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Veröffentlicht am 27.07.2024

Wenn Friede mit Gott ....

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
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Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio ...

Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio von starken Regenfällen und Hochwasser an der Ahr, konnten sich das Ausmaß der Katastrophe aber nicht vorstellen. Viviens Eltern wohnen nicht direkt am Fluss. Sie haben allerdings weder Strom noch Wasser. Alle Versorgungsleitungen sind unterbrochen. Und dennoch, hier ahnt niemand, welchen Weg die kleine Familie noch gehen muss.

Es gibt einige Bücher von Zeitzeugen, die über das „Jahrhunderthochwasser“ berichten.
„Der Tag an dem der Sommer zu Ende ging“ unterscheidet sich dabei gravierend. Hier schreibt eine junge Frau, deren Schwiegereltern und auch der Schwager bei der Flut ums Leben kamen. Sie schildert, wie die ersten Tage nach dem Ereignis abliefen. Ihr Mann Harry, der sich um sein Elternhaus kümmerte und sie, die ihre kleine Tochter zu versorgen hatte. Die Tage der Ungewissheit über den Verbleib von Eltern und Franky. Aber auch die Hilfe beim Räumen und Entkernen des Hauses.

Vivien schreibt, dass sie am Donnerstag, also einen Tag nach der Flut, auf dem Weg nach Hause waren. Sie begegneten einer Schlange an Autos, etwa 90 km lang. Alles Helfer, die auf dem Weg ins Ahrtal waren. THW, Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und viele weitere Fahrzeuge. Die Zahl der Helfer war unfassbar groß und tröstend. Für alle Betroffenen und auch Harry war so unendlich dankbar dafür.

Da ich selbst betroffen war und die Situation von Helfern und Geschädigten verfolgte, kann ich mich sehr gut an das Schicksal der Familie Neufeld erinnern. Nicht nur, dass die Eltern erst Wochen nach der Flut gefunden wurden. Nein, das Auffinden des Bruders Franky beschäftigt mich bis heute. Welch eine Show von unbeteiligten Leuten. Ja, für mich war es eine Inszenierung. Wie gut, dass das Ehepaar Neuburg sich nicht damit aufhielt und seinen Weg ging. Ich habe Achtung vor Vivien und ihren Mut, dieses Buch zu schreiben. Dass sie klar zu erkennen gibt, wie sehr ihr Glaube sie durch diese dunklen Tage und Wochen führte und sie keinen Groll gegen Menschen hegt. Am Ende steht für Vivien und ihren Mann der Satz: „Nun ist es aber Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Dieses Lied, das sie in dem Buch erwähnte „Wenn Friede mit Gott..“ begleitet auch mich seit vielen Jahren.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein ganz wunderbares Buch

Der Bademeister ohne Himmel
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Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen ...

Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen Schulweg alleine nicht schaffte. Aber nicht nur Kevin ist ein wichtiger Mensch in ihrem Leben. Auch Hubert gehört dazu. Ihr Name ist Linda und sie ist die Hauptperson in dem Buch „Der Bademeister ohne Himmel“.

Die 15jährige Linda ist meiner Meinung nach sehr reif für ihr Alter. Das liegt wohl an den traumatischen Erlebnissen mit ihrem Vater. Die Eltern trennten sich vor etlichen Jahren und die Mutter hat immer mal wieder Männer, die sich als künftige Stiefväter bei ihr vorstellen. Wie gut, dass sie diesem Wirrwarr entkommen kann. Wohin? Zu ihrem besten Freund Hubert. Er ist 86 Jahre alt und dement.

Wie geht es Menschen, die ihre nächsten Angehörigen nicht mehr erkennen und nur noch in ihrer eigenen Welt leben? Sie sind zufrieden und glücklich. Ihre engsten Familienmitglieder und Freunde leiden viel mehr. Der Umgang mit dementen Menschen ist nicht immer einfach und Linda ist eine perfekte Betreuerin. Unterstützt wird sie von einer sehr lieben polnischen Pflegekraft.

Das Buch ist trotz seines ernsten Themas humorvoll geschrieben. Die Charaktere werden so lebhaft geschildert, dass sie mir direkt sympathisch waren. Also ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Unbedingt.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Tana French gefällt mir immer besser

Feuerjagd
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Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London ...

Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London kennen und jeder, der Johnny kennt weiß, dass sie nichts Gutes im Schilde führen. Was dieses Ungute ist, wird den Dorfbewohnern schnell klar. Auch Cal weiß das und er sorgt sich um die Tochter Johnnys. Trey heißt sie und ist ihm ans Herz gewachsen.

Obwohl schon einige Jahre vergangen sind, Trey trauert noch immer um ihren Bruder. Die Pläne ihres Vaters samt Freund lassen sie nicht mehr ruhig schlafen und sie entwickelt einen Plan. Sie will endlich ihren Bruder rächen. Cal ahnt es und versucht alles, um sie vor Schaden zu bewahren.

