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Veröffentlicht am 03.08.2024

Die Idee der Reihe ist spannend, doch einige Aspekte haben mir eher weniger gefallen

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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„Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie“ von Petra Mattfeldt und Axel Petermann ist der zweite Teil der True-Crime Reihe rund um die Fallanalytikerin Sophie Kaiser und den BKA-Ermittler Leonhard Michels. Echte ...

„Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie“ von Petra Mattfeldt und Axel Petermann ist der zweite Teil der True-Crime Reihe rund um die Fallanalytikerin Sophie Kaiser und den BKA-Ermittler Leonhard Michels. Echte Fälle werden als Vorbild genommen und die Methoden der modernen Fallanalyse werden auf diese übertragen. Erschienen ist der Thriller bei blanvalet im Juni 2024.

Köln, Juni 2023: Sophie Kaiser und Leonhard Michels sollen ein verschwundenes Mädchen wiederfinden, dass sich mutmaßlich in der Gewalt eines Sexualstraftäters befindet. Kurz darauf wird die zerstückelte und einbetonierte Leiche einer jungen Frau aus dem Rhein geborgen. Ob beide Fälle miteinander zusammenhängen ist zunächst nicht klar. Sophie Kaisers ausgeprägten analytischen Fähigkeiten sind hier besonders gefragt und lassen sie Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben. Gemeinsam mit ihrem Kollegen stößt sie dann auch auf den Hinweis, dass es sich um ein Täterduo handelt, bei dem die Frau die jungen Mädchen in die Falle lockt und ihrem Mann zuführt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, um die Vermisste noch lebend aus den Fängen der Täter zu befreien.

