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Veröffentlicht am 28.07.2024

Einfach schön, mir fehlte aber diesmal der Tiefgang

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Ich lese Bücher von Lilly Lucas einfach wahnsinnig gerne, weil sie es nicht nur schafft, mich an wundervolle Orte zu entführen, an denen ich am liebsten für immer verweilen würde, sondern auch Figuren ...

Ich lese Bücher von Lilly Lucas einfach wahnsinnig gerne, weil sie es nicht nur schafft, mich an wundervolle Orte zu entführen, an denen ich am liebsten für immer verweilen würde, sondern auch Figuren erschafft, die sich wie Freunde anfühlen, sodass mich der Abschied von ihren Geschichten jedes Mal wehmütig zurücklässt. Auch bei diesem Buch habe ich beim Lesen einfach immer wieder gedacht „wie schön“- für mich einfach die Grundstimmung in ihren Geschichten, die einen wie eine Umarmung umschließen.

Zum Inhalt: nach einer Verletzung hat Lou noch nicht wieder zurück in ihre Tennisroutine gefunden und auch ihr Selbstbewusstsein ist nach wie vor angeknackst. Da die US Open vor der Tür stehen, beschließt sie im Tennis Camp ihrer Tante auf Hawaii zu trainieren, denn sie will es immer noch bis ganz an die Spitze schaffen. Angekommen auf Hawaii trifft Lou auf Vince, der dort ein Hostel aufbaut. Und obwohl sich beide stark zueinander hingezogen fühlen, merken sie schnell, dass ihre Welten nicht zueinander passen.

Ich habe das Setting der Geschichte so, so geliebt. Die Autorin schafft es mit ihren Beschreibungen von Orten immer wieder, dass ich mich selbst dorthin versetzt fühle und Hawaii ist ein echtes Traum-Setting, was den Roman auch zur perfekten Sommerlektüre macht. Das Tennis-Thema wird tatsächlich immer Gegensatz dazu eher stiefmütterlich behandelt. Man erfährt zwar, dass Louisa regelmäßig trainiert, bis zum Ende der Geschichte wird das Thema aber sonst nicht groß aufgegriffen. War für mich ok, habe mich da aber vom Klappentext etwas in die irre führen lassen.

Was für mich ein Manko an der Geschichte war: ich hatte das Gefühl, dass die beiden Protas sich eigentlich überhaupt nicht kennengelernt haben. Gespräche zwischen den beiden kann man im Text fast schon suchen. Und ja, natürlich sprühen die Funken, es wird auch etwas spicy, aber mir hat da irgendwie der Tiefgang gefehlt. Auch Vinces Geheimnis, das so groß in der Buchbeschreibung angeteasert wird, wurde mir zu schnell und nebensächlich abgearbeitet. Das wirkte auf mich weniger authentisch und natürlich, als das bei Büchern der Autorin normalerweise der Fall ist.

Die Stimmung gerettet haben für mich wieder die großartigen Nebencharaktere, bei denen es auch in den Folgebänden sicherlich noch einiges zu entdecken gibt, zumindest wurde hier im Text schon viel angedeutet, was sicherlich nochmal aufgegriffen wird. Ansonsten kann ich nur sagen, dass das Buch sich wieder fantastisch liest und ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Für mich eine schöne Geschichte, die innerhalb der Lovestory für mich kleine Schwächen hatte.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine angenehme und doch tragische Erzählung

Cascadia
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Zum Inhalt: eine Insel im Nordwesten der USA. Sam lebt mit Ihrer großen Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in bescheidenen Verhältnissen. Nur der Traum eines Tages die Insel zu verlassen hält ...

Zum Inhalt: eine Insel im Nordwesten der USA. Sam lebt mit Ihrer großen Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in bescheidenen Verhältnissen. Nur der Traum eines Tages die Insel zu verlassen hält sie bei ihrem lausigen Job auf einer Touristenfähre aufrecht. Als ein Bär auf der Insel gesichtet wird beginnen Tage des Unglaubens und der Angst, die wie die Ankündigung etwas größeren anmuten.

Obwohl das Leben der beiden Schwestern im Fokus steht wird die Handlung allein aus Sams Sicht erzählt. Man merkt ihr an, dass sie die jüngere Schwester ist, die immer noch einige Privilegien genießt und deren ganze Welt auf ihre Schwester Elena ausgelegt ist. Man bekommt tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken, ihre Unsicherheiten und ihren Trotz.

