Cover-Bild Mein drittes Leben
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Tod, Trauer, Verlust
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 21.08.2024
  • ISBN: 9783257073058
Daniela Krien

Mein drittes Leben

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024! Sie hat alles gehabt und alles verloren: Sekunden der Unachtsamkeit kosten ihre einzige Tochter das Leben. Tief sieht Linda in den Abgrund und wäre beinahe gefallen, doch da sind hauchfeine Fäden, die sie halten – die Hündin Kaja, die steten Handgriffe im Garten, das Mitgefühl für andere. Wie viel Kraft in ihr steckt, ahnt sie erst, als sie zurückfindet in einen Alltag und zu sich selbst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2024

Den Tod des eigenen Kindes überwinden

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Daniela Krien hat sich in ihrem neuesten Roman ein schweres Thema gewählt. Ihre Protagonistin Linda, eine Frau im mittleren Alter, hat ihre 17jährige Tochter bei einem tragischen Unfall verloren. Eben ...

Daniela Krien hat sich in ihrem neuesten Roman ein schweres Thema gewählt. Ihre Protagonistin Linda, eine Frau im mittleren Alter, hat ihre 17jährige Tochter bei einem tragischen Unfall verloren. Eben war sie noch da, unbeschwert und fröhlich mit ihrem wippenden Pferdeschwanz. Dann übersieht ein LKW Fahrer die junge Radfahrerin beim Abbiegen und Linda‘s Leben und das ihres Mannes Richard verändert sich grundlegend und wird nie mehr wie vorher sein.

Mit einer feinfühligen und klaren Sprache beschreibt die Autorin wie unterschiedlich das Ehepaar trauert. Linda sieht überhaupt kein Licht am Ende des Tunnels, während Richard irgendwann auch wieder zu leben versucht, sich trotz des Schicksalsschlags nach Lachen und menschlicher Wärme sehnt. Linda zieht aufs Dorf auf einen Bauernhof und lenkt sich mit Hofarbeiten ab, doch die Depression hält sie fest in ihrem Griff. Nur ganz allmählich merkt sie eine Veränderung bei sich und kann sich irgendwann tatsächlich dem Leben wieder zuwenden, ein mühsamer und langwieriger Prozess, den Daniela Krien sehr einfühlsam und nachvollziehbar erzählt.

Alte Freunde passen nicht mehr zu der neuen Linda, doch die Menschen, die sie auf dem Land neu kennenlernt wie Natascha mit ihrer autistischen Tochter Nine oder auch Nachbar Klaus mit seiner herzlichen Frau Bruni, geben Linda Halt und neuen Lebensmut. Auch ihr Mann Richard hat zwar eine Freundin, doch er hält weiterhin Kontakt zu seiner Frau, die er immer noch liebt. So gibt es neben vielen tieftraurigen und deprimierenden Momenten in dieser Geschichte auch immer noch ein Fünkchen Hoffnung. Ich fand die Folgen dieses dramatischen Verlusts, dem Schlimmsten, was einem als Eltern passieren kann sehr realistisch geschildert. Genauso könnte es ablaufen, und die Begleitung Linda‘s auf ihrem Trauerweg hat mich sehr berührt.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Neuanfang

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In dem Roman von Daniela Krien "Mein drittes Leben" geht es um den Neuanfang der Protagonistin Linda. Linda ist verheiratet, hat einen Ehemann (Richard), eine Tochter Sonja und einen Beruf, der ihr Freude ...

In dem Roman von Daniela Krien "Mein drittes Leben" geht es um den Neuanfang der Protagonistin Linda. Linda ist verheiratet, hat einen Ehemann (Richard), eine Tochter Sonja und einen Beruf, der ihr Freude bereitet. Bis das Schicksal plötzlich zuschlägt. Ihre Tochter Sonja hat einen Verkehrsunfall und stirbt dabei. Linda wird aus der Bahn geworfen und hadert mit dem Schicksalschlag, auch ihr Mann ist tief getroffen, geht jedoch anders als seine Frau mit der Situation um. Während Richard schon bald eine neue Beziehung mit einer anderen Frau beginnt, zieht Linda, die inzwischen noch eine Krebserkrankung bekommen hat, in die Abgeschiedenheit aus Land. Irgendwie bekommt sie die Tage dort herum und wartet nur noch auf den Abend, an dem sie ihre Schlaftabltten nehmen kann, um zu vergessen. Dieser eindringlich geschriebene Roman hat mich emotional sehr beeindruckt und ich habe Linda bewundert, die, obwohl es ihr so schwer fällt, immer irgendwie weitermacht.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Plötzlich ohne Tochter, aber mit unbändiger Trauer

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In „Mein drittes Leben“ berichtet die verwaiste Mutter Linda, selbst erst knapp 40 Jahre alt, von dem krassen Einschnitt, den der Unfalltod ihrer 17jährigen Tochter Sonja für ihr Leben bedeutet hat, und ...

