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Veröffentlicht am 05.11.2017

Eine wunderbare Geschichte, nach diesem Buch kann man süchtig werden!

Fünf am Meer
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"Ein Fotoapparat kann nur einfangen, was sich ihm zeigt, doch ein Maler kann sichtbar machen, was nicht zu sehen ist." Zitat Seite 457

Dieses Buch war ein ganz besonderes Lesevergnügen, der Schreibstil ...

"Ein Fotoapparat kann nur einfangen, was sich ihm zeigt, doch ein Maler kann sichtbar machen, was nicht zu sehen ist." Zitat Seite 457

Dieses Buch war ein ganz besonderes Lesevergnügen, der Schreibstil ist einfach wunderbar, die Charaktere ebenfalls und die Handlung zwar vorhersehbar, aber doch sehr interessant gelöst. Einfach nur schön, ein richtiger Sommer-Urlaubs-Roman zum Sich-Hinein-Versinken.

Ich habe bei diesem Roman keine großen Erwartungshaltungen gehabt und hoffte auf eine unterhaltsame Liebesgeschichte für meinen Urlaub. Doch dann hat mich die Geschichte gefangen genommen und ich war mittendrin in den Hamptons, in der Wohngemeinschaft, sah die Probleme und erlebte die liebenswürdigen alten Herrschaften und die tolle Protagonistin Linn.

Linn muss gerade den Schock ihres Lebens verarbeiten, aber eine Erbschaft stellt ihr Leben erst recht auf den Kopf. Die Villa ihrer Erbtante ist eine völlige Überraschung und bringt neben einigen Problemen auch schöne Erlebnisse und unerwartete Geheimnisse mit sich, die Linns Leben in ungeahnter Weise verändern.
Ein Erbenermittler bringt sie zu ihrer Strandvilla in die Hamptons, dafür wird seine horrende Provision fällig. Geld, das Linn nicht hat und so wird der Verkauf des Hauses notwendig. Wohin sollen die Senioren nun ziehen? Kann Linn ihnen helfen und wird sie dieses tolle Haus halten können? Gemeinsam mit den Bewohnern bangt und hofft man, taucht ein in ihre Vergangenheit und erlebt, wie sie ihre Heimat um jeden Preis erhalten möchten und auch eigene Ideen entwickeln, kurz, sie erwachen zu neuem Leben. Auch Linn sucht nach den wichtigen Dingen im Leben und erkennt die neue Verbundenheit zu dieser WG.

Es sind die lebensnah geschilderten Charaktere, die mir besonders gut gefallen und die Bewohner Linn ans Herz wachsen.

Der Schreibstil ist unglaublich einnehmend, man staunt über so manche Phrasen und Sätze und geniesst sie erneut lesend. Hier ist viel Gefühl eingearbeitet, es geht um Freundschaft, Liebe und Vertrauen. Emma Sternberg hat mich mit dieser Geschichte völlig für sich eingenommen.

Nach diesem Buch kann man süchtig werden. Der Schreibstil macht süchtig, die Geschichte unterhält wunderbar und ist gefühlvoll und die Landschaft und Gegend der Hamptons hat man bildhaft vor Augen. Ein wunderschöner Urlaubsroman!


Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein extremer, aussergewöhnlicher Thriller, der mich mit Dauergänsehaut belegt hat!

Der Näher
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Fallanalytiker Martin Abel wurde nach den letzten lebensgefährlichen Fällen von seinem Chef in eine etwas passivere Rolle gedrängt, er bildet junge Polizisten aus. Das ist jedoch nicht sein Ding und schliesslich ...

Fallanalytiker Martin Abel wurde nach den letzten lebensgefährlichen Fällen von seinem Chef in eine etwas passivere Rolle gedrängt, er bildet junge Polizisten aus. Das ist jedoch nicht sein Ding und schliesslich schickt ihn der Chef ins ruhige Gummersbach. Dort liegen zwei Vermisstenfälle vor. Die Suche nach den Hintergründen der schwangeren Frauen wird jedoch alles andere als reine Routine und harmlose Aufklärung. Abel gerät erneut in eine brisante Geschichte, die seinesgleichen sucht.


