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Veröffentlicht am 27.07.2024

Alte Schuld

Kleine Monster
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Bei vorablesen habe ich das Buch von Jessica Lind "Kleine Monster" entdeckt. Der Klappentext hat mich angesprochen und als ich las, dass die Autorin nur 30 km von meinem Heimatort entfernt geboren wurde ...

Bei vorablesen habe ich das Buch von Jessica Lind "Kleine Monster" entdeckt. Der Klappentext hat mich angesprochen und als ich las, dass die Autorin nur 30 km von meinem Heimatort entfernt geboren wurde und im Buch auch Sankt Pöltens als Setting gewählt wurde, wusste ich, dass ich meine Punkte einlösen und diesen Roman lesen muss.
Gestern, nach Beenden des Buches, habe ich auch noch Teile eines Interviews mit Mareike Fallwickl und Jessica Lind auf Instagram gesehen, welches sehr interessant war.

In "Kleine Monster" geht es um Pia und Jakob, die von der Lehrerin ihres Sohnes in die Schule beordert werden. Ihr siebenjähriger Sohn Luca soll mit einer Mitschülerin alleine im Klassenzimmer gewesen sein und es soll etwas passiert sein. Näheres erfahren wir als Leser:innen nicht. Pia und Jakob werden aus dem Elternchat der Klasse entfernt. Sie sind sprach- und hilflos, denn auch Luca schweigt zum Vorkommnis.
Durch diesen Vorfall, der vorallem Pia sehr beunruhigt, werden Erinnerungen aus ihrer Kindheit wieder lebendig. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass das Verhalten von Kindern widersprüchlich sein kann. Mit immer größer werdender Distanz beobachtet sie ihren Sohn und fühlt sich dabei immer schuldiger. Immer öfters erinnert sie sich an Szenen aus ihrer Kindheit. Gemeinsam mit ihrer Adoptivschwester Romi und ihrer kleinen Schwester Linda, die bei einem Unglück ums Leben gekommen ist, waren sie die "Wir drei sind eins" Mädchen. Durch das bis heute anhaltende Schweigen der Eltern über den Unfall von Linda, kommt in Pia wieder vieles hoch, was sie nicht los lässts. Doch wie zuverlässig sind Pias Erinnerungen?
Keiner der Familienmitglieder hat das Unglück richtig verarbeitet. Was ist an diesem Tag genau passiert, als Linda verunglückt ist? Warum wollte ihre Mutter nie darüber sprechen? Und wieso hat ihre Schwester Romi das Elternhaus so bald wie möglich verlassen und den Kontakt zu allen abgebrochen?

Viele dieser Fragen werden beantwortet, aber nicht alle bzw. nicht vollständig. Wer hier öfters mitliest weiß, dass ich offene Enden hasse. Trotz mancher nicht auserzählten Handlung war für mich die Geschichte trotzdem rund und passend.

Der Roman wechselt zwischen Gegenwart und der Kindheit Pias, die aus ihrer Sicht erzählt wird. In Rückblenden erleben wir Pias Gefühlswelt und die Sprachlosigkeit, die damals zwischen ihr und den Eltern herrschte. Die belastende Situation in der Gegenwart und Pias Misstrauen sind dadurch jederzeit greifbar.
Die Figuren sind lebendig und facettenreich gezeichnet. Mit Pias Handlungen war ich zum Ende hin immer weniger einverstanden, auch wenn ich ihre Unruhe verstand, ihre Handlungen aber nicht nur auf ihre traumatische Kindheit zurückführen konnte.

Jessica Lind erzählt in gefühlvoller und klarer Sprache, wie die eigene Kindheit in der neuen Familie, die man gründet, Raum einnehmen kann. Verhaltensweisen der Eltern werden übernommen oder ins Gegenteil umgekehrt. Es geht um Trauer, Schuld, fehlendes Vertrauen, Ausgrenzung, Mutter-Kind-Beziehung, zwischenmenschliche Beziehungen, Gerüchte und Verhaltensweisen. Manche Szenen sind düster und bereiten Gänsehaut.
Das Hauptaugenmerk liegt nicht, wie durch den Klappentext vermutet, in der Gegenwart, sondern eher im Vergangenheitsstrang. Dieser nimmt aber immer wieder Bezug zur aktuellen Handlung.

Das Setting war für mich spannend, weil ich selbst einige Jahre in Sankt Pölten gewohnt und auch gearbeitet habe. Viele Plätze waren für mich deshalb nicht fremd und ich hatte immer ein Bild vor Augen.

