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Veröffentlicht am 14.12.2024

Red Flag Arez

Die Sonnenfeuer-Ballade 2: A Storm to Kill a Kiss
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Sintha hat zuletzt der Monarchin das Leben gerettet, sich damit geoutet und gleichzeitig den Bruder von Arez auf dessen Wunsch hin getötet. Arez glaubt ihr nicht und hält sie für die Mörderin seines Bruders; ...

Sintha hat zuletzt der Monarchin das Leben gerettet, sich damit geoutet und gleichzeitig den Bruder von Arez auf dessen Wunsch hin getötet. Arez glaubt ihr nicht und hält sie für die Mörderin seines Bruders; die Monarchin fordert von ihr, dass Sin sie und Arez in die Hauptstadt begleitet und dort alles tut, um den Frieden zwischen Menschen und verschiedenen Wesen aufrecht zu erhalten. Die Monarchin hat Sin in der Hand, alles zu tun, was sie fordert, egal, was sie fordert, weil sie Sins Schwester als Geisel hält. Als wäre das nicht genug, spielt noch immer die Stimme im Schatten ihre Spielchen, die Rebellen rebellieren und der Sir der Sirs behandelt sie wie den letzten Dreck.

Dieses Buch hat mir einiges abverlangt. Ich wollte es unbedingt lesen, weil mich die Prämisse in Band 1 einfach mitgenommen hat, die Autorin einen schönen Schreibstil hat, ich meistens Sin mag und viele der auftretenden Charaktere. Allerdings hatte ich schon da so meine Probleme mit Arez, was er allerdings hier abzieht, war so übel, so toxisch, so boshaft, dass ich immer wieder ein paar Tage aussetzen musste mit dem Lesen, weil ich sonst vom vielen Aufregen einen Herzinfarkt bekommen hätte. Und ich bin einfach noch zu jung zum Sterben. Stellt euch vor, der Typ, in den ihr verliebt seid und mit dem ihr was hattet, glaubt euch einfach nichts, gibt euch keine Chance, euch zu erklären und hält euch für den Mörder eures Bruders (der nebenbei bemerkt ebenfalls ein Mörder war und sowieso gejagt wurde). Dieser Typ, wäre er halbwegs anständig, sollte euch zumindest so behandeln, wie man Kriegsgefangene behandeln sollte. Aber nein, er macht das nicht. Stattdessen bezeichnet er euch auf einem Ball als Schlampe (lauthals), belästigt euch permanent sexuell und demütigt euch in jeder Situation, die man sich vorstellen kann.

Kann sich irgendeine normale Person vorstellen, dass man noch immer in diesen Typ verliebt bleiben kann? Also ich nicht. Wir haben hier eine so ekelhafte wandelnde red flag, dass ich beim Lesen schon eine megastarke Sonnenbrille aufsetzen musste, um nicht von dem leuchtenden Rot des Kerls verätzt zu werden. Die arme Sin hatte es ganz stark mit dem Stockholm-Syndrom erwischt. Das war wirklich schade, denn sie war eine ansonsten sehr coole Person. Das Buch hätte ganz großes Kino werden können, es war alles vorhanden: Intrigen, Kämpfe, Verrat, Freundschaft, eine interessante Story und immer wieder hübsche Wendungen. Aber in der heutigen Zeit eine so widerlich toxische Männlichkeit als romantisch verkaufen zu wollen, ist einfach nur ein fettes No-go.

Veröffentlicht am 04.12.2024

Red Flag

Kingdom of Lies
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Vor etlichen Generationen drohten die Fae, die Reiche der Menschen zu überrennen und nur ein Deal mit den Göttern bewahrte die Menschen davor, erobert zu werden. Seitdem muss die Magie der Bevölkerung ...

Vor etlichen Generationen drohten die Fae, die Reiche der Menschen zu überrennen und nur ein Deal mit den Göttern bewahrte die Menschen davor, erobert zu werden. Seitdem muss die Magie der Bevölkerung gleich nach der Geburt den Göttern geopfert werden und zum 25. Geburtstag bekommt man einen Teil zurück - aber nur, wenn man seine Magie nicht die ganze Zeit behalten hat. Prisca, die noch Magie besitzt, muss aus ihrem Dorf fliehen und stirbt beinahe in einem Fluss, aus dem sie ein Söldner rettet. Der Anführer der Söldner, Lorian, möchte sie zuerst zum Sterben zurücklassen. Als er allerdings erkennt, dass sie Zeitmagie besitzt, nimmt er sie mit und trainiert mit ihr. Sie haben beide ein Ziel: an den Hof des Königs zu gelangen. Allerdings weiß Prisca nicht, dass sie belogen wurde - von allen Seiten.