Ich folge der Autorin auf instagram und hatte von dieser Reihe bereits gehört. Das Konzept dahinter finde ich interessant. Es ist eine Zusammenarbeit einer Autorin mit einem Fallanalytiker. Echte Fälle aus der Vergangenheit werden fiktionalisiert und Methoden, die damals noch nicht üblich waren, werden darauf übertragen und es wird sich die Frage gestellt, was ein Fallanalytiker heutzutage zur Aufklärung des Falles beitragen könnte. Vorbild für dieses Buch ist das kanadische Serienmörderpaar Paul Bernardo und Karla Homolka.
Sehr typisch für einen Krimi, wie ich finde, taucht im Prolog bereits die erste Leiche auf und im ersten Kapitel dann die beiden Ermittler. Der Einstieg ins Buch hat meine Neugier geweckt und ich bin gespannt, was im Verlaufe des Buches alles herauskommen wird. Die Beschreibungen der Handlungsorte haben bei mir für Kopfkino gesorgt.
Das Buch ist in unterschiedlich lange Kapitel unterteilt und die Perspektive wechselt immer wieder. Jedem Kapitel ist ein Zitat von Sophie Kaiser oder Leonhard Michels vorangestellt, das etwas über einen der beiden verrät und auch eine Ahnung aufkommen lässt, worum es im Kapitel gehen wird. Das hat mir ganz gut gefallen, auch wenn es manchmal ein bisschen over the top wirkte. in kursiver Schrift gibt es dann auch Einblick in die Sichtweise der Täter und der Opfer. Das hat das gesamte Buch recht abwechslungsreich gemacht.
Die Spannung steigert sich im Verlauf immer mehr und am Ende überschlagen sich dann die Ereignisse. Dies empfinde ich als sehr typisch für einen Krimi oder ich habe bisher meist Krimis gelesen, bei denen das genau so war. Anfangs habe ich das Buch eher langsam gelesen und es auch mal etwas zur Seite gelegt. Die letzten 70 Seiten habe ich dann quasi in einem Rutsch gelesen, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht.
Zu Sophie Kaiser und Leonhard Michels habe ich gar nicht so wirklich eine Meinung. Sophie Kaiser ist die Fallanalytikerin und es wird immer wieder betont, dass sie autistisch ist und sich deshalb nicht so benimmt, wie es im Allgemeinen erwartet wird. Leonhard Michels ist BKA-Ermittler, der schon beim Sandmann-Fall gut mit ihr zusammengearbeitet hat und zu dem Sophie Vertrauen aufgebaut hat.
Diese Wiederholung von Fakten und das Betonen des Autismus Sophies ist mir mit der Zeit echt etwas auf die Nerven gegangen. Es gibt ganze Kapitel, wo es nur um ihre Eigenheiten beim Essen geht. Immer wieder wird erwähnt, dass sie ein eidetisches Gedächtnis hat. Es wird betont, dass sie Zusammenhänge anders erkennt. Immer wieder spürt sie ein Kribbeln, weil sie einen Gedanken nicht greifen kann. Auf einer Seite wird in direkt aufeinanderfolgenden Absätzen erwähnt, dass sie voll und ganz in die Gedankenwelt des Täters abtaucht. Ich kam mir manchmal schon ein bisschen blöd vor, so als ob mir nicht zugetraut wird, mir überhaut was zu merken.
Ein anderer Aspekt, der mir nicht so gefallen hat, ist die Annäherung der beiden Protagonisten. Ich hab diese Liebesgeschichte, die sich da andeutet, so gar nicht gefühlt. Leonhard Michels kann natürlich total toll mit der autistischen Sophie umgehen. Manchmal kommt er so ein bisschen sarkastisch daher, aber auch, wenn er ihre Eigenheiten komisch findet, hat er auch gerade diese an ihr schätzen gelernt. Natürlich darf sich ein Leonhard Michels auch über die zum Ausdruck gebrachten Bedürfnisse Sophies hinwegsetzen, er meint es ja schließlich gut und sorgt sich nur um sie und sie findet das plötzlich süß, obwohl sie sonst immer extrem rational ist. Für mich hat das irgendwie nicht so ganz gepasst.
Das Rationale der Fallanalytikerin kam mir teilweise allerdings auch zu Gute. Es geht in diesem Buch für mein Empfinden schon um einen recht heftigen Fall und das Rationale hat mir geholfen eine gewisse Distanz zu bewahren, dass das Gelesene für mich erträglicher gemacht hat. Wären hier die strafbaren Handlungen ausführlich und sehr genau beschrieben worden, dann hätte ich sicher abgebrochen.
Man merkt dem Buch an, dass hier viel Expertise eingeflossen ist. In diesem Fall geht es soweit, dass der Fallanalytiker Axel Petermann sogar mit auf dem Cover steht. Ab und zu wird der ein oder andere Begriff eingeworfen oder eine Datenbank erwähnt, mit der gearbeitet wird. Ich kann mir den Austausch von Autorin und Fallanalytiker hier sehr gut vorstellen und das hat dem Buch und den beschriebenen Ermittlungsmethoden Authentizität verliehen.
In einem kurzen Nachwort wird der echte Fall aufgegriffen und was dort damals passiert ist. Hier erkennt man sehr gut, was aus dem echten Fall in den fiktionalen Fall übertragen wurde und wo aktuellere Themen noch mit hinzugenommen wurden. Diese Übertragung ins fiktionale und die Anwendung der modernen Methoden darauf ist den beiden insgesamt gut gelungen. Auch wenn man mal einen Artikel zu dem Fall im Internet liest, erkennt man gut die Parallelen.

Fazit: Die Idee der Reihe ist spannend und der echte Fall wurde gut ins Fiktionale übertragen. Die Informationen zur Fallanalytik und den ermittlerischen Methoden fand ich interessant. Die Rationalität hat mich eine gewisse Distanz wahren lassen, die es mir ermöglicht hat, diesen grausamen Fall bis zum Ende durchzulesen. Die andauernde Wiederholung der Fakten und das Überbetonen von Sophies Autismus sowie die „Liebesgeschichte“ zwischen der Fallanalytikerin und dem BKA-Ermittler gefielen mir hingegen eher nicht.

Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein solider historischer Roman, dessen Geschichte ich insgesamt mochte

Die Uhrmacher der Königin
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„Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman, der die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die als Uhrmacher nach London gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. ...

„Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman, der die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die als Uhrmacher nach London gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Erschienen ist der Roman im Januar 2022 bei Lübbe.

Schwarzwald, 1841: Nach einem Streit in der Familie entscheiden sich die beiden Faller-Brüder, Johannes und Ernst, ins Uhrenland zu ziehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Beide sind in einer Uhrmacher-Familie aufgewachsen und haben dort das Handwerk erlernt. Doch die Reise und die erste Zeit in London stellen sich als ernste Herausforderung für die beiden Brüder dar. Sie begegnen der jungen Sophia, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder als Helferin in der Not erweist und die ihnen letztendlich einen Auftrag vermittelt, der die beiden Uhrmacher sogar in die Nähe Königin Victorias bringt.

Der Titel und Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Über die Uhrmacherkunst hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und bei längerem Nachdenken, fand ich mechanische Uhren irgendwie faszinierend. Ich bin schnell in das Buch und die Geschichte reingekommen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ich konnte mir die Schauplätze des Romanes gut vorstellen.
Der Roman zeichnet den Werdegang der beiden Brüder nach und erzählt von ihrer Kindheit, der Reise nach London und der ersten beschwerlichen Zeit in ihrer neuen Heimat. Als weiteren großen Handlungsstrang haben wir Sophias Geschichte, die jung ihre Mutter verliert und auf der Suche nach einem Betrüger ist. Als kleinere Nebengeschichten sind das Leben von Königin Victoria und zwei Malerbrüder in die Geschichte mit eingebaut. Grundsätzlich für mich eine gute Mischung, wäre da nicht der offizielle Klappentext des Buches, den ich bewusst oben nicht genutzt habe.
Mit Fortschreiten der Geschichte wurde immer deutlicher, dass Titel und Klappentext unpassend für dieses Buch sind. Beides hat bei mir komplett andere Erwartungen an diese Geschichte geweckt und das finde ich sehr schade. Von der Erwartungshaltung hängt zumindest bei mir viel ab, wie ich ein Buch wahrnehme. Der offizielle Klappentext auf dem Buchrücken erzählt im Prinzip die letzten 120 Seiten des Buches und so sollte das, finde ich, nicht sein. Wäre das erste Drittel des Buches der Werdegang der beiden Brüder gewesen, wäre das vollkommen ok gewesen, denn die Informationen, wie man eine mechanische Uhr baut und aus welchen Teilen diese besteht, fand ich spannend. 4/5 Vorgeplänkel bevor man zur eigentlichen Geschichte des Klappentextes kommt, ist für mich vollkommen inakzeptabel.
Und die Geschichte fand ich insgesamt betrachtet sogar ganz gut, sie war aber eben deutlich anders als ich es mir anhand des Klappentextes vorgestellt habe. Ich mochte die beiden Uhrmacherbrüder sehr und bin ihrem Leben gerne gefolgt. Gut fand ich, dass hier zwei Menschen mit Behinderung, die zentrale Rolle in der Geschichte übernehmen und auch die Tatsache, dass einer diese von Geburt an hat und der andere diese erst im Laufe seines Lebens erwirbt. In Sachen Repräsentation war es dennoch eher der Blick einer nichtbehinderten Person auf die beiden, habe ich das Gefühl.
Auch Sophia und ihre Geschichte mochte ich gerne. Durch den Betrugsfall, den sie aufzuklären versucht, kommt eine gewisse Spannung in die Geschichte. Nicht so gut gefallen hat mir hingegen, dass sie oft Teil der Lösung ist, wenn die Faller-Brüder vor Probleme gestellt werden. Die kleineren Handlungsstränge rund um Königin Victoria oder auch die beiden Maler-Brüder, habe ich nicht so ganz verstanden und fand ich in gewisserweise auch etwas überflüssig. Hier wurden halt viele Informationen eingebaut.
Das Buch deckt viele Themen ab und ist mir sehr vielen Informationen angereichert. Gut fand ich, das mit den unterschiedlichen Abschnitten im Buch, die Teile einer mechanischen Uhr und ihre Funktion vorgestellt werden. Insgesamt waren die Informationen zur Uhrmacherkunst vielfältig und es wurden unterschiedliche Uhren mitsamt ihren Herausforderungen beschrieben. Darüber hinaus habe ich Einiges über das Königshaus sowie dem Leben von Arbeiter*innen und Hausangestellten in London erfahren.
Als Zusatzmaterial runden ein Personenverzeichnis und ein kurzes Nachwort, das Fiktion von Wahrheit trennt, den Roman ab. Eine Karte sucht man hier vergeblich, was ich in diesem Falle allerdings nicht als Nachteil empfinde.