Erwähnenswert ist auch das interessante Cover mit dem Waldpanorama und dem See, der eine größere Rolle in der Geschichte spielt. Dazu ist das Bild wie ein Fenster geteilt, wo eine kleine Hand sich nach vorne schiebt. Man bekommt das Gefühl, dass dieses Kind das Fenster zu öffnen versucht.

Fazit:
Eine außergewöhnliche Geschichte auf nur 256 Seiten über Kindheitstraumata, Sprachlosigkeit und Selbstzweifel. Ich habe das Gefühl, dass dieser Roman noch lange nachhallen wird.
Die Autorin werde ich auf jeden Fall im Auge behalten und hoffen, dass sie bald in ihrer Heimatstadt eine Lesung abhalten wird.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Über Renaturierung und das Leben der Wölfe

Wo die Wölfe sind
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Ich muss zugeben, dass mir das Thema Wölfe mehr liegt, als die Seevögel und das Meer des ersten Romans der Autorin. Außerdem ist das Thema zur Zeit auch sehr präsent. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder ...

Ich muss zugeben, dass mir das Thema Wölfe mehr liegt, als die Seevögel und das Meer des ersten Romans der Autorin. Außerdem ist das Thema zur Zeit auch sehr präsent. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder von einer Wolfssichtung im angrenzenden Bundesland gelesen und die Meinungen dazu sind noch immer zwiegespalten und ähneln dem im Roman sehr. Denn auch in "Wo die Wölfe sind" geht es um die Wiederansiedlung dieser wunderschönen Wesen, die jedoch auch gefahren für Weidetiere bringen.

In den schottischen Highlands, den Cairngorms, sollen Wölfe wieder angesiedelt werden, um den Rothwildbestand zu regulieren und die Renaturierung der Natur und das Ökosystem wiederzustellen. Die Wolfsbiologin Inti Flynn und ihr Team statten die Wölfe mit Halsbändern und einer Nummer aus, damit sie deren Bewegungen in den umliegenden Wäldern überwachen können. Die einzelnen Rudel sollen sich entwickeln und die neue Heimat annehmen. Doch dann wird ein Farmer tot aufgefunden und die Einwohner fühlen sich noch mehr von den Wölfen bedroht. Es beginnt eine Jagd, die nicht nur die Wölfe, sondern auch das Team der Wissenschaftler und ganz besonders Inti umfasst.

Wie schon in ihrem ersten Roman ist auch diesmal die Protagonistin eine Einzelgängerin und hat ein schweres Schicksal hinter sich. Schon als Kind war Inti von Wölfen fasziniert. Von ihrem Vater hat sie gelernt die Natur zu schätzen und mit ihr zu leben. Doch Inti ist auch eigenwillig, aufbrausend und sie verhält sich nicht wirklich diplomatisch gegenüber den Schafbauern der Gegend, die gegen die Wiederansidlung der Wölfe sind.
Inti misstraut den Menschen und fühlt sich zu Tieren mehr hingezogen - was ich selbst gut nachvollziehen kann. Zu Inti fand ich eher Zugang, als zu Franny aus "Zugvögel".
Durch jede Zeile konnte ich die Liebe und ihr Verständnis für die Lebensart der Wölfe fühlen. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind sehr gelungen und man begleitet Inti durch die Schottischen Highlands und auf den Wegen ihrer Schützlinge.
Trotzallem versteht es die Autorin den Leser immer wieder darauf hinzuweisen, dass es sich um Raubtiere und keine Kuscheltiere handelt.
Inti hat zusätzlich die "Mirror-Touch-Synästhesie, eine seltene "Krankheit" oder Gabe, bei der man die Schmerzen anderer Menschen am eigenen Leib spürt.

Charlotte McConaghy hat neben dem Thema der Wolfsansiedlung und deren Probleme und Tücken, weitere Handlungsstränge miteingeführt. Dabei kommt es auch zu Rückblicken in die Kindheit von Inti und ihrer Zwillingsschwester Aggy und Intis Synästhesie spielt ebenfalls eine größere Rolle. Es gibt einige überraschende und auch dramatische Wendungen und als Leserin von Krimis und Thrillern war ich zusätzlich gespannt, welche Bestie hinter dem Tod des Farmers steckt - Mensch oder Tier?

Man bemerkt, dass sich die Autorin mit dem Thema wirklich stark auseinandergesetzt hat und uns unwissenden Leser:innen sehr viel vermitteln kann. Sie versteht es großartig, ihre Figuren lebendig werden zu lassen und ein Thema, welches ihr am Herzen liegt, zu transportieren. Zusätzlich lassen die Landschafts- und Naturbeschreibungen lebendige Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach unverwechselbar und hat mir schon in ihrem Debüt sehr gut gefallen.

