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Veröffentlicht am 15.01.2020

Das Leben auf dem Land

Stallschwalben
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!4,5 Sterne!
Das Buch „Stallschwalben“ von Ulrike Siegel ist eine Art Revue-passieren-lassen ihrer eigenen Kindheit. Sie nimmt uns mit auf den elterlichen Hof und eben in ihre Kindheit die sie in Baden-Württemberg ...

!4,5 Sterne!
Das Buch „Stallschwalben“ von Ulrike Siegel ist eine Art Revue-passieren-lassen ihrer eigenen Kindheit. Sie nimmt uns mit auf den elterlichen Hof und eben in ihre Kindheit die sie in Baden-Württemberg verbrachte.
Die Schule war immer wichtig, wenn diese aber aus war, musste auf dem Hof geholfen werden. Jede Hand, egal wie groß oder wie klein, musste mit ran. Es war nicht immer schön, leicht oder lustig. Das merkt man an Siegels Schreibstil schnell. Sie beschreibt emotional und sehr bildhaft, was damals so in ihr vorging. Besonders berührend sind ihre Beschreibungen wie die 4 Schwestern jeden Spätsommer den Abzug der Schwalben beobachten. Ein Zeichen, denn der Sommer ist vorbei und sie ziehen in wärmere Gefilde. Einfach so ziehen sie davon. Wenn alles doch nur im Leben so einfach wäre.
Ulrike Siegel geht recht chronologisch vor und beschreibt neben ihrer Kindheit auch ihre Teenager-Zeit und auch ihren Eindruck jetzt, aus der jetzigen Zeit und eben auch den auf die Landwirtschaft. Man merkt schnell das Ulrike schnell selbstständig werden musste um mitzuhalten aber es hat auch ihre Persönlichkeit gestärkt. Sie hat Schicksalsschläge erlebt aber auch Schönes. Wir leben in diesem Buch mit Ulrike mit und sie gibt klar und unverblümt ihr Leben preis. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, umso erstaunlicher ist es, das sich Ulrike getraut hat. Sie nimmt uns regelrecht an die Hand und wir können lachen, manchmal auch weinen und auch wütend werden, über das was sie uns da erzählt....

Ulrike Siegel erzählt nicht nur in ihrem Buch ihre Geschichte, nein, sie erzählt auch dass alles im Leben Vor- und Nachteile hat. Auch das Leben auf dem Land oder sogar das Verständnis für das eigene Ich.
Ich fand dieses Buch sehr gelungen und vergebe deshalb 4,5 Sterne dafür!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.07.2024

Ein außergewöhnliches aber definitiv lesenswertes Debüt!

Die Wunde
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Klappentext:

„Eine junge Frau bringt die Asche ihrer Mutter nach Sibirien, um sie in ihrer Heimatstadt Ust-Ilimsk zu bestatten. Von Wolgograd nach Moskau, von Moskau nach Nowosibirsk und Irkutsk mit dem ...

Klappentext:

„Eine junge Frau bringt die Asche ihrer Mutter nach Sibirien, um sie in ihrer Heimatstadt Ust-Ilimsk zu bestatten. Von Wolgograd nach Moskau, von Moskau nach Nowosibirsk und Irkutsk mit dem Flugzeug und dann mit dem Bus durch die Taiga. Es ist eine Reise durch die harte postsowjetische Realität und zugleich eine Suche nach der Herkunft und Identität der Ich-Erzählerin. Sie nimmt Abschied von ihrer Mutter und versucht sie zugleich im Schreiben festzuhalten, bevor sie ihr zu entgleiten droht. Am Ende findet sie eine eigene Sprache, durch die sie bei sich selbst ankommt. Oxana Wassjakina erzählt vom Tod, aber auch vom selbstbestimmten lesbischen Leben und feministischen Schreiben, lakonisch und mit bemerkenswerter Offenheit.“