Die Sichtung des Bären steht symbolisch für die Perspektiven und Hoffnungen im Leben der beiden Schwestern. Machte er Sam zu Anfang vor allem Angst, empfindet Elena ihn als Wunder. Für sie ist er ein Hoffnungsschimmer in der Trostlosigkeit des Alltags, der aus Arbeit, unbezahlten Rechnungen und der Pflege der kranken Mutter besteht.

Der rote Faden der Geschichte ist eigentlich der Traum der beiden Schwestern aus ihrem Leben auszubrechen und die Insel ihrer Kindheit zu verlassen. Beide sehnen sich nach einem besseren, unbeschwerteren Leben, müssen aber feststellen, dass der einst kindliche Traum sich für beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat. Es ist eine Geschichte über Verlust, das Platzen von Träumen und die Bitterkeit der Realität.

Kann es noch Coming of Age sein, wenn die Protagonistinnen Ende Zwanzig/ Mitte Dreißig sind? Denn genauso fühlte sich das Buch stellenweise an: das Enthüllen von Illusionen, das Aufdecken bisher verborgener Unstimmigkeiten und falscher Hoffnungen. Irgendwo zwischen der Reflexion der Vergangenheit und Zukunftsaussichten müssen sich die Schwestern dem Hier und Jetzt stellen.

Ich mochte die Verknüpfung von rauer, offener Landschaft und beengten Familienverhältnissen. Der Konflikt in dem sich Sam befindet ist nicht unbedingt leicht zu lesen, hat mich aber gut abgeholt und die eher prekären Lebensverhältnisse wurden anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Es ist ein eher ruhiger, nachdenklicher Roman, der einen fast schon dramatischen Verlauf nimmt. Interessante Kombination, die aber gut funktioniert.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Flucht und Sinnsuche

Haus aus Wind
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Zum Inhalt:Johanna entflieht ihrem Leben und flüchtet sich in ein Surfcamp an der Algarve. Doch statt am Ende ihres Urlaubs heimzukehren, beschließt sie zu bleiben, nimmt einen Aushilfsjob an und verliebt ...

Zum Inhalt:Johanna entflieht ihrem Leben und flüchtet sich in ein Surfcamp an der Algarve. Doch statt am Ende ihres Urlaubs heimzukehren, beschließt sie zu bleiben, nimmt einen Aushilfsjob an und verliebt in zwei Frauen. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein und die leichte Blase langer Sommernächte beginnt langsam zu platzen.

Ich hab mich ganz merkwürdig in die Geschichte geworfen gefühlt. Normalerweise macht mir das nichts aus und gefällt mir sogar, aber hier habe ich mich sehr schwergetan ein Gefühl für Johanna und ihre Situation zu bekommen.
Die Protagonistin wirkte auch mich vor allem anfangs fast schon kindlich naiv, aber je mehr Seiten ich gelesen habe, desto verständlicher wurde sie mir.

Was mich immer so ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen hat, waren die englischen Dialoge. Die habe ich verstanden, waren ja auch denkbar einfach gehalten, aber dieser Switch von Deutsch zu Englisch und wieder zurück war irgendwie nicht so meins. Hatte jetzt auch nicht unbedingt das Gefühl, dass es als Stilmittel besonders zur Stimmung oder so beigetragen hätte.

Viele ihre Gedanken und Gefühle empfand ich als überraschend nahbar, wie es plötzlich aus ihr herausbricht, als wäre da kein Raum mehr in ihr um den aufgestauten Frust, die Ängste und Verzweiflung zu verstecken. Der Schreibstil und die Sprache tragen sehr gut dazu bei zu vermitteln, was da in Johanna brodelt, wie es in ihr arbeitet und was das mit ihr selbst und ihrem Selbstbild macht. Dazu Rückblicke in Johannas Kindheit und Jugend. Zu Momenten, die sie geprägt haben. Sie ist wahnsinnig selbstreflektiert, reflektiert aber ihr gesamtes Umfeld direkt mit, was sie zunehmend strauchelnd lässt und in regelrechtes selbst-bashing ausartet

Das Buch hat eine wunderschöne, teils richtig poetische Erzählstimme. Die Geschichte wird auf eine feinsinnige Art erzählt, die sich ganz wunderbar lesen lässt. Es ist kein klassischer Sommerroman, überzeugt aber mit den tiefsinnigen Untertönen.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Spannendes Konzept

Ferryman
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Ich habe Bücher von Justin Cronin zuletzt als Teenager gelesen, trotzdem hat es direkt klick gemacht, als ich „Ferryman“ im Buchladen gesehen habe. Und ich fand auch sofort alles an dieser Geschichte ansprechend. ...

