Cover-Bild Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: SCM Hänssler
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Religion & Philosophie
  • Ersterscheinung: 01.07.2024
  • ISBN: 9783775176408
Vivien Neufeld

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging

Die Flutkatastrophe im Ahrtal und unsere Familie
Es ist der 15. Juli 2021. Vivien, ihr Mann Harry und ihre sieben Monate alte Tochter sind unterwegs zum Haus der Schwiegereltern im Landkreis Ahrweiler. Dass sich dort in der Nacht die schlimmste Naturkatastrophe in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg ereignete, wissen sie noch nicht. Ebenso wenig, dass weder die Schwiegereltern noch der jüngere Schwager diese Nacht überlebten. Erst mehrere Wochen später werden die Körper von Hans und Ella, Harrys Eltern, gefunden. Sein Bruder Franky bleibt vermisst. Vivien Neufeld berichtet aus ihrer Sicht, schildert ihre Wahrnehmungen, ihre Gefühle und Erinnerungen an das, was vor der Flut war, und stellt sich die Frage: "Was bleibt?" Sie schreibt über ihre Trauer und darüber wie sie all das dennoch überstehen. Am Ende findet sie für sich eine Antwort darauf, was bleibt, auch wenn alles andere vergeht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2024

Lichtblicke in schweren Zeiten finden

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Cover:
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Das Titelbild ist sehr schlicht gehalten, aber passt genau deshalb so gut. Denn bei der Flut im Ahrtal wurde alles durch die Wellen überschwemmt. Was mir auffiel, war der helle Lichtschimmer ...

Cover:
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Das Titelbild ist sehr schlicht gehalten, aber passt genau deshalb so gut. Denn bei der Flut im Ahrtal wurde alles durch die Wellen überschwemmt. Was mir auffiel, war der helle Lichtschimmer auf der rechten Seite. Für mich symbolisiert er Hoffnung und ein Stück Frieden. Und insgesamt ist es genau das, was das Buch sagen möchte: dass bei jeder Krise auch immer ein Hoffnungsschimmer zu finden ist.

Inhalt:
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Am 15. Juli 2021 geschah das Unfassbare: Die Ahr trat infolge andauernden Starkregens über die Ufer und überschwemmte ein riesiges Gebiet.Viel wurde zerstört und viele Menschen starben. Vivien Neufeld schildert diese Zeit aus ihrer Sicht. Sie selbst wohnt mit ihrer Familie in Bonn und ist nicht direkt betroffen. Doch ihre Schwiegereltern und ihr Schwager lebten im Ahrtal und galten seit dem Tag der Flut als vermisst. Niemand wusste, was passiert war, das Haus war bis zum ersten Stockwerk überflutet.
Was die Ungewissheit und schließlich die schreckliche Gewissheit mit ihr und ihrer Familie gemacht hat, wie sie es geschafft haben, als Familie Zusammenhalt zu erleben und schließlich - auch mit Gottes Hilfe - Hoffnung und Stärke aus dieser Krise zu erlangen, das schildert die Autorin in diesem Buch.
Sie hat dabei jeden Tag eine Art Tagebuch geschrieben, um ihre Erlebnisse und Gefühle zu verarbeiten. Schließlich entstand daraus dieses Buch, das auch auf Wunsch ihres Mannes diese Zeit für alle rückblickend zusammenfasst.

Mein Eindruck:
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Ich selbst war zum Glück nur indirekt betroffen, aber lebe in unmittelbarer Nähe des damaligen Katastrophengebietes und habe einige der geschilderten Erlebnisse noch in Erinnerung gehabt.
Die Vermisstenmeldung des Schwagers war mir noch im Gedächtnis, und ich war neugierig, welche Geschichte sich dahinter verbirgt.
Frau Neufeld schreibt ihre Erlebnisse und Gefühle sowie den Umgang mit ihrem Mann zu dieser Zeit sehr intensiv und nachvollziehbar auf. Sie beschönigt nichts und obwohl man weiß, dass die Vermissten nicht lebend gefunden werden, spürt man dennoch eine Spannung beim Lesen. Man weiß erstmal nicht, wie der nächste Tag sein wird, welche (unangenehmen) Überraschungen das Leben bereithält.
Ich habe mitgelitten, mich selbst zurückerinnert und fühlte mich von der Autorin bei der Hand genommen. Besonders fasziniert aber war ich von dem Zusammenhalt und dem Rückhalt, den die Familie durch Angehörige und Freunde erfahren hat. Das war ein wichtiger Aspekt, der sie neben ihrem Glauben an Gott durch diese schwere Zeit getragen hat.
Vivien möchte sich trotz aller Trauer nicht davon vollständig einnehmen lassen, sondern immer auch eine positive Seite sehen. Sie schreibt jeden Tag die Dinge auf, für die sie dankbar ist, als einen hoffnungsvollen Gegenpol. Mir gefiel, wie sie und ihr Mann es geschafft haben, sich als Paar und als Familie mit ihren Kindern weiter zusammenzuraufen und sich von dem Leid und der Trauer nicht überwältigen zu lassen.

