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Veröffentlicht am 29.07.2024

Über das Leben im Alter

Die dritte Hälfte
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Ich bin mir gar nicht sicher ob dieses Buch so eine richtige Kernhandlung hat. Es geht einfach um das Alltagsleben von Doc und die Menschen in seinem Umfeld, ihre Begegnungen miteinander, die Dinge, die ...

Ich bin mir gar nicht sicher ob dieses Buch so eine richtige Kernhandlung hat. Es geht einfach um das Alltagsleben von Doc und die Menschen in seinem Umfeld, ihre Begegnungen miteinander, die Dinge, die sie bewegen und die Gespräche, die sie führen. Man bekommt als Leser also einfach Einblick in die Alltäglichkeit der Figuren. Für mich hat dabei jetzt keine der Figuren oder Begegnungen besonders herausgestochen. Einzig Doc steht einigermaßen im Fokus, da er die Verbindung zu den anderen Charakteren darstellt. Er gibt dabei wenig von sich preis, nur ab und zu blitzt etwas von seinen Verlusten und seinen Erinnerungen auf und davon, wie sehr zu kämpfen hat.

Ich mochte die ruhige und unaufgeregte Erzähltart der Geschichte. Eine gewisse Grunderschöpfung und Resignation schwingt da im Unterton schon mit, es ist eben eine Geschichte vom Altern und dem Alter und den körperlichen und mentalen Belangen, die damit einhergehen. Gleichzeitig wird dem aber auch die nächste Generation, die unterschiedlichen Sicht- und Lebensweisen und die Konflikte, die damit einhergehen gegenübergestellt.

Zwischen die Handlung gestreut werden dann kleine teils poetische, teils grüblerische und teils völlig schräge Einwürfe unter der Überschrift „das blaue Heft“, Docs Notizbuch. Diese standen für mich anfangs etwas verloren im Raum, denn sie haben meist keinen erkennbaren Bezug zur Handlung. Sie sind an sich aber einfach amüsant und nett zu lesen. Vermutlich hätte es die für mich nicht gebraucht, gleichzeitig geben sie einen interessanten Einblick ins Docs Seele. Manchmal war aber für mich nicht ganz greifbar, was damit ausgedrückt werden soll.

Die Figuren gehen durchs Leben und nehmen den Leser mit. Es ist unspektakulär, aber genau darin liegt auch der Charme der Geschichte, wie eine kleine Versicherung, dass das Leben auch im Alter weitergeht.Für mich hat sich das Buch angenehm lesen lassen, mir hat aber bei der ganzen Nahbarkeit ein bisschen das Besondere gefehlt, dass mich bezaubert oder mitgerissen hätte.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Witzige Idee, der Funke ist aber nicht übergesprungen

Ehemänner
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Ich fand den Klappentext einfach so herrlich skurril und absolut ansprechend, dass ich richtig Lust auf das Buch hatte. Mag die Optik auch total gerne, die einfach gute Laune macht. Und irgendwie hab ich ...

Ich fand den Klappentext einfach so herrlich skurril und absolut ansprechend, dass ich richtig Lust auf das Buch hatte. Mag die Optik auch total gerne, die einfach gute Laune macht. Und irgendwie hab ich mir so auch dieses Buch vorstellt: locker leicht, herrlich witzig und charmant. Mir hat innerhalb der Geschichte dann aber doch eine überzeugende Entwicklung gefehlt, nachdem der Witz schnell schal wurde.

Zum Inhalt: Als Lauren vom Junggesellenabschied ihrer besten Freundin nach Hause kommt, wartet dort ihr Ehemann auf sie. Dabei ist sie gar nicht verheiratet und hat diesen Mann zuvor noch nie gesehen. Schnell erkennt sie, dass ihr Dachboden sie scheinbar mit immer neuen Ehemännern beglückt. Aber, ist das wirklich ihr Glück?

Ich fand das Szenario am Anfang wahnsinnig amüsant und habe über die wahnwitzigen Begegnungen viel schmunzeln können. Dieser Witz nutzt sich aber schnell ab, als Lauren die Männer in tinderähnlicher Manier immer schneller vom Dachboden holt und wieder zurückschickt. Als Leser bekommt man teilweise nicht mal ihre Namen mit, nur dass der Männer-Counter irgendwann bei über 200 ist. Da sind für mich die einzelnen Männer aber bereits zu einem Einheitsbrei verschwommen gewesen, sodass es zwischenzeitlich auch etwas langatmig wurde.

Ich fand einfach viele der Situationen in die Lauren sich begibt so fürchterlich gestellt. Kein Mensch würde sich im wahren Leben so verhalten, sodass mich das irgendwann auch einfach gestört hat. Sie sucht ja schließlich nach der alternativen Realität, in der sie bleiben will. Auch dass die Protagonistin sich nicht mal tiefer mit sich selbst und ihren Wünschen für ihr Leben und eine funktionierende Beziehung auseinandersetzt habe ich als sehr oberflächlich empfunden. Mir hat einfach die tiefergehende Reflektion gefehlt, die in diesem Buch definitiv Platz gehabt hätte.

