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Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein rundum gelungener Sommerroman, der in die Provence entführt.

Sonnensegeln
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Marita ist Krankenschwester und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in Husum. Die Arbeit im Krankenhaus wird ihr durch ihren Vorgesetzten verleidet und Marita sucht eine Veränderung, deshalb bewirbt sie ...

Marita ist Krankenschwester und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in Husum. Die Arbeit im Krankenhaus wird ihr durch ihren Vorgesetzten verleidet und Marita sucht eine Veränderung, deshalb bewirbt sie sich für eine Stelle in Südfrankreich in der Nähe von Grasse. Dort wird eine private Pflegerin für einen Schlaganfallpatienten gesucht, wobei Sprachkenntnisse keine Vorraussetzung sind. Marita bekommt die Stelle bei dem älteren Herrn Georges Lafleur und reist auf das Gut. Hier blühen Rosen und Jasmin, sie sind die Grundlage für die wunderbaren Düfte der großen Parfümeurs. Auch wenn die Landschaft sie begeistert, so muss Marita sich hier erst einleben und mit den beiden Männern im Haus klar kommen. Zum Glück gibt es ja die liebenswürdige Haushälterin Ségolène und den charmanten Francois, mit ihm erlebt Marita die Schönheiten dieser Gegend aus nächster Nähe.

Wer möchte nicht mal seinem Alltragstrott entfliehen und für ein paar Monate eine andere Gegend entdecken und neue Menschen kennenlernen? In "Sonnensegeln" erlebt man gemeinsam mit Marita ihre wunderbare Reise nach Grasse, die Stadt der Düfte und auch der neue Lebensabschnitt in Maritas Leben unterhält ausgezeichnet.

Marita beweist Mut für eine berufliche und örtliche Veränderung und erlebt einen interessanten und abwechslungsreichen Aufenthalt auf dem Gut der Lafleurs in Südfrankreich. Wenn man die Beschreibungen der Schauplätze liest und sich die duftenden Rosen, Jasmin und Lavendelfelder vorstellt, möchte man am liebsten mit ihr tauschen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten durch die Launen und die verstockten Charaktere von Vater und Sohn Lafleur genießt Marita ihre neue Umgebung ungemein und findet auch liebenswerte Personen, die ihr zur Seite stehen. Sie geniesst die Zeit in Südfrankreich, findet nicht nur Freunde, sondern auch Verehrer. Dennoch überlegt sie, ob sie bleiben soll.

Der leichte und flüssige Schreibstil von Marie Matisek liest sich wunderbar und der Roman sorgt für gefühlvolle und entspannende Unterhaltung.

Auch wenn mir die Figur der Marita recht sympathisch ist, hat mich gewundert, dass sie als Krankenschwester eher naiv wirkt und scheinbar einige Krankheitsbilder nicht bemerkt oder hinterfragt. Ebenfalls bin ich unzufrieden wie Marita mit der Spielsucht eines Charakters umgeht und dann diese Suche sogar für eine fragwürdige Aktion ausnutzt.

Grasse ist die Stadt der Düfte und daher finde ich die Einblicke in die Welt der Duftessencen und in die Duftextraktion besonders interessant. Man benötigt unglaubliche 330 kg Jasminblüten für einen halben Liter Jasminextrakt. Das Einsammeln der Blütenblätter ist sehr aufwändige und das erklärt auch die hohen Preise für die kostbaren Duftstoffe der Parfümhersteller.

Es findet sich im Roman eine Parallelgeschichte über Bo Ricklefs, die in die Vergangenheit um 1770 eintaucht. Die Einschübe lesen sich kurzweilig, es geht um einen Seefahrer aus Amrum, der es als Händler im Süden Frankreichs zu Reichtum gebracht hat. Allerdings hätte es diese Geschichte nicht so beiläufig gebraucht, da die Hintergründe erst am Ende aufgeklärt werden.


Mir hat dieser sommerliche Roman gute Laune und beste Unterhaltung geschenkt und ich habe die Einblicke in die Welt der Düfte sehr genossen. Den zweiten Band dieser Reihe habe ich bereits gelesen und kann daher sagen, es wird noch besser.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein liebenswerter Nerd auf Freiersfüßen sorgt für witzige und berührende Unterhaltung.

