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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Die zerbrechliche Schönheit des Lebens

Die Unvollkommenheit des Glücks
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Die zunächst unabhängigen Lebensgeschichten zweier mit sich unzufriedenen Menschen treffen schließlich zusammen, enden in einer zarten Liebesgeschichte. Beide sehr verschiedenen, gut beschriebenen Charakteren ...

Die zunächst unabhängigen Lebensgeschichten zweier mit sich unzufriedenen Menschen treffen schließlich zusammen, enden in einer zarten Liebesgeschichte. Beide sehr verschiedenen, gut beschriebenen Charakteren auf der Suche nach dem befriedigenden Sinn ihres Lebens und nach Glück scheinen sich magisch anzuziehen. Was wirklich im Leben zählt, wird in einem Kriegsszenarium herausgestellt, beschrieben in bildlicher Wortwahl, teils poetischem, philosophischem Schreibstil. Einige Lebensweisheiten besonders in der ersten Romanhälfte im Zusammenhang mit Anas verzweifelter Lebenssituation regen vielleicht auch zum Nachdenken über das eigene Leben an. Beide Hauptfiguren haben während ihres Selbstfindungsprozesses schließlich, über Raum und Zeit hinweg, eine Tür gefunden mit der Erkenntnis, dass Glück nie vollkommen ist. Aber gerade in seiner Unvollkommenheit liegt wohl die eigentliche Schönheit. Glück allein scheint nicht der Sinn des Lebens zu sein.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Botschaft: Wichtig ist nur, was Menschen von mir denken, die ich mag.

Ava liebt noch
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Das Cover zeigt die gemalte Gesichtshälfte einer jungen Frau in interessanter experimenteller Farbgebung. Der Gesichtsausdruck wirkt entspannt, verträumt, leicht lächelnd. Ist sie verliebt hier? Der Roman ...

Das Cover zeigt die gemalte Gesichtshälfte einer jungen Frau in interessanter experimenteller Farbgebung. Der Gesichtsausdruck wirkt entspannt, verträumt, leicht lächelnd. Ist sie verliebt hier? Der Roman schildert eindrucksvoll ein Familienleben mit drei Kindern. Die Ehepartner befinden sich in der Lebensmitte, Ralf beruflich erfolgreich, Ava mit 43 Jahren erschöpft, unzufrieden, leer, immer wie auf Autopilot als Mutter funktionierend. In bildhafter, klarer Sprache geht es um Ava als Frau mit ihren eigenen Bedürfnissen in einer Ehe, deren verzerrte Umrisse nur noch schemenhaft zu erkennen sind und Ava sich unverstanden fühlt. Auf zwei Erzählebenen offenbaren im Wechsel Ava und Kieran als Ich-Erzähler ihre Emotionen und Gedanken, ihre familiären Bedürfnisse und gesellschaftlichen Problematiken. Dabei steht die Liebe im Mittelpunkt, zu den Kindern, zum männlichen Geschlecht und zu sich selbst mit all ihrem Verlangen. Über viele Jahre mit vielen Abschieden und großen persönlichen und familiären Veränderungen verfolgt man die Entwicklung einer besonderen Beziehung mit großem Altersunterschied, die nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht. Das große Verlangen um Kieran – nicht nur eine Wiederbelebungsmaßnahme für Ava -. aber auch viel Verzweiflung und Schmerz ist empfindsam beschrieben mit glaubhaften, realistisch stilisierten Charakteren.
Ein tiefgründiger Roman über Liebe, die alles erhellt.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Spannung pur

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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Die Szenerie spielt in Grimmbach, in der Rhön mit viel Moor und am Point Alpha, dem Stützpunkt der Amerikaner an der deutsch-deutschen Grenze am 12. August 1983 und 39 Jahre später. Auf zwei Erzählsträngen ...

Die Szenerie spielt in Grimmbach, in der Rhön mit viel Moor und am Point Alpha, dem Stützpunkt der Amerikaner an der deutsch-deutschen Grenze am 12. August 1983 und 39 Jahre später. Auf zwei Erzählsträngen geht es aktuell um vier Morde an einer Familie, deren Flucht- Vergangenheit in 1983 mit Verwicklungen an dieser ehemals gefährlichen Grenze beleuchtet wird. Außerdem ergibt eine weitere Aufklärung um Vandalismus an einem Kreuz eines ehemaligen DDR-Flüchtenden weitere Spannung mit vielen Verdächtigen, die in komplexer Ermittlungsarbeit realistisch beschrieben wird Das Team um Janosch Janssen, seine Chefin und Schwiegermutter Diana Quester etc. wird mit all seinen Kanten und Eigenheiten inclusive dem jeweiligen Privatleben detailliert und kreativ eingeflochten. Interessant ist der menschliche Einblick in vergangene deutsche Zeitgeschichte entlang der Zonengrenze. Die Einbeziehung der Neo-Nazi-Szene ist dagegen aktueller in der Thematik. Einige Fragen zu verdeckten Mitgliedern der Wicked Vikings und zu einem weiteren finalen Mord sorgen für überraschende Cliffhänger. Der direkte, schnörkellose Schreibstil gefällt. Spannende Lektüre!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Lou wollte Ordnung in ihre Erinnerungen bringen.

