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Veröffentlicht am 22.02.2018

Für Wonder Woman relativ wenige "Wonder"

Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen
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"Schwester im Kampfe, ich bin dir Schild und Klinge. Solange ich atme, werden deine Feinde keine Zuflucht kennen. Solange ich lebe, ist deine Sache die meine."
Alia presste ihre Hand auf ihr Herz und ...

"Schwester im Kampfe, ich bin dir Schild und Klinge. Solange ich atme, werden deine Feinde keine Zuflucht kennen. Solange ich lebe, ist deine Sache die meine."
Alia presste ihre Hand auf ihr Herz und wiederholte die Worte und während sie es tat, spürte Diana, wie die Kraft des Schwurs sie umhüllte und aneinanderband. Es war ein Schwur, den Diana noch niemit jemandem geteilt hatte, der soe möglicherweise zur Mörderin machte. Aber ihr Blick blieb fest.
"Gut...", sagte Alia und holte zitternd Luft. "Lass uns Jason suchen und dann verdammt noch mal von hier verschwinden."
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INHALT:
Diana, Tochter der Amazone Hippolyta und damit Prinzessin von Themyscira, sehnt sich danach, sich endlich beweisen zu dürfen. Sie hat das Gefühl, nicht auf die Insel, auf der sie aufgewachsen ist, zu gehören, weil sie nicht wie die anderen im Kampf gestorben ist. Als sie von einer Klippe aus beobachtet, wie hinter der Grenze ihrer Lebenswelt ein Schiff untergeht, zögert sie nicht lange und rettet die junge Alia. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Alia ist eine Kriegsbringerin, und hält sie niemand auf, wird sie ungewollt unvorstellbares Leid über die Welt bringen. Diana erkennt ihre Chance und macht sich mit Alia auf die Reise, um sie von ihrem Fluch zu befreien.

MEINE MEINUNG:
Wonder Woman erlebt seit 2016 so etwas wie eine Wiederauferstehung - lange eher verschmäht, hat DC es mit ihr gewagt, endlich einen von einer Frau getragenen Superheldenfilm zu präsentieren, und das hat funktioniert. Allgemein ebbt das Interesse an den Heros nicht ab - kein Wunder also, dass sich vier Bestseller-Autoren zusammen getan haben, um die bekanntesten DC-Helden in Buchform zum Leben zu erwecken. Den Anfang macht also Leigh Bardugo mit "Warbringer" (englischer Titel, der viel besser passt als der deutsche). Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und packend, der Spannungsbogen schwächelt aber in der Mitte und ich hatte meine Probleme, mich mit einer so jungen Diana anzufreunden.

Der Ausgangspunkt ist derselbe wie in den anderen Origin-Stories von Wonder Woman: Mit ihren Amazonen-Schwestern und ihrer Mutter lebt sie auf Themyscira und versucht, sich zu beweisen. Statt Steve Trevor rettet sie aber Alia Keralis vor dem sicheren Tod, was durchaus ein netter Twist ist. Das hat allerdings auch zur Folge, dass Alia selbst in jedem zweiten Kapitel zu Wort kommt und diese Kapitel fand ich doch größtenteils uninteressant - schließlich ging es mir beim Lesen um Diana, um ihre Entwicklung zur späteren Wonder Woman und nicht um dieses andere Mädchen, das über die ersten 200 Seiten so beharrlich darauf besteht, dass die Geschehnisse alle ihrer Einbildung entspringen. Insgesamt sind die Charaktere alle ganz nett, insbesondere Diana ist in vielen Punkten die junge Heldin, die man kennt: Gewissenhaft und gut, ein bisschen unsicher, aber mutig. Mit den Weggefährten Theo, Nim und Jason gibt es dann noch andere Weggefährten, die besonders in Sachen Diversität punkten können - aber sie alle wirken auch wie gerade eben einem Young Adult-Roman entsprungen, was teilweise fehl am Platze scheint.