Ich fand das Buch eine witzige, originelle Idee und es ist sehr kurzweilig zu lesen. Das Ende fand ich dann wieder ganz passend, auch wenn es wieder eine ähnlich Übersprunghandlung darstellt, wie so vieles anderes von Laurens nicht nachvollziehbaren Verhalten. Für mich wäre hier weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Ein wichtiges und eindringliches Buch

Das Lied des Propheten
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Mich haben der Klappentext und die Leserstimmen total catcht, für mich klang das nach einem Buch, das ich unbedingt lesen muss. Ich habe mich allerdings mit der formalen Aufmachung sehr schwergetan, sodass ...

Mich haben der Klappentext und die Leserstimmen total catcht, für mich klang das nach einem Buch, das ich unbedingt lesen muss. Ich habe mich allerdings mit der formalen Aufmachung sehr schwergetan, sodass ich nie richtig in einen Lesefluss gekommen bin.

Zum Inhalt: Eilish ist Mutter von vier Kindern und lebt mit ihrer Familie ein beschauliches Leben in Dublin. Doch eines Abends klopft es an der Tür und Beamte wollen Eilishs Mann verhören, der als Gewerkschafter ein Dorn im Auge der Regierung ist. Kurz darauf verschwindet er, verhaftet von einem Regime, das seinen Bürgern immer mehr Rechte nimmt. Und auch der Rest der Familie sieht ihr tägliches Leben immer weiter eingeschränkt, bis es ganz in sich zusammenschrumpft.

Inhaltlich fand ich die Geschichte großartig und thematisch wirklich interessant geplottet. Die Lebensumstände der Familie spitzen sich schnell zu und generell ist die Geschichte sehr temporeich erzählt. Vom ersten Auftreten der Geheimpolizei bis zu den immer drastischeren gesellschaftlichen Einschränkungen und dem Zusammenschrumpfen der Familie sind die einzelnen Eskalationsstufen des politischen Umschwungs schlagartig aufeinanderfolgend.

Dadurch, dass das Einzelschicksal der Familie so im Fokus steht, ist die Handlung auch sehr nahbar und nachvollziehbar. Und man merkt sehr gut, wie die Grundstimmung nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch im Umfeld umschlägt und alltägliche Sorgen in den Fokus rücken wie der Versorgungsmangel und innerstädtische Kontrollen, die das tägliche Leben einschränken.

Ich habe mich allerdings mit der Erzählstruktur schwergetan. Formattechnisch fand ich das Buch für mich schwer und anstrengend lesbar. Mir fehlten klare Absätze und Kennzeichnung wörtlicher Rede. Auch die sehr langen Sätze, waren eher nicht so meins. Ich finde schon, dass das Format zum Inhalt passt, aber für mich war einfach mühselig, sodass ich nicht gerne lange am Stück gelesen habe und es mir dadurch auch schwerfällt diesen rein formalen Punkt vom Inhalt zu trennen.

Finde es wirklich schwer hier eine Sternebewertung zu vergeben, denn ich hatte das Gefühl mich letztlich gar nicht richtig auf das Buch eingelassen zu haben, weil ich so mit dem Format gehadert habe. Inhaltlich 4-5 Sterne für mich, vom Lesegefühl her aber nur 2, wodurch mich der Sog und die Emotionalität, die so angepriesen wurde, nicht richtig erreicht haben.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

atmosphärisch aber bisschen überdramatisiert

Suddenly a Murder - Mord auf Ashwood Manor
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Es handelt sich hier um einen Thriller für Leser ab 14, die Charaktere haben grade ihren Highschoolabschluss gemacht und sind entsprechend um die 18, was man ihnen natürlich anmerkt. Sie sind eher eindimensional ...

Es handelt sich hier um einen Thriller für Leser ab 14, die Charaktere haben grade ihren Highschoolabschluss gemacht und sind entsprechend um die 18, was man ihnen natürlich anmerkt. Sie sind eher eindimensional in ihren Interessen und Intentionen und insgesamt alle sehr Ich-bezogen. Es geht hier um klassische Jugendthemen wie Freundschaft, Liebe, Party und Drogen. Persönliche Konflikte und Kränkungen stehen hier sehr stark im Vordergrund, wodurch die emotionale Grundsituation eher angespannt daherkommt.

Zum Inhalt: ein altes Herrenhaus auf einer abgelegenen Insel: es soll das perfekte Geschenk zum Schulabschluss ein und eine Gelegenheit, ein letztes Mal als Freundeskreis zusammenzukommen, bevor alle zu ihren Colleges aufbrechen. Doch was als glamouröse Party beginnt, entwickelt sich zu einem Albtraum, als einer der Anwesenden einen Mord begeht.

