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Veröffentlicht am 04.11.2017

Für geschichtlich Interessierte mit frankophilen Wurzeln eine geeignete Lektüre.

In tiefen Schluchten
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In Anne Chaplets Buch geht es um die Hugenotten-Vertreibung im 17. Jahrhundert und um die Zeit der Résistance im zweiten Weltkrieg, die in dieser Gegend von der Bevölkerung unterstützt wurde.

Zunächst ...

In Anne Chaplets Buch geht es um die Hugenotten-Vertreibung im 17. Jahrhundert und um die Zeit der Résistance im zweiten Weltkrieg, die in dieser Gegend von der Bevölkerung unterstützt wurde.

Zunächst hat mir der unterhaltsame Schreibstil von Anne Chaplet sehr gut gefallen. Man taucht ein in die Gegend in den Cevennen, mit ihren karstigen Gebirgen und erfährt, wie sich die Hugenotten dort im 17. Jahrhundert Glaubenskämpfe um ihren evangelischen Glauben lieferten. Die Schluchten mit ihren Höhlen waren häufig Verstecke, aber auch Bilderhöhlen aus der Altsteinzeit gibt es hier zu entdecken und mit schönen Landschaftsbeschreibungen bringt die Autorin den Leser mitten hinein in diese französische Gegend.

Erst nach einem Drittel des Buches entwickelt sich die Krimistory aus der Handlung in den Vordergrund. Vorher lernt man die Figuren und speziell die Protagonistin Tori näher kennen, erkennt ihre Einsamkeit nach dem Tod ihres Mannes Carl und taucht ein in das gezeigte französische Leben.


Tori ist mir sympathisch, sie findet heraus, dass ihr Mann Carl Hugenotten als Vorfahren hatte und entdeckt im Haus einige ungeahnte Hinweise mit geschichtsträchtigem Hintergrund. Doch nicht jeder empfängt sie hier in dieser Gegend mit offenen Armen. Es gibt immer noch Bewohner, die Deutsche aus Überzeugung nicht mögen.


Die Geschichte hat mich mitgezogen, auch wenn sie sich nur sehr langsam entwickelt. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und nicht nur Toris Suche nach dem Holländer sorgt für Spannungsmomente, denn sie gerät mehrfach in Gefahr.


Die Krimihandlung hätte jedoch etwas mehr Spannung vertragen können und auch das Ende hätte ich mir klarer gewünscht. Ich mochte die Figuren, den Charme der Gespräche und den Hund. Auch die Beschreibungen der historischen Vorgänge der Widerstandsbewegung finde ich gelungen, sie ergänzen die Handlung auf interessante Weise.


Sehr schön zu lesen, die Krimihandlung kommt spät in Gang. Für geschichtlich Interessierte mit frankophilen Wurzeln eine geeignete Lektüre.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Nach diesem Band war dann auch mal gut mit Harry!

Harry Potter und der Orden des Phönix (Harry Potter 5)
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Inhaltlich geht es in diesem über 1000 Seiten dicken Wälzer recht umfangreich zu. Es zeigt sich, dass Harry inzwischen ein 15-jähriger Jugendlicher ist, der unter der Pubertät mit rebellischem Verhalten ...

Inhaltlich geht es in diesem über 1000 Seiten dicken Wälzer recht umfangreich zu. Es zeigt sich, dass Harry inzwischen ein 15-jähriger Jugendlicher ist, der unter der Pubertät mit rebellischem Verhalten aufbegehrt. Nach den langweiligen Ferien bei den Dursleys freut er sich auf die nächste Klasse. Aber dort geht es auch nicht gerade einfach zu. Die neue Direktorin macht allen auf der Schule das Leben schwer. Ständig verhängt sie neue Verbote und die DA hat Mühe, heimlich Zaubersprüche zu üben, dabei ist der dunkle Lord schon sehr nah.

Dieser Band ist wieder voll von gefährlichen Erlebnissen mit Zentauren aus dem Verbotenen Wald, einer schmerzhaften Begegnung mit Lord Voldemort im Schlaf und einer nervigen Dolores Umbridge, die Harry nicht glauben will, dass das Lord Voldemort immer näher kommt.

Auch wenn Harry sich in diesem Band verliebt und eine wichtige Figur im Buch stirbt, fehlte mir in diesem Band etwas. Langsam zeichnet sich eine gewisse Ermüdung ab, die Abenteuer verblassen vor Harrys Zornesausbrüchen und das Erwachsenwerden scheint ihm nicht recht gelingen zu wollen.
Man hätte hier die Handlung locker straffen können, ohne wichtige Informationen zu verpassen.


Das Ende bringt ein fulminates Ereignis mit sich, sodass man wieder beruhigt auf die nachfolgenden weiteren Bände hoffen kann.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Mit Freunden geht alles besser

Oh, wie schön ist Panama
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»Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten!«


Zusammen sind der kleine Bär und der kleine Tiger wunderbar stark, stark wie ein Bär und stark wie ein Tiger. In ihrem Haus am Fluss ...

»Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten!«


Zusammen sind der kleine Bär und der kleine Tiger wunderbar stark, stark wie ein Bär und stark wie ein Tiger. In ihrem Haus am Fluss haben sie es gemütlich. Eines Tages finden sie eine Kiste, die nach Bananen riecht. Ein himmlischer Geruch, dort wo die Kiste herkommt, muss es wunderbar sein. Sie kommt aus PANAMA!
Und so machen sich die beiden auf die Suche nach Panama, denn dort riecht alles nach Bananen.
Nach einigen Begegnungen mit einem Hasen und einer Kuh finden die Freunde wieder nach Hause zurück und entdecken, nirgends ist es so schön wie in einer vertrauten Umgebung.

