Dieser Fall geht unter die Haut
Sandra Adametz, die vor rund 14 Jahren ihrer Familie den Rücken gekehrt hat, kommt kurz nach Buchau, um am Begräbnis ihrer Großmutter teilzunehmen. Doch bevor sie wieder nach Brüssel, ihrem Wohnort, zurück ...
Sandra Adametz, die vor rund 14 Jahren ihrer Familie den Rücken gekehrt hat, kommt kurz nach Buchau, um am Begräbnis ihrer Großmutter teilzunehmen. Doch bevor sie wieder nach Brüssel, ihrem Wohnort, zurück reisen kann, verschwindet ihr Großvater spurlos. Wolfgang „Lupo“ Schatz wird engagiert, um den alten Siegfried Adametz zu finden. Gemeinsam mit Gemeindesekretärin Dorothea „Dorli“ Wiltzing begibt er sich auf Spurensuche. Bald wird der Großvater tot in der Jauchegrube gefunden. Wer könnte ein Motiv haben, den als bösartig bekannten Altbauern, um die Ecke zu bringen? Sohn Adam oder dessen Gemahlin Erika? Oder die Tochter Kathi mit ihren unerzogenen Kindern oder doch der jüngste Sohn Lukas mit seiner geldgierigen Freundin? Oder der alkoholkranke Werner?
Alle, so stellen Dorli und Lupo fest, hätten ein Motiv und kaum einer ein Alibi. Als das Testament des Ermordeten verlesen wird, sind alle überrascht: Sandra ist Haupterbin und für die anderen gibt es, neben ziemlich harschen Worten, nur wenig zu erben.
Im Zuge der Recherchen entdecken Lupo und Dorli, dass auch die Großmutter keines natürlichen Todes gestorben ist und so ganz nebenbei, das Skelett eines Säuglings im Keller des Gasthofes Adametz.
Damit kommt ein entsetzliches Familiengeheimnis ans Tageslicht, das Jahrzehnte zurück liegt und auch dem österreichischen Jugendamt ein äußerst schlechtes Zeugnis ausstellt.
Doch wie hängt das mit den ermordeten Großeltern Adametz zusammen?
Meine Meinung:
Dieser vierte Krimi mit dem sympathischen Ermittlerpaar, das eigentlich unmittelbar vor seiner Hochzeit steht, ist nicht mehr so locker wie die vorhergehenden Fälle. Zwar blitz immer wieder der Humor durch, doch geht es im Wesentlichen um das Versagen der Jugendwohlfahrt bis spät in die 1970er Jahre: Die Behörde hat nämlcih Kinder von ihren Müttern getrennt und zu Pflegeeltern gebracht, einzig allein deshalb, weil es sich vielfach um ledige Mütter gehandelt hat. Nachdem die Pflegefamilien für die Aufnahme dieser Kinder recht großzügig entlohnt wurden, hat sich hier eine regelrechte Industrie entwickelt. Der Staat war zufrieden, weil Kinderheime entlastet wurden und die Pflegefamilien weil zusätzliches Geld und Arbeitskräfte ins Haus kamen. Die einzigen, die nichts davon hatten, waren die Mütter und vor allem die Kinder, die zum großen Teil schwere Arbeit auf Bauernhöfen verrichten mussten. Viele Kinder wurden misshandelt und missbraucht. Vielen Kindern hat niemand geglaubt und geholfen. Erst in den letzten Jahren wird dieser Skandal aufgearbeitet.
Mit diesem Thema hat die Autorin die Cosy-Krimi-Schublade endgültig verlassen. Natürlich treffen wir wieder auf den Bürgermeister Kofler und seine dümmliche Barbara Schöne, die zu allem Überfluss schwanger ist. Auch Lore, Dorlis Schwägerin hat, neben den Devils wieder ihren Auftritt.
Der Schreibstil ist nicht mehr ganz so leicht und locker, was aber dem Thema geschuldet ist. In Rückblenden werden die Schicksale mehrerer Kinder erzählt, die von den unhaltbaren Zuständen berichten. Frauen wie Männer haben sich hier schuldig gemacht. So ist es dem Mörder nicht einmal zu verdenken, Rache geübt zu haben.
Zu guter Letzt haben nicht nur Lupo und Dorli „Sauglück“ und können endlich ihre Hochzeit feiern, sondern auch Sandra Adametz findet einen Platz in der Familie.
Fazit:
Ein Fall, der unter die Haut geht. Gerne gebe ich hier 5 wohlverdiente Sterne.