Dieses Buch ist mein erstes von Rainer Löffler und so lerne ich Martin Abel kennen, der sich in die Psyche von Menschen hineindenken kann wie kein anderer. Ich hatte keine Probleme, mich in die Geschichte ohne Vorkenntnisse hineinzudenken.

Abel wird zur Unterstützung nach Gummersbach geholt und aus seiner Perspektive erfahre ich die Fakten im Fall der vermissten Frauen. Aber es gibt noch weitere Perspektiven, die mir das Blut gefrieren liessen, nämlich die der Opfer und des Täters.
Rainer Löffler schreibt in einem sehr lebendigen und temporeichen Schreibstil, der sich hervorragend lesen lässt. Man hat nicht nur die Szenerie bildhaft vor Augen, sondern auch die schrecklichen Situationen der Opfer und die bizarre Welt des Täters. Gruseliger und fesselnder geht es kaum. Der Plot wirkt nicht sehr konstruiert, wobei der realistische Hintergrund schon sehr außergewöhnlich und bizarr ist. Dieser Thriller ist nichts für Zartbesaitete, aber es ist durchaus auszuhalten. Hier behauptet sich ein deutscher Autor mal gekonnt gegen seine amerikanischen Kollegen, bei denen die Dramatik und die Brutalität ja auch recht hoch angelegt ist.

Der Hauptprotagonist Martin Abel ist ein interessanter Charakter, mir hat sehr imponiert, wie tief er in den Fall gedanklich eintaucht und dabei private Dinge ausblenden kann. Aber auch seine Kollegin Doris Stange finde ich super, sie ist tough, körperlich unerwartet einsatzfähig und riskiert schon mal eine kesse Lippe, die mich mehrfach erheitert hat. Solche Ermittler braucht ein Thriller, wenn er komplett begeistern soll.

In diesem Buch gibt es viele Passagen, die sich in den Gedanken des Täters und auch des Fallanalytikers Abel abspielen. Dadurch tastet man sich langsam an die schwierige Hintergrundgeschichte des Täters heran und entdeckt gemeinsam mit Abel die gruseligsten Einzelheiten aus dem Täterleben. Eine fast unvorstellbare medizinische Sonderbarkeit liefert den Grund für die psychopathische Art des Täters. Dieser Thriller ist fesselnd, grausam und er erfordert starke Nerven, denn hier geht es in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche und der medizinischen Abstrusitäten.


Ein außergewöhnlicher Thriller mit einem etwas abstrusen Hintergrund, den ich nur harten Thrillerlesern empfehlen möchte. Aus diesem Holz müssen Thriller geschnitzt sein, um volle 5 Sterne zu verdienen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Herrlicher Humor, treffend, bissig und böse geht es hier zu! Ein echtes Leseerlebnis!

Kieler Sprotte
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"Zebrastreifen sind ja im Grunde beinahe ausgestorben, auf bundesdeutschen Strassen jedenfalls, die Zebras haben ihre vermutlich noch." Zitat S. 8

Bei diesem Buch habe ich Tränen gelacht, wie hier alles ...

"Zebrastreifen sind ja im Grunde beinahe ausgestorben, auf bundesdeutschen Strassen jedenfalls, die Zebras haben ihre vermutlich noch." Zitat S. 8

Bei diesem Buch habe ich Tränen gelacht, wie hier alles mögliche durch den Kakao gezogen wird, ist zwar bissig, aber wirklich lustig.

Das Besondere an diesem Buch: Der Leser wird direkt angesprochen und man hat das Gefühl, die Autorin steht neben einem und plaudert vor sich hin. Wie eine alte Bekannte, die mit mir klönt. Das ist herrlich!