Der Buchtitel ist hier absolut Programm. Autorin Oxana Wassjakina verewigt sich auf sprachlich besondere und wirklich anstrengende, man kann es garnicht anders sagen, Weise in der Literaturwelt. Ihr Debüt „Die Wunde“ bohrt tief in ihrer Seele und in die der Leser. Sie schreibt sich mit diesem Buch ihre Seele frei, sie schreibt ihren Kummer nieder und hat Angst davor, wenn dieses Buch beendet ist, was es ja zu sein scheint, keinen Kummer mehr spüren zu können. Ist diese Geschichte autobiografisch? Man könnte es sehr stark vermuten, klar und deutlich wird es aber nur sehr bedingt. Auch damit muss der Leser umgehen können.

Um welchen Kummer es es genau geht? Unsere namenlose Ich-Erzählerin geht ihren Weg nun neu. Ihre Mutter ist verstorben und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Asche ihrer Mutter in ihrer Heimatstadt in Sibirien zu bestatten. Wassjakina erzählt eindrücklich über den Verlust eines geliebten Menschen. Wie diese Liebe ausgesehen hat, das darf jeder Leser selbst erlesen. Die Liebe hat viele Formen und so erzählt sie eine von vielen hier in dieser Geschichte. Der Buchtitel ist mehr als perfekt gewählt und unsere Erzählerin hat viele davon. Nur wieviele Wunden hält man aus? Sie ist bei all dieser speziellen und tief emotionalen Reise auch gleichzeitig für sich selbst unterwegs. Es geht um das Suchen und Finden von Heimat, um die inneren Wurzeln, um die Befreiung der eigenen Gefühle (vor allem wenn sie nicht der „gesellschaftlichen Norm“ entsprechen) und es geht um das Thema Frau-zu-sein. Selbst heute immer noch etwas, was stark benannt werden muss. Die Emotionen in diesem Buch wandeln von jeder Buchseite aufs Neue. Man muss sich als Leser darauf einlassen. Jeder der schonmal einem geliebten Menschen verloren hat, kennt aber genau diese unbeschreibliche emotionale Achterbahn. Aus diesem Grund kann ich hier nur klar sagen: diese Geschichte wird sehr authentisch erzählt. Dass so ein Verlust auch mehr zu Tage bringt als „nur“ mit dem eigentlich Verlust umzugehen, kann eben jeder nachvollziehen der dies durchmachen musste. Dieses Buch hat mich persönlich zu einer sehr tief-traurigen Zeit erwischt und genau da getroffen wo es besonders schmerzt. Wassjakinas Schreibstil ist eine Herausforderung, ja, aber ich konnte ihr dennoch bestens folgen. Ihre Entwicklung und die Entwicklung auf ihre persönliche Sicht der Dinge, auf ihren Befreiungsschlag, ist schlussendlich eine Geschichte von vielen. Sie ist dennoch lesenswert und berührt tief im Herzen. Man muss sich hier frei machen von der eigenen Meinung und sollte diese Geschichte einfach lesen, wirken lassen und darüber nachdenken. Ich habe sie zwei Mal gelesen bevor ich diese Rezension verfassen konnte. Nach dem ersten Mal hätte ich noch anders bewertet aber nach dem zweiten Mal, werden Dinge klarer und verständlicher. Ich kann allen Lesern nur ans Herz legen, diese Buch nicht gleich vorzeitig zu beenden, nur weil es vielleicht hier und da anstrengend erscheint. Es ist definitiv eine lesenswerte Geschichte und für diese vergebe ich 4 sehr gute Sterne!

Veröffentlicht am 23.07.2024

Leseempfehlung!

Der Geruch von Ruß und Rosen
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Klappentext:

„Hochaktuell und tief bewegend. Der Krieg ist aus und Madina wagt die Reise in ihre alte Heimat, um endlich eine Antwort auf die quälende Frage nach dem Verbleib ihres Vaters zu erhalten. ...

