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Veröffentlicht am 27.08.2019

Ein wunderbar spannend und interessant erzählter Norwegenroman auf zwei Zeitebenen!

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Und als sich wieder einmal ein Matrose von einem anderen Schiff über die kleine Frau an Bord des Schleppers lustig machte (…) hatte der Kapitän Rike auf die Schulter geklopft und gesagt: „Hör gar nicht ...

Und als sich wieder einmal ein Matrose von einem anderen Schiff über die kleine Frau an Bord des Schleppers lustig machte (…) hatte der Kapitän Rike auf die Schulter geklopft und gesagt: „Hör gar nicht hin. Du und die Greetje (das Schleppschiff), ihr passt gut zusammen. Nicht sehr groß, aber bärenstark, nicht unterzukriegen und immer bereit, die schwierigsten Herausforderungen anzunehmen.“

Norwegen, 1926: Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters will Johanne nicht so recht glauben, dass es Selbstmord war. Auf eigene Faust beginnt sie, dem nachzugehen und setzt sich in den Kopf, das Familienunternehmen allen Widrigkeiten zum Trotz und um jeden Preis weiterzuführen. Dabei erhält sie Unterstützung von ganz unverhoffter Seite – und gerät in große Gefahr.
Ostfriesland, 1980: Nach dem Tod ihres geliebten Opas Fiete erfährt Rieke, dass ihre Großmutter Johanne noch am Leben ist und gerne Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin hätte. Spontan begibt sie sich nach Norwegen und macht sich auf die Suche nach ihr. Die Spur führt zu einer alten Hütte auf einer kleinen Insel…

Christine Kabus hat mit „Das Geheimnis der Fjordinsel“ einen unglaublich abwechslungsreichen und spannenden Roman auf zwei Zeitebenen geschaffen. Ich kann mich noch immer nicht entscheiden, welcher Erzählstrang mich mehr gefesselt hat! Die Zeit um 1926 ist geprägt von der Prohibition, starke alkoholische Getränke sind verboten, der Schmuggel mit Hochprozentigem blüht.
Und 1980 widersetzt sich Rieke allen Konventionen und steht ihre Frau als Schlepperkapitänin. Obwohl die beiden Frauen in unterschiedlichen Zeiten und Welten leben, verbindet sie ihre starke Willenskraft, sich auch schwierigen Herausforderungen zu stellen und sich nicht in vorgegebene Rollenbilder pressen zu lassen. Dabei werden interessante historische Fakten ebenso eingeflochten wie lokale Besonderheiten, was ich auf unterhaltsame Art auch sehr lehrreich fand!
Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen geschrieben, die sich abwechseln. Über 49 Kapitel schafft es die Autorin, immer just an der spannendsten Stelle aufzuhören und uns in den anderen Erzählstrang zu führen, bis sich die beiden verbinden. Bis zur letzten Seite war ich gebannt!
Einziger kleiner Kritikpunkt: Über weite Teile genoss ich die detailreichen und ausschweifenden Erzählungen – im Gegensatz dazu kam mir das Ende zu abrupt, hier passierte mir etwas zu viel in zu kurzer Zeit.
Fazit: Ein wunderbar spannend und interessant erzählter Norwegenroman auf zwei Zeitebenen!

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 16.08.2024

Durchwachsene Liebesgeschichte auf Sylt.

Wetterfest
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Um ihren Geburtstag in Ruhe zu feiern und sich über ihren weiteren beruflichen Weg klar zu werden, reist Sophia spontan nach Sylt. Denn sie, die leidenschaftliche Konditorin, hat keine Lust mehr auf lange ...

