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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein schmales Buch, gefüllt mit Leben

Komm tanzen!
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„Komm tanzen!“ ist ein schmales Buch mit viel Inhalt. Es ist ein Buch, dem man sich ganz widmen, dem man Zeit geben sollte. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Und es ist ein Buch, gefüllt mit Leben. ...

„Komm tanzen!“ ist ein schmales Buch mit viel Inhalt. Es ist ein Buch, dem man sich ganz widmen, dem man Zeit geben sollte. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Und es ist ein Buch, gefüllt mit Leben.

Sie sind jung, sie feiern gern und ausgiebig, denn „der Sommer ist ja wohl immer noch der beste Grund, um zu feiern.“ Und so lassen sie sich wegtragen von der Musik, schwelgen in ihren gemeinsamen Erlebnissen, haben ihre Lieblingsorte, ihre Lieblingswitze und ihre Lieblingssongs. Der laue Abend gehört ihnen, sie sind am Wannsee, es gibt genug zu trinken, heute vergessen sie alle Sorgen. Auch Claire ist dabei, auf ihren elfjährigen Sohn passte ein Freund auf, ihre Geschichte ist nicht ganz einfach. Lucia Jay von Seldeneck lässt tief blicken, auch erfahre ich von den anderen der Freundes-Clique - wie sie leben, was sie bewegt.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen – dieser Satz blitzt beim Lesen immer wieder auf. Denn nicht alles ist eitel Sonnenschein. Und da sind sie jetzt – mit vielen Gesprächen, mit viel Bowle. Sie tanzen sich frei von allen Themen, denn Tanzen ist die eigentlich schönste Form, um loszulassen. So lese ich es sinngemäß und genau so sehe ich es auch, mit dieser Aussage bin ich sehr einverstanden.

Um mich vollends einzufangen, hat dieser kleine, feine, gerade mal 137 Seiten umfassende Roman einige Seiten gebraucht. Anfangs waren gefühlt alle Personen sofort da, was mich kurz überfordert hat. Aber dann nimmt die Geschichte Fahrt auf. Es ist schon weit nach Mitternacht, als sie es hören – das Sirren der Havelnixe. Und auch wenn ich meine, dieses Mystische eher nüchtern zu betrachten, so lockt auch mich die Nixe…

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Südtirol-Krimi

Gier ist ein Luder
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Alles spricht dafür, dass der Tote im Stollen durch einen Herzinfarkt verstorben ist. Francesca Giardi und Fabio Fameo ermitteln, nachdem an seiner Identität erhebliche Zweifel aufkommen. Bald steht fest, ...

Alles spricht dafür, dass der Tote im Stollen durch einen Herzinfarkt verstorben ist. Francesca Giardi und Fabio Fameo ermitteln, nachdem an seiner Identität erhebliche Zweifel aufkommen. Bald steht fest, dass dieser als Christos Charalambous eingecheckte Hotelgast mit Georg Pinggera, dem Hotelier aus Trafoi, geschäftlich zu tun hatte. Dieser Pinggera hat große Pläne, will er doch die alten Stollen nutzen und diese zu einem unterirdischen Kellersystem ausbauen. Seine anvisierten Projekte, wie etwa eine Weinwelt, ein Bergbaumuseum, ein Bikerhotel und noch so einiges mehr sollen zahlungskräftige Kunden anlocken.

Dem ersten Toten folgt ein weiterer und nicht genug damit, es kommt noch so einiges mehr auf die Ermittler zu.

„Ralph Neubauer entführt seine Leser nach Schenna, in den oberen Vinschgau nach Trafoi und Stilfs sowie auf die Mendel und in das Weindorf Girlan.“ Eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, die sowohl Touristen als auch Investoren anlockt. Denn die „Gier ist ein Luder“ – treffender könnte man es nicht formulieren.