Klappentext:

„Hochaktuell und tief bewegend. Der Krieg ist aus und Madina wagt die Reise in ihre alte Heimat, um endlich eine Antwort auf die quälende Frage nach dem Verbleib ihres Vaters zu erhalten. Und um sich von dem Leben zu verabschieden, das sie so fluchtartig hinter sich lassen musste. Die Wunden des Krieges sind noch frisch, Madina begegnet großem Leid und Misstrauen. Und sie muss feststellen, dass nicht jede Suche wie erhofft endet. Die Suche nach ihrem Vater führt Madina letztendlich zu sich selbst. Und sie begreift, dass es an der Zeit ist, die Verantwortung für ihre Familie abzugeben und ihren eigenen Träumen zu folgen. Dies ist eine Geschichte über die Abgründe, in die ein Krieg so viele Familien stürzt, und die Geschichte einer starken jungen Frau, die über sich hinauswächst und sich selbst findet – tiefgründig und kraftvoll.“



Diese Geschichte fällt in die Kategorie Jugendbücher mit der Altersempfehlung ab 14 Jahren. Sinnvoll? Absolut. Die Geschichte rund um Madina ist wirklich zu empfehlen und lesenswert. Madinas Geschichte fesselt ab der ersten Minute bis hin zum Schluss. Sie gibt dem Leser besondere Einblicke und die Autorin weiß genau dort anzusetzen wo es schmerzt - für beide Seiten. Madinas besondere Reise ist sprachlich sehr gut umgesetzt und bietet der entsprechenden Lesergruppe aber auch der nachfolgenden Generation viel Stoff zum diskutieren, zum nachdenken, einfach zum beschäftigen. Der Krieg ist auch in unserer Zeit allgegenwärtig und wird es wohl auch immer bleiben. Genau deshalb ist diese Geschichte auch so speziell aktuell. Autorin Julya Rabinowich hat eine feine Art des Erzählens gewählt und bleibt stets wach und aktiv. Sie wertet nicht oder beschönigt gar, nein. Sie beschreibt unverblümt was Kriege anrichten können und lässt dabei auch die schmerzhaftesten Erfahrungen und Erkenntnisse nicht aus. Selten ein Jugendbuch mit so viel Begeisterung gelesen! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 21.07.2024

Kurzweilig sowie sehr interessant!

Nachtschicht mit Aras
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Klappentext:
„Sie ist in den Dschungeln der Welt zu Hause: Hannah Emde, leidenschaftliche Tierärztin und Artenschützerin, engagiert sich rund um den Globus, um Tiere vor dem Aussterben zu bewahren. Dabei ...

Klappentext:
„Sie ist in den Dschungeln der Welt zu Hause: Hannah Emde, leidenschaftliche Tierärztin und Artenschützerin, engagiert sich rund um den Globus, um Tiere vor dem Aussterben zu bewahren. Dabei haben es ihr die Regenwälder besonders angetan. Sie arbeitet mit seltenen Nebelpardern auf Borneo, mit bunten Großpapageien in Guatemala oder mit Berggorillas in Ruanda….“

Wir reisen hier mit der Tierärztin Hannah Emde einmal quer durch den Dschungel. Sie beschreibt auf äußerst emphatische und spannende Weise ihre ganz persönliche Sicht der Dinge einerseits, auf der anderen Seite regt sie mit ihren Erzählungen auch sehr zum nachdenken an. Jeder von und weiß wie wichtig Artenschutz ist, aber es wäre schon recht hilfreich wenn man das Problem mal aus der Nähe betrachten könnte - nur kann das eben nicht jeder. Viele von uns brauchen nunmal den genauen Blick auf die Dinge aber oft ist das nur sehr schwer möglich die verschiedensten Orte, die Brennpunkte dieser Welt aufzusuchen. Die Autorin nimmt uns hier gekonnt mit an die Hand und ja, man spürt durch die Buchseiten ihre Leidenschaft ohne das sie dabei abdriftet oder dem Leser ihre Meinung auf`s Auge drücken will. Die Regenwälder sind ihre große Leidenschaft und man liest auch recht schnell warum und weshalb. Ihre Beobachtungen, ihre Rückschlüsse und ihre Erforschungen sind wirklich lesenswert und kurzweilig. Zudem schildert sie einerseits recht persönlich, aber dennoch kommt der wissenschaftliche Part ebenfalls nicht zu kurz. Ein kurzweiliges und sehr interessantes Buch mit einem intensiven Blick auf den Artenschutz - 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 10.07.2024

