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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2017

Aufzeichnungen eines Spielers mit besonderer Gabe

Million Dollar Boy
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Der Roman hat eine ungewöhnliche Idee und das reicht für eine bemerkenswerte Handlung über einen Mann, der durch das richtungweisende Jucken in der Kniekehle weiß, wie er beim Spiel, z.B. Roulette, gewinnt. ...

Der Roman hat eine ungewöhnliche Idee und das reicht für eine bemerkenswerte Handlung über einen Mann, der durch das richtungweisende Jucken in der Kniekehle weiß, wie er beim Spiel, z.B. Roulette, gewinnt.
Ich spiele nicht mal Lotto und war noch nie in einem Casino, doch die beschriebenen Schilderungen der Spiel- und Gewinnabläufe sind interessant.
Auch die Gefühle des Icherzählers Ede über seine Existenz zwischen seinem Spiel-Talent und dem Alltagsleben mit Job und seine ganze Lebenseinstellung, sind nachvollziehbar. Er ist “in the middle”.
Unauffällig spielt er in Casinos und lebt doch überwiegend bescheiden um nicht aufzufallen. Es bedeutet dann ein abrupter Bruch in seinem ruhigen Leben, als er von russischen Gangstern entführt wird. Sie reisen mit ihm durch die Welt und zwingen ihn, für sie in den Casinos vieler Städte zu spielen und zu gewinnen. Dann begegnet er einer Chinesin, die das gleiche ungewöhnliche Talent hat wie er.

Der Protagonist reist viel. Mal ist er in Israel, dann in Brüssel, Tunesien, Liberia, London, Kapstadt und anderen Städten in diversen Ländern. Distanzen von 6000 Kilometer legt er mit wenigen Zwischenlanden am Stück zurück. Die vielen Schauplätze erzeugen eine Internationalität des Romans, doch schließlich wird er nach Deutschland ausgeliefert, in Untersuchungshaft.

Trotz seiner Schwierigkeiten ist Ede ein Überlebenskünstler und überwindet Hindernisse. Er hat die Fähigkeit, sich zu arrangieren. Die Beziehung zu seiner Freundin Tasha jedoch ist nicht unproblematisch.

An dem Roman gefällt mir die Form der Aufzeichnung und die uneitle Erzählart des Icherzählers. Er hält sich für durchschnittlich, mit Ausnahme seiner Begabung. Man ist als Leser nah an seinen Gefühlen dran.

Das Finale der Handlung mit außergewöhnlichen Auswirkungen ist ganz schön abgedreht. Ich war ganz zufrieden mit dem Buch, auch wenn es stilistisch nicht so literarisch gestaltet ist.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Blick ins Schulmilieu

Der Fall Kallmann
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Ich bin kein großer Kenner der Werke von Hakan Nesser, doch „Der Fall Kalman“ hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das liegt vielleicht auch daran, der der Roman, der auch nicht direkt als Kriminalroman ...

Ich bin kein großer Kenner der Werke von Hakan Nesser, doch „Der Fall Kalman“ hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das liegt vielleicht auch daran, der der Roman, der auch nicht direkt als Kriminalroman tituliert ist, nicht nur auf die Auflösung eines Mordfalls legt. Mehr wird das Leben an einer Schule in einer schwedischen Kleinstadt gezeigt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Blickwinkel der Lehrer. Das gilt auch für Leon, die Hauptfigur, ein trauernder Großstädter, der nach dem Verlust seiner Familie Stockholm verlässt und als Lehrer in diese Kleinstadt kommt. Durch den Fund von Tagebüchern seines Vorgängers, die über viele Jahre gehen, kommt ihm der Verdacht, dass der Verfasser der Tagebücher, Eugen Kallmann, einem Geheimnis auf der Spur war und ermordet worden sein könnte.

Clou des Buches ist der ständige Perspektivwechsel. In jedem Kapitel spricht eine andere Figur, die sich dann nach einer Zeit natürlich wiederholen. Andrea, Igor und Ludmilla machen Eindruck auf mich Meine Lieblingsfigur blieb aber Leon.
Es gibt sogar Rückblicke bis ins Jahr 1980.
Durch diese Stilmittel soll ein Gesamtbild erzeugt werden. Tatsächlich entsteht ein Eindruck vom Leben im Schulmilieu in einer schwedischen Kleinstadt.

Das Buch ist dick, lässt sich zwar gut und schnell lesen, aber eigentlich trägt die Handlung diesen Umfang nicht vollständig. Davon abgesehen ist der Roman gut konzipiert. Man liest einen mehr als ordentlichen Roman mit gut entworfenen Figuren und einem geschickt gemachten Finale.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Das Leben der Jugendlichen in Mill Valley

Der gefährlichste Ort der Welt
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Der Roman erzählt die Geschichte einer Kleinstadt nahe San Francisco: Mill Valley.
Im Zentrum der Handlung stehen einige Jugendliche und ihr Leben, dazu gehören auch diverse Probleme. Die kalifornische ...

