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Veröffentlicht am 04.11.2023

Kulinarische Geschichte

Bittermandeln aus Byzanz
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Geschichte ist hier durchaus doppeldeutig zu verstehen. Zum einen geht es um historische Begebenheiten, die so oder ähnlich stattgefunden haben können. Zum anderen ist es eine gut durchdachte Geschichte ...

Geschichte ist hier durchaus doppeldeutig zu verstehen. Zum einen geht es um historische Begebenheiten, die so oder ähnlich stattgefunden haben können. Zum anderen ist es eine gut durchdachte Geschichte mit vielen Rezepten aus der Zeit.

Dorothe Zürcher führt uns zurück in das Jahr 1189 nach Byzanz, wie der Titel bereits vermuten lässt. Friedrich Barbarossa zieht mit seinem Heer nach Jerusalem. Bei der Besetzung von Adrinopol wird Alkmene dem Ritter Diethelm als Zeltmagd zugeteilt. Alkmene ist eine begnadete Köchin und schafft es, mit wenigen Zutaten und rudimentären Küchengeräten köstliche Mahlzeiten zuzubereiten. Besonders hier, aber auch in anderen Dingen, werden die Unterschiede zwischen den Franken und den Byzantinern besonders deutlich. Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Rezept, die von der Autorin getestet wurden. Das Leben unter schwierigen Bedingungen wird sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Intrigen und Wirrungen machen den in einem flüssigen Stil geschriebenen Roman kurzweilig.

Das wunderschön gestaltete Cover passt hervorragend.


Fazit: ein gut recherchierter und spannender Roman

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Spannender Wismar-Roman

Tempus fugit venceremos
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Marlis Lindenkamp ist die beste Kryptologin und Archäologin Norddeutschlands. Allerdings hat sie ein paar Probleme, aber sie fühlt sich sofort in Wismar wohl, etwas, was sie selbst erstaunt. Dann bekommt ...

Marlis Lindenkamp ist die beste Kryptologin und Archäologin Norddeutschlands. Allerdings hat sie ein paar Probleme, aber sie fühlt sich sofort in Wismar wohl, etwas, was sie selbst erstaunt. Dann bekommt sie es mit mystischen Geheimnissen zu tun, die zurück ins Mittelalter reichen.

Bente Amlandt, Jahrgang 1972, schreibt und illustriert Romane für Jugendliche und Erwachsene auf Deutsch und Englisch. Sie hat Germanistik, Romanistik und Kunst in Kiel studiert und in Norddeutschland sowie in Südamerika, Paraguay, unterrichtet. Bente Amlandt arbeitet in Lübeck-Travemünde und in Wismar. Sie hat die "Rodiwana"-Saga, "Die Magie der Trohpa" und als Lu C. Ohm "Anna Apokalypse" geschrieben. Die Autorin liebt die Natur, utopische Welten, mittelalterliche Städte und Skandinavien. Weitere Informationen sind auf ihrer Webseite zu finden.

Die Geschichte Wismars und der dortigen Nikolaikirche steht im Mittelpunkt dieses sehr besonderen Romans. Sehr viele Fakten werden vermittelt, die gleichwertig neben der Geschichte stehen und mitunter den Lesefluss etwas hemmen. Dabei spielt das Mittelalter eine große Rolle, Bente Amlandt schlägt den Bogen jedoch auch in die neuere deutsche Geschichte. Quellenangaben vervollständigen das mit 234 Seiten eher schmale Buch.

Der fiktiven Geschichte, die Marlis Lindenkamp hier erlebt, liegt eine sehr schöne Idee zugrunde, die Bente Amlandt auch hervorragend umsetzt. Ihre Protagonistin ist beruflich sehr erfolgreich, hat aber, wie bereits erwähnt, große Probleme. Dank der hervorragenden Konstruktion dieser Geschichte weiß der Leser am Ende mehr als Marlis. Wieso? Bitte unbedingt selbst lesen.

Das Ende lässt auf eine Fortsetzung schließen.

