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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2017

Solider Start für Kat & Josh

The Club – Kiss
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Die Reihe um "The Club" ist mir nicht ganz neu. Vor einer Weile habe ich schon den ersten Teil der Reihe gelesen und mich mit der Welt rund um die Dating-/Sex-Agentur vertraut gemacht. Die anderen Bände ...

Die Reihe um "The Club" ist mir nicht ganz neu. Vor einer Weile habe ich schon den ersten Teil der Reihe gelesen und mich mit der Welt rund um die Dating-/Sex-Agentur vertraut gemacht. Die anderen Bände der Reihe (Teil zwei bis vier) liegen derzeit auf meinem SuB. Natürlich hat mir "The Club – Flirt" geholfen, die Geschehnisse zu verstehen und Sarah und Jonas, die in "Kiss" eine große Rolle spielen, bereits kennen gelernt zu haben. Allerdings ist es meiner Meinung nach nicht wirklich notwendig, die vorherigen Teile zu lesen (ihr nehmt natürlich in Kauf, euch für die Teile 1 bis 4 zu spoilern, falls ihr diese dann doch noch lesen wollt ;)), um die neue Geschichte um Josh und Kat zu verstehen.

Mit dem ersten Teil der Reihe war ich nicht so hundertprozentig zufrieden, weswegen ich natürlich nur umso gespannter war, ob die Autorin sich steigern konnte. Und auch wenn die Bewertung gleichermaßen ausfällt: Ja, das konnte sie, wenn auch nicht in allen Punkten. Trotzdem habe ich mich dieses Mal wesentlich wohler mit dem Buch gefühlt. Genau wie Jonas ist auch Josh nicht unbedingt ein Charakter, den man auf Anhieb gerne mag. Mir war zwar schon klar, dass sich Josh ähnlich wie sein Bruder verhalten würde. Für die Neulinge in der "The Club" Reihe wirkt er sicher einfach nur unsympathisch. Aber auch hier macht die Figur eine Entwicklung durch, die mir gefallen hat. Es ist nicht immer alles nur schwarz und weiß und Josh ist auch nicht nur ein Macho und arrogant. Auch er hat seine weichen Seiten und will Kat unbedingt von sich überzeugen.

Der weibliche Gegenpart zu Josh ist Kat. Sie ist schon eine kleine Rampensau, ein Partygirl, das gerne provoziert und stänkert. Doch sie ist sehr loyal, lieb und sie weiß, was sie will. Diese Sturheit bringt Josh mehrmals auf die Palme, was ich sehr amüsant fand. Mir hat gefallen, wie sie mehrmals sein Ego stutzt und sich auch nicht von ihm erweichen lässt. Von ihrem Auftreten her finde ich, dass die beiden ein sehr schönes und spannendes Paar abgeben, weswegen ich sehr neugierig auf die weiteren Teile der Reihe bin.

Den Plot fand ich spannend ausgearbeitet, allerdings hat er mir nicht ganz so gut gefallen, wie ich erwartet hätte. Zum einen ist das ewige Hin und Her zwischen Kat und Josh zwar ganz witzig und bringt eine gewisse knisternde Spannung in die Geschichte, aber die Autorin hat meiner Meinung nach nicht den Punkt gefunden, ab wann es zu viel war. Klar, Kat besteht darauf, die Anmeldung von Josh zu sehen und Josh will sie ihr nicht geben. Aber ich hatte oft das Gefühl, dass sie beiden damit in einer Sackgasse landen, dass es sich so verfährt und dass das Knistern einfach nur verpufft. Für mich als Leser war es sehr anstrengend und frustrierend, das mitzuverfolgen, weswegen ich mich immer wieder gefragt habe, wann Lauren Rowe endlich zum Punkt kommt.