Fazit: Ein solider historischer Roman, deren Geschichte ich insgesamt mochte und deren Protagonisten ich gerne gefolgt bin. Die Informationen zum Uhrmacher-Handwerk waren zahlreich und vielfältig. Der Titel und Klappentext haben leider falsche Erwartungen bei mir geweckt, die das Leseerlebnis getrübt haben. Dennoch für alle empfehlenswert, die die Uhrmacher-Kunst spannend finden und mehr darüber erfahren wollen. Ich würde allerdings davon abraten, den Klappentext zu lesen.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Eine solide Neuinterpreatation derArthus-Sae

Lancelot
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„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen. ...

„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen.

Britannien: Uther Pendragon liegt im Sterben. Seine Zeit ist vorüber und unstetige Zeiten beginnen. Alle Hoffnungen liegen auf Arthur, Sohn des Uther, dem vorausgesagt wird Britannien wieder zu vereinen. Herein geboren in diese Zeit wird Lancelot. Ein Junge, der seine gesamte Familie verloren hat und auf einem vergessenen Landflecken zum Krieger erzogen wird. Dort verbindet sich sein Schicksal mit dem Guineveres und Merlins. Als er Arthur das erste Mal sieht, weiß er sofort, dass er sein Leben für ihn geben würde und so wird er zum größten Krieger Britanniens.