Das Cover gibt einen Teil des Inhaltes in seiner Düsternis sehr gut wieder und passt ausgezeichnet zum Titel, der übrigens auch eine Rolle spielt.

Fazit: ein spannender Wismar-Roman mit einer Überraschung

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Veröffentlicht am 26.07.2024

Offene Fragen, verschenktes Potential

Anna O.
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Anna Ogilvy wurde vor vier Jahren mit blutverschmierten Kleidern neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Seitdem ist sie nicht mehr aufgewacht. Ist sie die kaltblütige Mörderin, auf die die Indizien ...

Anna Ogilvy wurde vor vier Jahren mit blutverschmierten Kleidern neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Seitdem ist sie nicht mehr aufgewacht. Ist sie die kaltblütige Mörderin, auf die die Indizien hindeuten oder ist sie unschuldig? Wird es Dr. Ben Prince gelingen, Anna zu wecken und so die Wahrheit herauszufinden?

Der Thriller beginnt durchaus vielversprechend. Anna wird unter großen Sicherheitsvorkehrungen in die Privatklinik eingeliefert, in der Ben arbeitet. Er steht unter Beobachtung, aber nicht nur vom Justizministerium, wie er glaubt. Seine Ex-Frau Clara und die mysteriöse Bloggerin Lola zeigen großes Interesse an dem Fall. Seine Vorgesetzte in der Klinik, Professor Bloom weiß mehr, als sie zugibt. Darüber hinaus werden Auszüge aus Annas Tagebuch eingestreut, das seit den Morden verschwunden ist. Die Protagonisten bleiben in ihren Beschreibungen eher an der Oberfläche, aus guten Gründen, wie sich herausstellen wird. Sympathisch sind sie eher nicht, was in meinen Augen nicht wichtig ist.

Aus wechselnden Perspektiven beschreibt Matthew Blake die Ereignisse. Der Leser muss aus diesen Bruchstücken das Geschehen rekonstruieren, genau wie Ben es versucht, dem wichtige Informationen fehlen. Das sind die Zutaten, aus denen Thriller entstehen. Hier ist das jedoch nicht der Fall. Teilweise ist dieser Thriller sehr langatmig, einiges hätte durchaus kürzer sein können, vor allen Dingen am Ende. Vieles von dem, was Ben erfährt, wirft mehr Fragen auf, als beantwortet werden.

Ich habe einiges über den Schlaf, über Schlafwandeln und über das Resignationssyndrom (davon hatte ich noch nie gehört) gelernt. Die Frage der Schuldfähigkeit stellt sich, die die diesem Thriller zugrunde liegende Idee ist. Diese Idee gefällt mir gut. Die Umsetzung allerdings hätte mehr Potential gehabt.

Möglicherweise war meine Erwartungshaltung aufgrund der überall zu lesenden Lobeshymnen auch zu hoch. Vielleicht hat Matthew Blake mit vielen guten Ideen einfach auch zu viel gewollt.

Fazit: verschenktes Potential, teilweise langatmig

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Selbstjustiz - gerechtfertigt oder nicht?

Du hast das Recht, zu sterben
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Der ehemalige Kripo-Beamter Bernd Berenbrock, der nach einem Jura-Studium als Rechtsanwalt tätig ist, kann es nicht ertragen, wenn Verbrecher ihrer gerechten Strafe entgehen. Er nimmt die Sache selbst ...

Der ehemalige Kripo-Beamter Bernd Berenbrock, der nach einem Jura-Studium als Rechtsanwalt tätig ist, kann es nicht ertragen, wenn Verbrecher ihrer gerechten Strafe entgehen. Er nimmt die Sache selbst in die Hand und hinterlässt keine Spuren.