Keine Frage, unterhaltsam ist das Buch allemal, wozu gerade diese Figuren viel beitragen - die ewigen Streitereien zwischen Nim und Theo etwa. Trotzdem hätte die ganze Geschichte mehr Biss vertragen können. Zwischen den Verfolgungsjagden durch die Gegner und den Kampfszenen gibt es immer wieder lange Passagen, die wie der Roadtrip einer Gruppe Freunde wirkt und in denen Diana nur weniges tut, das wirklich an Wonder Woman erinnert. Der plötzliche Plot-Twist zum Ende hin kam mir dagegen etwas überstürzt und vor allem nicht sonderlich logisch, eher schon sehr schwach erklärt, vor. Immerhin folgt darauf ein Finale, das dem Buchtitel endlich zu Ehre gereicht. Der Schluss ist bewusst ein wenig offen, sodass ein zweiter Teil mir wahrscheinlich erscheint. Sofern dieser dann mehr auf das Heldentum setzt und weniger auf jugendliches Geplänkel, könnte eine Besserung stattfinden.

FAZIT:
Die Charaktere in Leigh Bardugos "Wonder Woman: Kriegerin der Amazonen" sind sehr jung, was man der Geschichte auch anmerkt: Zwischenzeitlich geht das Ganze des Öfteren eher in Richtung Young Adult, als beim Superheldengenre zu bleiben. Von Wonder Woman ist auch eher weniger zu sehen, aber immerhin unterhalten die Geschehnisse zumeist ganz gut. Eher etwas für Leser, die sich mit Helden und DC noch nicht großartig auskennen. 3 Punkte.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Zum Schluss enttäuschend

Und wenn die Welt verbrennt
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Er ordnet die Kreide vor sich neu und schiebt einige Farben ein Stück nach vorne. Sind das meine Farben? Die Aufregung sammelt sich in meinem Magen, und ich wünsche mir ein Stück Plopp-Folie, um mich beim ...

Er ordnet die Kreide vor sich neu und schiebt einige Farben ein Stück nach vorne. Sind das meine Farben? Die Aufregung sammelt sich in meinem Magen, und ich wünsche mir ein Stück Plopp-Folie, um mich beim Zerdrücken der Blasen zu beruhigen.
Dann schaut er auf, und er sieht nicht mein Gesicht an, sondern mich.
Das Gefühl ist sofort da: Wie ein Gummiband um meine Brust, das sich spannt, je länger er den Blick hält. Ich schaue zurück, solange ich kann, dann blicke ich weg.
"Das war schon richtig", sagt er. "Schau einfach zu mir."
Also sehe ich wieder zu den blauen Augen.
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INHALT:
Auf der Flucht vor den Schrecken ihrer Vergangenheit ist Alisa in München gelandet, aber wirklich eingelebt hat sie sich nicht - was vor allem daran liegt, dass sie anderen Menschen nach Möglichkeit aus dem Weg geht. Bis sie auf Felix trifft, der mit Kreide Bilder auf dem Asphalt entstehen lässt. Schnell finden sie eine Verbindung zueinander, denn sie beide haben das Gefühl, endlich einmal wirklich gesehen zu werden. Doch es dauert nicht lange und Alisa wird von ihren vergangenen Handlungen und ihren Schuldgefühlen eingeholt. In dem Versuch, Felix vor der Wahrheit zu bewahren, macht sie alles nur noch schlimmer...

MEINE MEINUNG:
Auch wenn mich Ulla Scheler mit ihrem Debüt Anfang des Jahres (bzw. hauptsächlich mit dessen Ende) nicht vollends überzeugen konnte, ist mir ihr beeindruckend wortgewandter Schreibstil in Erinnerung geblieben. "Und wenn die Welt verbrennt" beeindruckt mit einer ebenso lebendigen Sprache, die inbesondere in den Szenen, die sich um Kunst drehen, wunderbar zur Geltung kommt. Die beiden Protagonisten erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen, wobei Felix' Kapitel im Präteritum und Alisas im Präsens verfasst sind, was sich mir leider nicht ganz erschlossen hat. Sie spricht auch immer wieder eine Person, "Kleiner Käfer", mit Du an, was was zwar im Prinzip Sinn ergibt, aber meistens wie ein überflüssiges Stilmittel wirkt.