Zum Ende hin wird es richtig spannend, jedoch war ich mit der Auflösung nicht ganz zufrieden. Sie war mir nicht plausibel genug.


Fazit:
Ein weiterer Roman von Charloette McConaghy über "Climate Fiction", wobei vieles davon schon zur Realität wird. Eine Ode an die Wölfe und an die Renaturierung der Natur. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Fuchs und Nachtigall

Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall
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Altenburg 1945. Der Krieg ist zu Ende, doch die Bevölkerung leidet noch unter den Nachkriegwehen. Hunger und die Anwesenheit der Besatzer lässt die Menschen - nicht nur in der Eifel - auf bessere Zeiten ...

Altenburg 1945. Der Krieg ist zu Ende, doch die Bevölkerung leidet noch unter den Nachkriegwehen. Hunger und die Anwesenheit der Besatzer lässt die Menschen - nicht nur in der Eifel - auf bessere Zeiten hoffen.

Im zweiten Band der Dilogie "Eifelfrauen - Der Ruf der Nachtigall" stehen Klara und Mia, die Töchter von Johanna, im Fokus. Unterschiedlich wie Tag und Nacht, jedoch unzertrennlich, lieben sie das Leben auf dem Land. Die schüchterne Klara liebt die Musik und singt wie die titelgebende Nachtigall. Mia hingegen geht auf die Menschen zu, ist praktisch veranlagt und hat ein Gespür für Zahlen. Als es einen Tanzabend in Kätts Gasthaus gibt, lernen beiden den verwegenen Tschechen Pavel Vévoda kennen. Der Musiker verdreht beiden Mädchen den Kopf und überredet Klara in Köln eine Gesangskarriere zu starten. Auch Mia zieht hinaus aus Altenburg. Sie nimmt das Angebot ihres Onkel Heinrichs an, der sie in die Fuchs Tabakwerke einführt. Heinrich und Greta fehlt es an einem Nachfolger und Mia soll ausgerechnet an den Ort, vor dem Johanna damals geflüchtet ist.
Kann der Familienzwist dadurch behoben werden? Und welchen Weg werden die beiden jungen Frauen gehen?

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Mia und Klara erzählt. So erhalten wir einen perfekten Einblick in das Gefühlsleben beider Schwestern.
Die Charaktere sind sehr lebendig dargestellt und besitzen Tiefe. Auch die Nebenfiguren wirken authentisch und einige von ihnen schließt man sehr ins Herz.
Natürlich treffen wir dabei auch auf alte Bekannte, aber auch auf neue Figuren. Ein Personenregister am Beginn des zweiten Bandes hilft bei der Orientierung, denn die Anzahl der Figuren ist doch groß.

Sehr gefallen hat mir auch der Blick hinter die Kulissen der Oper und des Bühnenbildes. Klaras Wandel von der schüchternen jungen Frau hin zu einer selbstsicheren Opernsängerin ist bemerkenswert. Sie findet in der Musik ihre innere Stärke. Nur in der Liebe scheint Klara kein Glück zu haben...
Auch Mia ist verunsichert, was die Liebe betrifft. Warum interessiert sich Simon, der Leiter der Werbeabteilung der Fuchs Tabakwerke, so detailliert für ihre Familiengeschichte?

Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist wie immer ausdrucksstark, einfühlsam und atmosphärisch. Manchmal fand ich ihn jedoch etwas zu detailliert, denn oftmals wird in Nebensächlichkeiten abgeschweift.
Die Figuren sind sehr lebendig dargestellt und man fiebert mit ihnen mit. Die historischen Begebenheiten sind wieder perfekt in die Handlung miteinbezogen.
In der Nachkriegszeit sind besonders Themen, wie die Aufteilung in Besatzungszonen, Lebensmittelmarken, der Wiederaufbau und die juristische Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen wichtig. Geschichte, die lebendig wird, ist mir bei Romanen dieser Art ganz besonders wichtig und das beherrscht die Autorin wirklich großartig!

Fazit:
Eine tolle Fortsetzung der Eifelfrauen Dilogie, die mich sehr gut unterhalten hat und nun einen würdigen und atmosphärischen Abschluss bildet. Ich empfehle den ersten Band unbedingt vor "Der Ruf der Nachtigall" zu lesen, damit man das "Komplettpaket" noch mehr genießen kann.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Bewegender Roman über das Artensterben

Zugvögel
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In diesem Roman befinden wir uns in einer Zukunft, die leider gar nicht mehr weit entfernt scheint, wenn wir die Klimakrise nicht unter Kontrolle bekommen. Das Artensterben ist bereits in vollem Gange. ...