Puh. Das ist keine einfache Rezension. Einesteils habe ich das Buch gern gelesen - es ist flüssig geschrieben und Prisca ist meistens eine recht toughe und schlagfertige Protagonistin. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber hübsch verpackt und spannend aufgezogen. Doch dann ist da Lorian. Mal davon abgesehen, dass das Geheimnis von Lorian wahrscheinlich keinen LeserInnen lange verborgen bleibt, ist der Kerl eine wandelnde Red Flag. Er sieht aus wie Jason Momoa, er behandelt Prisca die meiste Zeit wie Dreck, er bedroht sie wirklich in einer Tour und selbst wenn wir aus seiner Sicht erfahren, was er denkt, ist er ein Incel, wie er im Buche steht. Prisca ist für ihn lediglich das Objekt der Begierde - allerdings der Machtgier. Keiner kann mir erzählen, dass es etwas mit Lust und Liebe zu tun hat, wenn einer denkt, er müsse eine Frau am Hals packen und würgen und ihr dabei seinen Kolben reinschieben. Auch sieht er die Frau als seinen Besitz an, inklusive Anknurren anderer Männer. Er beschließt, sie mitzunehmen, ob sie will oder nicht - genauso denkt er das. Und hier sind auch stets die Momente, an denen Prisca meinen Respekt verlor. Sie fühlt sich zum Beispiel an einer Stelle in Todesgefahr durch ihn (er ist mal wieder unkontrolliert wütend, das hat er öfter = RED FLAG, MAYDAY, RED FLAG!) und im nächsten Moment lässt sie sich von ihm küssen und ... durchnudeln. Okay, hat vielleicht jeder seinen Kink und Prisca steht vielleicht auf Lebensgefahr, das macht diesen Lorian trotzdem nicht besser. Ich fand jedenfalls das Benehmen dieses ach-so-heldenhaften Heldens extrem abstoßend und auch in einem Fantasybuch der heutigen Zeit nicht angemessen, da wirklich nicht einmal dieses ganze Verhalten reflektiert wurde. Schade.

Veröffentlicht am 10.10.2024

Sündenspiegel

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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Die junge Zoe lebt verarmt mit ihrer kranken und dementen Mutter in einem bruchfälligen Haus. Um sie beide über Wasser zu halten, ist sie gezwungen zu stehlen und sich zu prostituieren. Als eines Tages ...

Die junge Zoe lebt verarmt mit ihrer kranken und dementen Mutter in einem bruchfälligen Haus. Um sie beide über Wasser zu halten, ist sie gezwungen zu stehlen und sich zu prostituieren. Als eines Tages ein Freier versucht, sie umzubringen, wehrt sie sich und tötet stattdessen ihn. Da ihr das als Mord ausgelegt wird, köpft man Zoe - und damit landet ihre Seele in Xanthia, der Vorhölle, dort, wo alle SünderInnen landen. Der Herr über diese Vorhölle, Graf Alejei, macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Wenn sie ihm drei Relikte stiehlt, schickt er sie zurück in die Menschenwelt. Doch nicht nur das Stehlen der Relikte in Xanthia ist gefährlich, auch seine Bewohner sind es. Und welches Spiel treibt Alexei mit ihr?

Ich fand den Beginn des Buches richtig stark, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um Romantasy handelt. Aber Zoe wurde erstmal als eine toughe junge Frau eingeführt, die alles tut, um zu überleben und ihre kranke Mutter zu versorgen. Leider ging die Stärke Zoes in dem Moment krachen, als sie in der Vorhölle auf Alexei trifft. Beinahe instant verwandelt sie sich in ein typisch hilfloses Dummchen, das dem Grafen hinterherhechelt. Auch ist das gesamte Konzept der Vorhölle äußerst wirr und unlogisch aufgebaut, was sich immer dann, wenn Zoe dabei war, ein Relikt zu stehlen, offenbarte. Wie holte Alexei sie aus diesen Situationen? Warum fragt Zoe nicht genau nach, in was sie da verwickelt wird? Viele Dinge werden einfach nicht erklärt. Anfangs gefiel mir auch der Schreibstil ganz gut, bis ich entweder empfindlicher oder er überladender wurde. Sätze wie "Mit jedem Schritt, den ich machte, strömte er (ein bestimmter Duft) tiefer in meine Lungen, wallte in meiner Brust auf wie die stürmische See, mein Herz ein herrenloses Boot, das darauf trieb" waren eher die Regel als die Ausnahme.