Ein Buch, dass mir mal wieder gezeigt hat, das auf englisch lesen auch echt anstrengend sein kann. Letztes Jahr bei einer Angebotsaktion habe ich dieses Buch auf englisch erworben und als auf instagram zu einer Leserunde aufgerufen wurde, dachte ich mir, dass ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe packe. Ich lese sehr gerne Bücher in einer Leserunde, weil dies nochmal andere Perspektiven eröffnet.
Giles Kristian erzählt sehr imposant. Trotz meiner Schwierigkeiten mit dem Englisch entstand ein lebhaftes Bild vor meinem Auge. Es ist halt wirklich sehr ausführlich. Da geht es nicht nur in einen Wald, sondern die Bäume, Tiere und Pflanzen werden benannt. Ich kenne so die Standardsachen, aber wenn Tiere wie Rebhuhn oder Pflanzen wie Schafsgarbe vorkommen, komme ich mit meinen Englisch-Kenntnissen an meine Grenzen. In diesem Punkt braucht ihr also wirklich einen breit gefächerten Wortschatz oder Durchhaltevermögen so wie ich.
Das Buch hat sich sehr wie ein historischer Roman gelesen, aber es hat auch eindeutige Elemente aus der High Fantasy. Es geht sehr mittelalterlich zu, es gibt einige mystische Elemente und die Geschichte lässt sich Zeit. Ich habe Lancelots Kindheit miterlebt, war dabei wie er ausgebildet wurde und wie seine Ausbildung später zum Tragen kommt. Es gibt immer wieder spannende Ereignisse und Lancelot ist an einigen Schlachten beteiligt, die recht genau beschrieben werden. Dies ist alles natürlich fiktiv, da es sich bei König Arthur und seinen Rittern um Sagengestalten handelt. In dieser Hinsicht fand ich das Buch sehr gelungen. Es hat die Sage zum Leben erweckt.
Hierbei steht allerdings Lancelot im Mittelpunkt und das legt natürlich den Fokus deutlich anders. Mir hat es im Großen und Ganzen gefallen, weil ich dadurch dabei war, wie Lancelot zu dem wurde, der er ist. Diese Geschichte wurde für mich glaubwürdig erzählt. Andere Dinge sind dafür allerdings zu kurz gekommen. Morgana taucht nur kurz auf und auch die anderen großen Ritter an der Seite Arthurs erleben wir nur sporadisch, meist bei Schlachten und eben aus der Sicht Lancelots.
Giles Kristian hat sich recht frei an der Sage bedient und so weicht einiges natürlich vom Bekannten ab. Für mich war das ok, weil es ziemlich lange her ist, dass ich etwas mit Arthur und seinen Rittern gelesen habe. Es war eher so, ach ja, dieser Charakter gehört ja auch noch zur Arthus-Sage, daher hatte ich in dieser Hinsicht auch keine besonderes Erwartungen, sondern war einfach gespannt auf die Geschichte an sich.
Mit Lancelot habe ich die meiste Zeit mitgefiebert. Manches ist ihm ein bisschen zu sehr zugeflogen, bei seinem Training zum Kämpfer wurde dies glücklicherweise noch ein wenig korrigiert. Seine Freundschaft und Liebe zu Guinevere habe ich auf jeden Fall sehr gefühlt, aber auch da gab es die ein oder andere Szene, die eher weniger meinem Geschmack entsprach. Gerade zum Ende hin mit den Zeitsprüngen hatte ich Probleme. Es waren meist Zeitsprünge von mehreren Jahren und Lancelot befand sich damit auch an einem anderen Punkt im Leben und war dann anders. Beim Sprung vom Kind zum Erwachsenen hat das noch gepasst, aber der Sprung zu einem erfahrenen Kämpfer, der mittlerweile genug vom Kämpfen hat, war mir dann zu abrupt.
Merlin ist in diesem Buch ein sehr zwiespältiger Charakter, aber es ist gut gemacht. Ich wusste manchmal nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Denn auf der einen Seite steht er auf Arthurs Seite und unterstützt Lancelot auf seinem Weg, andererseits holt er die Menschen oftmals nicht ins Boot bei seinen Plänen, sondern platziert sie einfach auf seinem imaginären Schachbrett, dass er sich selber zurecht gelegt hat. Hiermit entspricht er dem typischen Druiden, dessen Wege manches Mal unergründlich erscheinen und der sehr geheimnisvoll rüberkommt.
Arthur und seine glorreiche Zeit kam mir in diesem Buch viel zu kurz. Als man ihm das erste Mal begegnet, ist die Begeisterung Lancelots greifbar und ich war da voll dabei, doch dieses Bild verändert sich recht schnell, weil es eben diese Zeitsprünge gibt. Wir bekommen alles wichtige von Arthurs Weg mit, aber es ist eben wie ein Schnelldurchlauf. Der zweite Teil dieser Reihe beschäftigt sich dementsprechend gar nicht mehr mit Lancelot und Arthur, sondern der nächsten Generation.
In einem kurzen Nachwort erfahren wir etwas zu den Beweggründen Giles Kristians die Arthus-Sage erneut zum Leben zu erwecken, obwohl es schon viele Bücher hierzu gibt. Diese Ausführungen fand ich äußerst interessant und runden den Roman wunderbar ab. Darüber hinaus gibt es noch ein kurzes Personenverzeichnis und eine kurze Leseprobe aus dem zweiten Band.