Ich habe Bücher von Justin Cronin zuletzt als Teenager gelesen, trotzdem hat es direkt klick gemacht, als ich „Ferryman“ im Buchladen gesehen habe. Und ich fand auch sofort alles an dieser Geschichte ansprechend. Mein Fazit nach diesem Buch: muss sofort recherchieren, ob Cronin seit meiner Jugend noch was anderes geschrieben hat, denn dieses Buch war genauso genial, wie ich seine Werke in Erinnerung hatte. Bin jetzt wieder angefixt und brauche unbedingt Nachschub.

Zum Inhalt: Proctor ist Fährman auf Prospera, das heißt er ist für die Überfahrt der Iterationen von und nach Nursery zu Beginn und zum Ende ihres Lebens zuständig. Ein Job der ihn immer mit einem gewissen Stolz erfüllt hat, doch zuletzt fühlt er sich zunehmend nicht mehr wie er selbst. Bis eine Überfahrt ihn in den Grundfesten erschüttert und sein gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Und plötzlich muss Proctor alles hinterfragen, was er zu wissen glaubte.

Die Geschichte ist in größere Abschnitte aufgeteilt, die sich so ein bisschen nach den jeweiligen Handlungsorten bzw. Lebensetappen richten. Ich fand das Konzept der drei abgelegenen Inseln und der sie umgebenden Unwissenheit total spannend zu verfolgen. Denn die Insel Prospera ist ein perfektes Idyll, das ein paradiesisches, privilegiertes Leben ermöglicht. Alles sind schön, gesund, erfolgreich. Und ignorieren das Elend und die Armut auf Annex, wo normale Menschen Leben. Als Proctor beginnt die Risse in der Fassade des schönes Lebens auf Prospera wahrzunehmend, enthüllen sie zunehmend das ganze Ausmaß dessen, was hinter der Inselkonstellation steckt.

Der Handlungsverlauf war für mich schockierend und mitreißend zugleich, ein paar der Wendungen hatte ich mir bereits vage zusammengereimt, trotzdem hat mich die Geschichte immer wieder überrascht und war super temporeich zu lesen. Die Verstrickungen der einzelnen Inseln offenbaren sich erst nach und nach, da Proctor sich die verborgenen Wahrheiten selbst erst erarbeiten muss. Aber diese Unübersichtlichkeit macht das ganze für mich sehr authentisch. Denn wer fragt sich schon selbst, ob er wirklich ist?

Dieses Buch bewegt sich irgendwo zwischen Sci-Fi und Dystopie, ist absolut packend geschrieben und gespickt mit Geheimnissen und düsteren Enthüllungen. Ich habe es absolut verschlungen und konnte es nicht weglegen., weil ich unbedingt wissen musste, wie diese Geschichte ausgeht.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Starke weibliche Hauptfigur mit Fitzgerald-Flair

Ex-Wife
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Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger ...

Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger geprägt hat.
Besonders spannend, da dieses Buch erstmals in den 1920ern veröffentlicht wurde und als Skandalroman galt.

Zum Inhalt: Pat ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Mann ein ausschweifendes Leben in New York. Das Geld ist knapp, der lockere Lebensstil schlaucht und nach nur vier Jahren Ehe will ihr Mann die Scheidung. Er sei in eine andere Frau verliebt. Pat, immer noch verliebt, kämpft zunächst um die Ehe, während sie versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen.

Anfangs habe ich mich mit der Protagonistin etwas schwergetan. Sie ist jung und naiv, bedient die Gesellschaftsklischees der damaligen Zeit von Verschwendungssucht, Alkoholkonsum und einem lockeren Lebensstil. Erstmal nichts neues. Aber dann der Bruch, das Eheaus und das Suchen nach einer neuen, selbstbestimmte Rolle. Da begann es für mich wirklich interessant und spannend zu werden.

Pat muss nicht nur am eigenen Leid erfahren, dass ihr Status als geschiedene Frau sie zum Zielobjekt von Spott, männlicher Begierde und Neid macht, sie baut sich aus eigener Kraft auch eine Karriere auf und sucht nach einer neuen, beständigen Liebe, die der Wehmut des Verlorenen entgegentreten kann. Vor dem Hintergrund eines ausschweifenden Lebens in New York gar nicht so einfach, aber durch den glamourösen Flair doch recht catchy.

Die Erzählung war für mich sehr stimmungsvoll, die Ausschweifungen und Begegnungen teilweise sehr bildhaft und Pat durch ihre direkte Art erfrischend unterhaltsam. Ein schönes Sittengemälde über die Fesseln der sogenannten Freiheit geschiedener Frauen.

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