Mein anderer Kritikpunkt betrifft die Story rund um Jonas und Sarah. Die Machenschaften des Clubs erstrecken sich ins Unermessliche und alle vier wollen das beenden. Ich kann das verstehen und finde die Idee auch gut. Aber mir war die Ausführung ein wenig zu konstruiert und zu unglaubwürdig. Dass sich die Gruppe wie Oceans Eleven in einem Hotelzimmer in Las Vegas trifft und mit einem Hacker die Verbrecher in eine Falle locken und einbuchten möchten, dass dann noch russisches und ukrainisches Politik-Hintergrundwissen eingebaut wurde, hat es für mich an die Spitze getrieben; das war mir einfach zu viel. Hätte es nicht ein einfacher Sexclub mit illegalen Machenschaften sein können? Drogen, Menschenhandel, Geldwäsche? Diese Verbindung zur aktuellen Lage wirkte auf mich leider irgendwie fehl am Platz und hätte es meiner Meinung nach auch nicht gebraucht.

Gefallen hat mir aber Lauren Rowes Schreibstil. Ich mag es, wie sie die Anziehungskraft zweier Figuren beschreibt, wie sie immer wieder den eigentlichen Plot mit den erotischen Szenen und dem Hin und Her verbindet und wie sie es schafft, dass ich Charaktere, die ich anfangs nicht mag, doch noch lieben lerne. Auch wenn sie keine anspruchsvolle Sprache verwendet, kann sie mit Wörtern umgehen und unterhaltende Bücher schreiben.

Fazit
"The Club – Kiss" bietet tolle Erzählstränge, die meiner Meinung nach zwar etwas konstruiert wirkten, aber doch spannend aufbereitet waren. Kat und Josh sind zwei interessante Charaktere, deren Geschichte noch lange nicht auserzählt ist. Ich bin gespannt auf den nächsten Band (und ob die Autorin sich steigern kann).
[3,5 Sterne]

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein bisschen mehr erwartet, dafür viel daraus mitgenommen.

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Mein erster Eindruck von „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ nach der Leseprobe war, dass ich Aza und die Situation, in der sie sich auf den ersten paar Seiten befindet, schon recht seltsam fand. Die Leseprobe ...

Mein erster Eindruck von „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ nach der Leseprobe war, dass ich Aza und die Situation, in der sie sich auf den ersten paar Seiten befindet, schon recht seltsam fand. Die Leseprobe hat mir zwar gefallen, hatte mich aber auch sehr verwirrt zurückgelassen. Nicht nur wegen Aza selbst, die doch eine sehr gewöhnungsbedürftige Protagonistin ist, sondern auch wegen der Geschichte, die John Green erzählt. Ich war mir unsicher, wo das alles hinführen wird. Dennoch war ich gespannt und neugierig, denn kuriose Hauptfiguren finde ich immer gut.

Es fällt mir schwer „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ zu kritisieren, denn dieses Buch steckt so voller Hingabe und unbeschönigten Ereignissen und Gedanken, was mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht hat. Sei es, wie schwer es uns eigentlich fällt, in andere Menschen hinzusehen und gleichzeitig wie leicht es gelingt, sie zu verurteilen. Niemand bildet da eine Ausnahme, auch nicht unsere Freunde oder unsere Eltern. Die Geschichte rund um Aza, ihre Freundin Daisy und der verschwundene Vater von Azas früherem Freund Davis ist zwar wunderschön erzählt, aber ich finde, sie verliert sich auch ganz schnell in den Kleinigkeiten, die der Plot bietet.

Die Handlung in der ersten Hälfte des Buches kommt meiner Meinung nach nur sehr langsam in Schwung und hat mich daher auch nur mäßig unterhalten. Mir hat sehr lange die Verbindung zwischen Azas Gedankenkarussell und dem Verschwinden von Davis’ Vater gefehlt, so dass ich lange das Gefühl hatte, John Green hätte sich bei seinen Erzählungen verzettelt und den falschen Fokus gelegt. Gerade die ständige Betonung von Daisys Star-Wars-Fanfictions, die Beziehung zwischen Daisy und einem gemeinsamen Freund und der Tod von Azas Vater wurden immer wieder thematisiert, ohne, dass eine direkte Verbindung zum Hauptplot hergestellt wurde. Das hat mich sehr lange frustriert.