Um ihren Geburtstag in Ruhe zu feiern und sich über ihren weiteren beruflichen Weg klar zu werden, reist Sophia spontan nach Sylt. Denn sie, die leidenschaftliche Konditorin, hat keine Lust mehr auf lange Schichten in einer Großbäckerei, wo phantasielose Massenware produziert wird.
Gleich zu Beginn ihres Urlaubes trifft sie auf den Surfer Noah, er und sie erzählen abwechselnd diese Geschichte. Ich mag unterschiedliche Perspektiven und finde, dass sie oft der Tiefe und dem Verständnis beitragen, das hat mir gut gefallen.
Bei ihren Streifzügen über die Insel landet Sophia in einem entzückenden Buchladen und lernt dort die Inhaberin, Merle kennen. Zwischen all den Büchern findet Sophia ein altes Tagebuch und steckt es spontan ein. Darin steht die wunderbare und sehr traurige Geschichte von Rieke, die sich viel zu jung in einen älteren Mann verliebt hat. Auch wenn ziemlich schnell klar ist, wie das endete und in die Gegenwart reicht, fand ich diesen Handlungsstrang interessant.
Die Geschichte zwischen Noah und Sophia geht auf und ab, auch, weil sie beide ihre Päckchen aus der Vergangenheit mit sich tragen. Noahs Probleme kamen mir etwas zu spät ans Licht und das Prickeln zwischen den beiden war für mich wenig spürbar.
So zauberhaft die Geschichte auf der einen Seite war, so schwer tat ich mir mit den teilweise heftigen Grenzüberschreitungen der Protagonisten. Das Buch zu stehlen/leihen, kann ich, um der Geschichte willen, noch verstehen. Das entdeckte Geheimnis - gegen jedes Versprechen - umgehend auszuplaudern, nicht. Und Sanitäter, die massiv gegen die Schweigepflicht verstoßen, Menschen, deren Verwandtschaftsverhältnis noch nicht 100%ig geklärt ist, die aber dennoch schon mal in den Sachen der Verstorbenen wühlen und aussortieren, puuuh.
Und dann haben wir da auch noch Mila, Sophias Freundin und Arbeitskollegin, die in einer toxischen Beziehung feststeckt und meine - und ich glaube auch Sophias - Nerven oft ganz schön strapazierte. Erst spät wurde mir klar, wofür das Hin und Her gedacht war, aber ich hätte darauf verzichten können.
Somit war es für mich ein durchwachsener Urlaub auf Sylt, der mich dennoch gut unterhalten hat.

Fazit: Durchwachsene Liebesgeschichte auf Sylt.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Lustiger Rache-Roman auf Mallorca mit etwas zähem Einstieg.

Geparkt
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"Eine Art Schnupperaufenthalt. Schau, wie es ist und dann sehen wir weiter. Du kannst dich ja jederzeit umentscheiden, dann fährst du zum Flughafen und setzt dich in den nächsten Flieger. Nichts muss für ...