Das Rosie-Projekt
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Bei diesem Roman erfährt man Einzelheiten aus dem Leben eines Mann mit Asperger-Syndrom und erkennt die Probleme, die mitmenschliche Beziehungen für diese Menschen im Umgang mit anderen mitbringen. Ob ...

Bei diesem Roman erfährt man Einzelheiten aus dem Leben eines Mann mit Asperger-Syndrom und erkennt die Probleme, die mitmenschliche Beziehungen für diese Menschen im Umgang mit anderen mitbringen. Ob diese Situationen auch aus medizinischer Hinsicht realistisch dargestellt werden, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall erscheinen sie mir glaubhaft.

Dons Sichtweise und die sachlich, nüchterne Betrachtung seiner Erlebnisse lesen sich nicht nur humorvoll, sondern rühren zutiefst. Aber was vielmehr hervorsticht, ist die Tatsache, dass er ein richtig liebenswerter Mann ist, der sich auf seine Weise erklärt, was seine Traumfrau mitbringen sollte.

Mir erschien die Lovestory etwas zu überspitzt dargestellt und sie war auch vorhersehbar, dennoch hatte ich großen Spaß damit und habe den Professor auf Freiersfüßen gern begleitet.

Denn Don tappt in so manches Fettnäppchen, er wird von Außenstehenden belächelt und seine besondere Sichtweise lässt ihn oft genug wie einen Tölpel dastehen und das Frauen eine eigene Meinung zum Thema Ehemann haben könnten, wird ihm erst bei seinem Projekt bewusst. Denn er lernt Rosie kennen, die überhaupt nicht seinem Fragebogen-Schema entspricht und doch ist er gern mit ihr zusammen. Eine rauchende, unpünktliche Barfrau passt einfach nicht als Ehefrau.

Graeme Simsion ist mit diesem Roman ein absolut witziges und auch einnehmendes Buch gelungen.

Ein wenig Romantik, ein paar skurrile Personen und eine Geschichte, wie man sie kaum erwarten würde und schon ist ein unterhaltsames und originelles Buch geschrieben.



Mir hat dieser Roman berührende und witzige Lesestunden geschenkt und ich wurde sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Dieser Roman hat mich auf eine besondere Weise verzaubert.

Luisa und die Stunde der Kraniche
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"Die Kiefern, die spärlich in den Dünen wuchsen, hatten sich dem Wind gebeugt. Schwere Äste und Baumstämme lagen am breiten Strand verstreut. Nackt und sparrig, wie silbrig weiße Knochen von riesigen Tieren ...

"Die Kiefern, die spärlich in den Dünen wuchsen, hatten sich dem Wind gebeugt. Schwere Äste und Baumstämme lagen am breiten Strand verstreut. Nackt und sparrig, wie silbrig weiße Knochen von riesigen Tieren sahen sie aus..." Zitat Seite 262

Das ist mal wieder ein Buch, bei dem man nicht aufhören mag zu lesen. Nicht nur die Personen und ihre Erlebnisse haben mich in ihren Bann gezogen, auch die Naturbeschreibungen und die Kraniche sorgen für beste Unterhaltung und vermitteln das besondere Flair dieser deutschen Ostseeküste.

Dabei war mir die Protagonistin Luisa alles andere als sympathisch. Sie ist für ihre 38 Jahre recht unentschlossen und unreif, sie scheint gedankenlos das luxuriöse Leben an der Seite ihres Freundes Richard zu geniessen, geht keine Risiken ein. Richard gibt ihr seine Lebensweise vor, er ist ihre Leitfigur im Leben, aber bei seinem Heiratsantrag kommen ihr dennoch Zweifel. Sie hinterfragt ihre Wünsche für eine Ehe und besonders für ihr Leben. Möchte sie ebenso wie Richard auf Kinder verzichten? Der Aufenthalt in Zingst lässt sie mit ihrer Schwester und deren Kindern aufeinandertreffen. Auch diese familäre Bindung ist durch Richard fast abgebrochen. Wie soll Luisa ihre Lebenszeit verbringen, wir stellt sie sich ihre Zukunft vor? Ein Leben nach Richards Vorstellungen leben?