Was mich ebenfalls gestört hat: Zoe, die sich selbst verteidigt und um ihr Leben gekämpft hat, wird hier als Mörderin hingestellt und als Sünderin und das in keiner Form reflektiert wird. Mir ist klar, dass die zu der Zeit bzw. in dieser Welt so denken, aber dass das auch für die LeserInnen als allgemeine Wahrheit vermittelt wird, finde ich schrecklich. Ebenso, dass sie sich immer für Sachen entschuldigt hat, die nicht ihre Schuld oder in ihrem Ermessen lagen. Von daher werde ich diese Trilogie nicht weiterverfolgen oder empfehlen.

Veröffentlicht am 23.09.2024

Lückenfüller

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ...

Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ordentlich den Bach runter, aber so langweilig wie dieses war bisher noch keines. Dabei fing es eigentlich ganz gut an: Kluftinger, als Interimspolizeichef ist verantwortlich für eine Übung am Berg. Doch statt der Fake-Toten gibt es plötzlich einen echten - auch noch einen echten Polizisten und Personenschützer. Also müssen sich Klufti, Richi und Co auf die Suche nach dem Täter machen. Und weil der eigentlich von seinem ersten Auftauchen schon feststand, musste der Krimi mit richtigem Schmarr'n gewürzt werden.

Denn Kluftinger soll jetzt Politiker werden. Damit er sich wieder während des Wahlkampfs und beim Bedienen der ach-so-modernen (gähn) Social Media so richtig subintelligent anstellen kann. Apropos kann: Kann darüber eigentlich wirklich noch jemand lachen? Wenn sich Klufti in sämtlichen technischen Belangen anstellt wie ein Neandertaler? Es fiel schon schwer, in den letzten Büchern überhaupt ein müdes Schmunzeln rauszupressen, aber hier wollten sich die Mundwinkel nicht einmal mehr nach oben bewegen. Und ich selbst nicht zum Lachen in den Keller. Hier wurden so viele Worte verschwendet für Klufti fährt mit Richi durch die Gegend und Klufti streitet sich ewig mit Langhammer und Klufti sucht Pilze oder drückt sich davor, Pilze zu putzen (aber nicht, sie zu essen), dass der eigentliche Fall auf der Strecke blieb. Was in dem Fall allerdings nicht mal einen Verlust bedeutete, da er so konstruiert wurde, dass nicht mal mehr Richi ihn irgendwie schönreden konnte. Was mich zum Fazit bringt: Klufti sollte nicht in die Politik, sondern wirklich langsam in Rente gehen. Fünfhundert Lückenfüllerseiten sind einfach zu viel für ein bisschen Allgäukolorit.

Veröffentlicht am 26.07.2024

1984 auf Wish bestellt

Das Lied des Propheten
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Das Buch hätte Potenzial, es hätte gut sein können, es hatte eine solide Grundidee, eine, die nicht neu ist, nein, aber doch eine, die man mit Geschick und Willen hätte ausarbeiten können. Das Potenzial ...

Das Buch hätte Potenzial, es hätte gut sein können, es hatte eine solide Grundidee, eine, die nicht neu ist, nein, aber doch eine, die man mit Geschick und Willen hätte ausarbeiten können. Das Potenzial wurde in den Himmel geschossen, wurde in die Tonne gekloppt, wurde lieblos zugunsten eines Schreibstils vernichtet, der innovativ sein soll, der auf Absätze, auf Überleitungen, auf Dialoge in dem Sinne verzichtet, dass keine Anführungsstriche gesetzt werden, denn das ist innovativ, das hat die Booker Price Jury überzeugt. Und ich denke mir, nein, wisst ihr was, ich frage mich, wer hat dieses Buch wirklich gelesen, so von Anfang bis Ende. Wirklich irgendjemand. Gab es jemanden, der das nicht völlig verhunzt und anstrengend fand, der sich über die komischen Formulierungen geärgert hat, jemanden, der einfach wirklich mal gesagt hat, hey, was ist das, was soll das, warum muss man eine Fast-Dystopie so gegen die Wand fahren. Das ist ein Buch, bei dem ich das Gefühl habe, dass alle nur den nackten Kaiser sehen, aber rufen, oh, seht die schönen Kleider und wenn jetzt irgendwer denkt, was ist das für eine komische Rezension, wer schreibt denn so anstrengende Rezensionen, der möge dieses Buch lesen und sich dasselbe fragen oder die Finger davon lassen, denn genauso ist das gesamte Buch geschrieben.