Wie so oft in Büchern wie diesem hat einer der Hauptcharaktere ein schwerwiegendes Geheimnis - in diesem Falle ist das Alisa. Aus Angst davor, dass ihre Vergangenheit ans Licht kommen könnte, hält sie sich so gut es geht von anderen Menschen fern und stößt diese im Extremfall auch von sich. Sie lernt im Laufe der Handlung, langsam wieder mehr Vertrauen zu fassen, aber ihre ewige Geheimniskrämerei, die sich noch bis kurz zu Schluss zieht, ging mir irgendwann auf die Nerven. Felix ist das genaue Gegenteil von Alisa: Er hat keine Schwierigkeiten, sich an andere Menschen zu binden, und so ist er größtenteils die treibende Kraft hinter der Beziehung. Allerdings ist er sehr schnell eingeschnappt und eifersüchtig, und er trifft besonders auf den letzten 100 Seiten so einige Entscheidungen, die nicht nachzuvollziehen sind. Seine beste Freundin Olli und "Kleiner Käfer" sind die wohl interessantesten Figuren, gehen aber in der Dramatik der Protagonisten einfach zu oft unter.

Sieht man von den Schwächen der Figuren ab, werden die Sorgen beider Protagonisten durchaus gut beleuchtet - insbesondere Felix' Angst, einfach nicht gut genug im Zeichnen zu sein und niemals gegen seinen erfolgreichen Bruder anzukommen, weswegen er sich immer wieder in Zweifel flüchtet. Ebenso dreht sich vieles um häusliche Gewalt und Verlust, Themen, die größtenteils sensibel angesprochen werden. Stück für Stück wird Alisas Vergangenheit offenbart, wodurch sich eine gewisse Spannung hält - aber da man sich irgendwann das Puzzle selbst zusammen setzen kann, hätten die Details auch früher offenbart werden können. Vor allem aber hatte ich meine Schwierigkeiten damit, Alisas frühere Taten und Erlebnisse einfach so hinzunehmen, ohne mir über das moralische Dilemma Gedanken zu machen - was Felix ganz eindeutig nicht tut. Das Ende wirkt sehr gehetzt, ohne rechten Abschluss, was sich erklärt, wenn man in der Danksagung liest, welche Schwierigkeiten die Autorin mit dem Buch hatte. Am Schluss fehlt die erforderliche Auseinandersetzung mit einer Straftat, die eigentlich die gesamte Handlung prägt; stattdessen wird das Problem einfach übergangen - und das ist weder wirklich realistisch noch sinnvoll.

FAZIT:
Ulla Scheler hat einen wunderbaren Schreibstil, der mich immer wieder beeindruckt - aber ihren Geschichten fehlte es für mich bisher jedes Mal an einem guten Ende, das offensichtliche Probleme nicht einfach als gegeben hinstellt. "Und wenn die Welt verbrennt" spricht wichtige Themen an, setzt diese aber nicht konsequent genug um. 3 Punkte.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Eher Liebesgeschichte als High Fantasy-Roman

Bird and Sword
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Corvyn kniete neben mir nieder und stöhnte entsetzt auf. Ich hob meinen Kopf von Larks Ohr und schaute ihm in die grauen Augen, in denen Tränen der Angst standen. Ich musste ihm Stärke geben und dafür ...

Corvyn kniete neben mir nieder und stöhnte entsetzt auf. Ich hob meinen Kopf von Larks Ohr und schaute ihm in die grauen Augen, in denen Tränen der Angst standen. Ich musste ihm Stärke geben und dafür sorgen, dass er glaubte, und sei es nur, damit er selbst überlebte. Ich konzentrierte mich auf das, was gesagt werden musste. Die Macht meiner Worte ergoss sich auf die Pflastersteine. "Verbirg ihre Worte, Corvyn. Denn wenn sie stirbt ... wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann wird dir dasselbe Schicksal blühen."
Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als sich meine schlossen und die Worte und die Welt um mich herum verstummten.
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INHALT:
Seit dem Tod ihrer Mutter ist die junge Lark nicht mehr in der Lage, zu sprechen oder ihre Magie zu wirken. Das ist auch besser so in einem Land, in dem Magische bestraft werden. So wächst Lark bei ihrem lieblosen Vater auf und fühlt sich wie in einem goldenen Käfig. Im Hintergrund tobt ein Krieg, doch davon bekommt sie kaum etwa mit - bis sie eines Tages Besuch von König Tiras erhalten, der Lark in Geiselhaft nimmt, um ihren Vater an dessen Kriegspflichten zu erinnern. Die dickköpfige Lark und der geheimnisvolle Tiras kommen anfangs nicht gut miteinander aus, doch bald finden sie Gemeinsamkeiten, entwickeln sogar Zuneigung füreinander. Als der Krieg sich ausweitet und Lark ihre Gabe neu entdeckt, scheint es, als wären sie gemeinsam die Einzigen, die die Gefahr aufhalten können.