Die Inhaltsangabe und der Lebenslauf des Autors, der dem seines Täters nicht unähnlich ist, haben mich angesprochen. Erwartet habe ich einen spannenden Kriminalroman, in dem ein Kollege dem anderen auf der Spur ist. Von Spannung kann ich leider nicht sprechen. Bis ungefähr zur Mitte fand ich den Krimi schlicht langweilig. Die Morde werden beschrieben, ich kenne den Täter, Berenbrocks Kollege Kriminalrat Peters auch. Er hat allerdings nur Indizien, keine Beweise.
Als Berenbrock in Holland in zwei Mordfällen ermittelt, wird es etwas spannender. Die Fälle sind spektakulär, der Täter wird gesucht. Berenbrock und sein Team bringen sich in gefährliche Situationen. Spannend auch, dass Kriminalrat Peters immer mal wieder auftaucht, so dass die Frage, ob Berenbrocks Machenschaften ans Licht kommen, ständig im Raum steht. Das Ende ist Peter Slomke ausgezeichnet gelungen. Chapeau!

Der Schreibstil ist sachlich und unaufgeregt, was sicher zu meinem Gefühl der Langeweile beigetragen hat. Die Protagonisten, allen voran Bernd Berenbrock, konnten mich nicht vollends überzeugen. Auch hier gilt, dass es etwa ab der Hälfte besser gelungen ist. Dazu beigetragen haben vor allem die Mitglieder von Berenbrocks Team, ein lesbisches Paar und eine sehr junge Chinesin, die Emotionen und Humor in den Krimi bringen.

Fazit: Die Fragestellung und das gelungene Ende haben mich bewogen, 3 Sterne zu geben, denn insgesamt hat mich dieser Krimi leider nicht überzeugen können.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Nicht überzeugend

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Mitten in der Nacht erhält die Anwältin Fentje Jacobsen einen Anruf mit der Bitte, ein Mandat zu übernehmen. Am nächsten Tag ist der Anrufer tot. Fentje will wissen, warum ihr Mandant sterben musste und ...

Mitten in der Nacht erhält die Anwältin Fentje Jacobsen einen Anruf mit der Bitte, ein Mandat zu übernehmen. Am nächsten Tag ist der Anrufer tot. Fentje will wissen, warum ihr Mandant sterben musste und ermittelt auf eigene Faust.

„Das schweigende Dorf“ ist der dritte Teil der Reihe um Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John. Die beiden Hauptprotagonisten sind bekannt, einige weitere Figuren ebenso. Neu hinzu kommen die Bewohner des „schweigenden Dorfes“, die überwiegend wenig sympathisch erscheinen. Den Titel passt, obwohl ja im Grunde genommen die Bewohner des Dorfes schweigen.

Der Prolog macht neugierig, denn was sucht Volker Suhr im Schutz der Nacht genau? Auch die folgenden Kapitel bauen Spannung auf, die dann jedoch nachlässt. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich dann aufgrund der schweigenden Dorfbewohner schwierig – und natürlich gerät Fentje in Gefahr. Die Ideen für diesen Krimi gefallen mir, dazu komme ich später noch. Die Umsetzung finde ich nicht besonders gelungen, denn über weite Strecken liest der Krimi sich ziemlich langweilig. Viel Platz, zu viel in meinen Augen, nimmt das Privatleben von Fentje ein, darunter auch die Gefühle, die sie für Niklas hegt und umgekehrt. Leider kann ich das Verhalten der beiden nicht nachvollziehen, ein Gespräch würde hier helfen. Das Hin und Her passt vielleicht zu einem Liebesroman, hier finde ich es nicht angebracht.

Sehr gut gelungen ist der Autorin die Beschreibung der Dorfbewohner. Sie sind eine Gemeinschaft, die fest zusammensteht, Außenstehende können sich nur sehr schwer integrieren.
Zwei wichtige Themen, Gewalt an Frauen und Mobbing unter Jugendlichen werden angesprochen, meiner Meinung nach nicht konsequent verfolgt. Eine junge Frau nimmt sich das Leben, eine weitere verschwindet – und die Bewohner gehen zur Tagesordnung über. Beim Mobbing wird ein Lösungsvorschlag ausgearbeitet, es bleibt unklar, ob er erfolgreich umgesetzt werden kann. Hier hoffe ich auf den nächsten Band.

Fazit: insgesamt überzeugt mich diese Reihe nicht, zu viel Privatleben, zu wenig Spannung

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