Doch später wird die Geschichte viel dynamischer und viel durchsichtiger, gerade dann, als sich Aza immer wieder fragt, ob sie von Küssen sterben kann, ob und wann ihre Freundin jemals loyal war und ob sie den Verlust eines Menschen an Sachen und Dingen festmachen kann. Durch diese verschiedenen Ereignisse gerät sie immer mehr in einen Strom, der sich von ihr selbst nicht aufhalten lässt und spitzt sich meiner Meinung nach sehr dramatisch zu, woraus Aza den Grundstein für ihre weitere Zukunft legt. Sie muss lernen, mit sich und ihren Gedanken ins Reine zu kommen, sich zu akzeptieren und sich niemals zu verlieren. Gefallen hat mir da vor allem das Ende, das nicht wie üblich Friede, Freude, Eierkuchen ist, in dem nicht alle Probleme aus der Welt geschaffen sind und Aza bis an ihr Lebensende glücklich ist. Es ist offen und überraschend und rundet die Geschichte sehr schön ab.

Aza Holmes war für mich der größte Lichtblick in der Geschichte. Sie ist aufgrund ihrer Art, ihren Neurosen und ihrer Paranoia zwar sehr gewöhnungsbedürftig und gerade eine Freundschaft mit ihr gestaltet sich mehr als schwierig, wenn man ihrer besten Freundin Glauben schenken darf. Allerdings schildert John Green Azas Gedanken und ihre Gedankenspirale so ausführlich und glaubwürdig, dass mich ihre Figur und die Ausführung dessen mit jeder Seite mehr fasziniert hat. Vieles von dem, was Aza denkt und fühlt, ist für den psychisch gesunden Menschen wohl kaum nachzuvollziehen, aber der Autor schafft es, einen Einblick in diese Welt zu geben – was manchmal sehr erschreckend, bedrückend und schockierend ist.

Die verschiedenen Seiten von Aza bringen ihre Freundin Daisy, ihr Freund Davis und ihre Mutter zum Vorschein. Sie alle sind sehr ausführlich und tiefgründig ausgearbeitet und nehmen durch ihren Einfluss auf die Hauptprotagonistin verschiedene Stellenwerte ein. Daisy gibt Aza auch mal Kontra, erklärt ihr, dass eine Freundschaft mit ihr nie einfach ist und kritisiert sie hinterrücks doch oft sehr deutlich, doch trotzdem ist sie immer für Aza da und versucht auch mehrfach, Azas Krankheit zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Davis gibt Aza das Gefühl, liebenswürdig zu sein und ein Leben mit Liebe und Glück verdient zu haben. Und ihre Mutter ... ist eben ihre Mutter. Sie sorgt sich um Aza, ist aber oft genauso hilflos wie ihre Freunde, Lehrer und Mitschüler, liebt sie aber über alles und gibt ihr auch immer dieses Gefühl (auch wenn ich mich mehrfach gewundert habe, dass sie ihrer Tochter so viele Freiheiten lässt ...)

John Greens Schreibstil ist einmalig und leider auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Ich habe einige Zeit gebraucht, um wirklich in dem Buch anzukommen und die Geschichte sowie Aza zu verstehen. Trotzdem beschreibt er wie kein anderer Gefühle und Gedanken und zeichnet seine Charaktere trotz hohem Potenzial, nervig zu wirken, sehr liebenswürdig und gewinnend.

Fazit
„Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ ist ein Buch, das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Die Grundstimmung ist schwer verdaulich und lässt den Leser lange nach dem Lesen über Toleranz und die Art und Weise, wie unterschiedlich wir und unsere Psyche sein können, nachgrübeln. Mich hat der Plot leider nicht ganz so überzeugen können, dafür hat mir die liebevolle und aufwendige Ausarbeitung der Charaktere sehr imponiert; ein bisschen mehr erwartet, dafür aber viel daraus mitgenommen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Junktown

Junktown
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"Junktown" war vom Klappentext her ein Buch, das mir einfach hätte gefallen müssen. Ich mag den Gedanken einer zukünftigen, dystopischen Welt sehr gerne, lasse mich auch gerne von verschiedenen Autoren ...

