Ben Oppenheim balanciert zwischen Ex-Frau, zwei Kindern und seiner Liebe zu Julia. Er hat Rückenschmerzen und Geldsorgen, aber was ihn wirklich ängstigt, ist der Krieg in Osteuropa. Getrieben vom jüdischen Fluchtinstinkt steigt er eines Morgens kurzerhand in ein Flugzeug nach Brasilien. Mitsamt Ex-Frau und Kindern, aber ohne Julia. Im Krisenmodus läuft Ben zur Hochform auf. Nur der Atomkrieg lässt auf sich warten. Ben dämmert, dass er sich ändern muss, wenn sich etwas ändern soll.
Autor, Beschreibung, Thematik, Titel, Verlag und nicht zuletzt die - wie von bei Diogenes Erschienenem gewohnt - sehr interessante Covergestaltung sowie natürlich die 52 Seiten umfassende Leseprobe von ...
Autor, Beschreibung, Thematik, Titel, Verlag und nicht zuletzt die - wie von bei Diogenes Erschienenem gewohnt - sehr interessante Covergestaltung sowie natürlich die 52 Seiten umfassende Leseprobe von Micha Lewinskys 288-seitigem Roman "Sobald wir angekommen sind" weckten mein Interesse.
Anfangs war ich mir jedoch nicht ganz sicher, ob ich Wendungen wie "jüdischer Fluchtinstinkt" oder auch "Nur der Atomkrieg lässt auf sich warten." richtig einordnen kann.
Letztendlich gab der Gedanke an die Werke von Ephraim Kishon (1924 - 2005) den Ausschlag und ich habe die Lektüre des am 24. Juli 2024 unter der ISBN 978-3-257-07315-7 erschienenen Buches denn auch nicht bereut!
Worum geht's?
Protagonist ist der dem jüdischen Glauben angehörende mehr oder weniger (in den letzten Jahren eher weniger) erfolgreiche Schriftsteller und bekennender Verehrer von Stefan Zweig Ben Oppenheim.
Seine Zeit verbringt er abwechselnd in einer nach einem ausgeklügelten System mit seiner Ex-Frau Marina nebst pubertierender Tochter Rosa sowie deren jüngerem Bruder Moritz, welcher nachts von Zombies heimgesucht wird, geteilten Wohnung und bei seiner jüngeren Geliebten Julia und deren verzogenem Sohn Prince.
Neben "Rücken" und Geldsorgen hat er Ängste.
Die Berechtigung dazu führt er auf seit vielen Jahrhunderten vererbte und durch schlimme Erfahrungen wie Pogrome und den Holocaust begründete Ängste seiner Glaubensgenossen zurück.
Manche seiner Gedanken entlocken ein Schmunzeln, andere Mitgefühl.
Die Furcht, der Ukraine-Konflikt könne in einen Atomkrieg ausartenden, treibt ihn schließlich nach Brasilien.
Mit Marina - ohne Julia.
Und selbst dort wandelt er auf Zweigs Spuren...
Fazit:
Nicht immer leicht lesbar, mMn trotzdem lesenswert
Ich möchte meine Rezension über das Buch Sobald wir angekommen sind von Micha Lewinsky mit dem Buchcover beginnen. Es ist im typischen Stil vom Diaogenes Verlag gestaltet. Schicht in weiß mit einer auffälligen ...