In diesem Roman befinden wir uns in einer Zukunft, die leider gar nicht mehr weit entfernt scheint, wenn wir die Klimakrise nicht unter Kontrolle bekommen. Das Artensterben ist bereits in vollem Gange. Die Küstenseeschwalben sind eine der letzten Vogelarten, die noch nicht ausgestorben sind. Sie haben die längste Flugstrecke, denn sie sind der einzige Zugvogel, der in der Nordpolarregion brütet und in der Südpolarregion überwintert.

Ornithologin Franny Stones größter Wunsch ist es, diese Vögel zu begleiten. Sie schafft es Peilsender bei drei Küstenseeschwalben anzubringen. Obwohl ihr der Artenschutz sehr am Herzen liegt, kann sie nur mit einem Hochseefischerboot diese Reise starten.
"Ich erforsche die Flugrouten der Küstenseeschwalbe, unter besonderer Berücksichtigung der Frage, wie der Klimawandel ihre Fluggewohnheiten verändert." (S. 41/42)

In Ennie Malone, Kapitän eines dieser Boote, scheint sie endlich jemand gefunden zu haben, der genauso verrückt zu sein scheint, wie sie selbst. Bis sie ihn jedoch dazu überreden kann, seine Route zu ändern, dauert es. Die Fischerei liegt darnieder und es gibt nur noch wenige aktive Fischerboote. Franny weist sie deshalb darauf hin, dass die Küstenseeschwalben wissen, wo sich noch Fischschwärme aufhalten, denn sie sind auch ihre Futterquelle. Dies ist der ausschlaggebende Punkt für Kapitän Ennie Malone und seiner Crew, die Franny äußerst misstrauisch gegenüber sind. Eine gefährliche Reise Richtung Antarktis wartet auf sie....

Der Einstieg ist mir nicht sehr leicht gefallen. Nur schwer konnte ich mich mit Franny, geboren in Australien mit irischen Wurzeln, vaterlos und vom anderen Ende der Welt zurück auf die grüne Insel gebracht, identifizieren. Wie ihre Mutter ist Franny rastlos und "leidet an Wanderfüssen". Sie kann nicht allzu lange an einem Ort verweilen und ergreift eher früher als später die Flucht. Franny verspürt außerdem eine tiefe Liebe zum Meer, die ich als eher wasserscheue Person nicht wirklich nachempfinden kann. Trotzdem habe ich ihre Sehnsucht, Verzweiflung und ihren Mut immer durch die Zeilen erkennen können.

Der Weg vom Nord- zum Südpol ist die Rahmenhandlung des Romans. Während wir in der Gegenwart auf engem Raum an Bord der "Saghani" sind, erfahren wir in Rückblenden nach und nach Einzelheiten aus Frannys Leben. Sie ist jedoch eine unzuverlässige Erzählerin und führt den Leser manchmal in die Irre.
In diesen Abschnitten erfahren wir mehr über Frannys Kindheit, den Beginn einer außergewöhnlichen Liebe und einem Geheimnis, welches sie mit sich trägt.
Neben Franny sind auch die weiteren Figuren, wie Niall, Ennis und der Rest der Crew, so lebendig dargestellt, dass man das Gefühl hat, dabeizusein. Ganz besonders mochte ich den kurzen Aufenthalt am Leuchtturm in Neufundland, wo die Familie von Crew Mitglied Samuel, wohnt.

Charlotte McConaghy hat mit ihrem Debüt einen Roman erschaffen, der unter die Haut geht und nachdenklich macht. Man spürt immer wieder Frannys Kampf gegen die Zerstörung der Umwelt und auch ihren eigenen, der sie schier zerreißen möchte. Man erlebt ihrem Schmerz und ihre selbstzerstörerischen Kräfte "hautnah" mit. Die Naturbeschreibungen, das Leben auf dem Schiff und die Kälte in den Eismeeren sind sehr bildhaft dargestellt. Das Artensterben ist allgegenwärtig und macht beim Lesen sehr nachdenklich. Es bleibt ein tragisches und schmerzhaftes Gefühl beim Lesen, welches mit einem kleinen Hoffnungsschimmer am Ende dann doch noch versöhnlich ist.


Fazit:
Eine bewegende und intensive Geschichte, die beim Lesen sehr starke Gefühle hervorruft. Für Natur- und Meerliebhaber ein solutes MUSS!

