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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2024

Kammerspielambiente und wieder fünf Sterne Niveau

Letzte Lügen
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Ein neuer Thriller mit Will und Sara - ich war entzückt.
Diesmal etwas anders im Stil, es hat Kammerspielambiente.

Sara Linton und Will Trent sind in den Flitterwochen und es verschlägt sie nicht in die ...

Ein neuer Thriller mit Will und Sara - ich war entzückt.
Diesmal etwas anders im Stil, es hat Kammerspielambiente.

Sara Linton und Will Trent sind in den Flitterwochen und es verschlägt sie nicht in die Karibik oder Südsee oder Hawaii, nein, es wird die Ridgeview Lodge. Gar nicht so weit weg von Saras und Wills Zuhause.
Die Lodge liegt am Anfang des Appalachian Trail, das ist ein ca. 3.500 Kilometer langer Fernwanderweg von Georgia nach Maine.

Es ist eine kleine, abgeschiedene Anlage, es gibt nur sechs Hütten, also maximal 12 Gäste. Angenehm komfortabel und herrlich einsam, ideal also für die Flitterwöchner.

Die Handlung spielt sich annähernd komplett in der Anlage ab, natürlich wird diese von der Außenwelt noch abgeschnitten, deshalb die dichte Kammerspielatmosphäre.
Ungewohnt - auch etwas anders vom Stil als die Vorgänger, aber mit dem klassischen, daraus resultierenden Spannungsbogen.

Gleich zu Beginn gibt es einen grauenhaften Mord und die Flitterwochen verdienen ihren Namen nicht mehr. Will und Sara stürzen sich in die Ermittlungen.

Ich fand diesen Band zwar spannend, aber nicht so atemlos spannend wie andere Bücher der Reihen.
Das hat das Gesamtfazit aber keinesfalls geschmälert, ich mochte die Abzweigungen, die die Handlung genommen hat, die Beschreibung der Hotelanlage und die sehr tief gehende Charakterisierung der Anwesenden vor Ort.
Auch die Konzentration auf die übersichtliche Anzahl von Charakteren gefiel mir gut.

Auch wenn das Buch Bestandteil einer langen Reihe ist, kann man hier meines Erachtens auch gut quereinsteigen. Mit der Hochzeit und den Flitterwochen gibt es hier einen Neuanfang und für das Verständnis der aktuellen Handlung ist kein Vorwissen erforderlich.

Für mich war es wieder ein Highlight und ich hoffe, wir müssen nicht zu lange auf einen Folgeband warten.

Veröffentlicht am 25.08.2024

Frauenschicksale und amerikanische Geschichte

Die Frauen von Maine
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Der Klappentext weckt zwar das Interesse am Buch, die Vielschichtigkeit lässt sich daraus aber noch nicht ersehen.

Das Buch hat mich fasziniert. Es geht um Jane, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter ...

Der Klappentext weckt zwar das Interesse am Buch, die Vielschichtigkeit lässt sich daraus aber noch nicht ersehen.

Das Buch hat mich fasziniert. Es geht um Jane, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrer älteren Schwester in einem malerischen, sehr touristischen Küstenort im Bundesstaat Maine aufwächst. Die Mutter ist Alkoholikerin und ihre Kinder haben eine schwierige Kindheit. Die Sucht prägt auch ihr weiteres Leben. Allein die Facette nimmt im Buch viel Raum ein und zieht sich durch.

Insgesamt geht es aber um viel mehr. Janes Faszination von einem alten Haus auf den Klippen ist der rote Faden, anhand diesem wird die Familiengeschichte Janes entwickelt und die indigene Geschichte des Küstenortes. Beides absolut interessant und mit dem Schwerpunkt auf Frauenschicksale.

Keine Idylle, wie die Tourismusvermarktung des Ortes gerne vermittelt.

Das Buch hat auch esoterisch-spirituelle Komponenten, das ist normalerweise gar nicht mein Ding, hier hat es aber gepasst. Wenn man damit aber so gar nicht klarkommt, könnte das mit dem Buch schwierig werden. Es ist nicht das beherrschende Thema, nimmt aber schon einigen Raum ein.

Ich konnte das Buch kaum weglegen, so sehr hat es mich gefesselt. Die Kombination der verschiedenen Themen, die vielen Schicksale und den tiefen Einblick in die Geschichte der Ureinwohner und den Umgang aus heutiger Sicht, auch im Museumskontext, fand ich so gelungen und gedankenanregend.

Große Empfehlung.

Veröffentlicht am 07.08.2024

Starker Folgeband

Windstärke 17
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Ich mag "22 Bahnen" von Caroline Wahl sehr und war etwas besorgt, ob die Fortsetzung davon nicht nur ein zweiter Aufguss sein würde.
Weit gefehlt. Windstärke 17 hat wieder das Wasser als Motiv und natürlich ...

Ich mag "22 Bahnen" von Caroline Wahl sehr und war etwas besorgt, ob die Fortsetzung davon nicht nur ein zweiter Aufguss sein würde.
Weit gefehlt. Windstärke 17 hat wieder das Wasser als Motiv und natürlich sind Ida und Tilda wieder dabei. Das Buch ist aber autark, man kann es auch ohne Kenntnis des Vorgängerbands lesen.

Diesmal liegt der Fokus auf Ida, die eine schwere Kindheit hatte und nun ist die Mutter tot. Zeitlebens - zumindest soweit Idas Kindheitserinnerungen reichen - alkoholkrank hat sie ihre Kinder sich selbst überlassen. Dennoch, es ist die Mutter und Isa weiß nicht wohin zwischen Wut, Schuldgefühlen und Trauer.