Das Aufeinandertreffen mit ihrer Schwester, mit dem Biologen Jan und mit der mystisch angehauchten Mary sorgen bei Luisa zum Überdenken ihrer Lebensplanung. Hier in der gewohnten Idylle des großelternlichen Hauses in der Nähe des Meeres kommt Luisa nicht nur ihrer glücklichen Vergangenheit aus Jugendtagen näher, sondern sie überwindet endlich ihre Gleichmütigkeit und entwickelt ein wenig Lebensmut und Selbstsicherheit. Denn gerade in der blauen Stunde, zwischen Sonnenuntergang und absoluter Dunkelheit spürt ihren Gedanken und Träumen nach.

Die alte Mary erscheint ihr merkwürdig vertraut, ihr Leben wurde auch entschieden von ihrem Mann und blieb kinderlos. Wird Luisas Leben wie Marys werden.

Die Zeit spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle, was jeder Mensch mit seiner Lebenszeit anfängt, ist allein ihm selbst überlassen. Man muss sich für bestimmte Wege, Wünsche und Lebensziele entscheiden. Auch wenn man erst im Nachhinein erkennen kann, ob das nun richtig war oder nicht.

Dieser Roman führt in die wunderschöne Gegend des Darß und zeigt zauberhafte Einblicke in die Landschaft und in die fünfte Jahreszeit, zu der die Zugvögel dort in der Boddenlandschaft rasten. In diesem Fall werden besonders die majestätischen Kraniche in den Vordergrund gerückt und man erfährt einige informative Dinge über diese besonderen Zuggäste.

Auch wenn das etwas mystisch angehauchte Ende wohl nicht jedem gefällt, es passt zur Handlung und zeigt, dass es immer mehrere Möglichkeiten im Leben gibt. Wofür wir uns entscheiden, hängt ganz allein von uns selbst ab.

Davon leite ich auch für mich folgende Botschaft des Romans ab: Sei Du selbst und lebe Deine eigenen Wünsche!


Dieser Roman hat mich auf seine Weise verzaubert, ich war gern bei Luisas Entscheidungsfindung dabei und habe besonders die Natureindrücke sehr genossen.


Veröffentlicht am 04.11.2017

Schon recht schräger Jägerkrimi mit Humor und Kärntner Dialekt!

Wenn der Platzhirsch röhrt
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Den ersten Band der Krimireihe kenne ich nicht, für die Handlung dieses Bandes hatte ich allerdings bis auf die mir fremden Personen keine Verständnisschwierigkeiten. An die Personen musste ich mich jedoch ...

Den ersten Band der Krimireihe kenne ich nicht, für die Handlung dieses Bandes hatte ich allerdings bis auf die mir fremden Personen keine Verständnisschwierigkeiten. An die Personen musste ich mich jedoch erst einmal herantasten. Es fehlten mir nähere äußerliche Personenbeschreibungen, jedoch haben die gebotenen Charaktereinblicke mir die Personen allmählich deutlich sichtbar machen können.

In diesem Jägerkrimi geht es mit etwas schwarzem Humor, schrägen Typen und unerwarteten Ereignissen um einen ernsten Kriminalfall.


Heinrich Beltens Schwiegersohn Anton Nowak will seinen Schwiegervater ins Altersheim abschieben und somit Nachbar von Aufsichtsjäger Sepp Flattacher werden. Das passt Sepp überhaupt nicht und auch wenn Heinrich nicht gerade sein Freund ist, schmiedet er mit ihm Pläne, um den Wiener Anton Nowak zu vertreiben. Durch ihre Aktionen werden sie unweigerlich in Nowak schmierige Geschäfte verwickelt. Eine Leiche bringt dann die Kripo auf den Plan.

Die Krimihandlung ist zwar präsent, behält aber keinen großen Stellenwert im Gesamtbild, während die Figuren mit ihrem Dialekt und besonderen Aktionen für beste Unterhaltung sorgen. Mit dem schwarzen Humor, den regionalen Besonderheiten, den urigen Originalen und etwas Jägerlatein erlebt man vergnügliche Lesestunden und muss keine Angst vor unverständlichen Begriffen haben, hier sorgt ein umfangreiches Glossar für Aufklärung von unbekannten Wörtern.


