tiefgehend und oft sehr anregend fürs Gehirn
Bella FamigliaEin Roman in zwei Zeitebenen, der die Anfänge der Eisdielen und das Leben der Familien in den Dolomiten aufs Korn nimmt. Diese Ebene steht im Vordergrund und wird am Ende mit der zweiten, 1966 spielenden, ...
Ein Roman in zwei Zeitebenen, der die Anfänge der Eisdielen und das Leben der Familien in den Dolomiten aufs Korn nimmt. Diese Ebene steht im Vordergrund und wird am Ende mit der zweiten, 1966 spielenden, vereint. Es ist ein sehr gut recherchiertes Buch, in dem es vor allem um das Begreifen geht. Man lernt viel beim Lesen, das gefällt mir eh gut.
Die Zeitebene 1966 ist die einfache. Da lernt die Erzieherin Sofia in München Eis kennen, vor allem Erdbeereis, das sie sich an einem speziellen Wochentag gönnt. Lorenzo ist dreißig Jahre als und wundert sich, weil Sofia immer nur Erdbeereis isst. Mit der Zeit lernen sie sich kennen und schätzen. Lorenzo bietet ihr an, sie mit nach Venetien zu nehmen, damit sie sich Urlaub leisten kann. Für Sofia ein Erlebnis und ihr erster Urlaub überhaupt!
Die zweite Ebene ist hochinteressant. Sie beginnt 1899 im Val di Zoldo in den Dolomiten und man lernt die Vorfahren Lorenzos kennen. Die erst als Köhler und Holzfäller ihr Geld verdienten und später zieht einer nach Rumänien und Wien, weil es dort mehr Geld zu verdienen gab als nach dem 1. Weltkrieg in Italien. Dessen Frau kochte gerne und vertrieb in der nächst größeren Stadt Kandiertes. Sie kommt auf die Idee mit dem „Gefrorenen“ und es in den Norden zu bringen, nach Österreich. Und es geht weiter bis 1963 ein Berghang des Monte Toc in den neu gebauten Stausee rutscht.
Was zwischen den (Ur-) Großeltern Lorenzos und Lorenzo und Sofia passiert, wie Liebe auch große und längere Entbehrungen und Entfernungen überbrückt und einiges mehr, das liest man zwischen den Zeilen. Es ist keine Schnulze und kein reiner historischer Roman. Die gut recherchierte Geschichte ist tiefgehend und oft sehr anregend fürs Gehirn. Von Nico Mahler würde ich gerne zukünftig mehr lesen!