Ich möchte meine Rezension über das Buch Sobald wir angekommen sind von Micha Lewinsky mit dem Buchcover beginnen. Es ist im typischen Stil vom Diaogenes Verlag gestaltet. Schicht in weiß mit einer auffälligen Bilddarstellung eines Leopardens im Wald nahe einer im Mondschein erleuchteten Stadt. Nur das Bild ist farblich hervorgehoben, Titel und Autor wie immer in schwarzer Schrift. Für mich ist der Autor völliges Neuland und ich war sehr gespannt. Bereits mit den ersten Zeilen war ich von dem wunderbaren Schreibstil eingefangen. Die Geschichte wird sehr wortgewandt erzählt. Zur Geschichte: Ben Oppenheimer lebt in einer schwierigen Situation. Hin und her gerissen zwischen Exfrau und Kindern, sowie seiner neuen Lieben. Die aktuellen Themen unserer Zeit machen auch Ben zu schaffen. Rückenschmerzen und Geldsorgen und am meisten plagen ihn die Ängste wegen des Krieges in Osteuropa. Die Geschichte hat Höhen und Tiefen. Der Protagonist Ben wird sehr gut beschrieben, die Nebencharaktere gehen etwas unter. Fazit. Mir hat der Roman sehr gefallen. Die Erzählweise war sprachlich anspruchsvoll und mit etwas Humor versehen. Eine besondere Geschichte, fesselnd und einfühlsam, sowie stimmungsvoll erzählt.
Micha Lewinskys Romandebüt "Sobald wir angekommen sind" spielt in der aktuellen Zeit, in der in Mitteleuropa eigentlich immer noch viel Sicherheit und materieller Wohlstand vorhanden sind, aber die multiplen ...
Micha Lewinskys Romandebüt "Sobald wir angekommen sind" spielt in der aktuellen Zeit, in der in Mitteleuropa eigentlich immer noch viel Sicherheit und materieller Wohlstand vorhanden sind, aber die multiplen Krisen die Psychen vieler Menschen angreifen und für tiefgreifende Angst und Verunsicherung sorgen. Umso mehr gilt das für jene, die sowieso schon die Last transgenerationaler Traumata tragen, so wie den Hauptprotagonisten Ben Oppenheim, den wir in diesem Roman kennen lernen.
Ben steht eigentlich ganz gut im Leben, er lebt in Zürich, hat eine mittelmäßig erfolgreiche Karriere als Roman- und Drehbuchautor hinter sich, zwei halbwüchsige Kinder und eine Frau, mit der er in Trennung lebt und sich aus finanziellen Gründen - zwei familientaugliche Wohnungen sind im teuren Zürich für die Familie nicht leistbar - abwechselnd gemäß dem Nestmodell bei den Kindern in der ehemals gemeinsamen Wohnung aufhält. Materiell geht es der Familie nicht schlecht und im Hintergrund gibt es auch noch Bens vermögenden Vater, der bei Bedarf immer wieder mal mit kleineren Finanzspritzen aushilft. Und auch faktisch ist in der sicheren Schweiz bis jetzt kein Krieg.
Doch Ben stammt, genauso wie seine Noch-Frau und Mutter seiner Kinder Marina, aus einer jüdischen Familie, aus einer langen Linie der wenigen Überlebenden von Verfolgungen und Ausrottungsversuchen seines Volkes. Besonders verbunden fühlt er sich dem ebenfalls jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig, an dessen Biografie in Drehbuchform er arbeitet, und der damals in den 1930er Jahren schon frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannte und sich rechtzeitig ins sichere Brasilien rettete (wo er sich aber schlussendlich in einer depressiven Phase das Leben nahm).
Mit der Trennung von seiner Frau scheint es Ben insgesamt nicht so schlecht zu gehen, er hat schon eine neue Beziehung gefunden, mit der jungen Künstlerin und getrennt lebenden Mutter Julia Beck (ohne jüdische Abstammung und ohne ähnliche transgenerationale Traumatisierungserfahrungen). Es könnte also einiges ganz okay sein in Bens Leben, wären da nicht die tiefen Ängste davor, dass der Krieg im Osten Europas sich unerwartet und plötzlich auch auf die Schweiz ausdehnen könnte und es dann vielleicht zu spät sei für eine Flucht.
Marina und Ben haben schon öfters darüber gesprochen, was in einem solchen Fall zu tun sei, um sich selbst und vor allem die gemeinsamen Kinder zu schützen. Und dann passiert tatsächlich etwas, von dem beide denken, es könnte der letzte Auslöser gewesen sein und in einer plötzlichen Aktion fliehen die beiden ohne viel weiteres Nachdenken mit den gemeinsamen Kindern nach Brasilien, nun doch wieder als scheinbar gemeinsame Familie, und ohne Bens neue Freundin Julia und deren Sohn. Sich dort zurechtzufinden, stellt die Familie vor alle möglichen unerwarteten Herausforderungen und der noch nicht eingetretene Weltkrieg in der Schweiz bringt die Frage mit sich, ob die Flucht nicht doch überstürzt war.