"Eine Art Schnupperaufenthalt. Schau, wie es ist und dann sehen wir weiter. Du kannst dich ja jederzeit umentscheiden, dann fährst du zum Flughafen und setzt dich in den nächsten Flieger. Nichts muss für immer sein!"
Mit diesen Worten lässt sich Moni überreden, in Svens Haus auf Mallorca zu bleiben. Tja, was sich bewahrheitet ist: Nichts muss für immer sein! Erst dort geparkt, kommt auf einmal die WhattsApp, sie soll ausziehen, es ist vorbei. Sven ist ab da nicht mehr für sie erreichbar.
Rache! Erst etwas planlos lässt Monika erstmals Svens Kreditkarte glühen, doch bald findet sie Verbündete und gemeinsam schmieden sie konkrete Pläne!
Die Geschichte ist nicht neu, aber sehr unterhaltsam umgesetzt! Moni ist naiv, lässt sich vom schönen Leben und den "guten" Ratschlägen ihrer Mutter täuschen und verfällt nur zu gerne in die Rolle der Reichen auf Mallorca. Nur leider ist es nicht ihr Geld, und als Sven sie verlässt, steht sie vor dem Nichts. "Sowas kommt von sowas" sagt seine Haushälterin Anneliese. Und ja, wenn man soviel Schlechtes säht wie Sven, kann man nichts Gutes ernten!
Das erste Viertel des Buches beschäftigt sich im Rückblick mit dem Kennenlernen von Moni und Sven. Leider blickt Moni mit dem Wissen von heute zurück, das macht den Einstieg sehr bitter. Man spürt in ihren Worten, wie sehr sie diesen Mann nun verachtet.
Hier hätte ich mir eine andere Perspektive gewünscht, das Kennenlernen in Echtzeit, Monikas verklärten Blick auf Sven, bei dem die Leserin schon ahnt, dass der Prinz nicht ganz so zauberhaft ist wie im Märchen, die Protagonistin aber nicht. Das hätte auch für mehr Fallhöhe gesorgt.
Doch als Monika begreift, wie eiskalt sie abserviert wurde, findet sie unerwartete Verbündete und es geht munter los. Ja, ihre Pläne reichen von kindisch über gemein bis kriminell und sind nicht realistisch - habe ich auch nicht erwartet - sind aber gerade deswegen sehr unterhaltsam. Dass Monika immer wieder darüber nachdenkt, ob der Zweck noch die Mittel heiligt, hat mir gut gefallen und sie sympathisch gemacht. Und wenn sie doch mal wieder etwas abhebt, hat sie in Anni jemanden, der sie wieder hart auf dem Boden aufschlagen lässt. Diese Wortwechsel fand ich amüsant und manchmal auch nötig.
Und so habe ich mich sehr wohlgefühlt auf Mallorca, mit Sveni, Moni, Anni, Sandra, Dagi, Ulrich, Mani, Elli und Günter.
Fazit: Lustiger Rache-Roman auf Mallorca mit etwas zähem Einstieg.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein durchwachsener Liebesroman mit nerdigem Anstrich.

Dating and other Theories. Wenn der präziseste Plan zum romantischen Verhängnis wird
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"Esther spürte, wie sich ihr schlechtes Gewissen in der Magengrube regte. Erst hatte sie dafür gesorgt, dass Jonathan anfing, Jinny zu mögen, dann hatte sie sein Ego zerstört, indem sie sein Drehbuch verrissen ...

"Esther spürte, wie sich ihr schlechtes Gewissen in der Magengrube regte. Erst hatte sie dafür gesorgt, dass Jonathan anfing, Jinny zu mögen, dann hatte sie sein Ego zerstört, indem sie sein Drehbuch verrissen hatte, und jetzt würde Jinny vermutlich die Reste seines Selbstbewusstseins schreddern (...). Der Typ würde eine maßlos schlimme Woche haben - und das war so ziemlich allein Esther geschuldet."

Kapitel 9

Esther ist genervt davon, dass ihre Freundin Jinny kurz davor ist, wieder auf ihren Ex hereinzufallen. Als Esthers Nachbar Jonathan sie bittet, ihr bei seinem Drehbuch zu helfen, schlägt sie ihm einen Deal vor: Sie unterstützt ihn mit ihrem Fachwissen als Raumfahrtingenieurin, dafür bittet er Jinny um ein Date. Doch bald findet sie selber Gefallen an Jonathan...

Nach dem Titel und der Klappe habe ich mir einen unterhaltsamen Liebesroman mit nerdiger Komponente im Stile von TBBT erwartet. Ein Sci-Fi-Drehbuch, eine Raketenwissenschaftlerin, die es kommentiert und sich dabei in den Autor verliebt. Leider konnte das Buch dem nicht ganz gerecht werden. Jonathan ist süß und Esther manchmal etwas seltsam, aber gerade die Drehbuch- und Raumfahrtdetails sind nach sehr kurzer Zeit völlig in den Hintergrund getreten. Die Szenen aus ihrer Arbeitswelt könnten aus einem Unternehmen in jeder Branche stammen. Somit kam der versprochene MINT-Anteil viel zu kurz.

