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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2024

In die Enge getrieben

Yoko
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Das Cover springt einem direkt ins Auge und macht neugierig auf den Inhalt, auch weil es so wenig über diesen preisgibt. Für mich gab es beim Lesen immer wieder diese WTF-Momente, bei denen ich mich erstmal ...

Das Cover springt einem direkt ins Auge und macht neugierig auf den Inhalt, auch weil es so wenig über diesen preisgibt. Für mich gab es beim Lesen immer wieder diese WTF-Momente, bei denen ich mich erstmal kurz sammeln musste. Das Buch ist eher nichts für schwache Nerven und hat mich ziemlich kalt erwischt. War aber gleichzeitig auch total badass- geniale Kombination, die hier richtig gut funktioniert.

Zum Inhalt: Yoko hat bei ihrem Vater den Beruf der Metzgerin gelernt, nach seinem Tod aber auf Glückskekse umgeschwenkt. Als sie gerade eine Lieferung ausfährt, gerät sie in die Fänge der chinesischen Mafia und von einem Moment auf den anderen ist ihr Leben zerstört. Doch Yoko kämpft sich zurück und schwört Rache zu nehmen.

Dieses Buch strotzt vor plastischen Gewaltschilderungen. Nicht nur körperliche Gewalt wird sehr bildlich dargestellt, auf ihrer Odyssee muss sich Yoko auch mit den Erinnerungen an ihre Vergangenheit befassen, die über sie hereinbrechen und ihr gesamtes Leben in ein anderes Licht rücken. Immer wieder blitzen starke psychologische Elemente durch, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt durch Yokos Seele schicken.

Die Protagonistin erscheint abwechselnd schwach und zerbrechlich und dann wieder knallhart und fokussiert. In ihrer Verzweiflung tritt Yoko eine Spirale von Vergeltungsschlägungsschlägen los, bei der sie selbst immer wieder einstecken muss und droht, alles zu verlieren, einschließlich sich selbst. Eine brutale Geschichte über Gewalt, Verzweiflung, Rache und Selbstjustiz.

Das Buch hat mich echt fertiggemacht und gleichzeitig durch seine raue Art mitgerissen. Sehr perfide geplottet und voller unerwarteter Wendungen.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Über den Zauber der Freundschaft und die Magie der Bücher

Die magische Bibliothek der Buks 1: Das verrückte Orakel
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Eine Welt ohne Bücher ist ja für mich völlig unvorstellbar und mutet fast schon dystopisch an, was ich für die Alterskategorie, für die das Buch empfohlen wird, eine sehr mutige Entscheidung der Autoren ...

Eine Welt ohne Bücher ist ja für mich völlig unvorstellbar und mutet fast schon dystopisch an, was ich für die Alterskategorie, für die das Buch empfohlen wird, eine sehr mutige Entscheidung der Autoren finde. Ich muss auch sagen, dass ich das politische Komplott, das zum Verschwinden der Bücher geführt hatte, in Anbetracht der Zielgruppe etwas übertrieben angelegt fand. Ansonsten ist hier aber eine phantasievolle, abenteuerliche Geschichte gelungen, mit mutigen Figuren, die einem doch irgendwie auch ans Herz wachsen.

Zum Inhalt: in einer alten, versteckten Villa leben die Buks inmitten von Büchern. Sie sind Buchschutzgeister, deren Aufgabe es ist, die Bücher zu bewahren, die von einer schrecklichen Buchbleiche heimgesucht werden und langsam verblassen. Doch das Orakel der Buks prophezeit die Ankunft von fünf Kindern, die die Bücher retten werden. Nur müssen die erstmal lernen, was Bücher eigentlich sind.

Ich habe das Buch mit meinem Neffen zusammen als Hörbuch angefangen, dem war das ganze aber noch zu abstrakt (er ist etwas jünger als die genannte Zielgruppe), sodass ich allein weitergehört habe. Ich muss sagen, diese Geschichte ist auch für erwachsene durchaus einnehmend und spannend zu verfolgen. Vor allem die Buks sind mit natürlich ans Herz gewachsen, weil wir die Liebe zu Büchern teilen. Was mir besonders positiv aufgefallen war ist, wie natürlich und sympathisch die vier Freunde in ihrer Kindlichkeit dargestellt werden. Sie haben diese Unbeschwertheit und Albernheit, Abenteuerlust und Neugierde, die einfach Spaß macht und wodurch sie sich auch von anderen Figuren innerhalb der Geschichte abheben.