Sie landet auf Rügen und lernt dort Kneipenbesitzer Knut und seine Frau Marianne kennen, die sie bei sich aufnehmen. Und dann gibt es da noch Leif, bei dem auch nicht alles eitel Sonnenschein ist.

Caroline Wahl hat einen ganz eigenen Schreibstil. Knochentrocken, fast wie ein Dokumentation, lässt sie uns ausschnittweise teilhaben an Idas Leben. Die äußeren Taten lassen Rückschlüsse auf Idas Innenleben zu.
Dazwischen gibt es aber immer auch tragisch-witzige Elemente, das ist auch nötig, denn das Buch ist nochmal deutlich schwerer als der Vorgänger.

Während Tilda dann irgendwann gegangen ist, hat Ida bis zum Tod der Mutter mit ihr und der Suchterkrankung zusammengelebt und das hat tiefe Spuren hinterlassen.
Eine erfrischende Sommergeschichte mit Inselfeeling ist das nicht, falls Cover und Rügen so ein Kopfkino entstehen lassen sollte.
Ich musste oft schwer schlucken, die Thematik ist so schwer und tragisch und dennoch: so ist das Leben halt auch und das Buch bringt es genauso an uns Lesende.
Ergreifend, aufwühlend, fordernd und doch auch hoffnungsvoll. Keine Bilderbuch-Sonnenschein-alles-ist-gut-trallala-Entwicklung, aber Schritt für Schritt vorwärts, seitwärts und auch mal wieder zurück.

Ein starkes Buch!

Veröffentlicht am 04.08.2024

Awwwww - so ein schöner Tagebuchroman

It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte
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Gwinny lebt nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrer Mutter und ihre kleine Schwester hat das Wechselmodell. Gwinny wird hier ganz schön gefordert. Aber das ist es gar nicht unbedingt, irgendwie fühlt ...

Gwinny lebt nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrer Mutter und ihre kleine Schwester hat das Wechselmodell. Gwinny wird hier ganz schön gefordert. Aber das ist es gar nicht unbedingt, irgendwie fühlt sich ihr ganzes Leben gerade nicht super an.
Aber dann passiert etwas Magisches! Sie lernt in der Schule Noam kennen, der behauptet, er wäre eine Fee und Gwinny hätte drei Wünsche frei. Ernsthaft?
Dafür muss Gwinny aber sieben Aufgaben, verteilt auf sieben Wochen meistern. Und Stück für Stück wird ihr Leben bunter!

Das hier ist ein richtig schöner Tagebuchroman, der natürlich in der Ich-Perspektive geschrieben wurde. Gwinny ist ab der ersten Seite super symphytisch und ich wurde immer neugieriger, was hinter Noams Aufgaben steckt.
Das kunterbunte, nicht immer einfache Familienleben hat das Buch so schön realistisch gemacht, ich habe mich sofort in Gwinny hineinversetzen können.
Und die Jungs aus der 9. Klasse, die kommen bestimmt Vielen von uns bekannt vor, da musste ich schon sehr grinsen.

Dann habe ich auch noch schöne neue Wörter gelernt, "Hohlhörnchen" ist mein Lieblingswort.

Ein rundum gelungener, sympathischer, witziger Tagebuchroman mit dem gewissen Glitzer. Richtig schön!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Herzzerreißend - keine leichte Kost

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Das Buch war ganz anders als ich es erwartet habe - und doch wieder nicht.
Die Leseprobe dazu gibt einen schönen Einblick in den Schreibstil, der so auch beibehalten wird.
Miv und Sharon ins zwölf Jahre ...

Das Buch war ganz anders als ich es erwartet habe - und doch wieder nicht.
Die Leseprobe dazu gibt einen schönen Einblick in den Schreibstil, der so auch beibehalten wird.
Miv und Sharon ins zwölf Jahre alt und beste Freundinnen. Mivs Familienleben ist schwierig, ihre Mutter hat von einem Tag auf den anderen das Sprechen aufgehört und nimmt auch sonst nicht mehr am Familienleben teil. Ihr Vater möchte wegziehen, neu anfangen, doch das geht ja gar nicht, Miv muss doch bei Sharon bleiben.

Da zu der Zeit ein Serientäter in Yorkshire sein Unwesen treibt, beschließt Miv, dass sie ihn fassen müssen. Dann gibt es ja keinen Grund mehr zum Wegziehen.

Es ist aber mehr als das - und sogar noch tragischer. Denn wir bekommen Einblicke in das alltägliches Leben in Mivs Kleinstadt und da ist auch abgesehen vom Serientäter nicht alles Sonnenschein. Teilweise ist das Buch sehr schwere Kost, die da aus der Sicht eines Kindes offenbar wird.
Ich musste oft schwer schlucken.

Nichtsdestotrotz ist es eine Ode an die Freundschaft, die Kraft der Familie und ein Apell an Nichtwegsehen. An ein Zueinanderstehen, sich kümmern und füreinander Einstehen.

Ich hatte nicht mit der Tragik des Buches gerechnet, das hat meiner Haltung zum Buch aber keinen Abbruch getan. Ich mag es sehr.
Miv und Sharon sind beides so starke Charaktere und auch ganz viele ihrer Freunde und Bekannten und Familie habe ich sehr in mein Leseherz geschlossen.
Nur eben kein rundum unbeschwertes Lesevergnügen.