Inhaltlich möchte ich nicht zuviel verraten. Im Großen und Ganzen zeigt die Autorin hier zwar klischeehaftes, aber auch typisches Genderverhalten auf. Sozusagen Männerverhalten versus Frauenverhalten. Dabei wird der Kern der Wahrheit wunderbar getroffen und das Rollenverhalten wird sarkastisch und lebensecht auf die Schippe genommen. Frauen lieben ihr sauberes, trautes Heim, Männer lassen sich gern bedienen und für sie ist ihr Auto das Größte.

Bei dieser Lektüre habe ich mich köstlich amüsiert und es gibt einige Formulierungen, die ich genussvoll zweimal gelesen habe.

"Der eigentliche Vorteil eines Geliebten gegenüber einem Ehemann ist, dass er nicht bei dir wohnt. Ehemänner müssen bekocht, bewaschen und bebügelt werden, bei den Geliebten bekommt man den Mann fertig geputzt frei Haus." Zitat Seite 129

Es geht hier nicht nur der Institution Ehe an den Kragen, auch die Straßenplanung, das Beamtentum und die Kieler Woche wird gehörig auseinandergenommen. Ortskundige werden hier sicherlich ganz besonders viel Spaß haben.

Zu den wundervollen Charakteren zählen die Bridge spielende Frau Wegener, die zunächst ihren Mann verlässt und dannleider verstirbt. Herr Wegener, der in Ermangelung seiner Frau eine neue Putzhilfe sucht und eine neue Frau findet, nämlich Frau Martha. Frau Martha, die sich eigentlich mehr in das Häuschen von Herrn Wegener verliebt als in ihn. Ein schwules Pärchen, das seine Beziehung völlig klischeemäßig lebt und sich ebenso kleidet.
Die Krimihandlung ist nicht vordergründig angelegt, aber sehr interessant zu verfolgen.

Wer einen echten Krimi sucht, sollte hiervon die Finger lassen. Wer aber gerne lacht und satirische Lektüre mag, liegt mit diesem Buch genau richtig.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Tragische Schicksale berühren, spannende Ermittlung begeistert

Sauglück
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Obwohl der vierte Band mein erstes Werk dieser Reihe von Veronika A. Grager ist, bin ich gut in die Handlung hineingekommen und habe die Protagonisten schnell kennengelernt.

Dieser Krimi hat es wahrlich ...

Obwohl der vierte Band mein erstes Werk dieser Reihe von Veronika A. Grager ist, bin ich gut in die Handlung hineingekommen und habe die Protagonisten schnell kennengelernt.

Dieser Krimi hat es wahrlich in sich. Erst endet Opa Adametz in der Güllegrube und sein Testament bringt Unfrieden in die Familie und dann findet man auch noch eine Babyleiche. Dadurch kommen richtig tragische Schicksale ans Licht, deren Hintergrund in der Nachkriegszeit zu finden ist. Pflegschaften bringen gutes Geld für die Betreuer und eigentlich sollte dieses Geld für die Ausbildung der Pflegekinder eingesetzt werden. Was in Wahrheit mit diesen Kindern geschehen ist, davon bekommt man bei den gezeigten Beispielen das kalte Grausen. Sie wurden als billige Arbeitskräfte auf den Bauernhöfen eingesetzt und ausgenutzt und teilweise sogar misshandelt.

Veronika Grager füllt hier ihren Plot mit tragischen Schicksalen, die sich an der Realität orientieren. Ihr Nachwort dazu erklärt die traurige Missbrauchswahrheit am Beispiel Österreichs näher.

Ihre Krimihandlung basiert auf grausamen Kinderschicksalen, absolut verständlich, dass die Betroffenen unter Traumata leiden. Die Autorin zeichnet ihre Charaktere sehr eindeutig, besonders die schlechten und tragischen Charakteristika stellt sie deutlich hervor. Die Bauernfamilie scheint ziemlich verrückt zu sein, jeder ist missgünstig und hasserfüllt, nur die Enkelin Sandra scheint aus einem anderen Holz geschnitzt zu sein.