In „Mein drittes Leben“ berichtet die verwaiste Mutter Linda, selbst erst knapp 40 Jahre alt, von dem krassen Einschnitt, den der Unfalltod ihrer 17jährigen Tochter Sonja für ihr Leben bedeutet hat, und gibt zudem Einblick in ihr eigenes Aufwachsen bis hin zum Erwachsen- und vor Allem Mutterwerden ebenso wie in die gemeinsame Zeit mit ihrer Tochter; die drei titelgebenden Leben beziehen sich also auf erstens ihre kinderlose Zeit, zweitens die Zeit, in der ihre Tochter lebte und nun drittens diesen neuen Abschnitt nach dem Tod der Tochter.

Gleich zu Beginn wird man mit der räumlichen Trennung konfrontiert, die unlängst zwischen Linda und ihrem Mann Richard, Sonjas Vater, vollzogen wurde bzw. eher ausschließlich von Linda durchgeführt wurde, die – es lässt sich nicht anders umschreiben – in und mit all ihrer Trauer aus Leipzig aufs Land geflüchtet ist, wo sie sich zwar komplett von der Außenwelt zurückzuziehen versucht, aber mit der Zeit doch auch zarte Bande neuer Bekanntschaften knüpft. So erlebt man als Lesende*r mit, wie sich Linda von der stillen, trauernden Frau ohne jegliches Zeitgefühl, für die alle Tage gleich belanglos vorübergehen, zu einer Frau entwickelt, die, aufmerksam das Geschehen um sich herum beobachtend, langsam wieder zurück in ein aktives Leben kriecht.
Linda als Hauptfigur ist hierbei von der Autorin sehr multidimensional dargestellt, wobei ich immer noch nicht weiß, ob sie mir nun sympathisch ist. Eingangs fand ich sie eher anstrengend, da sie Richard nicht nur vorzuwerfen schien, dass er mit seiner Trauer völlig anders umging, ohne dass die Beiden sich je über ihren gemeinsamen Verlust unterhalten zu haben schienen; nein, als dessen zweite Frau gab sie zwischen den Zeilen doch auch freimütig zu, dass sie ihm von Anfang an übelgenommen hatte, dass er sich absolut innig um seine Kinder aus der ersten Ehe kümmerte, während er zugleich Zweifel hatte, ob Linda und er überhaupt ein gemeinsames Kind bekommen sollte, da er doch deutlich älter als sie war und er seine Familienplanung eigentlich schon als abgeschlossen betrachtet hatte. Richard, dessen erste Frau ihm gegenüber sogar gewalttätig geworden war und die sich kaum um ihre Kinder scherte, hatte sich mit Linda dafür auf eine Frau eingelassen, die zwar unbedingt eine Familie haben wollte, der es aber auch viel wichtiger zu sein schien, selbst Kinder zu gebären, anstelle Richards Kinder zumindest als ihre Stiefkinder anzuerkennen und eine echte Bindung zu diesen aufzubauen: Insgesamt hatte ich da nach der anfänglichen Lektüre einer die ersten 57 Seiten umfassenden Leseprobe bereits den Eindruck einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Verbindung; auch nach dem Auslesen des kompletten Buchs glaube ich nicht an ein mögliches Funktionieren des Paares Linda/Richard, das für mich im Rahmen einer Freundschaft dauerhaft funktionieren könnte, aber für mich auf romantischer Ebene schon von ihrem Kennenlernen an nie mehr als eine Art Zweckgemeinschaft hatte sein können.

In dieser Erzählung, in der sich Linda von allen, auch von ihm, distanziert hat, stellt sich Richard zügig als jemand heraus, der die Liebe und die Intimität einer Partnerschaft vermisst, und sich da bereits neu zu orientieren begonnen hat, wobei die von ihm ins Auge gefasste Dame auch ständig so beschrieben wird, dass allzu offensichtlich ist, dass Richard zu Beziehungen neigt, die ihm zumindest auf Dauer nicht guttun, so dass „Mein drittes Leben“ zwar ganz unterschwellig immer fragte, ob Linda und Richard letztlich wieder zusammenfinden könnten, mich aber immer „besser nicht“ denken ließ.

„Mein drittes Leben“ ist insgesamt ein sehr ruhiges Buch, ähnlich wie es eben auch Linda ist; der Roman gleicht einem an den Rändern ins Expressionistische aufbrechenden Stillleben; und es macht im Verlauf nicht nur Linda weiter nachdenklich, der sich Stück um Stück die sonstigen Tragödien „zerbröselnder“ Menschen um sich herum enthüllen. Nimmt sie es Anderen zu Beginn noch übel, dass deren Kinder leben und diese sich „freuen“, dass keines ihrer Kinder verunglückt ist, bemerkt sie zum Einen immer mehr Leid, das ihr hingegen erspart blieb, was Betroffene umgekehrt ihr ebenso vorhalten könnten und muss zum Anderen auch erkennen, dass grade neue Bekanntschaften weder Ahnung davon haben, dass sie ein Kind verloren hat, noch dass sie weiß, ob diese Menschen nicht doch auch schon Ähnliches bis Gleiches erlebt haben.
Das Leid-Thema ist hier ein sehr großes: steckt dahinter ein Sinn, müssen wir Leid erleben, müssen wir alle einen Umgang damit erlernen, soll persönliches Leid uns etwas lehren? Wie viel bedeutet uns das Leben noch, wenn ihm das uns Bedeutsamste genommen wird; können wir ihm je wieder Bedeutung geben, es ausfüllen, oder ist diese Lücke ein Schwarzes Loch, vor dem uns nichts bewahren kann und dessen Ränder wir nicht sichern können?

