dühnfort, das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom, die sich ausbreitende rechte Gesinnung – hier wird gekonnt und geschickt ein immer aktuelles Thema aufgegriffen und beleuchtet. Auch wenn Frau Löhnig mit dem Strang um die Kriegszeit einem aktuellen Trend folgt, schafft sie es doch, ihm eine neue Perspektive, eine andere Richtung zu geben und sich damit von der Masse abzuheben.

Auch traut sie sich, keinem Schema zu folgen, sondern eine Wendung einzubauen, die für den Leser etwas weniger schön, für die Autorin aber wichtig ist. Dazu noch die Krönung, das Ende nicht ganz so zu gestalten, wie es die meisten Autoren tun würden. Doch genau diese Kombination macht das Buch authentisch und glaubwürdig.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Das macht das Buch besonders leicht lesbar. Die Perspektiv- bzw. Zeitenwechsel sind sauber erkennbar. Gewisse Teile sind in Kursivschrift gehalten. Dies mag den einen oder anderen etwas stören. Ich persönlich finde das gut lesbar und für die Trennung sehr wirksam.

Es gibt sehr viele Personen und damit Namen zu merken. Die verwandtschaftlichen Verhältnisse spielen auch eine Rolle (und haben mich teilweise verwirrt). Ein paar Unklarheiten und Ungereimtheiten ließen mich ebenfalls stutzen. Dennoch habe ich das Buch sehr gern gelesen.

Für mich ist „Unbarmherzig“ nicht Inge Löhnigs bestes, aber ein sehr gutes und empfehlenswertes Buch. Ich gebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 23.07.2024

Schwieriges Thema für einen Liebesroman

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Erin hat versehentlich eins ihrer Lieblingsbücher mitsamt einer ihr wichtigen Postkarte in den öffentlichen Bücherschrank gestellt, der in London wohl ein wenig anders funktioniert, als bei uns. Man nimmt ...

Erin hat versehentlich eins ihrer Lieblingsbücher mitsamt einer ihr wichtigen Postkarte in den öffentlichen Bücherschrank gestellt, der in London wohl ein wenig anders funktioniert, als bei uns. Man nimmt ein Buch mit und bringt es nach dem Lesen wieder zurück. Als sie ihr Buch endlich wieder hat, stellt sie fest, dass ein Fremder auf ihre Kommentare, die sie am Rand hinterlassen hatte, geantwortet hat. Dieser Fremde lädt sie ein, ihn im nächsten Buch zu treffen. Es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden. Dann stellt der Fremde, James, fest, dass er Erin kennt. Und das darf sie nicht erfahren.

Die Story selbst wirkt durch das, was Erin und James verbindet, ohne dass sie es wissen. Irgendwann muss natürlich einer von beiden dahinterkommen und ab diesem Zeitpunkt ändert sich die Stimmung total. Witzig finde ich das Buch eigentlich an keiner Stelle, eher empfinde ich besonders Erin als schwierige Person. Auch James ist nicht ganz so unschuldig an der Situation, insgesamt ist er aber eher in der Opferrolle. Bei beiden sehe ich auch den Freundeskreis als versagend an. Die Verwicklungen sind schon hin und wieder nicht ganz unkomisch, dennoch bleibt das Hauptthema bitter ernst. Am ehesten sympathisiere ich noch mit James, obwohl ich ihn hin und wieder auch ganz gern kräftig geschüttelt hätte.

Dass man als Außenstehender nach und nach viel über das Leben von Erin und James erfährt, ist für das Ende wichtig, wirkt zeitweise aber überflüssig. Dafür gefällt mir die eingebildete Anwesenheit von Bonnie sehr gut. Ich mag solche emotionalen Momente sehr und jeder, der schon einen geliebten Menschen verloren hat, wird das mehr oder weniger stark selbst kennen.

Schade finde ich, dass nicht mehr auf die Bücher eingegangen wurde, über die die beiden sich ausgetauscht haben. Das hätte jede Menge Potenzial geboten und das Interesse an diesen Büchern beim Leser geweckt. So knapp gehalten bleibt dieser Effekt leider aus.