Generell konnte ich mich mit vielen ihrer Aussagen zum Thema Trauer häufig identifizieren.

"Ich merkte selbst, dass man es mir in meiner Trauer nicht recht machen konnte. Einerseits wollte ich nicht hören, dass ich stark war, und wollte manchmal nicht über die drei sprechen. An anderer Stelle wiederum schon. Selbst in der Zeit von Trauer gab es scheinbar Erwartungen der Gesellschaft oder anderer Trauernder daran, wie lange man zu trauern oder wie sich die Trauer zu äußern hatte. Es kam zwar niemand auf uns zu, um solche Erwartungen zu äußern, doch für mich fühlte es sich in einigen Momenten so an. In dieser Zeit wurde mir neu bewusst, dass man Menschen wirklich nur vor den Kopf und das Herz blicken konnte, niemals dahinter. Außer sie ließen andere an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Für mich persönlich fühlte es sich einfach falsch an, mit meiner Trauer öffentlich umzugehen, was bei Weitem nicht hieß, dass sie nicht stattfand. Nur eben anders als bei anderen. Ich dachte an Ellas Gedicht: »Ein jeder weint für sich. Der eine weint laut, den anderen hört man nicht.« Beides einfach unkommentiert stehen lassen zu können ist wahrscheinlich die größte Schwierigkeit, wenn mehrere Personen um dasselbe und doch ganz unterschiedlich trauern." (E-Book S. 126)

Nachdenklich hat mich gemacht, dass Viviens Schwiegermutter Ella offenbar eine Vorahnung hatte, was ihr bevorstand. So hat sie, als die Flut kam, noch die wichtigsten Ordner u. a. mit ihrem letzten Willen und den Bestattungsvorbereitungen in den ersten Stock in Sicherheit gebracht und ein Zitat in einem Buch markiert, dessen Kapitelüberschrift "Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging" diesem Buch seinen Namen gab: "Ich halt dich fest, wenn ein Sturm aus dem Nichts deine Welt aus den Angeln hebt. Das Leben, das du kanntest löst sich von Innen auf. Wenn dein Innerstes schreit, doch der Schmerz keine Worte hat, halte ich dich fest". (E-Book S. 77)

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, nachdenklich gemacht, aber auch Hoffnung geschenkt.

Fazit:
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Eine sehr persönliche, emotionale, aber auch mutmachende Aufarbeitung der Ahr-Flut und ihrer Folgen.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Luft holen - Durchtauchen

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"Familie ist mehr als Blutverwandschaft. Familie ist wie das Nest, das einen Geborgenheit und Sicherheit fühlen lässt. Das sind Menschen denen du blind vertrauen kannst und zu denen du eine tiefe Verbindung ...

"Familie ist mehr als Blutverwandschaft. Familie ist wie das Nest, das einen Geborgenheit und Sicherheit fühlen lässt. Das sind Menschen denen du blind vertrauen kannst und zu denen du eine tiefe Verbindung hast. Ganz gleich wie oft du sie siehst oder mit ihnen sprichst." (Buchauszug)
Es ist der 15. Juli 2021, als Vivien Neufeld, ihr Ehemann Harry und der sieben Monate alten Tochter Kaia zu ihren Schwiegereltern aufbrechen. Harry möchte seinen Eltern helfen, den Keller auszupumpen. Allerdings haben sie keine Ahnung, was sie auf der Fahrt nach Heppingen noch alles erwarten wird. Dass sie in dieser Nacht Deutschlands schlimmste Naturkatastrophe seit der Nachkriegszeit miterleben müssen, hätten sie niemals vermutet. Straßen sind auf einmal nicht mehr passierbar, Brücken eingestürzt und Häuser von Wassermassen überschwemmt. So auch das Haus von Harrys Eltern, Edda, Hans und seinem Bruder Frank (Franky). Es gibt in dieser Nacht kein Durchkommen zu seinem Elternhaus und kein Lebenszeichen von den Dreien. Wochen später findet man dann Ella und Hans Leichnam, während von Franky jede Spur fehlt. Erst zwei Jahre später sollen sie Gewissheit bekommen, das Franky tot ist. Wie Harry und vor allem Vivien diese Katastrophe miterleben, wie sie die Ungewissheit verkraften. Wie sehr ihnen dabei ihr christlicher Glaube, die Familie und Freunde helfen, das erfährt man in diesem Buch. Was bleibt übrig, wenn wir nicht mehr da sind?