Fazit: Ein solider Roman über Lancelot und König Arthur, der mit seiner imposanten Kulisse zu punkten weiß. Das Ausführliche hat mir das Lesen dieses Buches auf englisch allerdings etwas beschwerlich gemacht. Empfehlenswert für alle, die Lust auf eine Neuerzählung der Arthus-Sage aus einer anderen Perspektive haben und die gerne epische Erzählweisen mögen.

Veröffentlicht am 15.04.2023

Trotz spannender Welt und Themen leider das Potenzial nicht voll genutzt

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
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„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses ...

„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses Buch als Hörbuch bei Audible erschienen und ich habe diesmal das Buch, das am 31. März 2023 bei Lübbe erschienen ist, gelesen.

Achtung! Zweiter Teil einer Reihe, daher Spoilerwarnung!

Nach den Enthüllung von Oracle alias Atlas ist das Syndikat zusammengebrochen. Die Welt befindet sich in einem Schwebezustand. Unruhen und Demonstrationen brechen aus. Beim Großkonzern Hypermind, der die Hives kontrolliert, wird ein neuer Vorstand eingesetzt und die Sicherheit der Technik soll in diesem Zuge erhöht werden. Doch dann gesteht Bennie Haloren einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Atlas macht sich zusammen mit Noah daran, den Fall aufzuklären. Hilfe hierbei erhält sie von unerwarteter Seite und sie schafft sich neue sehr mächtige Feinde. Denn sie stößt auf Geheimnisse, die sehr weit in die Vergangenheit reichen und ein System aufdecken, dass tief in die Abgründe der Menschheit reicht.

Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung dieser Reihe, die etwas hat auf sich warten lassen und die mich zum ersten Mal so richtig in ein Hörbuch hat abtauchen lassen. Diesmal habe ich allerdings das Buch als Medium meiner Wahl gewählt. Wer der Autorin auf instagram folgt, weiß welche Herausforderungen das Schreiben eines Buches mit sich bringt, dass in Folgen eingeteilt ist, die genau 1 Stunde gehen.
Der Stoff wurde für die Umsetzung als Buch nochmals überarbeitet, ist aber weiterhin in Folgen unterteilt, die als Buch dann wiederum Kapitel haben. Im Buch kann man sehr gut die Struktur des Hörbuches erkennen, was ich sehr spannend fand. Diese Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass diese Reihe als Hörbuch mit 10 Stunden für mich persönlich besser passt.
Ich bin gut ins Buch hineingekommen, allerdings habe ich nach der langen Pause durchaus gemerkt, dass mir einige Einzelheiten aus dem Vorgänger fehlen. Letzten Endes konnte ich der Geschichte dennoch gut folgen. Es ist eine direkte Fortsetzung des Vorgängers und es ist nicht all zu viel Zeit vergangen.
Neben Science-Fiction-Elementen bietet das Buch auch wieder Elemente aus einem Krimi. Ein Mordfall möchte endgültig aufgeklärt werden. In der düsteren Welt der Zukunft kommen allerdings andere Ermittlungsmethoden zum Tragen, die nicht immer legal sind. Und auch die allgemeine Situation im Buch trägt nicht unbedingt zur Erleichterung des Falles bei. Weitere Themen in diesem Buch sind der Handel mit Erinnerungen und dessen Einpflanzung in andere Menschen, Hive-Technologie und Supercomputer. Dabei wird es allerdings niemals zu technisch. Es geht um die Ideen dahinter und die sind gut erklärt.
Die Veränderung Atlas‘ ist in diesem Teil deutlich zu spüren. Ihr negativer Blick auf die Welt ist noch immer vorhanden und dennoch flucht sie nicht mehr so viel und sie hat gelernt, Menschen in gewissen Maße an sich heranzulassen. Dieser Teil hatte eine neue Herausforderung für sie parat, bei der sie sich noch mehr auf andere Menschen sowie ihre eigenen Instinkte verlassen muss und weniger auf die Errungenschaften der Technik setzen kann.
Noah ist auch wieder Teil der Geschichte. Dieser hat seinen Glauben an das Gute im Menschen noch immer nicht verloren und meiner Meinung nach, muss er die fast noch größere Herausforderung als Atlas bestehen. Wer den ersten Teil bereits gelesen hat, weiß was Noah passiert.
Das Gefüge zwischen Gut und Böse wird in diesem Buch auf den Kopf gestellt. Hier wäre glaube ich noch mehr möglich gewesen, wären hier nicht die Vorgaben für das Hörbuch gewesen. Das zwingt einen zur Kürze und ich denke hier hätte die philosophische Stärke der Autorin sehr zum Tragen kommen können.
Die Zukunftsversion in diesem Buch ist sehr düster. Wer am falschen Ende geboren worden ist, muss Verbrechen begehen, um zu überleben. Die Reichen wiederum nutzen ihren Reichtum teilweise sehr zu ihrem eigenen Nutzen aus. Dadurch das wir die Welt durch Atlas Augen betrachten, sind wir zusätzlich noch sehr auf ihre Sichtweise der Dinge beschränkt. Dies gibt dem Leser allerdings auch die Möglichkeit die eigene Sichtweise gemeinsam mit ihr zu hinterfragen.
Der Fall wird in diesem Buch abgeschlossen, dennoch gibt es ein Ende das auch eine Fortsetzung erlaubt. Zusatzmaterial wie ein Personenverzeichnis oder eine Danksagung gibt es keine. Die Personenanzahl ist übersichtlich, so dass man gut zurecht kommt. Gegen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Vorgänger hätte ich nichts gehabt. Mir hätte es den Einstieg glaube ich noch etwas erleichtert.