Der Roman erzählt die Geschichte einer Kleinstadt nahe San Francisco: Mill Valley.
Im Zentrum der Handlung stehen einige Jugendliche und ihr Leben, dazu gehören auch diverse Probleme. Die kalifornische Autorin Lindsey Lee Johnson schreibt da sehr sensibel und auf angemessene Art. Sie wählt eine episoden-artige Erzählweise.Damit kann man anfangs auch Schwierigkeiten haben, da man so einer Figur zunächst nur kurz näher kommt, die dann erst einmal wieder abtaucht. Besonders im Blickfeld sind Cally, Trsitan, Abigal, Ryan, Nick, Emma, Elisabeth, Damon und noch ein paar.
Doch immerhin, in diesen Momentaufnahmen sind einige bemerkenswerte Passagen enthalten, die die Emotionen zeigen. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild vom Leben der amerikanischen Teenager, die in einer Welt der sozialen Medien aufwachsen, aus dem sich auch ein gewisser Druck aufbaut. Urteile werde da schnell gefällt. Nicht selten werden die Kids mit der Realität konfrontiert und einige Vorfälle ziehen Konsequenzen nach sich. Auch Veränderungen, das sieht man deutlichsten bei Calisat (Cally), die sich durch den Selbstmord eines Mitschülers schuldig fühlt.
Durch Lindsey Lee Johnsons Roman ist es leichter möglich, die Gefühle der Jugendlichen nachzuvollziehen.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Warmherziger Roman

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Bei dem kurzen Roman fällt zunächst die Erzählperspektive auf. Die Ichfigur ist ein Schriftsteller, dem der Ladenbesitzer Herr Haiduk eine Geschichte erzählt. Fasziniert hört der Schrifsteller zu, und ...

Bei dem kurzen Roman fällt zunächst die Erzählperspektive auf. Die Ichfigur ist ein Schriftsteller, dem der Ladenbesitzer Herr Haiduk eine Geschichte erzählt. Fasziniert hört der Schrifsteller zu, und mit ihm wir Leser. Es die Geschichte um den Lottogewinn und die verlorene Quittung dafür.
Eigentlich ist der Schriftsteller ein neutraler Zuhörer, aber das wird sich im Verlaufe der Handlung noch ändern. Zentrale Figur ist eigentlich Alma, die die Lottoscheinquittung gefunden hatte und zusammen mit Her Haiduk und seinem Gehilfen Adamo versucht, den wahren Besitzer und Gewinner zu identifizieren. Viele Bewerber finden sich im Laden ein. Jeder will der echte Gewinner sein und präsentiert seine dafür passende Story über den Verlust. Darin liegt für mich der Kern des Romans. es geht um die Menschen.
Durch den sympathischen Mr.Haiduk wird gewertet, aberr er ist tolerant, verurteilt nicht. das aht mir gut an dem buch gefallen.
Alma ist kritischer, sie glaubt, die Lügen sofort durchschauen zu können, aber das wird mit der zeit immer schwieriger. Alma ist eine zurückhaltende, junge Frau, die meist schweigend durchs Leben geht.
Durch die Situation öffnet sie sich ein wenig und das ist ein weiteres wichtiges Thema des Romans.
Über den weiteren Verlauf möchte ich hier noch nicht zu viel verraten.

Herr Haiduks Laden der Wünsche ist ein warmherziger Roman, der in einer Tradition vergleichbarer und beliebter Romane steht, zum Beispiel Mr.Peardews Sammlung der verlorenen Dinge.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Beziehungs-Wirrwarr

Ein Frühling im Tessin
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Der Roman ist 1960 erschienen und ziemlich in seiner Zeit verhaftet, insbesondere was die Beziehungen angeht. Dabei ist der Roman nicht so humorvoll wie erwartet, man spürt bei der Icherzählerin Susanne, ...

Der Roman ist 1960 erschienen und ziemlich in seiner Zeit verhaftet, insbesondere was die Beziehungen angeht. Dabei ist der Roman nicht so humorvoll wie erwartet, man spürt bei der Icherzählerin Susanne, wie sie darunter leidet, wie gut sich ihr Mann Albrecht mit seiner attraktiven Sekretärin Lotte versteht. Ihre Idee mit der gemeinsamen Reise ins Ferienhaus im Tessin, dazu noch den Exfreund Friedrich Georg eingeladen, erweist sich als riskant, da die Situation eskalieren könnte.
Tatsächlich scheint sich Albrecht sehr um Lotte zu bemühen. Suzanne verfügt über genug Humor, um das Beziehungs-wirrwarr mit Ironie zu behandeln.

Teilweise ist der Roman zu bemüht, einige Passagen sind ganz gut gemacht. Mit dem Ende bleibt man etwas ratlos zurück, die letzte Konsequenz fehlt.

Ich hatte schon öfter den Eindruck, als würde Christine Brückner in ihrer Prosa zwischen ernsthafter und Trivialliteratur schwanken. Eine Figur wie Tante B. ist schon an der Grenze, aber das nur nebenbei.
Was jedoch gestern wie heute funktioniert sind die schönen Landschaftsbeschreibungen des Tessin.