"Junktown" war vom Klappentext her ein Buch, das mir einfach hätte gefallen müssen. Ich mag den Gedanken einer zukünftigen, dystopischen Welt sehr gerne, lasse mich auch gerne von verschiedenen Autoren auf ihre kreative Reise mitnehmen und bin doch jedes Mal überrascht, welche Wege dort eingeschlagen werden und wie erschreckend sich eine Welt entwickeln kann. "Junktown" hat mir da einiges versprochen. Vieles davon konnte das Buch halten, einiges hat mich aber auch enttäuscht.

Denn genau das ist der Punkt. Mir fällt es unglaublich schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, denn ich habe beim Lesen zwischen purer Faszination und unbefriedigender Ernüchterung geschwankt. Zur Faszination selbst beigetragen hat auf jeden Fall diese Konum-Welt an sich. Das Setting war großes Kino. Einerseits ist es sehr schön ausgearbeitet, es klang von vorne bis hinten gut durchdacht und logisch aufgebaut und eine Konsumgesellschaft, in der Abstinenz Hochverrat ist und es normal ist, die Frage zu stellen, mit welcher Droge man sein Getränk serviert bekommen möchte, ist ein eigentlich ein Selbstläufer in Sachen atemberaubendes Feeling und grenzloser Begeisterung.

Aber andererseits hatte ich auch sehr oft das Gefühl, dass Matthias Oden sich die Welt in seiner Fantasie und in seinem Kopf gut zurechtgelegt, an alles gedacht und vieles davon für den Leser aufgeschrieben hat, aber auch nicht wirklich vermitteln konnte, was genau er damit meinte. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu verstehen, was die verschiedenen dystopischen Elemente in dieser Welt sind, wer dort etwas zu sagen hat, was aus dem alten System geworden ist und was daraus übernommen wurde. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie ich mir eine Brutmutter real vorstellen sollte, was der "Goldene Schuss" überhaupt bedeutet und wie sich diese neue Welt überhaupt revolutionieren konnte. Und weil ich eben genau damit so meine Probleme hatte, konnte sich in meinen Gedanken kein wirkliches Kopfkino entwickeln, ich konnte mich nicht in die Geschichte fallen lassen und hatte irgendwie immer das Gefühl nur am Rand zu stehen, statt mittendrin zu sein.

Zugegebenermaßen muss ich an dieser Stelle hinzufügen, dass ich bestimmt einiges leichter verstanden hätte, wenn ich gewusst hätte, dass das Buch im Anhang ein Abkürzungsverzeichnis enthält. Aber erstens vertrete ich die Meinung, dass ein Buch kein Abkürzungsverzeichnis haben sollte, denn der Autor sollte in der Lage sein, seine selbst erfundenen Inhalte und Zusammenhänge auch innerhalb seines Textes erklären zu können. Und zweitens bin ich mir nicht sicher, ob es mir wirklich weitergeholfen hätte. Denn ich wollte zum besseren Verständnis nicht unbedingt eine Begriffserklärung, sondern eine ausführliche Beschreibung. Eine Beschreibung eines Autors, der seinen Leser in allen Einzelheiten und Details erklärt, wie sein eigenes Kopfkino aussieht. So dass es dem Leser letztlich auch leichter fällt, seinen Ausführungen zu folgen und sein eigenes Kino zu erzeugen. Als Tipp kann ich euch trotzdem an dieser Stelle mitgeben, das Inhaltsverzeichnis (und das Abkürzungsverzeichnis) zu durchforsten. Das Inhaltsverzeichnis als solches überspringe ich eigentlich so gut wie immer, um mich von eventuellen Kapitelüberschriften oder Seitenzahlen (die das Ende eines Kapitels angeben) nicht spoilern oder beeinflussen zu lassen. Das war wohl in diesem Fall ein Fail meinerseits.