Der Krimi ist spannend erzählt, er hat mich gut unterhalten. Die Charaktere haben Biss, allen voran dieser gewitzte Hotelier Georg Pinggera, aber auch der Polizeichef Marzollo ist nicht ohne. Daneben ist es dem Autor auch ein Anliegen, die Auswüchse des Tourismus näher zu beleuchten. Denn nicht immer wird auf die Landschaft und die Bewohner Rücksicht genommen. Im sehr informativen Nachwort befasst er sich nochmal näher damit und zum guten Schluss bekommt man eine Quiche mit Pilzen serviert – sehr köstlich.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Spannende, wendungsreiche Story

Gefährliches Komplott
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Neues von David Baldacci – aber immer doch, den Thrillern aus seiner Feder kann und mag ich nicht widerstehen. Sein „Gefährliches Komplott“ ist ein gar bedrohliches Unterfangen, zumindest für Mickey Gibson, ...

Neues von David Baldacci – aber immer doch, den Thrillern aus seiner Feder kann und mag ich nicht widerstehen. Sein „Gefährliches Komplott“ ist ein gar bedrohliches Unterfangen, zumindest für Mickey Gibson, der alleinerziehenden Mutter zweier Kleinkinder. Die ehemalige Polizistin arbeitet nun hauptsächlich von daheim aus, sie macht vermögende Steuer- und Kreditbetrüger ausfindig und ist damit sehr erfolgreich. Ihr Leben hat sie einigermaßen im Griff, bis es das Telefonat mit Arlene Robinson komplett auf den Kopf stellt. Diese Frau, die sich ihr als Kollegin von ProEye, einer global agierenden Privatdetektei, vorstellt, bittet sie um einen Auswärtstermin. Die Inventarisierung für ein altes Herrenhaus in Mickeys Nähe soll entgegen der sonst üblichen Internetrecherche direkt vor Ort mitsamt der Inneneinrichtung vorgenommen werden. Arlene zerstreut Mickeys Bedenken hinsichtlich dieser unüblichen Vorgehensweise, da sie über genug Insiderwissen verfügt. Also bittet sie ihre Eltern, auf die Kinder aufzupassen und macht sich auf den Weg.

Am Zielort angekommen, findet sie die Leiche eines Mannes. Mickey erkennt, dass diese Anruferin sie regelrecht hierhergelockt hat, denn hier stimmt so einiges nicht. Die Frage, ob der Tatort arrangiert war, drängt sich auf. Im Haus gab es bei Mickeys Ankunft keinen Strom, die Tür zu einem geheimen Zimmer stand einen Spalt offen, sodass sie direkt auf den Toten treffen musste. Sie ruft die Staatspolizei von Virginia, der Kriminalbeamte Wilson Sullivan hört sich ihre Story an und es kommt, wie es kommen muss, Sullivan verdächtigt Mickey. Für sie beginnt ein gar gefährliches Spiel, aus dem sie sich nicht mehr herauswinden kann. Und wieder ruft Arlene bei Mickey an, sie nennt sich von nun an Clarisse, sie gibt Anweisungen, drängt sie immer weiter und Mickey lässt sich darauf ein.

Gebannt folge ich dem Geschehen und nicht nur einmal frage ich mich, warum Mickey nicht aussteigt. Der Einfachheit halber nenne ich diese geheimnisumwitterte Frau nun Clarisse, von der ich so einiges erfahre und doch ist es nicht genug, um den Grund ihrer Kontaktaufnahme zu Mickey herauszulesen. Sie scheint eine schillernde, zudem eine sehr selbstbewusste, ja eine äußerst manipulative Persönlichkeit zu sein. Dabei bin ich mir keineswegs sicher, ob mich mein Empfinden nicht doch trügt.