MEINE MEINUNG:
Amy Harmon ist eigentlich eher für ihre - durchaus in die Tiefe gehenden - Liebesromane bekannt, wagt sich mit "Bird & Sword" aber nun ins Genre der Fantasy vor. Man bemerkt jedoch sehr schnell, dass sie zwar interessante phantastische Ideen hatte, das Hauptaugenmerk aber entschieden auf die Romantik gelegt hat. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Lark, die über einen Großteil des Buches hinweg nur ohne (gesprochene) Worte mit anderen Charakteren kommunizieren kann, was sehr interessant zu lesen ist.

Lark ist anfangs eine sehr starke Protagonistin, die sich trotz ihrer Stummheit zu helfen weiß, die sich nichts sagen lässt und vor Wissensdurst nur so strotzt. Letzteres ändert sich nicht, ihre Neugier behält sie bei, doch in Anwesenheit von Tiras verwandelt sich sich im Laufe der Handlung immer wieder in ein nichtsnutziges Prinzesschen. Dass ihr Traumprinz ihr mehrmals mitteilt, dass sie ihm "von Nutzen" ist und lernen soll, "ihm zu Gefallen zu sein", stört sie zwar, aber anstatt sich ihm entgegen zu stellen, lässt sie so mit sich umgehen. Tiras hat mir das auch nicht unbedingt sympathisch gemacht - auf den letzten 100 Seiten macht er zwar eine positive Entwicklung durch, sein sexistisches Macho-Gehabe fand ich aber dennoch so gar nicht attraktiv. Der misstrauische und sich selbst verleugnende Kjell und der liebevolle Troll Boojohni sind eindeutig die interessantesten Figuren, erhalten aber viel zu wenig Aufmerksamkeit. Andere Charaktere, insbesondere Frauen, sind ansonsten, wie so oft, leider nur Beiwerk, maximal Konkurrentinnen, damit auch ja niemand Lark das Rampenlicht stiehlt.

Leider hat "Bird & Sword" genau das Problem, was auch viele andere High Fantasy-Romane in letzter Zeit haben: Es ist einfach keine wirkliche High Fantasy, sondern mehr ein schwaches Gerüst, das um die Liebesgeschichte herum gebaut wurde. Informationen zum Königreich gibt es so gut wie gar keine, weil sich Lark zuerst die ganze Zeit bei ihrem Vater und dann in Tiras' Schloss aufhält. Irgendwo herrscht Krieg, aber die Kampfszenen, die wir miterleben dürfen, werden sehr schnell abgehandelt, damit sich der König - der enorm viel Zeit hat - wieder Lark widmen kann, um ihr beispielsweise Lesen beizubringen. Larks Entwicklung ist spannend und ihre Gabe durchaus faszinierend, allerdings wird nicht erklärt, warum sie so anders ist als die anderen magischen Fähigkeiten der Bevölkerung. Am Schlimmsten sind aber die Logikfehler, die so einfach hätten vermieden werden können: Etwa ein Mordanschlag auf den König, der nie aufgeklärt wird, oder dass sich eine Gegenspielerin mit dem großen Antagonisten verbünden konnte, obwohl niemand wusste, wer er ist. Einem Lektorat hätten all diese kleinen Schnitzer eigentlich auffallen müssen. Der Showdown wird erneut nur sehr kurz behandelt, der große Bösewicht auf wenigen Seiten getötet und danach ist alles gut - bei der Ausgangssituation hätte man mehr erwarten können.

FAZIT:
Amy Harmon kann schreiben, das beweist sie auch hier - nur reicht das betriebene Worldbuilding bei langem nicht aus, um glaubwürdige High Fantasy zu verfassen. Viele Figuren bleiben blass, es gibt so einige Logiklücken, die immer wieder den Lesefluss stören, und es wird deutlich mehr Wert auf Romantik als die eigentliche Geschichte gelegt. Enttäuschend. Schwache 3 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
  • Gefühl
Veröffentlicht am 24.10.2017

Zu langatmig und voller irrational handelnder Figuren

Wie der Wind und das Meer
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Rosalie schaute ihn unsicher an. »Und wenn jemand fragt, wo unsere Eltern sind?« »Dann behaupten wir einfach, die stehen in einer anderen Schlange für Brot an«, antwortete Paul. »Und wenn niemand die ...