Ich habe dieses Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen, weil mich die Geschichte sofort gepackt hat und ich mich sehr mit den Figuren identifizieren konnte. Es spiegelt für mich sehr gut das aktuelle Zeitgeschehen und zeigt auf, wie sich dieses mit individuellen Schicksalen verknüpft und wie persönliche Ängste und intergenerationale Traumatisierungen durch die aktuellen Krisen wie durch ein Brennglas verschärft werden können.
Noch vor zehn Jahren hätte so eine plötzliche Flucht, wie sie in diesem Buch beschrieben wird, möglicherweise sehr unrealistisch gewirkt... nun kenne ich selbst einige Menschen, bei denen die Krisen der letzten Jahre ähnliche Ängste hervorgerufen haben und die sich ebenfalls sehr intensiv mit dem Gedanken daran, Mitteleuropa zu verlassen, getragen haben (und es gibt auch einige, die das ja tatsächlich getan haben).
Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen bahnen sich langsam an, können sich aber - wie die Geschichte zeigt - durchaus auch dann sehr plötzlich zuspitzen, und oft zeigt sich erst im Nachhinein, welche Ängste vielleicht übertrieben waren und wer tatsächlich ein feines Sensorium für bevorstehende Gefahren hatte, das gemeinsam mit dem Mut zum entschlossenen Handeln diese Personen dann gerettet hat. So ist Bens und Marinas Handeln für mich insbesondere vor deren Familiengeschichte als Nachkommen Überlebender für mich sehr gut nachvollziehbar.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass das Buch nicht mit der Ankunft in Brasilien endet, sondern das Leben in Brasilien und die damit verbundenen Herausforderungen ebenfalls detailliert und authentisch geschildert werden. Damit macht es nachfühlbar, dass es zwar möglich ist, auszuwandern, aber sich damit nicht automatisch alle Probleme, die man im Leben hatte, in Luft auflösen, und das Leben anderswo - noch dazu als Neuangekommene - nicht unbedingt einfacher ist.
Auch der Titel "Sobald wir angekommen sind" ist für mich sehr stimmig und passend. Im Buch zeigt sich eben genau diese Problematik: Ben kommt nicht wirklich an im Leben. Nicht so ganz in seiner Karriere als Buch- und Drehbuchautor mit mittelmäßigem Erfolg. Nicht so ganz in der Beziehung zu den zwei Frauen Marina und Julia, zwischen denen er sich weder wirklich entscheiden, noch sich langfristig auf eine davon wirklich tiefgehend einlassen kann. Und örtlich auch nicht.
Ben bleibt ein Getriebener und Ängstlicher, der doch verzweifelt nach einem "Ankommen" und einem sicheren Hafen sucht, geografisch und in einer Beziehung, und diesen doch nicht finden kann, solange er in den alten Traumatisierungen und Ängsten gefangen bleibt und jederzeit am Sprung ist, zu fliehen. Das hat der Autor sehr authentisch herausgearbeitet und stellt es auch immer wieder in den Kontext der Geschichte des jüdischen Volkes und stellt anhand des Protagonisten Ben und der Menschen in seinem Leben Fragen und Anregungen dazu, was das Spezifische dieser Geschichte und der daraus resultierenden Prägungen ausmachen kann und wie sich dieses Thema bis heute auf die Menschen auswirkt.
Ein sehr interessantes und nachdenklich machendes Buch, das ich allen empfehlen kann, die sich gerne mit Themen des aktuellen Zeitgeschehens im 21. Jahrhundert und deren Auswirkungen auf die Psyche der heutigen Menschen vor dem Hintergrund transgenerationaler Traumatisierungen interessieren.