Das Buch ist voller bildhafter Beschreibungen, sodass man sich gut vorstellen kann, was die Kinder sehen und erleben und die neugierig machen, an der Geschichte dran zu bleiben.
Die Geschichte teilweise aus Sicht der Buchgeister zu erzählen fand ich total gelungen und einfach richtig schön zu verfolgen. Auch, dass die Buchgeister selbst so einen intensiven Bezug zu Büchern haben, Lieblingsbücher und -geschichten besitzen und sich entsprechend ihrer Rolle ausdrücken und verhalten, fand ich wunderbar unterhaltsam. Dabei entstehen ein paar schöne Wortspiele und witzige Schlagabtausche. Auch die kindgerechte Situationskomik war sehr treffend rübergebracht und hat bei uns für den einen oder anderen Lacher gesorgt. Das Ende kam für mich sehr überraschend, wo es doch gerade nochmal richtig interessant und spannend wurde und hat an dieser Stelle einen ziemlichen harten Cut dargestellt.

Der Sprecher des Hörbuchs hat seinen Job wirklich toll gemacht und den Figuren Leben eingehaucht. Sich in Kinder und Buks hineinzuversetzen war sicher nicht leicht, aber er hat ihre jeweiligen kleinen Eigenheiten gut rübergebracht und es war sehr angenehm seinem Tempo und der Intonation zu folgen.

Geschichten über Bücher, über die Liebe zu Geschichten und zum Lesen sind immer etwas ganz besonderes und es hat mit total gut gefallen, welchen Stellenwert Bücher innerhalb dieser Geschichte einnehmen und welche Gedanken sich die Buks zum Thema Bücher, deren Ausbleichen und Verschwinden machen. Und wie sehnsuchts- und hoffnungsvoll auf deren Rettung und Rückkehr geblickt wird. Es wird ganz wunderbar dargestellt, was Bücher Menschen geben, was sie bedeuten und wert sind.
Eine Geschichte für alle, egal ob klein oder groß, die Bücher lieben.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Moderner Horror

Kleine Monster
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Mich hat tatsächlich das eher eigenwillige Cover neugierig gemacht. Kann nicht genau sagen wieso, aber ich kann einfach nicht wegsehen und wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Der Klappentext ...

Mich hat tatsächlich das eher eigenwillige Cover neugierig gemacht. Kann nicht genau sagen wieso, aber ich kann einfach nicht wegsehen und wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Der Klappentext hat diese Neugier noch weiter angestachelt und ich muss sagen, dass mir echt was entgangen wäre, hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Hatte für mich schon den Flair von psychologischem Horror, der sich auf beunruhigende Weise im Hirn einnistet und einen nicht loslässt,

Zum Inhalt: ein Anruf von der Schule und ein Gespräch mit der Klassenlehrerin im Unterrichtsraub der 2B. Es gab einen Verfall zwischen dem siebenjährigen Luca und einer Mitschülerin. Seine Eltern sollen nun Rechenschaft anlegen und Konsequenzen ziehen. Aber worüber? Hatte ihr Sohn überhaupt wirklich etwas getan? Und wenn ja, wäre das dann seine Schuld oder ihre als Eltern?

Der Roman beschäftigt sich mit den emotionalen Abgründen die entstehen, wenn das Vertrauen in das eigene Kind erschüttert wird. Bei wem ist die Schuld zu suchen, hatte es Anzeichen gegeben und wie soll man sich zukünftig verhalten. Wie auf rohen Eiern schleicht Protagonistin Pia um ihre eigene Familie herum und reflektiert dabei ihre eigene Kindheit und Familiengeschichte.

Pias Konflikt zwischen mütterlichem Verständnis, Sorge und Selbstzweifeln wird sehr eindrücklich geschildert. Vor allem auch diese Angst davor, was die anderen denken, vor dem Abgestempelt werden, ist wahnsinnig nahbar. Diesen gesellschaftlichen Druck fand ich gut rübergebracht und die damit verbunden Sorgen authentisch geschildert. Es steht so ein bisschen die Frage im Raum, ob man sein Kind bedingungslos lieben kann und muss. Finde es wahnsinnig spannend, was hier für moralische Dilemma aufgeworfen werden.

Ich weiß gar nicht, welchen Teil der Geschichte ich packender fand, den Struggle von Pia, die sich nun selbst in der Erwachsenenposition wiederfindet, oder die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und des Traumas ihrer eigenen Kindheit. Denn auch da gibt es einiges zu verarbeiten und aufzuarbeiten.