Meine Meinung:
Ich glaube, jeder von uns wird sich noch immer an diese Bilder erinnern. Als diese Wassermassen eine ganze Region im Ahrtal zerstören und dabei 135 Menschen aus dem Leben reißen. Drei davon sind aus der Familie von Harry und Vivien Neufeld, deren Leben sich für immer verändert hat. Doch sie sind nicht daran zerbrochen, denn ihr starker Glaube gab ihnen in dieser Zeit viel Halt und Kraft. Zudem durften sie einen großen Zusammenhalt von Freunden und der übrigen Familie erleben. Weshalb Vivien dieses Buch geschrieben hat, um anderen Menschen in so einer Lage Kraft zu schenken. Warum haben die Drei das Haus verlassen und sind nicht stattdessen ins Dachgeschoss gegangen? Das fragt sie sich bis heute. Hätte sie das getan, würden sie heute sicher noch leben. Vielleicht hatte Ella sogar schon eine Eingebung bekommen? In christlichen Kreisen gibt es oft Menschen, die solche Visionen im Gebet bekommen. In Ihrem Gedicht über "Die Krähe" könnte man es jedenfalls fast meinen. Einen Teil davon möchte ich hier zeigen:
Die Krähe
- Über dem tosenden Wasser,
weit über der Erde, hoch über dem Boden,
mit dem schrecklichen Sturm kämpfend,
flogen Krähen vorbei.
- Nur einer,
vergessen,
mit einem gebrochenen Flügel,
mit gebrochenem Herzen flog er umher.
- Er flog tiefer und tiefer
über dem Abgrund des Wassers,
wenn er auch sehr bemüht war
über der Welle zu schweben.
- Und es schien, dass der Tod
vor ihm schon nahe war.
Plötzlich sah er ein Boot
von oben zwischen den Wellen.

Den Rest dieses Gedichts dürft ihr gerne im Buch weiter nachlesen. Doch mich hat dieses Gedicht wirklich sehr berührt, wie im Übrigen das ganze Buch. Hat Ella von Gott wirklich eine Vorsehung zu dieser Flutkatastrophe bekommen? Sehr bewegend fand ich außerdem das selbst komponierte Lied von Franky. Es beginnt mit einem plätschernden Regen und man kann es bei Spotify unter „Hold your Hands – Bouchdag“ anhören. Für Harry selbst und seine Familie bleibt nichts als Erinnerung und ein Haus, in das sie nie einziehen werden. Diese Zusammenfassung von Viviens Eindrücken, dem Erlebten und ihren Sorgen fand ich sehr eindrucksvoll, aber auch traurig und berührend. Wie schnell ist ein Leben zu Ende, das noch Tage davor so voller Zuversicht und Zukunftspläne war? Das musste ich selbst erst kürzlich wieder im eigenen Bekanntenkreis erleben. Wir sollten froh und dankbar sein, aber vor allem unseren Blick immer auf Gott richten. Ein Buch, das ich nur jedem empfehlen kann. Selbst wenn es nicht immer einfach zu lesen ist, zeigt es doch so viel an Hoffnung, Liebe und Dankbarkeit. Deshalb gibt es von mir 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Wenn Friede mit Gott ....

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Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio ...

Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio von starken Regenfällen und Hochwasser an der Ahr, konnten sich das Ausmaß der Katastrophe aber nicht vorstellen. Viviens Eltern wohnen nicht direkt am Fluss. Sie haben allerdings weder Strom noch Wasser. Alle Versorgungsleitungen sind unterbrochen. Und dennoch, hier ahnt niemand, welchen Weg die kleine Familie noch gehen muss.

Es gibt einige Bücher von Zeitzeugen, die über das „Jahrhunderthochwasser“ berichten.
„Der Tag an dem der Sommer zu Ende ging“ unterscheidet sich dabei gravierend. Hier schreibt eine junge Frau, deren Schwiegereltern und auch der Schwager bei der Flut ums Leben kamen. Sie schildert, wie die ersten Tage nach dem Ereignis abliefen. Ihr Mann Harry, der sich um sein Elternhaus kümmerte und sie, die ihre kleine Tochter zu versorgen hatte. Die Tage der Ungewissheit über den Verbleib von Eltern und Franky. Aber auch die Hilfe beim Räumen und Entkernen des Hauses.

Vivien schreibt, dass sie am Donnerstag, also einen Tag nach der Flut, auf dem Weg nach Hause waren. Sie begegneten einer Schlange an Autos, etwa 90 km lang. Alles Helfer, die auf dem Weg ins Ahrtal waren. THW, Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und viele weitere Fahrzeuge. Die Zahl der Helfer war unfassbar groß und tröstend. Für alle Betroffenen und auch Harry war so unendlich dankbar dafür.

Da ich selbst betroffen war und die Situation von Helfern und Geschädigten verfolgte, kann ich mich sehr gut an das Schicksal der Familie Neufeld erinnern. Nicht nur, dass die Eltern erst Wochen nach der Flut gefunden wurden. Nein, das Auffinden des Bruders Franky beschäftigt mich bis heute. Welch eine Show von unbeteiligten Leuten. Ja, für mich war es eine Inszenierung. Wie gut, dass das Ehepaar Neuburg sich nicht damit aufhielt und seinen Weg ging. Ich habe Achtung vor Vivien und ihren Mut, dieses Buch zu schreiben. Dass sie klar zu erkennen gibt, wie sehr ihr Glaube sie durch diese dunklen Tage und Wochen führte und sie keinen Groll gegen Menschen hegt. Am Ende steht für Vivien und ihren Mann der Satz: „Nun ist es aber Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Dieses Lied, das sie in dem Buch erwähnte „Wenn Friede mit Gott..“ begleitet auch mich seit vielen Jahren.

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