Die Charaktere haben mich aus dieser zeitweisen Frustration wieder rausgeholt. Sowohl Solomon Cain, als auch seine menschlichen Kollegen und die Tatverdächtigen bzw. Zeugen sind im Gegensatz zum Setting sehr stark gezeichnet und wirkten auch sehr authentisch in dieser Konsumgesellschaft. Cain ist ein cleverer Polizist, der seine Kollegen mit seinem unüblichen Verhalten öfters mal überrascht, aber trotzdem sehr beliebt zu sein scheint. Seine persönliche Verganegnheit und sein gegenwärtiges Auftreten fand ich jedoch sehr überzeugend und es hat mir auch Spaß gemacht, seinen Gedanken und Schlussfolgerungen zu folgen. Trotzdem hätte ich mir, gerade gegen Ende, von ihm eine stärkere Positionierung in eine gewisse Richtung gewünscht. Ausführen möchte ich das jetzt nicht weiter, um für den unwissenden Leser eventuelle Spoiler zu vermeiden und euch Entscheidungen am Ende nicht vorwegzunehmen.

Auch wenn ich mich ein bisschen durch die Welt und den Fall gequält habe, muss ich sagen, dass der Schluss und vor allem der letzte Satz meine persönliche Vorliebe für Roman-Enden mehr als getroffen hat und ich ihn daher schlicht als bombastisch bewerte. Ich mag es ja sehr gerne, wenn eine Geschichte mit einem Knall endet, wenn sich nicht alles so langsam ausläuft und schleppend zu einem Ende findet, sondern, wenn ich überrascht werde. Wenn ich ein Buch zuklappe und denke: "Wow, was war das denn?". Ich hatte mit dieser Entwicklung auch nicht wirklich gerechnet, was bei mir einen positiven Eindruck hinterlässt. Gerade die letzten 50 Seiten werden nochmal richtig spannend und lassen die Geschichte auch nochmal in einem anderen Licht erscheinen.

Der Schreibstil des Autors war in Ordnung. Sicher gab es einige Stellen, die richtig spannend erzählt waren und auch den Fall fand ich gut aufbereitet und erklärt, aber für mich persönlich war es in der Konsequenz, gerade im Hinblick auf das World-Building, ein bisschen zu wenig. Das Buch an sich verliert an Charme und an Überzeugung, wenn man nicht richtig folgen kann, wenn man sich Sachverhalte, Orte und verschiedene Inhalte nicht wirklich vorstellen kann. Trotzdem werde ich sicher wieder zu Büchern des Autors greifen, denn seine kreativen Gedanken und seine Ideen sind wirklich schwer zu toppen.

Fazit
"Junktown" bietet eine Fülle an Plotidee, kreativer Basis und grenzenlosem Potential, das für mich aber leider bei der Umsetzung nicht wirklich ausgeschöpft werden konnte. Ansatzweise habe ich mich in dieser Welt, mit diesen Charakteren sehr wohl gefühlt. Ich hatte aber auch Schwierigkeiten, mir Passagen und Inhalte bildlich vorzustellen, was dazu geführt hat, dass der Charme verloren ging und die Geschichte ein bisschen schleppend wirkte. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Roman des Autors, weil er mich mit seiner Grundidee mehr als überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Solide Geschichte mit leichten Schwächen

Die Schule der Nacht
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"Die Schule der Nacht" lag zugegebenermaßen schon seit Ewigkeiten auf meinem SuB, aber ich wusste auch im Vorhinein schon, dass es ein Buch sein wird, was es mir nicht ganz einfach macht. Die Thematik, ...

"Die Schule der Nacht" lag zugegebenermaßen schon seit Ewigkeiten auf meinem SuB, aber ich wusste auch im Vorhinein schon, dass es ein Buch sein wird, was es mir nicht ganz einfach macht. Die Thematik, die im Klappentext aufgegriffen wird, fand ich super spannend, aber ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass es schwierig werden würde, den Plot meinen Erwartungen entsprechend umzusetzen. Jetzt, im Nachhinein, kann ich allerdings sagen, dass die Autorin es besser gemacht hat, als ich gedacht hätte.