Wenn man vor lauter Sturm den eigenen Halt verliert...

Windstärke 17
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Klappentext:

„Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ...

Klappentext:

„Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.“



Da mir das Debüt von Caroline Wahl extrem gut gefallen hat, war die Neugier auf ihren Neuling sehr groß. Wahls Geschichte rund um die innerlich zerbrochene Ida nimmt einen gefangen, ja, aber es braucht dazu etwas Zeit. Man muss die Person erstmal kennenlernen, sie verstehen und muss sich als Leser an sie herantasten. Ist doch ihre Art und Weise gerade zu Beginn recht befremdlich. Als Ida dann aber erzählt wie es zu allem kam, beginnt natürlich das eigene Gedankenkino. Man kann Idas Flucht irgendwie verstehen aber ist Flucht immer der richtige Weg? Ist das nicht zu egoistisch? Ist das der Retter für alle Probleme? Vielleicht für einen gewissen Moment aber nicht auf Dauer. Caroline Wahl erzählt uns in Idas Geschichte viel von Trauer, von Angst, Selbstzweifeln. Ida ist gebrochen. Das hat alles einen Hintergrund und durch Leif lernt sie auf Rügen auch noch andere gebrochene Menschen kennen. Der Spruch „Damit bist du nicht allein!“ mag oft abgedroschen klingen, zeigt aber auch dem Menschen auf, dass man eben nicht allein ist. Das Leben spielt nicht immer nach Plan und es gibt immer wieder Aufs und Abs mit denen wir umgehen müssen und es lernen müssen diese zu verstehen. Caroline Wahl geht hier etwas anders vor als in „22 Bahnen“. Idas Geschichte hat viele philosophische Züge und ist nahe am Realismus gebaut, dennoch gab es Parts die ich nicht ganz verstanden habe, da diese doch recht plump eingebaut wurden. Gerade der Tot der eigenen Mutter zwingt einem dazu sich damit auseinanderzusetzen. Als Kind hat man gewisse Pflichten seinen Eltern gegenüber besonders wenn sie versterben, egal ob man will oder nicht. Diesen Part empfand ich als zu dünn und zu unausgegoren. Idas Weg wiederum bin ich gerne gefolgt. Ich verstand ihre Wut, ihren Zorn und ihre Gedanken dazu. Wie sich dann Idas Weg weitergestaltet war ebenfalls gekonnt von Wahl ausgelegt. Ihr Sprachstil formt eine gelungene und realistische Geschichte die tief zu Herzen geht. Die Zweideutigkeit der Worte, der Situationen und auch die hier und da eingestreuten Metaphern waren mehr als gelungen. Windstärke 17 gibt es nicht. Bislang zumindest noch nicht. Dennoch knallt einem manchmal ein Sturm im Leben ins Gesicht, der einen umhaut und man meint nicht wieder aufstehen zu können. Genau so zeigt sich hier Ida. Nur jeder Sturm geht auch mal vorbei. Jeder Sturm verliert irgendwann an Kraft und danach kehrt eine gewisse Stille ein. Wie diese bei Ida aussieht müssen Sie schon selbst erlesen. Von mir erhält diese Geschichte jedenfalls 4 sehr gute Sterne und eine Leseempfehlung!