Juli, August, September
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Über drei Monate hinweg an drei verschiedenen Standorten dreier Länder findet die Hauptperson Lou wichtige Informationen zu Vorfahren ihrer jüdischen Familie, alles Russlanddeutsche aus der Sowjetunion. ...

Über drei Monate hinweg an drei verschiedenen Standorten dreier Länder findet die Hauptperson Lou wichtige Informationen zu Vorfahren ihrer jüdischen Familie, alles Russlanddeutsche aus der Sowjetunion. Diese Zeit verhilft ihr zu einem besseren Selbstverständnis. Geht es zunächst im Juli um ihre kleine Familie inclusive Müttern in Berlin, folgt sie im August mit ihrer Mutter und Tochter Rosa einer Einladung zum Familientreffen auf Gran Canaria anlässlich Mayas Jubiläum, dem 90. Geburtstag. Dieser Verwandten reisen extra aus Israel an und Erinnerungen über die Kriegsereignisse und das Überleben der jüdischen Vorfahren in Russland zwischen 1941 und 1945 werden meist als Lügen enttarnt. Nicht nur um der Wahrheitsfindung willen reist Lou alleine weiter nach Israel, begibt sich in Jerusalem, Haifa und Tel-Aviv auf Spurensuche. Im Archiv der Yad-Vashem-Holocaust-Gedenkstätte findet sie viele Wahrheiten, auch endlich Antworten ihrer dortigen missgünstigen Verwandtschaft. Ein Roman mit Tiefgang in ausdruckstarkem Schreibstil:
»Wir geben uns so viel Mühe für eine Religion, obwohl wir nicht an Gott glauben, für eine Vergangenheit, an der kaum etwas gut war, für eine Zukunft, die maximal ungewiss ist, und für eine Identität, die wir selbst nicht mehr verstehen. .«
»Deutschland hat es nicht geschafft, unsere Familien auszurotten, aber die Sowjetunion hat es geschafft, dass sie alles vergessen haben, dass kaum noch etwas übrig geblieben ist.«

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Deutschland – doch keine ideale Heimat für Zugewanderte?

Als wir Schwäne waren
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Das Cover zeigt einen dunklen, großen Flügel, vielleicht als Röntgenbild dargestellt mit leichten Andeutungen von Federn und Knochen. Der Buchtitel Als wir Schwäne waren deutet an, dass diese Familie wie ...

Das Cover zeigt einen dunklen, großen Flügel, vielleicht als Röntgenbild dargestellt mit leichten Andeutungen von Federn und Knochen. Der Buchtitel Als wir Schwäne waren deutet an, dass diese Familie wie diese großen Zugvögel dorthin zieht, wo sie Ruhe und Sicherheit vermutet. Der Schwan ehemals für die Mutter Sinnbild für Eleganz verliert hier jedoch seinen hohen Wert.
Der Autor beschreibt in drei Teilen seinen Werdegang in einem sozialen Brennpunkt am Rande von Bochum in den 1990er Jahren. Neben Freiheit, Kränkungen, Gewalt, Kriminalität, Arbeitslosigkeit geht es auch um Würde und Stolz in der Welt der Eltern. Als Kind noch Automatik Cobra mit seinem Ninja-Namen zwischen seinen multikulturellen Freunden genannt, verwandelt sich Reza und seine nähere Umgebung hin zu mehr Kriminalität. Er sieht Armut, Misshandlung, Raub, Eigentumsdelikte, während Grönemeyer Bochum als »Blume im Revier« besingt. Angst, Schrecken und Furcht sind stabilere Währungen als Liebe, Vertrauen oder Freundschaft. Das sind ausdrucksstarke Bekundungen, die erschrecken. Überhaupt wandelt sich der Schreibstil bis zum dritten Teil über ihn und seine Kanaken-Freunde zu härterer Verbissenheit, stärkerer Anklage – immer unterwegs mit einem Messer versteckt im Hosenbein. Die bildliche Wortwahl z.B. beim PARASITENBAUM, der in seiner Wirkungsweise mit gewissen Orten verglichen wird, imponiert. Dieser Roman erzählt nicht nur von unangenehmen Erinnerungen des Autors, sondern rechnet auch mit diesem ihm immer noch fremden Land ab. No Happy-End!

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