Rosalie schaute ihn unsicher an. »Und wenn jemand fragt, wo unsere Eltern sind?« »Dann behaupten wir einfach, die stehen in einer anderen Schlange für Brot an«, antwortete Paul. »Und wenn niemand die Marken will?« Rosalie schien sich nicht so einfach überzeugen zu lassen.
Paul hatte sich aufgerappelt, legte sich den Tragegurt über die Schulter und griff nach dem Kochtopf. »Wir durchsuchen jetzt erst mal die Ruinen. Wirst sehen, wir finden was. Irgend- was finden wir bestimmt.« Das Mädchen rührte sich nicht von der Stelle. »Komm mit, Rosalie«, drängte Paul. »Ich bin nicht deine Schwester!« Trotzig warf sie ihm die Puppe vor die Füße. »Ich heiße Sarah, merk dir das, und ich will zu meiner Mutti.«
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INHALT:
Im April 1945 neigt sich der 2. Weltkrieg seinem Ende zu. Die Alliierten bekämpfen die Nationalsozialisten und zerbomben deutsche Städte. Bei einem dieser Fliegerangriffe kommt die gesamte Familie des jungen Paul um. Verwirrt und voller Schmerz irrt er durch München - und trifft dabei auf die Jüdin Sarah, die sein Schicksal teilt. Sie ist fast genauso alt wie er - und sieht seiner toten Schwester Rosalie sehr ähnlich. Die beiden beschließen, sich als Geschwister auszugeben, um die gefährliche Herkunft des Mädchens zu verbergen. Nicht von anderen Menschen, nicht vom Waisenhaus und auch nicht von einer möglichen neuen Familie lassen sich die beiden trennen, halten immer zusammen. Im Jugendalter schließlich werden sie von einem fürsorglichen Ehepaar gemeinsam adoptiert und die Zeit der Entbehrungen scheint endlich vorbei. Doch als die beiden Gefühle für einander entwickeln, ahnen sie bereits die Ausweglosigkeit ihrer Lage. Denn sie gelten als Geschwister und daher ist ihre Liebe verboten...

MEINE MEINUNG:
Unmögliche Liebesgeschichten voller Sehnsucht und Leidenschaft üben auch auf mich ihren Reiz aus, wenn sie gut gemacht sind. Lilli Becks "Wie der Wind und das Meer" schien da die richtige Wahl - mit einem als Kinder geschmiedeten Bündnis, das die Liebe verwehrt, ist hier nicht nur ein glaubwürdiges Hindernis geschaffen worden, auch ist die Kriegs- und Nachkriegszeit ein Szenario, das ebenso bekannt wie immer noch wichtig ist. Das Buch umfasst insgesamt circa 40 Jahre und begleitet die beiden Protagonisten nicht nur beim Aufwachsen, sondern auch bei ihrem Werdegang und den vielen ungewollten Trennungen. Erzählt wird das Ganze personal aus beiden Sichten, wobei ganz selten auch Wegbegleiter zu Wort kommen.

Es ist seltsam, von Sarah zu sprechen, denn die meiste Zeit über wird sie im Roman Rosalie genannt - sie nimmt die Identität von Pauls Schwester komplett an, auch wenn sie sich, verständlicherweise, danach sehnt, so gesehen zu werden, wie sie eigentlich ist. Prinzipiell ist sie ein sympathisches Mädchen mit großen Träumen und einem starken Willen, aber sie neigt auch zu unverhältnismäßiger Eifersucht und macht es sich und Paul oft unnötig schwer. Paul dagegen ist als Junge und junger Mann eindeutig der Sympathieträger mit seiner fürsorglichen und liebevollen Art. Im Laufe der Zeit entwickelt er aber immer mehr negative Eigenschaften: Verbittert und abweisend kümmert er sich nicht um seine Familie, begeht Fehler um Fehler und kann sich nicht mehr wirklich aus diesem Sumpf herausziehen. Dafür gibt es andere Figuren, die man sehr ins Herz schließt: Agathe etwa, die die Kinder noch vor der Adoption für einige Zeit bei sich aufnimmt und so etwas wie die Ersatz-Oma ist, oder auch Sarahs Wohngemeinschaft in Berlin, die aus lauter skurrilen, tollen Persönlichkeiten besteht.

