Unbedingt lesenswert
Benedict Wells zeigt uns in diesem Buch, wie der Weg zu einer guten Geschichte aussehen kann. Im ersten Teil seines gut strukturierten Buches stellt er sich uns vor. Er blickt zurück, holt Erinnerungen ...
Benedict Wells zeigt uns in diesem Buch, wie der Weg zu einer guten Geschichte aussehen kann. Im ersten Teil seines gut strukturierten Buches stellt er sich uns vor. Er blickt zurück, holt Erinnerungen an seine Kindheit hervor. Wie sehr ihn die Krankheit seiner Mutter und die lockere Weltanschauung seines Vaters prägte. Darüber, wie schuldig er sich mit sechs Jahren fühlte, als sich die Eltern trennten. Zuerst lebte er bei seiner Mutter, die in ihre Schweizer Heimat zurückging, dann bei seinem Onkel. Die erste Phase der Stabilität erlebte er in dem staatlich – katholischen Grundschulheim in Bayern. Hier waren alle gleich versehrt, hatten alle ihre Bilder im Kopf.
Als er mit dem Schreiben anfing, achtete er nicht auf die Ratschläge von Freunden und Familie, zuerst einmal etwas Solides zu machen. Er pfiff auf den Grundstock, zog nach Ostberlin, wo Wohnraum sanierungsbedürftig, aber günstig war, suchte sich mehrere Jobs und fand seinen Schreibrhythmus. In den ersten Jahren suchte er seine Stimme für die verschütteten Gefühle, nach der Liebe und Wärme, die es zu Hause auch geben konnte. Nach mehreren Kritiken von seinem ehemaligen Deutschlehrer und Freunden, verschwand der Glaube an sein Schreibtalent, die immer gleichen Fehler schlichen sich ein.
Im zweiten Teil zeigt der Autor, wie ein Roman entsteht. Er spricht über den Funken, aus dem die Idee geboren werden kann. Das Davor, die Planung, Charaktere, Dialoge, Szenen, Kulisse und Ausschmückungen. Vom ersten Aufschreiben, alles in die Tasten zu hauen, was kommt, ohne zu kritisieren. Und das Überarbeiten, Kürzen und Straffen.
Wie findet man die richtige Sprache, die eines Teenagers, eines Akademikers oder einer zerrissenen fünfzigjährigen, wie die richtigen Wörter. Auch er hält das Show don´t tell, das szenische Schreiben, das die Leser in den Roman zieht für wichtig, rät jedoch zum Maßhalten und dazu, das Zeigen nicht an das Tempo zu verschenken.
Fazit: Benedict Wells hat eine schöne Möglichkeit gefunden, die Kunst des Schreibens zu beleuchten und die Methodik, die hinter jeder guten Geschichte steht zu vermitteln. Was dieses Buch so angenehm macht, ist die Persönlichkeit des Autors. Er teilt seine eigenen Erfahrungen und Misserfolge mit den geneigten Lesern. Zeigt, wie wichtig das Vermögen ist durchzuhalten und sich nicht entmutigen zu lassen. Dieses Buch reiht sich in die Liga Stephen King, Sol Stein, George Saunders und Haruki Murakami, die er auch erwähnt. Die alle ähnliches geschrieben haben, begleitet von biografischen Einblicken. Es liest sich wunderbar ermutigend und motivierend, selbst den Stift zur Hand zu nehmen und das weiße Blatt mit Leben, Geschichten, Abenteuern zu füllen. Unbedingt empfehlenswert!