Plot nicht genügend ausgebaut
Bird and Snow von Amy Harmon
Alles beginnt mit einer kleinen Puppe, die Lark unbedingt fliegen lassen will. Die kleine Prinzessin kann die Folgen nicht absehen. Ihre Mutter wird getötet, denn in ihrem ...
Bird and Snow von Amy Harmon
Alles beginnt mit einer kleinen Puppe, die Lark unbedingt fliegen lassen will. Die kleine Prinzessin kann die Folgen nicht absehen. Ihre Mutter wird getötet, denn in ihrem Reich gelten magisch begabte Menschen als verpönt. Mit letzter Kraft webt ihre Mutter einen Zauber, der sie schützen soll. Stumm bleibt Lark zurück. Jahre später wird sie als Pfand in die Hände eines fremden jungen Königs gegeben. Wird sie hier ihre Kraft entfalten können?
Ich habe zuerst Fanarts von diesem Buch gesehen. Fanarts, die mich begeistert und neugierig gemacht haben - noch bevor ich überhaupt wusste, worin es in diesem Buch ging oder mich näher mit den Charakteren beschäftigt hatte. Eines stand für mich fest - wenn die Künstlerin so viele Emotionen in ihre Bilder legt, dann muss ich mir selbst ein Urteil bilden. Deshalb war ich umso glücklicher, „Bird and Snow“ endlich in den Händen zu halten und rein zu schmökern.
Die ersten Seiten gestalteten sich packend und spannend, gleich eines Films, der vor meinen Augen abläuft. Die Geschehnisse rund um den Magiebann und den Tod ihrer Mutter sind als Apetizer sehr gut gewählt und machten mich sehr neugierig. Weiße Püppchen, die fliegen und ein Mädchen, das einfach nur durch die Kraft ihrer Worte über sie gebietet. Es versprach spannend zu werden!
Der Schreibstil des Buches war recht einfach gehalten. Einerseits macht Amy Harmon’s Stil das herein finden in das Buch recht angenehm, andererseits war es mir für das High Fantasy Setting, in dem es spielt beinahe ein wenig zu simpel. Was mir sehr viel Spaß gemacht hat, waren jedoch die blumigen Vergleiche, die in der Geschichte Knospen und sie für mich zum blühen bringen.
Lark und Tiras, der junge König, der ein Geheimnis vor seinem Volk und vor seinem Reich verbirgt, stellten sich mir mit einem kräftigen Händedruck und einer warmen Umarmung vor. Besonders durch Larks Perspektive würde ich schnell warm mit ihr und konnte viele, wenngleich nicht alle ihrer Gedanken nachvollziehen. Lark ist ein mutiges Mädchen, das abwägt, aber manchmal an den falschen Stellen zickig wird. Ein bis zwei mal konnte ich sie im Verlauf des Buches nicht wirklich nachvollziehen ...
Besonders gut hat mir der Bezug zur Wortmagie gefallen. Wir haben zwar im Verlauf recht wenig über die Gabe an sich erfahren, aber die Autorin hat den Worten sehr viel Bedeutung beigemessen. Manchmal, wenn Lark über ihre Magie nachdachte, schlug mein Herz schneller!
Das ist bisher ein Loblied, nicht wahr? Nun, es gab meiner Meinung nach Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte.
Zum einen hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, dass der Plot nicht ordentlich ausgebaut gewesen ist, wie ein Pfad, der manchmal über eine wacklige Hängebrücke führt. Da waren Kämpfe mal eben in ein paar Seiten abgehandelt oder Streits zwischen den beiden Protagonisten wurden auf dem Reißbrett entworfen, anstatt sie organisch entstehen zu lassen, nur um ein bisschen Love Trouble entstehen zu lassen. Das war für mich einfach kein Lesevergnügen.
Der Plot hätte großartig sein können - wenn er genügend ausgebaut worden wäre und die Geschichte nicht in knapp vierhundert Seiten gepresst worden wäre. Da fällt eben die charakterliche Tiefe und so mancher Plotbaustein (den ich sehr gerne gehabt hätte) hinten runter. Das hat mich am meisten gestört. So vieles wurde angeschnitten, aber nicht ausreichend erklärt und hinterfragt. Über die Ausbildungen der Gabe hat man bis zum Schluss nicht so viel erfahren, dabei wäre gerade das so interessant gewesen!
Fazit? Ein gutes Buch, das aber storytechnisch und von der charakterlichen Tiefe her besser hätte sein können. Deshalb vergebe ich knappe vier Sterne.