"Sobald wir angekommen sind" hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Zur Geschichte:
Der Protagonist Ben Oppenheimer ist Ende 40, lebt in Zürich mit seiner Familie im Nestmodell, seine Noch-Ehefrau Marina ...
"Sobald wir angekommen sind" hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Zur Geschichte:
Der Protagonist Ben Oppenheimer ist Ende 40, lebt in Zürich mit seiner Familie im Nestmodell, seine Noch-Ehefrau Marina und er wohnen abwechselnd in der gemeinsamen Wohnung mit den Kindern. Er hat eine jüngere ebenfalls von ihrem Partner getrennt lebende Freundin, Julia, mit 4 jährigem Sohn. Seine Karriere als Schriftsteller und Drehbuchautor stockt schon länger und ihn plagen Rückenschmerzen und Geldsorgen (so steht es auch im Klappentext). Zudem befürchtet er den Ausbruch des 3. Weltkriegs, eine Sorge, die Marina teilt. Sie reisen daher mit den schulpflichtigen (!) Kindern in einer Nacht-und Nebel-Aktion nach Brasilien, um sich vor dem sicherlich bald ausbrechenden Krieg in Sicherheit zu bringen.
Die Geschichte ist ausschließlich aus Bens Sicht geschildert, was für mich manchmal schwer erträglich war, denn Ben ist definitiv kein "Held" oder Sympathieträger. Träge, passiv, ohne Empathie, antriebslos, unorganisiert, unordentlich, vollkommen auf sich bezogen und voller Komplexe regt er mich streckenweise richtig auf und besonders seine Interaktionen mit den Frauen in seinem Leben sind für mich als Frau echt schwer erträglich gewesen.
Mehrmals dachte ich, was ist los mit dir? Reiß dich zusammen und TU ENDLICH mal was, statt immer nur andere Menschen für dich entscheiden zu lassen. Auch seine Einstellung zur Sexualität ist wirklich fragwürdig und ich musste sehr lachen, als Marina ihm an einer Stelle vorwirft, mit ihm sei es wirklich am allerschlechtesten von allen im Bett.
Der Autor schafft es aber, bei mir dennoch Empathie für Ben zu wecken und das liegt daran, wie er geschickt die Gedanken Bens mit seinen Handlungen oder auch Nicht-Handlungen verknüpft. So erinnert sich Ben an seine Kindheit, in der er, immerhin einziges Kind seiner Eltern, von seinen Eltern nur am Rande wahrgenommen wurde und nie nach seinen Gefühlen, Freunden usw gefragt wurde. Er vermutet, dass seine Ex-Frau gerne mehr Aufmerksamkeit von ihm hätte und nimmt Anlauf, ihr eine persönliche Frage zu stellen. Und als sie ihn erwartungsvoll und gespannt anschaut, fragt er - wie sie sein neues Drehbuch findet! Solche Stellen findet man einige im Roman und auch, wenn es eigentlich traurig ist, wie wenig Ben versteht und wie unfähig er sich anstellt - die Lektüre macht das auf jeden Fall sehr unterhaltsam!
Ich würde sagen, Ben ist ein absolut ehrlicher Anti-Held. Er reflektiert durchaus, dass er im Grunde ein Loser ist und sich mitnehmen lässt, statt selbst zu handeln. Sei es, wenn seine Agentin ihm Themen vorgibt, über die er schreiben soll und seine eigenen Ideen abbügelt, sei es, wenn seine Ex-Frau ihn und die Kinder einpackt und sich auf den Weg zum Flughafen macht oder - eine sehr starke Szene! - der Moment, als sein Sohn in Brasilien im Hotelzimmer eine Vogelspinne sieht und Ben als Familienvater sich als Retter sehen möchte, dann aber am Ende alleine auf dem Bett sitzt und zittert, während seine Familie die Spinne beobachtet und eine Hotelmitarbeiterin das Tier mit Insektizid tötet. Auch bei seiner Freundin Julia ist er definitiv der Passive und zu ihrem Sohn, der ihn ablehnt, versucht er nicht mal, eine Beziehung aufzubauen. Sein bester Freund ist derzeit in stationärer Therapie wegen einer Angststörung. Wenn die beiden sich unterhalten, fühlt Ben sich verstanden, wenn er auch immer mal wieder argwöhnt, dass sich verstanden fühlen von einem traumatisierten Angststörungspatienten vielleicht nicht wirklich gut ist. Zu seinen Eltern hat er noch immer keine echte Bindung - er schafft es lange nicht, seinem Vater von der Trennung von Marina und seiner neuen Freundin zu erzählen und seine Mutter ignoriert ihn am Telefon.