Vorab war es für mich allerdings sehr schwer, dieses Buch genretypisch einzuordnen. Amazon kategorisiert zuerst nach Fantasy, dann nach Gegenwartsliteratur, in manchen Rezensionen habe ich auch von Erwartungen eines Jugendbuches gelesen, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Im Großen und Ganzen ist "Die Schule der Nacht" ein Gegenwartsroman mit leichten, sehr leichten, Mystery- bzw. Fantasy-Elementen. 80 zu 20 Prozent würde ich sagen. Schlimm fand ich das allerdings nicht, denn das hat der düsteren Stimmung in diesem Buch definitiv keinen Abbruch getan. Die Atmosphäre, die die Autorin dort erschaffen hat, fand ich wahnsinnig gut umgesetzt und verschiedenen Szenen haben bei mir schon ein bisschen Bauchkribbeln ausgelöst, beispielsweise der Tod einer Studentin, der Einbruch in die Bibliothek, der Überfall auf Cassie. Aber ich muss dazu sagen, dass ich drei Viertel dieses Buches auch nachts gelesen habe und dann auch ein bisschen anfälliger bin für düstere und gruselige Stimmung.

Auch den Einstieg in die Geschichte empfand ich definitiv als gelungen. Ich bin gut mit Cassie in die Welt von Oxford gestartet und war froh, mich erst dort ein wenig zurechtfinden zu können und Bräuche und Traditionen kennenzulernen, bevor der eigentliche Plot beginnt. Allerdings war ich ein bisschen enttäuscht, dass es relativ lange braucht, bis wirklich Tempo in die Geschichte komme, bis Spannungselemente platziert werden und man von den Geschehnissen mitgerissen wird. Es passieren zwar schon einige Sachen, auch welche, die für die Geschichte maßgeblich sind und Auswirkungen haben, aber die Erzählung wirkt durch das fehlende Tempo bzw. durch das extreme Abflachen des Tempos nach Spannungsmomenten viel langatmiger, als sie eigentlich ist, was ich wirklich schade fand.

Gegen Ende wurde es meiner Meinung nach nochmal richtig spannend, vor allem dann, wenn die Mystery- bzw. Fantasy-Elemente eine Rolle spielen. Allerdings ist mein größter Kritikpunkt die Auflösung der Thematik. Es wird seitenlang auf die Verschwörung und auf deren Auflösung bzw. Vernichtung hingearbeitet und am Schluss ist alles so mir nichts, dir nichts einfach abgehakt. Mir persönlich war das ein bisschen zu flott, ein bisschen zu unspektakulär und ein bisschen zu wenig. Mir hat da das besondere und atemberaubende gefehlt. Ich denke, da hätte man mehr draus machen können.

Cassie, als Hauptprotagonistin, fand ich toll. Sie hat einige Startschwierigkeiten, das eigentliche Studium und die Suche nach der Wahrheit unter einen Hut zu bekommen, dazu werden ihr dauernd von anderen Kommilitonen oder Dozenten Steine in den Weg gelegt, aber sie gibt nicht auf und lässt sich zu keiner Zeit wirklich unterkriegen. Sie ist ein starker Charakter, nicht nur von ihren Eigenschaften her, sondern auch, wie die Autorin sie ausgearbeitet hat. Sie hat definitiv Schwächen, aber keine, die mich während des Lesens besonders genervt haben, und sie hat Stärken, die sich nicht unglaubwürdig in den Vordergrund gedrängt haben. Sie hat Ecken und Kanten und wirkt dadurch wie eine realitätsnahe Studentin, die die Vergangenheit ihrer Mutter erforschen möchte und so auf einige Geheimnisse stößt, die sie nie hätte erfahren sollen.