Die Geschichte ist aufwühlend, stimmt aber gleichzeitig auch nachdenklich wie man selbst mit solch einer Situation umgehen würde, die so wenig greifbar ist. Absolut packend zu lesen, nistet sich diese Geschichte im eigenen Kopf ein und klingt dort auch nach beenden des Buches nach.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Coole Atmosphäre vor Hollywood-Nostalgie

Eve
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Ich habe kürzlich erst „ein Gentleman in Moskau“ gelesen, wodurch mir der Autor noch recht frisch im Gedächtnis war. Dachte anhand des Covers erst es geht mal wieder um Marilyn, aber weit gefehlt: Hollywood ...

Ich habe kürzlich erst „ein Gentleman in Moskau“ gelesen, wodurch mir der Autor noch recht frisch im Gedächtnis war. Dachte anhand des Covers erst es geht mal wieder um Marilyn, aber weit gefehlt: Hollywood Flair trifft taffe Frau, die weiß was sie will. Spektakulär erzählt und wahnsinnig und sehr unterhaltsam.

Zum Inhalt: Eve bricht ihr Leben in New York hinter sich ab und reist kurzentschlossen nach L.A., was sie dort tun wird, steht in den Sternen. Dann trifft sie auf die berühmte Schauspielerin Olivia de Havilland und ihre einnehmende Art öffnet ihr auch sonst Türen, sodass die faszinierende Eve bald schon die Paparazzi und Gauner von Hollywood aufmischt.

Heute würde man Eves Job als Public Relations Managerin beschreiben, stumpf gesagt ist sie die Frau fürs grobe, die dafür sorgt, dass das blütenweiße Image ihrer Wahlklientin und Freundin Olivia, einer unschuldigen Hollywood-Beauty, erhalten bleibt. Koste es was es wolle.

Die Geschichte wird aus der wechselnden Sicht der Personen erzählt, die auf Eve treffen und von ihrer schillernden Persönlichkeit eingenommen werden. Die Geschichte baut sich um den Mythos ihrer Person auf- ihre Vergangenheit ungewiss, ihre Motive undurchsichtig, sie selbst einnehmend und strahlend.

Und plötzlich wird aus dieser Geschichte, die zuerst wie eine Art Sozialstudie anmutete, ein spannender Fall, der zwischenzeitlich Krimicharakter hatte. Für mich hatte die Geschichte den Flair eines Film Noir, sehr atmosphärisch, düster angehaucht mit einem Hauch Verruchtheit.

Habe das Buch sehr genossen und bin selbst großer Fan von Eve und ihrer Art völlig verfallen. Ich wollte nicht, dass diese Geschichte jemals endet.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Vom Leben und dem Schreiben

Die Geschichten in uns
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Das Buch bietet nicht nur tiefe Einblicke in Wells eigenes Leben, es zieht auch Querverbindungen zu anderen Autoren und den Büchern, die Wells beeinflusst haben. Ich mochte den ehrlichen Erzählton, wie ...

Das Buch bietet nicht nur tiefe Einblicke in Wells eigenes Leben, es zieht auch Querverbindungen zu anderen Autoren und den Büchern, die Wells beeinflusst haben. Ich mochte den ehrlichen Erzählton, wie offen er auch über das Scheitern, die Kritik und Ablehnung schreibt, über die Selbstzweifel und den Druck etwas wirklich Gutes abzuliefern.

Bei all dem kommt Benedict Wells wahnsinnig sympathisch rüber, man merkt dass er selbst sehr kritisch mit seinen eigenen Werken umgeht, auch im Nachhinein nicht mehr 100% von seiner eigenen Arbeit ist und einiges anders machen würde. Das zuzugeben verlangt eine gewisse Reife und Größe und ich finde es beeindruckend wie viel er tatsächlich von sich selbst preisgibt.

Vom Schreibratgeber habe ich mir ehrlich gesagt nicht viel erhofft, da ich selbst nicht schreibe. Muss aber sagen, dass ich die gelieferten Einblicke sehr interessant fand. Wells beschriebt quasi die Etappen, wie ein Buch entsteht. Auch hier bezieht er sich viel auf persönliche Erfahrungen und Gefühle und schildert viel am Beispiel seiner eigenen Werke. Dass „Hard Land „und „Vom Ende der Einsamkeit“ so ein bisschen im Fokus standen, was meine Lieblingsbücher von Wells sind, hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich diese Seiten gerne und interessiert gelesen habe.

Neben Wells eigenen Gedanken mochte ich die Verweise auf und Zitate von anderen bekannten Autoren. Mich hat dieses Buch zwar nicht zum Schreiben angeregt, aber Lust gemacht, einige der erwähnten Bücher (nochmal) zulesen und auch die Bücher von Wells betrachte ich jetzt nochmal mit anderen Augen.

Hat mir richtig gut gefallen, Benedict Wells hat einfach einen sehr angenehmen Schreibstil, den ich gerne lese.

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