Fazit: Eine Geschichte, die sehr viel Potenzial hatte, das jedoch nicht ganz ausgereizt wurde. Die Themen und die Welt fand ich wieder spannend, dennoch fehlte mir das gewisse Etwas, dass einem ein Buch im Gedächtnis behalten lässt.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Eine Familiensaga mit Höhen und Tiefen im schillernden Odessa

Grandhotel Odessa. Die Stadt im Himmel
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„Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel“ ist der Auftakt zur zweibändigen Reihe über Odessa und das titelgebende Hotel im 20. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman bei Droemer-Knaur im Januar 2021.

Odessa, ...

„Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel“ ist der Auftakt zur zweibändigen Reihe über Odessa und das titelgebende Hotel im 20. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman bei Droemer-Knaur im Januar 2021.

Odessa, 1910: Ein besonderes Fest erwartet die Gäste des Grandhotel Odessa. Die junge Hotelerbin feiert ihren 21. Geburtstag und das soll gebührend gefeiert werden. Ein Ereignis, das noch viele Jahre in Erinnerung bleiben soll, allerdings anders als gedacht. Trotz ihrer Eifersucht auf die schöne Belle, verrät Oda ihrer Ziehschwester ihr großes Geheimnis: Sie hat sich in den neuen Star am Balletthimmel Odessas verliebt. Gemeinsam mit ihm möchte sie durchbrennen und ihren Vater vor vollendete Tatsachen stellen.

