Cinderella ist tot
Cinderella ist totKnapp 200 Jahre sind vergangen, seit Cinderella auf dem Ball vom Prinzen auserwählt wurde und seit jeher leiden die Mädchen und Frauen von Mersaille darunter. Denn seitdem müssen sie ebenfalls auf Bällen ...
Knapp 200 Jahre sind vergangen, seit Cinderella auf dem Ball vom Prinzen auserwählt wurde und seit jeher leiden die Mädchen und Frauen von Mersaille darunter. Denn seitdem müssen sie ebenfalls auf Bällen erscheinen und werden verstoßen, wenn sie spätestens bei ihrem dritten Besuch nicht auserwählt wurden. Auch im alltäglichen Leben werden sie unterdrückt und müssen fürchterliches durchleben.
Sophia ist in Lille, der Hauptstadt Mersailles aufgewachsen und kann die Unterdrückung einfach nicht akzeptieren. Nachdem ihre beste Freundin und Geliebte Erin nicht mit ihr fliehen möchte, müssen beide beim Ball erscheinen und ihr Leben verändert sich für immer...
Der Autorin gelingt es bereits zu Beginn, eine spannende und temporeiche Atmosphäre, die einen direkt in ihren Bann zieht. Obwohl man zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenig über Sophias Leben weiß, spürt man bereits den drängenden Wunsch auszubrechen. Nicht nur, weil ein Leben in Mersaille schrecklich ist, sondern auch weil sie niemals mit ihrer Geliebten zusammen sein kann. Sophias Schmerz ist überdeutlich zu spüren, was den krassen Wechsel zurück in ihr normales Leben umso weniger verständlich macht.
Ab diesem Moment dauert es dann doch ein wenig, bis man in die Geschichte eintauchen kann, da man sich erst in Lille und den dortigen Regeln zurechtfinden muss.
Die Geschichte ist von einigen Höhepunkten durchzogen und wartet mit Action und Spannung auf. Dazwischen fällt es jedoch schwer, den Spannungsbogen zu halten und den Leser für die weitere Geschichte zu begeistern. Aufgrund der sehr gelungenen Highlights wirkt dieser Kontrast nur umso krasser und behindert zeitweise den Lesefluss. Wenn man an einer solchen Stelle das Buch zur Seite legt, fällt es schwerer, es wieder zur Hand zu nehmen.
Cinderellas Geschichte ist der Ursprung dieses Romans und es ist spannend zu ergründen, inwiefern beide Geschichte miteinander verwoben sind. Nicht alles, was gesagt wird, entspricht der Wahrheit und gemeinsam mit Sophia muss man hinter die Fassade blicken, um zu verstehen.
Eine der herausragendsten Figuren dieser Geschichte ist Constance, die leider nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Sie gehört zwar zu den Protagonistinnen des Romans, man hat aber dennoch das Gefühl, als wüsste man nur einen Bruchteil über sie, was wirklich schade ist. Nicht nur die Geschichte ihrer Familie weckt das Interesse des Lesers, sondern auch ihr ganzes bisheriges Leben. Anders als Sophia ist sie nicht unter den Zwängen des Königs aufgewachsen und man möchte so viel mehr über sie erfahren. Hinzu kommt, dass die gesamte Geschichte nur aus Sophias Sicht geschrieben ist, weswegen man Constance nicht so gut kennenlernen kann wie Sophia.
Das Ende hält die ein oder andere Überraschung bereit, die die Spannung wieder in die Höhe treibt. Zwar gibt es insgesamt die ein oder andere offene Frage, auch in Bezug auf Plausibilität, aber alles in allem ähnelt es zu sehr einem Märchen, als das dies wirklich störend ist. Über weite Teile wirkt es fast schon passend für Kinder bzw. Jugendliche, da es eben solche Ähnlichkeiten zu Märchen hat, bis dann wieder einige ziemlich brutale und blutrünstige Szenen kommen, die eine höhere Altersempfehlung definitiv begründen.
Der Epilog beantwortet zwar einige Fragen, gibt dem Ganzen aber einen unrealistischen Touch und macht den Roman eher schlechter als besser. Vielleicht hätte die Autorin die Zukunft besser offen lassen sollen.