In dem vielschichtig angelegten Thriller spielen mächtige Gegner eine nicht zu unterschätzende Rolle, die beiden Hauptakteure Mickey und Clarisse sind interessante Persönlichkeiten, die – jede für sich – gut dargestellt sind. Lange tappe ich im Dunkeln, die Story drängt rasant vorwärts, es bleibt spannend bis – ja, bis zum Schluss, dem ich so gar nichts abgewinnen kann. Dieses Ende passt einfach nicht zum Rest der Geschichte, als ob das Ende eines ganz anderen Buches hier hineingerutscht wäre. Dies einmal ausgeblendet ist es ein Thriller, den ich gerne gelesen habe, der mich ansonsten gut unterhalten und mich neugierig hat immer weiterlesen lassen.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Eine Ex-Frau ist eine Frau...

Ex-Wife
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„Wegen seiner Schlüpfrigkeit wurde das Buch zuerst anonym veröffentlicht“ verrät Mareike Fallwickl in ihrem Vorwort. Und weiter schreibt sie, dass es sich innerhalb kürzester Zeit mit neun Auflagen mehr ...

„Wegen seiner Schlüpfrigkeit wurde das Buch zuerst anonym veröffentlicht“ verrät Mareike Fallwickl in ihrem Vorwort. Und weiter schreibt sie, dass es sich innerhalb kürzester Zeit mit neun Auflagen mehr als 100.000 Mal verkauft und die zunächst nicht benannte Autorin reich und nachdem ihre Identität gelüftet wurde, auch berühmt gemacht hat - Ursula Parrott. Sie war eine gefragte Autorin ihrer Zeit, „Ex-Wife“ wurde in den 1920er Jahren von ihr geschrieben, die Neuauflage habe ich gerade zugeklappt.

Patricia ist mit Peter verheiratet. Mit gerade mal 24 Jahren steht sie vor den Scherben ihrer Ehe. Ihr Mann betrügt seit eh und je und auch sie gönnt sich den ein oder anderen Liebhaber. Trotzdem er sie für eine andere verlässt, verbringen sie so manchen feuchtfröhlichen Abend und die darauffolgende Nacht miteinander. Sie wohnt mittlerweile mit einer Freundin zusammen und hofft noch immer, ihn zurückzubekommen.

Wir sind in New York City in den goldenen 20er Jahren, die Vergnügungssucht, der Lebenshunger ist deutlich spürbar. Ohne Alkohol geht es in diesen Kreisen, in denen Patricia verkehrt, so gar nicht. Cocktails, Gin, Absinth und andere harte Getränke sind im Trend und werden reichlich genossen.

„Eine Ex-Frau ist eine Frau, die auf Partys immer über die Freuden des Unabhängigsein schwafelt, solange sie nüchtern ist… und nach einem Drink zu viel lässt sie sich entweder über die Tugenden oder die Gemeinheiten ihres früheren Mannes aus“ sinniert Patricias Freundin, die gelegentlich auch zu dem Schluss kommt, dass „eine Ex-Frau einfach eine überschüssige Frau ist.“ Gut, diese Aussagen sind eher dem Alkohol geschuldet, denn Pat, wie sie kurz genannt wird und auch Lucia, ihre Freundin, sind unabhängige Frauen, die für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Sie sind junge, attraktive Frauen, die sich nehmen, was sie wollen. Sie sind selbstbewusst, werden von vielen Männern hofiert, haben Affären, sie genießen mit allen Sinnen.

Es ist ein gesellschaftliches Porträt dieser Zeit, wobei es die Frauen sind, von denen Moral erwartet wird. Mann darf sich fremd amüsieren, eine Ehefrau hat eher häuslich zu sein. Dieses enge Korsett einer Frau wird hier ganz bewusst gesprengt, auch wenn es mit der Gleichberechtigung vor hundert Jahren noch nicht weit her war, das Patriarchat schimmert stets durch. Und doch ist es Patricia, eine emanzipierte Frau, von der ich hier lese, die sich nicht unterkriegen lässt. Ganz im Gegensatz zur Autorin dieses Buches, Ursula Parrott, die trotz ihres fulminanten Erfolges keine Artikel in den Zeitungen veröffentlichen durfte, diese aber alle über sie schrieben. Vor hundert Jahren tickten die Uhren für die Frauen im Allgemeinen doch noch sehr viel anders, wenngleich es auch Ausnahmen gab.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Justiz-Krimi

Der 1. Patient
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Welchen praktischen Nutzen hat KI in der Medizin? Die Chefärztin der Chirurgie im Klinikum Spreehöhe, Sasha Müller, diskutiert diese brandaktuelle Frage in einer Gesprächsrunde als Talkgast, zu der auch ...