Ich gebe zu, ich mag diesen Trend hin zu Familiensagas im historischen Genre nicht wirklich. Gefühlt gibt es kaum noch etwas anderes. Manchmal gebe ich dem Genre allerdings noch eine Chance, wenn ich so wie hier, das Buch als Mängelexemplar entdecke. Odessa als Kulisse für einen historischen Roman fand ich spannend.
Der Schreibstil der Autorin lies sich angenehm lesen, allerdings war der melancholische Unterton nicht so ganz meins. Odessa wiederum fand ich toll beschrieben und ihr Status als ein Schmelztiegel der Nationen kam gut zu Geltung. Ich konnte mir gut vorstellen, eine Reise in diese Stadt zu unternehmen und dort meinen Sommerurlaub zu begehen. Aktuelle Ereignisse werden das wahrscheinlich für viele Jahre nicht mehr möglich machen.
Der Roman spielt hauptsächlich in der Zeit von 1910 bis 1917. Es gibt aber immer wieder Sprünge in die Vergangenheit zu den Hintergründen der Gründung des Hotels. Die Russische Revolution sendet seine Vorboten aus und es gibt einige Herausforderungen mit denen das Grandhotel in dieser Zeit umgehen muss. Der erste Weltkrieg bringt u.a. Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittelversorgung mit sich und die Stimmung gegen den Adel und Großgrundbesitzer verschlechtert sich.
Bei den Personen im Buch bin ich sehr zwiegespalten. Es gab für mich zumindest nicht die Identifikationsfigur. Ich gebe zu, dass ich das schon sehr mag, wenn es Personen in einem Buch gibt, die mir sympathisch sind und die ich einfach nur mag und die dann sicherlich ein bisschen zu gut dargestellt sind. Hier gibt es an jeder Person durchaus etwas, was ich gut finde, aber oft genug eben auch Dinge, die ich verachtenswert finde.
Oda beispielsweise ist sehr fixiert auf das Grandhotel Odessa und stellt dies über ihr persönliches Glück. Der Kontrast zwischen ihr und Belle ist ein zentrales Thema im Buch. Oda ist hässlich, Belle ist schön. Oda wird die Liebe ihres Vaters entzogen, Belle wird damit überhäuft. Oda zieht sich diesen Schuh allerdings auch an und steht sich so selber im Weg, dennoch ist es auch bewundernswert was sie im Buch mit dem Hotel erreicht.
Ihr Vater wiederum ist über einige Leichen gegangen, um das Hotel überhaupt Wirklichkeit werden zu lassen. In den Rückblenden war das einfach kein schöner Freundeskreis, der sich um ihn und seine Zwillingsschwester gebildet hat. Es war so viel Falschheit, so viel böse Gedanken drin, die teilweise durchaus reflektiert wurden. Das überhebliche Verhalten wurde aber dennoch beibehalten und doch hat er mit dem Grandhotel etwas erschaffen. Dieser Traum des Hotels hat mir gut gefallen. Der Weg dahin eher weniger.
Wie ihr seht, in diesem Buch gibt es familiensaga-mäßiges Drama. Es war ok, aber es ist eben nicht so ganz meins. Ich bin schon froh, dass es nicht dieses Ding gab von wegen sie ist anders als andere Frauen. Das Drama wird aus den Konfliktpunkten, die bereits in der Vergangenheit geschaffen wurden, gezogen und diese wiederum wirken sich bis in die Gegenwart des Buches aus. Die Autorin hat eine geschickte Personenauswahl getroffen, die genug Reibungspotenzial bietet, um interessant zu sein. Der historische Hintergrund mit der russischen Revolution und dem ersten Weltkrieg hat mir gefallen. Wenn ich den zweiten Teil mal in der Mängelexemplar-Kiste entdecke, werde ich diesen sicher mitnehmen, weil mich die Veränderungen, die bis ins Jahr 1935 geschehen, sehr interessieren.
Zu Beginn des Buches gibt es einige Hinweise zum historischen Hintergrund und am Ende ein Glossar mit historischen sowie russisch/ukrainischen Begriffen. Eine Karte von Odessa sowie ein Personenverzeichnis sucht man vergebens. Insgesamt war das Zusatzmaterial für mich ausreichend.

Fazit: Eine Familiensaga, die für mich Höhen und Tiefen hatte. Der historische Hintergrund war interessant, die Personen und die insgesamt eher melancholische Stimmung hat mich eher zwiegespalten zurückgelassen. Odessa als Schauplatz hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt eine Reihe, die man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.