Das Setting strahlt Dekadenz und Extravaganz aus, an sich fand ich die Idee mit der Partywoche im 20er Jahre Stil sehr cool. Gleichzeitig zeigt es natürlich wie überprivilegiert die Gruppe ist, was das ganze Setup irgendwie snobby und ein Stück weit unsympathisch macht. Gibt halt diese „Rich Kids dont care“-Vibes. Vor allem der eher lasche Umgang mit Drogen und Alkohol hat mich anhand der Zielgruppe doch etwas überrascht. Ich finde es schon wichtig, dass solche Themen nicht verschwiegen werden und ihre Daseinsberechtigung in Jugendbüchern haben, aber gefühlte wurde damit kompensiert, dass es keine echten Konfrontationen innerhalb der Freundesgruppe gab.

Das Locked-In Setting fand ich sehr stimmungsvoll angelegt, vor allem da das alte Haus selbst auch diverse Geheimnisse birgt und sich jeder aus der Gruppe aus unterschiedlichen Gründen verdächtig verhält. Es wurde schon versucht die Freundesclique divers anzulegen, was Background, Ethnie und Sexualität betrifft, was ich an sich sehr gut finde, in ihrer Gesamtheit sind sie aber alle eher blass geblieben, so richtig herausgestochen hat eigentlich nur Izzy.

Bei den Geheimnissen die nach und nach ans Licht kamen war ich teilweise echt überrascht. Einige sind sehr offensichtlich angelegt, bei anderen hat es mich kalt erwischt, hier wurden ein paar gute falsche Fährten gelegt. Ich finde aus dem Setting und Vibe hätte man insgesamt mehr rausholen können, die Story war eher seicht und blieb sehr oberflächlich.

Ich hab mich insgesamt schon unterhalten gefühlt und fand die Auflösung jetzt auch nicht vorhersehbar. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen und die Konstruktion des Gesamtplots wirkte stimmig. Der Crime-Part ist also durchaus gelungen, weshalb ich trotz meiner Kritikpunkte (ich bin halt auch kein Leser im Teeniealter mehr und sehe bestimmte Themen deswegen vielleicht kritischer als die Zielgruppe) 3 Sterne vergeben würde.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Gestohlene Zeit

Hast du Zeit?
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Das Thema Zeit finde ich sehr interessant gewählt. Andreas Winkelmann besticht ja in seinen Thrillern immer mit sehr aktuellen, gegenwärtigen Themen, sodass mir „Zeit“ schon fast banal erschien. Aber der ...

Das Thema Zeit finde ich sehr interessant gewählt. Andreas Winkelmann besticht ja in seinen Thrillern immer mit sehr aktuellen, gegenwärtigen Themen, sodass mir „Zeit“ schon fast banal erschien. Aber der erste Blick täuscht und was der Autor aus dem Thema macht ist absolut perfide und sehr grausig. Mich gruselt bei der Vorstellung immer noch.

Zum Inhalt: ein gnadenloser Killer auf der Jagd nach gestohlener Zeit. Und er hat bereits eine Liste, von wem er sie sich zurückholen wird.

Ich fand es anfangs gar nicht so leicht in die Geschichte reinzukommen, da in kurzen Abständen sehr viele Charaktere eingeführt wurden und sich auch die Verbrechen ziemlich überschlugen. Ich fand es daher teilweise schwer einzuordnen, welche der Figuren wohin gehören und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenpassen. Mich reißt sowas halt auch immer aus meinem Lesefluss, wenn ich erstmal überlegen muss, in welchem Erzählstrang ich mich gerade befinde.

Dabei ist die Story eigentlich ziemlich genial (oder geisteskrank) angelegt und an sich auch von Beginn an spannend und temporeich. Besonders die Perspektive „hinter der Zeit“ war sehr eindringlich und gleichzeitig bedrückend zu lesen. Fast schon auf wahnhafte Art schildert der unbekannte Täter hier seine Intentionen, die teilweise sehr wirr daherkommen. Es gibt ein paar Anspielungen, die sich erst im Verlauf der Geschichte aufklären, was ich eigentlich ganz geschickt fand, weil ich so besonders auf diese Kapitel immer sehr neugierig war, die sich auch von der Erzählweise sehr vom Rest der Geschichte abgehoben haben.

Obwohl mir die Grundidee richtig gut gefallen hat, hat mich der Plot und die Erzählstruktur nicht so recht begeistern können. Irgendwie war es mir diesmal ein bisschen zu wirr, sodass sich bei mir nicht dieser packende Nervenkitzel einstellen wollte, den ich sonst von den Büchern des Autors kenne. Trotzdem recht solide, aber andere Bücher des Autors haben mir besser gefallen.

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