Alexandra Bleyer hat einen flüssigen Schreibstil und bringt mit ihren witzigen Einfällen Humor in die Geschichte. Dennoch löst sich die Krimihandlung in logischer Weise auf und die Bösewichter gehen ihrer gerechten Strafe entgegen.

Das Können der Autorin sehe ich in ihrer Fähigkeit, skurrile Figuren zu erfinden und diese in einem Sprachgemisch aus Deutsch, Wienerisch und Kärntner Dialekt miteinander agieren zu lassen.

Dieser Jägerkrimi ist äußerst unterhaltsam, es geht mit Situationskomik und einer Menge Lokalkolorit ins Möllntal und neben kulinarischen Dingen gibt es einiges zu entdecken.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Hier werden Familiengeheimnisse aufgedeckt und Einblicke in die Machenschaften der DDR gewährt.

Preiselbeertage
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"Deine Mutter hat die Wahrheit zwar ganz schön eingefroren, aber ich glaube, du kommst da nicht ran, indem du den Eispickel schwingst. Wart´s ab,... das Tauwetter hat schon eingesesetzt." Zitat Seite 282 ...

"Deine Mutter hat die Wahrheit zwar ganz schön eingefroren, aber ich glaube, du kommst da nicht ran, indem du den Eispickel schwingst. Wart´s ab,... das Tauwetter hat schon eingesesetzt." Zitat Seite 282


Der Roman gibt informative Einblicke in die DDR vor der Wende. Die Reiseverbote ins benachbarte Ausland, zu dem auch die Bundesrepublik gehörte, galten für die meisten Bewohner. Nur in Ausnahmefällen konnten Personen für Sport- oder Musikveranstaltungen Nachbarländer besuchen. Angehörige der Stasi und staatstreue Genossen machten Nachbarn und Angehörigen von Republikflüchtlingen das Leben schwer. Es wurde gespitzelt, denunziert und degradiert.

Im Buch ist Arianes Familie in dieser leidgeprüften Situation, erst allmählich kommt Ariane hinter das Geheimnis ihrer Eltern und Großeltern.

Ihre Mutter Ina versucht lange Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Aber Ariane möchte endlich Licht in dieses Kapitel ihres Lebens bringen. Warum fühlt sie sich zu ihrer Mutter nicht hingezogen und hängt so sehr an den Großeltern? Wieso ist ihre Schwester Jolante so anders als Ariane?

Man ahnt anhand der Verwicklungen die dahinterliegende Problematik in Verbindung mit der Herkunft aus der DDR. In Rückblenden erfährt man die Geschichte von Ina von 1986 bis 1990, die die Probleme nach und nach deutlich macht.

Diese Zeit habe ich miterlebt, zwar auf westdeutscher Seite, aber mit Verwandten von "drüben". Etliche Kinder von Rebublikflüchtigen wurden in Heimen untergebracht.

Stina Lund zeigt die Grausamkeit der DDR sehr deutlich und besonders das Schicksal von Ina und ihrer Tochter Ariane geht mir sehr nahe.

Mich hat diese deutsch-deutsche Geschichte sehr berührt, ich habe sie interessiert und gespannt gelesen habe, nur hatte ich Probleme mit einigen Figuren.

Wieso die eigene Herkunft nie von Ariane und Jolante erfragt wurde, gerade wo die Hintergründe in der DDR liegen, finde ich außerdem sehr fraglich. Wer sich mit der deutschen Geschichte auch nur ansatzweise beschäftigt, hätte doch wohl von allein schon Schlussfolgerungen gezogen, auch wenn die Eltern sich hier verwehrten.

Es musste ungeheuer schwer für Ina sein, mit einer Lüge zu leben und zu sehen, wie sich die Tochter ihr entfremdet hat. Die Protagonisten erscheinen sehr eindeutig in ihrer Charakterisierung, manches Verhalten konnte ich aber nicht nachvollziehen.


Preiselbeertage ist ein Buch, das sich mit der deutsch-deutschen Geschichte beschäftigt und auf berührende Weise Schicksalswege beschreibt, die Familien auseinanderrissen und für viel Kummer und Schmerz sorgte.