Mich hat es sehr berührt, grade dass letztlich auch die Lebenswirklichkeiten anderer Figuren gespiegelt wurden und aufgezeigt, dass doch auch alle ein Päckchen zu tragen haben; ich glaube, das vergisst man in eigene Trauer versunken sehr schnell, ebenso wie das nicht jeder dieselbe Art der Trauer durchlebt, selbst wenn man vom selben Trauerfall betroffen ist, und das wurde hier meiner Meinung nach sehr gut aufgezeigt.
„Mein drittes Leben“ habe ich als sehr eindrückliche Lektüre empfunden, aber allen, die grad selbst noch akut in einem Loch, ob größer oder auch kleiner, stecken, würde ich dann doch noch dazu raten, mit dem Lesen dieses Romans erst dann zu beginnen, wenn das Licht am Ende des Tunnels zumindest schon ganz deutlich zu erkennen ist. Es ist halt einfach keine aufheiternde, oder gar fröhliche, Lektüre, sondern letztlich immer noch die traurige Geschichte einer Mutter, deren Teenie-Tochter tödlich verunglückt ist.

Veröffentlicht am 23.09.2024

Trotzdem

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Der Roman hat eine düstere, traurige Grundstimmung, die zwischenzeitlich sehr schwer auszuhalten ist. Erzählt wird er aus der Sicht von Linda, die nach dem Unfalltod ihrer 17jährigen Tochter in ein tiefes ...

Der Roman hat eine düstere, traurige Grundstimmung, die zwischenzeitlich sehr schwer auszuhalten ist. Erzählt wird er aus der Sicht von Linda, die nach dem Unfalltod ihrer 17jährigen Tochter in ein tiefes Loch fällt. Ihr Mann geht mit der Trauer anders um und er hat auch noch zwei weitere Kinder, aber Linda fühlt sich von allen im Stich gelassen und gibt sich voll und ganz ihrer Trauer hin. Sie kümmert sich nicht, was ihr Umfeld für angemessen hält oder was von ihr erwartet wird, sondern muss nun mit ihrem neuen Leben und ihrer Situation klarkommen, muss alleine sein und muss überlegen, ob sie einen Neuanfang schaffen will und kann. Mit der Zeit füllt sich ihr Leben wieder mit neuen Menschen und Tieren, sie mietet einen alten, abgelegenen Bauernhof und bricht aus ihrem gewohnten Umfeld und ihrem Rhythmus aus. Zwischenzeitlich wirkt die Stimmungslage sehr trostlos, die Beziehung zu ihrem Ehemann geht in die Brüche, Linda trauert intensiv und erlaubt sich so viel Zeit dafür zu nehmen, wie sie braucht.
Mit der Zeit ist sie wieder offen, sich neuen Menschen anzunähern und ein gewisses Maß an Nähe und Vertrauen zuzulassen. Linda erfährt auch wieder, dass alle Menschen ihre eigenen Probleme zu schultern haben und sie nicht alleine dasteht. Am Ende des Romanes hat man das Gefühl, Linda hat sich wieder gefangen und kann zumindest kleine Momente des Glücks genießen, auch wenn ihr Leben nie wieder glücklich werden wird, so wie es einmal war.
Dieses „Trotzdem“ hat mir als Message sehr gut gefallen, ist eine gelungene Zusammenfassung in einem Wort.

Veröffentlicht am 08.09.2024

Vom Klarkommen danach

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Daniela Krien schreibt in „Mein drittes Leben“ über den Umgang mit dem tragischen und plötzlichen Verlust des eigenen Kindes. Linda kämpft sich nach diesem Schicksalsschlag zurück ins Leben, indem sie ...

Daniela Krien schreibt in „Mein drittes Leben“ über den Umgang mit dem tragischen und plötzlichen Verlust des eigenen Kindes. Linda kämpft sich nach diesem Schicksalsschlag zurück ins Leben, indem sie sich von ihrem bisherigen, gut situierten, Lebensstil abwendet, und auf einen Hof in dörflicher Gegend zieht. Doch auch diese Gelegenheit der Trauerbewältigung wird ihr entzogen, sodass sie sich Schritt für Schritt durch den Kontakt zu anderen Familienmitgliedern öffnet und weiterkämpft.
Die Autorin hat einen sehr klaren und eindrücklichen Schreibstil. Durch die gelungene Darstellung der Gedanken- und Gefühlswelt von Linda, kann man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Emotionen gewissermaßen nachempfinden. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung bezüglich Trauer, hat mich der Roman sehr nachdenklich gestimmt und einige Zeit nicht losgelassen.

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