Meine Kinder liebten dieses Buch und hinterher schmeckte die Banane nochmal so gut.

Ein Bilderbuch, das mit seinen einfachen Texten gut zu verstehen ist und mit den kunterbunten Bildern einfach Freude bereitet.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Krimi, der auch mal das Thema "Autismus" behandelt!

Schneewittchen muss sterben (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 4)
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Dieser Krimi hat mich schnell gepackt und in seinen Sog gezogen.
Die Ermittler Bodenstein und Kirchhoff habe ich mit diesem Band kennengelernt und finde ihre Ermittlungen sehr abwechslungsreich. Denn ehe ...

Dieser Krimi hat mich schnell gepackt und in seinen Sog gezogen.
Die Ermittler Bodenstein und Kirchhoff habe ich mit diesem Band kennengelernt und finde ihre Ermittlungen sehr abwechslungsreich. Denn ehe sie den neuen Fall aufklären können, müssen sie erst den Mörder von Schneewittchen finden. So hinterfragen sie den damaligen Indizienprozess, der Tobias hinter Gittern brachte und untersuchen in dem Dickicht der Dorfbevölkerung den alten Fall und finden neue Hinweise auf den wahren Mörder von Schneewittchen.

Mir hat der Schreibstil gut gefallen, die Figuren sind sehr authentisch und charakterlich deutlich gezeichnet und man bekommt einige Verdächtige präsentiert, aus denen man den Täter raten kann.
Allerdings ist bald das halbe Dorf verdächtig, ihre Lügen und Drohungen und ihre Stimmungsmache gegen Tobias sind gut dargestellt. Man kann sich gut in die Situation hineinversetzen.

Lediglich am Ende erscheinen mir die überraschenden Wendungen dann doch etwas übertrieben und auch die Anzahl der Personen hätte man etwas eingrenzen können.

Ein interessanter, authentisch wirkender Krimi, der das Thema Stimmungsmache und Ausgrenzung sehr deutlich macht.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Das Grauen auf dem Lande

Tannöd
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Im streng gläubigen, erzkatholischen Tannöd wurde eine gesamte Familie in einer Nacht ausgelöscht. Die Bauernfamilie Danner lebte von der Waldarbeit, war arbeitsam und gottesfürchtig, aber auch verschlagen ...

Im streng gläubigen, erzkatholischen Tannöd wurde eine gesamte Familie in einer Nacht ausgelöscht. Die Bauernfamilie Danner lebte von der Waldarbeit, war arbeitsam und gottesfürchtig, aber auch verschlagen und habsüchtig und deswegen eher unbeliebt.
Nun haben die Dorfbewohner Angst vor dem unbekannten Mörder, der sogar vor dem Mord an kleinen Kindern nicht zurückzuschrecken scheint.
Wer könnte so einen Hass auf die Familie und ihr Personal haben, um sie mit einer Spitzhacke komplett auszulöschen? Bei diesem Buch kommt man Stück für Stück durch Befragungen hinter die Gemeimnisse dieser Familie und schaut dem Mörder bei seinen Taten förmlich zu.

Andrea Maria Schenkel verarbeitet in ihrem Buch eine wahre Begebenheit, die sich am realen Mordfall Hinterkaifeck orientiert, der offiziell nie aufgeklärt wurde.
Als Erzählform wählt die Autorin den ausgefallenen Stil einer journalistischen Befragung, indem sie sich als Interviewerin nach Tannöd begibt und dort die Anwohner zu den Vorgängen auf dem Mordhof befragt. Die Stellungnahmen von Nachbarn, Bekannten, Pfarrer, Briefträger und Bürgermeister bringen eine Menge Meinungen, Vermutungen und auch viel Geschwätz mit sich. Niemand kannte die Familie wirklich sehr eng. So entsteht ein sich langsam aufbauendes Bild der Hintergründe zu dieser grausamen Tat. Es offenbahren sich schreckliche Familiengeheimnisse, man fragt sich hier: Wer war Täter und wer Opfer?

Mir hat die besondere Form des Romans imponiert. Die Befragungen, nur unterbrochen von Fürbitten aus der Liturgie, bilden die Grundlage für ein Erahnen der Zustände auf diesem Hof. Ein wahres Verstehen ergibt sich erst im Laufe der Zeit, wenn man die Wissensbrocken zusammensetzt und das Ausmaß der schrecklichen Vorkommnisse auf dem Hof begreift.
Der Klatsch und die auffällige Religiösität lassen solche schlimmen Grausamkeiten kaum erahnen, doch hier kommen ungeahnte Zustände ans Licht.

Die Sprache der Befragten ist eher einfach und knapp und sehr schlicht, hier in der Provinz gibt es keine großen Redner. Es werden Gebete zitiert und der Pfarrer mutmaßt, dass der Mörder nicht unter seinen Schäflein zu finden sein kann.

So hat jeder im Dorf seine eigenen Mutmaßungen und man verfolgt gefesselt die Stimmung im Dorf. Allmählich bildet sich das Tatmotiv heraus und man versteht die grausame Wahrheit dahinter.

Dieser Roman ist spannend wie ein Krimi, grausam wie ein Thriller und durch seine Anlehnung an einen wahren Fall faszinierend gut umgesetzt.