Ben fühlt sich irgendwie als Jude, lebt es aber nicht und hat auch seine Kinder nicht mal ansatzweise im jüdischen Glauben erzogen, obwohl seine Frau ebenfalls Jüdin ist. Im "Exil" gibt es dann eine skurrile Szene, in der er mit seinem Sohn in einer Synagoge die Toilette aufsucht und sich schämt, dass sein Sohn nicht beschnitten ist. Auch hier - er erwähnt, dass Marina und er sich bewusst gegen die Beschneidung entschieden haben, aber jetzt zweifelt er wieder daran.
Es gibt so viele gute Stellen in dem Roman, die ich jetzt nicht erwähnen möchte, um nicht zu spoilern. Man muss das wirklich er"lesen", ehrlich, es ist ein Genuss! An vielen Stellen dachte ich daran, wie Ben am Anfang der Geschichte darüber sinniert, dass er keine Komödien schreiben kann, weil ihm die Protagonisten immer Leid tun und er nicht erträgt, wie sie sich lächerlich machen. Und genau das macht der Autor des Romans mit Ben!
Der Schreibstil des Autoren, das muss ich unbedingt hervorstreichen, hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen. Die Sprache ist niveauvoll und sehr gut lesbar und der Aufbau des Textes insgesamt sehr gut gemacht bis hin zu einem für mich sehr guten Ende!
Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gerne niveauvolle zeitgenössische Literatur lesen und eine wirklich perfekte Sommerlektüre schon allein aufgrund der Szenen in Brasilien, finde ich.
„Sobald wir angekommen sind“ ist ein ungewöhnliches Buch des Autors und Filmregisseurs Micha Lewinsky.
Ben Oppenheim fürchtet den Dritten Weltkrieg, hat das Worst-Case-Szenario schon lange im Kopf und ...
„Sobald wir angekommen sind“ ist ein ungewöhnliches Buch des Autors und Filmregisseurs Micha Lewinsky.
Ben Oppenheim fürchtet den Dritten Weltkrieg, hat das Worst-Case-Szenario schon lange im Kopf und nun ist es soweit – denkt er. Als einzigen Ausweg sieht er Brasilien, dem Ziel, dass auch sein Lieblingsautor Stefan Zweig gewählt hat. Zusammen mit seiner Exfrau Marina und den gemeinsamen Kinder Rosa und Moritz will er von Zürich aus dorthin flüchten. Seine neue Freundin Julia mit ihrem Sohn Prince plant er dabei nicht ein. Schließlich handelt es sich um eine Flucht und nicht um einen Urlaub.
Der Schreibstil von Micha Lewinsky liest sich sehr angenehm. Er ist klar, lebendig und amüsant. Tiefgründiges, Gedanken, die nachdenklich machen und leichter hintergründiger Humor wechseln sich ab.
Mit Ben Oppenheim hat der Autor einen eigenwilligen Protagonisten erschaffen, der sich viele Gedanken über die Entwicklung in der Welt macht. Die Handlung beleuchtet ganz alltägliche Begebenheiten und obwohl Bens Gedanken durchaus nachvollziehbar sind, wirkt das ganze Szenario ein wenig skurril.
Thematisch birgt der Roman einiges in sich. Es geht um die jüdischen Wurzeln des Protagonisten und den damit verbundenen Fluchtinstinkt, Ängste, Familie, Selbstfindung, Atomkrieg und vieles mehr.
Ich habe das Buch gerne gelesen, es ist einfach mal etwas Anderes und alles andere als Mainstream.