Die ersten 100 Seiten sind mitreißend, berührend und vergehen, logisch bei einem Roman, der um die Kriegszeit herum spielt, nicht ohne Schicksalsschläge. Nachdem die Kinder jedoch adoptiert worden sind, passiert lange Zeit erst einmal nichts mehr. Die jungen Liebenden fügen sich in den Alltagstrott und stehlen sich ab und zu gemeinsame Stunden, aber die Gefühle kommen gar nicht wirklich an - Szenen wie der erste Kuss werden viel zu schnell abgehandelt, um etwas in einem zu wecken. Natürlich sind die beiden in einer schwierigen Situation gefangen, die einen selbst ebenfalls zum Nachdenken anregt, aber diese hätte auch deutlich gekürzt werden können. Hunderte Seiten erfährt man, wie sie ihr Leben getrennt voneinander verbringen, was irgendwann nur noch ermüdend ist. Das ist schade, wenn man bedenkt, wie atmosphärisch die Autorin sowohl von den Schrecken des Krieges als auch vom Mauerbau bzw. der DDR erzählt. Bis zum Ende konnte ich mich nicht mehr wirklich in die Geschichte einfinden, und zudem ist der Schluss auch noch äußerst melodramatisch geraten. Auf weniger Seiten hätte das Ganze eventuell besser funktioniert.

FAZIT:
Bücher, die im und um den 2. Weltkrieg spielen, gibt es einige, aber man findet unter ihnen auch oft besondere Perlen. Anfangs hatte ich dieses Gefühl auch bei "Wie der Wind und das Meer", weil Lilli Beck gefühlvoll und gut recherchiert diese Zeiten der Schrecken und Entbehrungen, der Sehnsucht und Hoffnung beschreibt. Die verbotene Liebesgeschichte konnte mich aber nur wenig fesseln und insgesamt hatte das Ganze einfach zu viele Längen. Sehr knappe 3 Punkte.

Veröffentlicht am 23.05.2017

Über die erste Hälfte leider wenig Neues

Tote Helden
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Er watete in die Fluten, wollte sich ein letztes Mal umwenden - als ihn ein Stein am Kopf traf. Er war faustgroß und kantig und mit aller Kraft geworfen, und er erwischte ihn an der rechten Schläfe.
Ikéron ...

Er watete in die Fluten, wollte sich ein letztes Mal umwenden - als ihn ein Stein am Kopf traf. Er war faustgroß und kantig und mit aller Kraft geworfen, und er erwischte ihn an der rechten Schläfe.
Ikéron kam es vor, als wollte sein Schädel zerspringen. Sein Bewusstsein flackerte wie eine Kerze im Wind, während er niederging und bäuchlings ins Wasser klatschte.
Und während die Strömung ihn erfasste und davontrug, verlosch es ganz, und es wurde dunkel.
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INHALT:
Vor 37 Jahren haben die Legenden von Astray das tyrannische Kaiserreich zerschlagen, dabei jedoch einen tiefen Riss zwischen den dem Osten und dem Westen des Landes hinterlassen, den sogenannten Abyss. Doch der Spalt zieht sich nicht nur durch das Land, sondern auch durch die Völker: Sie alle ringen um die Herrschaft, Kriege sind nicht mehr fern und die Ereignisse vor fast vier Jahrzehnten wurden so gut wie vergessen. Doch der Sänger Rayan, der durch seine Lieder Visionen erhält, ahnt, dass dies nicht mehr lange so bleiben wird. Denn im Abyss lauert eine unbekannte Bedrohung, und die Legenden sind wahrscheinlich die einzige Rettung der Menschheit.

MEINE MEINUNG:
Der Auftakt zu Michael Peinkofers neuer Reihe um "Die Legenden von Astray" ist klassische High Fantasy: Es gibt ein großes durch Neid, Missgunst und Machtgier gespaltenes Reich, eine bedeutende Vergangenheit und eine Handvoll Figuren, die im Laufe der Handlung zusammenfinden, um ein unbekanntes Unheil abzuwenden. "Tote Helden" wirkt wie eine lange Einführung in die Zusammenhänge und konzentriert sich insbesondere auf die Figurengestaltung und das Worldbuilding, ohne dabei jedoch die wichtigsten Fragen - etwa nach den genauen Geschehnissen vor 37 Jahren - zu beantworten. Der Schreibstil ist bildlich, teilweise auch zu detailreich, aber nichtsdestotrotz lebendig. Leider stören so einige Rechtschreibfehler und Sprachwunder wie "würde sie eine andere geworden sein" immer wieder den Lesefluss.