Jinny findet Jonathan ganz nett und verabredet sich gerne mit ihm, spürt aber rasch, dass sein Interesse nur mäßig ist. Es kommt wie erwartet, als sie von dem Deal erfährt, kommt es zum Bruch mit Esther. Die Zeit ihres Zerwürfnisses nimmt einen großen Teil dieses Buches ein.

Ich mochte Esther samt ihren Eigenheiten, auch wenn sie eher übergriffig mit ihrer Freundin umgeht. In der Arbeit wird sie als zu energisch bezeichnet, sie hat wenig Geduld mit Menschen, die sie für weniger intelligent hält, als sie selber ist. Wie Esther selber sagt, sie ist sehr kaputt, musste früh die Verantwortung für ihre Mutter übernehmen ist noch in dieser Rolle gefangen.

Ihre charakterliche Entwicklung wurde dann durch ein Telefonat mit ihrem Bruder ausgelöst, für mich kam diese "Heilung" zu plötzlich. Wenn man so sehr auf die Probleme eines Charakters pocht, braucht es etwas mehr zur Auflösung. Von völlig beziehungsunfähig zu großer Liebe sollten es doch ein paar Schritte mehr sein.

Der Stil ist flüssig, manche Szenen waren sehr unterhaltsam oder aber auch nachdenklich stimmend, das rettet noch ein paar Sternchen.

Fazit: Ein durchwachsener Liebesroman mit nerdigem Anstrich.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

(Etwas zu dramatische) Geschichte von einer kleinen Insel!

Inselpralinen
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"Quatsch! Du bist Jana und das ist gut so. Du machst dir nur manchmal zu viele Gedanken über deine Freunde."

Kapitel 7

Ja, Jana setzt sich für ihre Freunde und Familie ein, fast zu viel. Eigentlich hat ...

"Quatsch! Du bist Jana und das ist gut so. Du machst dir nur manchmal zu viele Gedanken über deine Freunde."

Kapitel 7

Ja, Jana setzt sich für ihre Freunde und Familie ein, fast zu viel. Eigentlich hat sie mit ihrer Pralinenproduktion und ihrer kleinen Tochter genug zu tun. Außerdem hätte sie mit ihrem Mann Oke gerne ein zweites Kind, was nicht so recht klappen will. Dann steht auch noch unerwartet ihr Bruder Leon vor der Tür und nistet sich bei ihr ein. Und Enna, ihre betagte Freundin, scheint in letzter Zeit immer mehr zu vergessen...

Jana setzt alles daran, um Enna zu betreuen und hat dabei auch tatkräftige Unterstützung. Doch auf kurz oder lang wird Enna eine Pflegerin brauchen, und das muss erst mal finanziert werden!

Dies ist mein erster Besuch auf Langeoog, und obwohl ich die vorigen Bände der Reihe nicht kannte, habe ich mich gleich gut zurecht gefunden. Die Bewohner sind herzlich und stehen einander bei, das hat mir gut gefallen! Jana ist entzückend, aber sie hilft oft weit über ihre Grenzen hinaus. Manchmal habe ich mir echt ein wenig Sorgen um sie gemacht.

Was mir richtig gut gefallen hat, war, dass sie - trotz all der Gedanken, die sie sich macht - dennoch stets bemüht ist, sich nicht zu sehr in das Leben ihrer Freunde einzumischen und wohldosierte, zurückhaltende Ratschläge gibt!

Ich liebe Inselromane mit Flair und habe mich auf eine lockere Geschichte gefreut. Für meinen Geschmack war es ein wenig zu viel Drama auf zu vielen Ebenen. Und auch ein paar Triggerpunkte zu viel - deshalb an dieser Stelle eine Warnung: Demenz, Schwangerschaftsabbruch, Suchtprobleme und Krebserkrankungen werden hier angesprochen.

Fazit: (Etwas zu dramatische) Geschichte von einer kleinen Insel!

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