Evie, Hugo, Charlie, Olivia, Tremain und die anderen alle fand ich genauso toll in die Geschichte integriert. Sie lenken den Leser von kleinen Fehlern in der Geschichte ab, geben hier und da falsche Signale und haben mich doch manchmal sehr verwirrt, aber auf eine gute Weise, falls es so etwas gibt. Sie tragen in ihrer eigenen Art und Weise zur Geschichte und zu deren Fortgang bei und treten dabei genauso überzeugend auf wie Cassie. Ein bisschen schade fand ich die Andeutung einer Liebesgeschichte. Ich finde, die Geschichte hätte auch ohne dies bestehen können. Auch die Ablenkung, die deswegen durch Hugo und Charlie erzeugt wurden, hätte nicht sein müssen. Da hätte ich mir eher gewünscht, man hätte das ganz außen vorgelassen oder aber tiefgründiger ausgearbeitet.

Den Schreibstil der Autorin fand ich gut. Ich bin zwar nicht ganz so durch die Story geflutscht, wie ich es mir gewünscht hätte, ich kann allerdings auch gerade nicht benennen, woran das gelegen hat. Die Sprache hat mir nämlich gut gefallen; ich hatte keine Probleme damit und wurde auch nicht in meinem Lesefluss unterbrochen. Die Beschreibungen waren schön und ausschweifend und ich habe mich sehr wohl am Raleigh College gefühlt.

Fazit
Im Großen und Ganzen hat mir "Die Schule der Nacht" gut gefallen. Allerdings haben mich die teilweise auftretende Langatmigkeit und die nachlässig "ausgearbeitete" Liebesgeschichte gestört und somit den Gesamteindruck von Ann A. McDonalds Werk ein bisschen gemindert. Dagegen konnte die Protagonisten, die Atmosphäre und der Schreibstil punkten und werden mich sicher wieder zu einem Werk der Autorin greifen lassen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Mehr Fokus auf das Thema hätte mir besser gefallen

Dolce vita für Fortgeschrittene
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"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist vor ein paar Monaten bei mir eingetrudelt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Klappentext klang wunderbar und interessant, das italienische Feeling mag ich ja ...

"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist vor ein paar Monaten bei mir eingetrudelt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Klappentext klang wunderbar und interessant, das italienische Feeling mag ich ja auch sehr gerne und gerade die Plotidee, nämlich die Gründung einer Agentur, die sich vorwiegend mit italienischen Klischees beschäftigt, hat mich sehr fasziniert. Wer kennt das nicht: Anderes Land, andere Sitten und zusätzlich auch andere Klischees. Die Deutschen mit ihren Socken in den Sandalen, die immer diszipliniert abends ihre Arbeit mit nach Hause nehmen und dabei am besten noch ein Maß Bier trinken. So kämpft jedes Land mit Vorurteilen und Klischees, die Dori Mellina in ihrem Buch – bezogen auf Italien – in einer humorvollen Art und Weise widerlegt bzw. widerlegen möchte.

Im Großen und Ganzen hat mir "Dolce Vita für Fortgeschrittene" gut gefallen. Die Idee, dass die italienische Laura, die in Deutschland lebt, die Klischees der Deutschen über die Italiener erläutert und klarstellt, fand ich wirklich toll. Vor allem, weil sie damit nicht nur betont, dass man nicht alles, was man über ein anderes Land zu wissen scheint, auch wahr ist. Sondern, weil sie auch die wirklichen Unterschiede in der deutschen und italienischen Kultur aufzeigt. Dass die Deutschen lieber über Versicherungen und Pünktlichkeit reden, während die Italiener lieber das Leben genießen; dass es in Italien vollkommen normal ist, als Frau von Männern angehupt zu werden, während man sich in Deutschland direkt die Frage stellt, was hat man wohl falsch gemacht; dass man in Italien beispielsweise auch kein Trinkgeld bezahlt, während das in Deutschland üblich ist; dass es in Italien überhaupt nicht normal ist, einen Kaffee oder Cappuccino nach dem Essen zu trinken, obwohl die Deutschen das wohl denken und und und. Diese Liste lässt sich um Längen weiterführen, denn die deutsche und italienische Art und Kultur könnten kaum unterschiedlicher sein.