„Feuerjagd“ ist bereits das zweite Buch, das ich von Tana French las. Beim ersten tat ich mich noch schwer aber bei diesem konnte ich rasch der Geschichte folgen. Ja, Frau French schreibt langatmig und es fordert zuweilen Geduld. Dafür werden Leser mit einer sehr guten Story „belohnt“. Es gibt Charaktere, die gut dargestellt sind und ihr Verhalten ist nachvollziehbar. Die wenigen Wendungen machen das Buch spannend und der Schluss war so nicht vorhersehbar.

Sehr gut gefiel mir die Schilderung über die typischen Bewohner der Insel. Aber auch die perfekte Beschreibung der Landschaft nahm mich mit. Aus dem Grund gebe ich eine Leseempfehlung und das ohne Abstriche.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Ein sehr gutes Buch mit Tiefgang

Mein drittes Leben
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Im letzten Moment kann Linda eine ihrer Hennen vor dem sicheren Tod retten. Ein Bussard hält sie bereits in seinen scharfen Krallen gefangen. Linda schreit und wedelt kräftig mit ihren Armen. Endlich lässt ...

Im letzten Moment kann Linda eine ihrer Hennen vor dem sicheren Tod retten. Ein Bussard hält sie bereits in seinen scharfen Krallen gefangen. Linda schreit und wedelt kräftig mit ihren Armen. Endlich lässt der Greifvogel die arme Henne los und die überlebt den Angriff unbeschadet. Das Leben auf einem Hof gestaltet sich aufregender als gedacht. Wie gut, dass nicht jeder Tag so ereignisreich ist.

Linda ist eine Frau mittleren Alters. Sie lebt völlig zurückgezogen in einem kleinen Ort nahe Leipzig. Eigentlich war es eine Flucht, die sie hierhintrieb. Sie kann den plötzlichen Tod ihrer Tochter nicht verarbeiten. Möchte liebend gerne sterben und nur die Tiere halten sie am Leben. Ihren Mann liebt sie noch, so denkt sie. Er besucht sie regelmäßig und gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie zurückkommt in die gemeinsame Wohnung.

„Mein drittes Leben“ berichtet über ein ernstes Thema, das die Autorin dennoch humorvoll umsetzte. Was mir dabei sehr gut gefiel, ist die Begegnung mit Natascha und deren Tochter Nine. Ja, im Gegensatz zu ihr hatte Linda 17 Jahre lang ein gesundes Kind, das ihr nur Freude machte. Natascha sorgt sich um ihr Kind und weiß oft nicht, wie sie die Zukunft gestalten soll. Diese andere Perspektive lässt auch Linda differenziert über ihr Schicksal nachdenken.

Daniela Krien hat eine Begabung für Sprache, die mich fasziniert. Viele ihrer Gedanken kann ich nachvollziehen und sie sind niemals absurd. Sie schreibt über Menschen in Ausnahmesituationen und schaffte es, dass ich mit Spannung dem Fortgang der Geschichte entgegensah. Ein lesenswertes Buch, das viel mehr als fünf Sterne verdient.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Dieses Buch überdauerte Zeit und Raum

Ex-Wife
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Als Peter sie verließ, war sie geschockt. Sie war noch sehr jung und er ihr erster Mann. Krampfhaft versuchte sie, ihn zu vergessen. Trank zu viel, lernte unzählige Männer kennen und wachte zu oft in fremden ...

Als Peter sie verließ, war sie geschockt. Sie war noch sehr jung und er ihr erster Mann. Krampfhaft versuchte sie, ihn zu vergessen. Trank zu viel, lernte unzählige Männer kennen und wachte zu oft in fremden Betten auf. Dabei hatte sie doch bereits vor der Trennung tiefes Leid erleben müssen. Ihr kleiner Sohn starb schon wenige Wochen nach der Geburt. Das und der notorische Geldmangel trugen dazu bei, dass die beiden jungen Leute nicht mehr miteinander leben konnten.

„Ex Wife“ wurde bereits im Jahr 1929 zum ersten Mal veröffentlicht. Wer das nicht weiß wird beim Lesen feststellen, dass es perfekt in die heutige Zeit passt. Ursula Parrott schrieb in der Ich-Perspektive. Und das so lebendig, dass mir zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Das pulsierende Leben des New Yorks von damals, wunderbar aufgezeigt. Die Sprache ist gehoben und die Charaktere schienen mir zum Greifen nah.

Erstaunlich, was im Vorwort geschrieben steht: „Das Buch wurde wegen seiner „Schlüpfrigkeit“ zunächst anonym veröffentlicht.“ Nun ja, d a s ist mit den heutigen Werken nicht zu vergleichen. Aktuell gilt bei vielen Autoren und Verlagen „Sex sells“, das ist in diesem Buch keineswegs der Fall. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und einen Sternenregen.

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