Wie oft zu Beginn einer solch komplexen Reihe ist es auch hier anfangs schwierig, die vielen Hauptfiguren auseinander zu halten - was zum Teil aber auch daran liegt, dass sich die Erzählstimmen stark ähneln. Außer der Prinzessin Nyasha und ganz selten der Diebin Bray oder der Bordellbesitzerin Jenaya kommen nur Männer zu Wort, die alle sehr egoistisch handeln und größtenteils an sich selbst denken. Der Zwerg Lorymar, der ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit herumträgt, besitzt noch am meisten Witz, Sympathien sammelt er allerdings kaum. Sänger Rayan ist leider sehr langweilig und kann in seinen Kapiteln so gut wie gar nicht fesseln, trotz seiner für ihn bedrohlichen Gabe. Bray und Nyasha erscheinen einem in ihren wenigen Kapiteln deutlich stärker als jeder der Männer, aber die beiden unterschiedlichen Frauen erhalten deutlich zu wenig Rampenlicht. Hier hätten die Perspektiven deutlich stärker ausgebaut werden müssen.

Über die erste Hälfte des Romans fühlte ich mich fast permanent an andere Fantasy-Reihen erinnert. Besonders Vergleiche mit "The Witcher" und "Das Lied von Feuer und Eis" drängen sich des Öfteren auf: In beiden kommt ebenfalls ein kleinwüchsiger Mensch vor, der eine mehr oder minder zentrale Rolle spielt, es lauern Gefahren, bisweilen auch Monster, in den Wäldern, und sowohl bei Martin als auch bei Peinkofer gibt es einen im Hintergrund die Fäden ziehenden Eunuchen. Zum Glück lassen diese starken Ähnlichkeiten irgendwann nach und Astray beginnt ein Eigenleben zu entwickeln. Insbesondere der Aufbau von Skaradag, der Stadt des Salzes und der Diebe, weiß zu faszinieren. Was mir jedoch arg fehlte, war ganz einfach der Witz. Während im Klappentext noch ein wenig Humor angedeutet wurde, war davon im Roman selbst wenig zu finden. So fehlte mir irgendwo die Leichtigkeit zwischen all den schwerwiegenden und oft brutalen Ereignissen.

Auch weist das Buch so einige Längen auf, weil es viele hunderte Seiten dauert, bis die Protagonisten überhaupt in der gleichen Stadt ankommen. Bis dahin erfährt man von einigen Intrigen, von den Verhältnissen in den unterschiedlichen Reichen und von den Reisen, die die einzelnen Figuren unternehmen - aber wirklich in die Tiefe wird nicht gegangen, und viele Ereignisse, die die Geschichte weiterführen, basieren auf Zufällen. Es wird weder aufgelöst, was genau vor fast vier Jahrzehnten geschehen ist, noch was nun eigentlich im Abyss lauert. Nur bruchstückhaft gibt es ein paar Informationen, die Zusammenhänge muss man sich bis dahin erst einmal selbst zusammen reimen. Erst zum Ende hin, als die einzelnen Stränge endlich zusammen laufen, wird es richtig spannend und actionreich, sodass man sich kaum losreißen kann. Nur endet genau das in einem sehr offenen Ende. Natürlich sollen in einem Auftaktband nicht alle Fragen beantwortet werden, aber ein wenig Klarheit wäre dennoch schön gewesen. Da es für Band 2 noch keinen Erscheinungstermin gibt, heißt es nun also: Warten.

FAZIT:
Wie man es von klassischer Fantasy gewohnt ist, ist "Tote Helden" als Auftakt einer Saga so etwas wie eine lange Einführung. Verschiedene Handlungsstränge werden einzeln erzählt und verbinden sich schließlich. Dies dauert hier allerdings sehr lang, und leider bietet die erste Hälfte auch nicht viel Neues. Mit dem spannenden, mutigen, wenn auch sehr offenen Schluss, hat Michael Peinkofer jedoch die perfekte Ausgangslage für den Nachfolger geschaffen. 3 Punkte.