Das alles konnte die Autorin wunderbar vermitteln. Sogar so gut, dass ich des Öfteren laut lachen musste und sofort meinen italienischen Freund um Rat fragen musste, weil ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, dass die Italiener dieses und jenes nicht tun, obwohl es bei uns doch längst so in den Köpfen drin ist. Was mich an dem Buch allerdings enttäuscht hat, war der teilweise sehr chaotische Plot. Dori Mellina erschafft einen Handlungsstrang nach dem anderen: Lauras "Mann" Martin, Lauras Freund Alex, drei verschiedene Aufträge für die Agentur, Lauras normaler Job, ihre Familie in Italien, das Aufräumen mit den Klischees, das Liebesleben ihrer Freundinnen (egal ob die italienischen oder deutschen) und so weiter. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin versucht hat, eine interessante Geschichte mit einer Art "Lehrauftrag" zu verbinden, aber meiner Meinung nach ist ihr das nur mittelmäßig gelungen. Mich hätte sie mehr damit abholen können, wenn sie sich auf den Plot aus dem Klappentext konzentriert hätte oder eben eine Art Lektionenbuch daraus gemacht hätte (zum Beispiel vergleichbar mit "Wie man Italiener wird in 30 Lektionen" von Markus Ebert). Meiner Meinung nach hat sich die Autorin damit zu sehr verstrickt und stellenweise den Fokus verloren.

Sichtbar wurde das für mich vor allem bei den Charakteren. Laura erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, in der Ich-Perspektive, so dass man es als Leser mühelos schafft, sich mit ihr zu identifizieren. Laura an sich fand ich auch gut ausgearbeitet. Sie erschien mir als eine überzeugende Italienerin, die nach Deutschland ausgewandert ist, dort ein neues Leben aufbaut, sich mit der deutschen Kultur arrangiert, aber ihre italienischen Wurzeln liebend gerne erhalten möchte. Auch ihr Mann Martin, der zwar auch ein wenig stereotypisch geschildert wurde, konnte mich noch überzeugen. Allerdings konnte ich mit Lauras Freundinnen nicht wirklich etwas anfangen. Da ist Ilaria, die sich nie wirklich auf einen Mann festlegen will, Kathrin, die seit Ewigkeiten single ist, weil sie nie den Richtigen findet, Simona mit der typischen großen Familie und über Michaela erfährt man eigentlich überhaupt nichts. Obwohl sie alle nur Nebencharaktere sind, hätte ich mir da mehr Ausarbeitung und mehr Tiefgründigkeit gewünscht. Sie wirkte alle sehr blass, wie Figuren aus dem Baukasten, denen einiges an Leben gefehlt hat. Mir ist schon klar, dass das nicht der Fokus der Geschichte ist und dass sie alle nur Nebenfiguren sind, doch meiner Meinung nach hätte man dann auch ein, zwei Charaktere weglassen und sich dafür mehr um die anderen "kümmern" können.

Der Schreibstil von Dori Mellina hat mir dagegen sehr gut gefallen. Mit einer sehr humor- und temperamentvollen Art und Weise beschreibt sie die Unterschiede und Klischees der beiden Länder und schmückt diese mit kleinen Fußnoten, um den Leser umfänglich zu informieren. Gerade, was die italienischen Sprichwörter, Sitten und Gesten angeht, habe ich einiges dazu lernen können, was mich sehr gefreut hat.

Fazit
"Dolce Vita für Fortgeschrittene" ist ein lehrreiches und humorvolles Buch, das einige interessante Facetten der deutsch-italienischen Beziehung und deren extreme Unterschiede aufzeigt. Ich habe viel lernen können, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Autorin sich auf eine Hauptplotidee festlegt und nicht so viele Handlungsstränge erschafft, unter denen meiner Meinung nach die Charaktere enorm gelitten haben. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen, denn mir hat es schöne Lesestunden bereitet.