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Aufbruch in eine neue Welt

Savannah – Aufbruch in eine neue Welt
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Schon lange habe ich keinen Auswanderer-Roman mehr gelesen, die man früher zahlreich in den Buchhandlungen finden konnte. Seit einigen Jahren sind diese jedoch kaum mehr zu finden. Deshalb habe ich mich ...

Schon lange habe ich keinen Auswanderer-Roman mehr gelesen, die man früher zahlreich in den Buchhandlungen finden konnte. Seit einigen Jahren sind diese jedoch kaum mehr zu finden. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich "Savannah - Aufbruch in eine neue Welt" gesehen habe. Bei vorablesen habe ich reingelesen und wurde sofort von der Geschichte in den Bann gezogen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich den Roman gewonnen habe.

Dies ist der erste Band der Siedler-Reihe von Malou Wilke und wir begleiten die allerersten Siedler, die sich 1733 im Bundesstaat Georgianiederlassen. Unter ihnen ist die junge schwangere Nellie Bernstein, die von ihrem Vater vor die Tür gesetzt wurde. Gemeinsam mit den anderen Vertrieben, wie den Protestanten aus dem Salzburger Erzherzogtum, die ihre Heimat wegen ihres Glaubens verlassen müssen oder anderen Heimatlosen, begleiten wir sie auf den Weg nach Amerika, wo eine völlig ungewisse Zukunft auf die Aussiedler wartet....

Der erste Band ist in vier Teile gegliedert und erzählt von den Jahren 1733 bis 1739. Malou Wilke schreibt sehr bildhaft, wie damals die Kolonie unter James Oglethorpe entstanden ist. Ein völlig neues Land mit komplett anderen Witterungsverhältnissen, unbekannten Tieren und den ursprünglichen Einwohnern, den Yamacraw, warten auf die Europäer. Die Beziehung zu den indigenen Völkern wird natürlich ebenfalls thematisert, wie auch die Feindschaft zu den Spaniern, die sich bereits weiter südlich angesiedelt haben. Der historisch belegte Gründer von Georgia, James Oglethorpe, ist natürlich ein wichtiger Wegbegleiter für die ersten und weiterhin ankommenden Europäer und erhält auch im Roman einen wichtigen Part.

Neben dem Aufbau einer neuen Siedlungsgemeinschaft stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Sind die ersten Siedler friedfertig und wollen sich ein angenehmes Zusammenleben gestalten, werden die Probleme mit dem Ankommen immer weiterer Menschen größer. Alkohol und Streitigkeiten, wie auch das Verbot der Sklaverei, die trotzdem Einzug hält, werden zu Themen, die die Gemeinschaft spalten. Aber auch die Natur bringt immer wieder neue Probleme, die die Siedler vor große Herausforderungen stellen.
Es war ungemein spannend zu lesen, wie die Menschen sich aus dem Nichts eine neue Heimat erschaffen.

Nellie ist eine sehr sympathische und starke junge Frau, deren Leben bisher alles andere als gut war. Alle neuen Bewohner, die Savannah schließlich gründen, sind Menschen, die vor etwas flüchten und sich ein besseres Leben erhoffen. Allerdings wurde mir Nellie im Laufe des Romans fast zu gut dargestellt, denn sie ist für viele in der Kolonie eine Stütze, die immer für sie da ist - trotz aller Rückschläge und Verluste.

Bis zu den ersten 400 Seiten war ich extrem begeistert vom Roman und war mir sicher, dass ich ein fünf Sterne Buch, sogar ein Highlight, vor mir habe. Danach nahmen aber die Tragödien und Verluste immer mehr zu. Kaum ein Kapitel kam ohne Tote und Naturkatastrophen aus. Natürlich war vieles für die Siedler fremd, wie das ihnen unbekannte, aber immer wiederkehrende Gelbfieber, das viel zu viele dahingerafft hat. Trotzdem wurde mir das Elend bald zu viel, denn es zog mich doch ziemlich runter und nahm der Geschichte das gewisse Etwas, was mich an den bisherigen Seiten so fasziniert hatte.

Trotzdem ist der erste Band der Siedler-Saga eine ganz tolle und spannende Geschichte, die über die ersten Siedler unter James Oglethorpe und der neuen Kolonie Georgia, erzählt. Ich habe jede Menge Neues gelernt und werde auf jeden Fall auch den zweiten Band lesen, der Ende des Jahres erscheint.

Fazit:
Ein mitreißender erste Band einer Auswanderer-Saga, die über die Entstehung von Georgia erzählt. Spannend und empfehlenswert für alle Leser:innen, die gerne über fremde Länder im historischen Kontext lesen.

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