Welchen praktischen Nutzen hat KI in der Medizin? Die Chefärztin der Chirurgie im Klinikum Spreehöhe, Sasha Müller, diskutiert diese brandaktuelle Frage in einer Gesprächsrunde als Talkgast, zu der auch Professor Gunther Sonnenberg, Neurochirurg an der Berliner Charité, geladen ist. Das Für und Wider wird lebhaft diskutiert, wobei Müller eher die Vorteile sieht, wohingegen Sonnenberg die Fehler aufzeigt.

Dieser Justiz-Krimi ist in drei Teile gegliedert. Los geht es mit dem Tod eines Patienten, der bei einem Routineeingriff auf dem OP-Tisch verstirbt. Diese von KI unterstützte Operation wird unter Leitung von Doktor Sasha Müller durchgeführt und nun ist sie als verantwortliche Chirurgin angeklagt, den Tod des Patienten fahrlässig herbeigeführt zu haben.

Sasha Müller wendet sich an den Strafverteidiger Rocco Eberhardt, der sich in diese noch ziemlich neue Materie gründlich einarbeitet, unterstützt wird er neben seiner Bürochefin Klara Schubert von seinem guten Freund Tobi Baumann, auch mischt der Facharzt für Rechtsmedizin, Doktor Justus Jarmer, wieder mit. Daneben ist es die schwedische Firma Augmentum, die KI immer mehr alltagstauglich macht. Sie erstellt hier einen speziell auf jeden einzelnen Patienten zugeschnittenen Behandlungsplan, nachdem alle relevanten Vorerkrankungen, Allergien, Unverträglichkeiten und dergleichen im Vorfeld erfasst sind. Das Klinikum Spreehöhe arbeitet schon länger erfolgreich damit.

Der zweite Teil dann gibt Einblick in den Prozess und Teil drei gipfelt in den wendungsreichen Showdown. Der Prozess wird natürlich auch von den Medien verfolgt. Neben all den anklagenden Kommentaren macht auch die Boulevardpresse mit ihren in dicken Lettern verfassten Schlagzeilen ordentlich Stimmung. Rocco Eberhardt lässt sich davon nicht beeinflussen, er legt Gutachten vor, die Staatsanwältin hält dagegen.

Künstliche Intelligenz hat unseren Alltag schon lange erobert, sie ist Arbeitserleichterung, sie ist schlichtweg nicht mehr wegzudenken. Schwiecker und Tsokos haben sich dieses aktuellen Themas angenommen. Unsere Smartphones etwa werden immer intelligenter, sie lernen aus den Nutzerdaten und auch diese hier beschriebene schwedische Firma bedient sich dieser Methodik im medizinischen Bereich. Wer ist für Fehler verantwortlich? Ist es die hier eingesetzte KI? Ist es der behandelnde Arzt? Eine spannende Frage.

Es ist er mittlerweile vierte Justiz-Krimi, natürlich habe ich auch die Vorgängerbände gelesen. Beide Autoren wissen, wovon sie schreiben. Florian Schwiecker hat viele Jahre als Strafverteidiger gearbeitet und Michael Tsokos, der Professor für Rechtsmedizin, ist mir als Autor vieler Bücher ein Begriff. „Der 1. Patient“ ist ein sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Krimi, den ich – einmal angefangen – nicht weglegen mochte. Die einzelnen Handlungsstränge waren allesamt gut geschildert und nachvollziehbar, die hier agierenden Personen glaubhaft dargestellt. Meine ansonsten sehr gute Bewertung schmälert letztendlich das nicht nachvollziehbare Motiv, das zum Tode des Patienten führt.

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