Dorli und Lupo finden die bitteren Geheimnissen der Vergangenheit heraus und klären damit letztendlich auch die Mordfälle auf. Dabei gibt es einige Verwicklungen, die man als Leser nicht vorhersehen kann. Ihr Privatleben kommt ebenfalls zur Sprache, doch das wird von den eifrigen Ermittlern eher dem Fall untergeordnet. Auch Sandras Geschichte spielt eine entscheidende Rolle im Buch, sie hatte ebenfalls eine schwere Jugend, die sich als Gegenpart zur Tragik der Pflegekinder zeigt.

Mich hat dieser Krimi mit den gezeigten Kinderschicksalen sehr bewegt und betroffen gemacht. Wie dieses Verhalten Rache heraufbeschwört, kann man gut nachvollziehen.

Bei diesem Krimi wird geschichtliches Hintergrundwissen geschickt mit einer spannenden Krimihandlung verknüpft. Von der Autorin möchte ich noch mehr lesen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein richtig schöner sommerlicher Wohlfühlroman mit Migrationshintergrund und Provence-Flair!

Mirabellensommer
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"Daneben alles, was Babette zubereitet hatte: Chilipasten, rot, grün und gelb. Pesto und Harissa. Verschiedene Chutneys, die sie aus immer wieder neu kombinierten Obstresten zubereite - sie mixte Birne ...

"Daneben alles, was Babette zubereitet hatte: Chilipasten, rot, grün und gelb. Pesto und Harissa. Verschiedene Chutneys, die sie aus immer wieder neu kombinierten Obstresten zubereite - sie mixte Birne mit Papaya, Brombeere mit Pflaume, Ananas mit Mirabellen oder Nektarinen mit Zitronen." Zitat S. 145

Schon dieses Zitat zeigt den sommerlich köstlichen Charakter des Buches, dem man sich nicht entziehen kann. Man wird unweigerlich mitgenommen auf die Domaine mit ihren duftenden Jasmin- und Rosenfeldern.
Doch auch in dieser Idylle ist nicht immer alles gold was glänzt. Auch hier gibt es Unstimmigkeiten, Sorgen und Schicksalsschläge zu verkraften.
Marie Matisek führt mit ihrem bildhaften und wunderbaren Schreibstil den Leser geradewegs in die Gemeinschaft der betreffenden Familien. Wir begleiten Babette in ihre Küche und erleben, wie sie als Pflegekraft arbeitet, aber auch wie sie über ihre langjährige Ehe und ihr Leben mit Aristide nachdenkt. Ständig dreht sich alles nur um den Obst- und Gemüseladen, der den Babajous ihre Existenz gesichert hat, aber auch viele Arbeitsstunden abverlangt. Die vier Kinder haben ihr Elternhaus bis auf zwei verlassen und Babette würde gern mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen. Der Laden macht ihr da aber einen Strich durch die Rechnung. Auch als andere Ereignisse und Schicksalsschläge sie treffen, lässt sie das nicht trübsinnig werden, sondern sie bildet weiterhin die Säule der Familie und wächst mit ihrem Mann noch näher zusammen. Auch in die anderen Familien erhält man interessante Einblicke, die sie in sympathischem Licht erscheinen lassen.

Für mich ist dies ein absolut sommerlicher Wohlfühlroman, der mit der unvergleichlichen Atmosphäre der Provence punktet und einige interessante Figuren zur Unterhaltung bereithält.
Ein Roman, der aber auch über den entsprechenden Tiefgang verfügt, den ein Buch benötigt, um zu einem 5-Sterne-Buch zu avancieren. Denn es geht um die Selbstfindung, die Ablösung von den Kindern und über tiefe Freundschaften, die dem Leben erst die richtige Würze geben.


Dieser Roman zeigt wie das Leben sein kann, unberechenbar und tragisch, aber auch voller Freundschaften und Liebe. Das Leben ist schön! La vie est belle!