Die Sprecher haben mich an manchen Stellen fast so genervt, wie die Figuren, die sie darstellen. Besonders wenn London englisch ausgesprochen wurde, fand ich das affig und nicht stimmig. Trotzdem waren die beiden eine gute Wahl.

Für eine lockerleichte Sommerunterhaltung ist das Thema zu ernst, aber wirklich tiefgründig und anspruchsvoll ist die Story dann doch nicht. Daher ergibt das bei mir insgesamt drei Sterne.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Nicht ganz konsequent

Healing Kitchen - Quick & Easy
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Mag sein, dass man mit dem Alter vernünftiger wird. Der Geschmack ändert sich ja ein Leben lang. Warum also nicht auch die Einstellung? Auf alle Fälle bemerke ich an mir selbst, dass ich anders auf meine ...

Mag sein, dass man mit dem Alter vernünftiger wird. Der Geschmack ändert sich ja ein Leben lang. Warum also nicht auch die Einstellung? Auf alle Fälle bemerke ich an mir selbst, dass ich anders auf meine Ernährung achte, als ich es noch vor wenigen Jahren tat. Daher hat mich dieses Buch geradezu magisch angezogen. Dass ich nicht vegan leben möchte, aber nicht sehr oft Fleisch esse, also quasi Teilzeitvegetarier bin, passt nicht ganz zum Buch, das gebe ich zu. Hier sind alle Gerichte vegan. Für mich sind leider Tofu, Mandelmilch und Co. Ersatzprodukte, die ich nicht verwenden möchte, da sie mir auch nicht schmecken.

Mich stört ziemlich schnell etwas ganz heftig: Die Autorin verwendet z.B. Knoblauchpulver und Zwiebelflocken. Auch Konserven werden häufig verwendet. Für mich ist das komplett gegen den Sinn des Buches. Auf hochverarbeitete Produkte verzichten bedeutet für mich auch, solche Lebensmittel nur frisch zu verarbeiten, nicht industriell verarbeitet, und sei es auch nur getrocknet. So ist für mich die Idee der gesunden Ernährung, die heilen soll, nicht konsequent umgesetzt. Die Saatencracker sind eine leckere Knabberei, doch musste ich auch hier umstellen, denn obwohl ich Saaten oft und viel verwende, habe ich nicht alle im Rezept aufgezählten da. Hanfsaaten und Chiasamen fehlen mir komplett und Leinsamen liebe ich, aber ungeschrotet.

Insgesamt sind es nicht allzu viele Rezepte, die ich für mich nutzen kann, zumal ich ganz viele Lebensmittel, die hier verarbeitet werden, nicht mag. Trotzdem bereichert mich das Buch. Schon allein die Informationen zu den Unverträglichkeiten und Stoffen, die diese auslösen, sind sehr interessant und hilfreich. Der klassische Aufbau der Rezepte ist gut und übersichtlich. Die Fotos zu den Rezepten zeigen mir direkt, ob mich ein Rezept anspricht oder nicht. Das ist mir immer besonders wichtig. Es werden eben viele Zutaten benötigt, die ich nicht standardmäßig im Vorrat habe. Damit hatte ich in solch einem Ausmaß nicht gerechnet.

Auch wenn all das gerade recht negativ klingen mag, finde ich das Buch doch gelungen. Es ist nur nicht ganz das, was ich mir gewünscht habe. Dafür kann aber weder das Buch, noch die Autorin etwas. Die Gerichte sind mit Liebe zusammengestellt, abwechslungsreich und sprechen auch optisch sehr an. Dass sie dem Körper gut tun, ist nicht verwunderlich. Die Kritik geht hauptsächlich an die Verwendung einiger Zutaten, die meiner Meinung und Erfahrung nach dem Körper leider eben doch nicht gut tun. Daher gebe ich insgesamt drei Sterne.

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